Mittwoch, 17. Oktober 2007, 15:11 Uhr

Brasilien pfeift auf das Bankkundengeheimnis

Der Sozi hat dazu gelernt und sagt jetzt dem Newspeak gleich nicht Bankgeheimnis, sondern Bankkundengeheimnis. Aus einem in den Kommentaren vorgetragenen Wortgefecht ging schlussendlich der Eindruck hervor, dass die Abschaffung des Bankkundengeheimnis dem Finanzplatz eigentlich kaum schaden würde. Aber eben: Die Abschaffung dieses würde der SP wohl so ungelegen kommen wie der SVP die bedingungslose Ausschaffung aller Ausländer in der Schweiz … Worüber könnten wir dann überhaupt noch politisieren? Himmel, da müssten wir ja damit beginnen, die wirklich wichtigen Probleme zu diskutieren, die unser Land bewegt.

Nun, in einem Kommentar zu einem hier vor wenigen Tagen erschienen Artikel, in dem ich die Einführung der Steuererklärung, die auf einem Bierdeckeli Platz, fordert, gab es den Tipp, doch mal bei brandeins vorbeizuschauen. Gesagt, getan.

Der erste Artikel, der mir bei der Google-Suche nach „brandeins steuern“ ins Auge sprang, hat es in sich:

Ob im Plus oder im Minus ist völlig egal. Wenn José, der brasilianische Normalverbraucher, sein Konto plündert, die Stromrechnung bezahlt, ins Minus rutscht oder einen Sechser im Lotto hat, erfährt das Finanzamt davon. Sofort und ganz automatisch. Weil die Bank dem Fiskus 0,38 Prozent von jeder einzelnen Einnahme oder Ausgabe überweist, von allen Beträgen, die über das Konto von José laufen.

Quelle: Der trockene Pelz

Ist das nicht fürchterlich? Fürchterlich effizient?

Aber nehmen wir einmal an, es gäbe keine andere Steuer, nur diese eine, und es wären nicht 0,38, sondern 18 Prozent Steuer auf den Kontenumsatz, die jeder Brasilianer mit einem Bankkonto zu zahlen hätte. Nicht auszudenken! Die brasilianischen Staatsfinanzen wären auf einen Schlag saniert – und alle, die ehrlich Steuern zahlen, wären hocherfreut. Gerecht wäre es außerdem, so gerecht, dass die armen Schlucker ohne Bankkonto mit keinem Centavo zur Kasse gebeten werden. Die heimlichen Millionäre aber zettelten eine Revolution an. Und mit ihnen die Steuerberater, Winkeladvokaten, Treuhänder, Vermögensverwalter und die Finanzbeamten sowieso – denn alle würden arbeitslos.

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Labels: Gesellschaft, Politik, Wirtschaft

Ein Kommentar Kommentare

PeBu sagt:

Kann dazu meinen Beitrag leisten

Hatte ja schon oft davon gelesen, Brasilianer haben keine Beziehung zum Geld. Was sie morgen verdienen geben Gestern bereits aus. So, meiner Erfahrung.
Sie, beraubt zwei Monate lang die Haushaltskasse wovon er nichts ahnte. Dann rennt sie zum örtlichen Staatsanwalt, tischt diesem eine Story auf. Der Staatsanwalt stimmt ihr zu ohne den Angeschuldigten jemals gehört und gesehen zu haben.
Sie packt ihren Sperrmüll zusammen, hängt den Ehering am Nagel und verschwindet. Nun kann sie mit ihrer Story hausieren gehen da der Staatsanwalt ja auf ihrer Seite ist.
Als sie weg ist stellt sich heraus, zwei Monate lang die Miete, Wasser, Strom nicht bezahlt sondern dieses Geld in die eigene Tasche gesteckt. Gleichfalls folgt die Androhung, dankt dieses Staatsanwaltes, zur Federal Police zu gehen um ihn aus dem Land zu werfen.

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