Dienstag, 9. Mai 2006, 10:16 Uhr

Geht meine Freundin fremd?

Da werden Melanie und meine anderen Blog-Leser wohl mit ungläubigem Staunen auf den Titel dieses Artikel geschaut haben – sorry, aber genau deswegen habe ich ihn auch gewählt. Da klickt einfach jeder! *smile* Offizielle Stellungnahme, um Gerüchten vorzubeugen: Nein, meine Melanie geht nicht fremd (oder besser: ist zumindest dermassen intelligent, es mir nicht unter die Nase zu binden).

Item. Arme Zeitgenossen, die sich unentwegt diese Frage stellen müssen, was der Partner wohl gerade treibt, wenn er sich ausserhalb des Kontrollbereiches befindet. Eifersucht ist ja heute verbreiteter denn mehr und verwandelt all zu oft Beziehungen in einen Albtraum. Ich persönlich habe mit dieser Charaktereigenschaft herzlich wenig am Hut und bin unheimlich froh darüber.

Ausgangslage

Wer den leisen Verdacht hegt, dass der Partner die Überstunden nicht etwa im Büro, sondern im Bett einer/eines anderen schiebt, erhält nun das ultimative Tool, um sich Gewissheit zu verschaffen. Natürlich kostet der Spass etwas, 499 SFr. um genau zu sein. Doch je nach Beziehung und Heiratsvertrag hat man diese Kosten sehr schnell wieder reingeholt.

Locatis PB 100

Die in der Schweiz ansässige Firma Locatis vereint in ihrem Gerät Locatis PB 100 GMS- und GPS-Funktionalität (Tech Specs). Wem diese beiden Abkürzungen nichts sagt: Es ist nichts anderes, als ein guter, alter Peilsender, mit heutiger Technik aufgemotzt. Dies erlaubt dem Überwacher Hundehalter, den Standort des Schäferstündchens entlaufenen Hundes mittels SMS oder Internet herauszufinden (Demo).

Der Beginn einer neuen Ära

Ich sehe hier ein neuer Industriezweig aufblühen. Via Kollege Burgdorfer habe ich vor einigen Monaten erfahren, dass es eine ähnliche, aber weitaus ausgereiftere Funktionalität im Vereinigten Königreich bereits seit längerem gibt. Man benötigt dafür auch kein separates Gerät – es genügt, eine Handy-Nummer anzugeben, und schon kann die Überwachung beginnen. Der Besitzer der Nummer muss zwar ein oder zwei SMS bestätigen, doch gerade bei Personen, die in einem Haushalt miteinander leben, sollte dies kein Hindernis sein: „Schaaahaaatz, darf ich kurz dein Handy auslehnen? Mein Akku ist alle“. Oder noch hinterhältiger, mitten in der Nacht. (Erst nach dem Niederschreiben dieser Zeilen habe ich den Artikel Mobile phone tracking, girlfriend stalking and the law auf El Reg entdeckt. Er beschreibt genau dieses Szenario).

Fazit

Diese Technik zeigt auf, dass die totale Überwachung längst einsatzbereit ist. Wer den Hunde-Finder Locatis verteufelt, sei daran erinnert, dass ein aktiviertes Endgerät seit der flächendeckenden Einführung der Funkkommunikation reicht, um zumindest dem Mobiltelefonie-Provider zu ermöglichen, die Position des Kunden auf die einzelne Antenne genau zu erfassen.

Mich würde Wunder nehmen, ob es bei Orange & Co. bereits ein Tool gibt, mit dem man die von einem Kunden benutzten Antennen im zeitlichen Verlauf graphisch auf einer Karte darstellen und mit einer Linie verbinden kann. Als aktuelles Beispiel: Die Rückfahrt von Kopenhagen nach Hamburg im Auto, danach plötzlich Funkstille auf dem Flughafengelände Hamburg, überraschendes aufflackern des Signals einige Stunden später und hunderte von Kilometern weiter südlich in Basel. Und zum Schluss noch die Rückfahrt über die Autobahn nach Neuenegg. Mann, das würde toll aussehen …

Für Wirtschaftler gibt es aber auch noch den anderen Aspekt: Nach dem von Swisscom Mobile lancierten Ogo Instant Messenger für GSM gibt es mit diesem GPS-Spielzeug schon wieder etwas Neues, das dem Kunden Geld aus der Tasche zieht resp. ziehen soll (vgl. Kommentar von Kollege Zgraggen). Man merkt es den Cellcos an, dass sie verzweifelt nach neuen Betätigungsfelder suchen, um die Kosten des Netzaufbaus zu amortisieren. So etwas klingelt halt deutlich lauter in der Kasse als die Senkung der SMS- und Interkonnektions-Preisen.

Weiterführender Link

Zufälligerweise gerade auf Digg: Cell-Phone Tracking: Laws Needed

PS: Klar, Locatis. „Verlorene Hunde wiederfinden“ … *muhahahahahaaa* Dass ich nicht lache! Das ist der Witz des Jahres.

Labels: Neuenegg, Wirtschaft

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