Posts Tagged ‘Landwirtschaft’

Freitag, 29. April 2022

Mit Energie- und Nahrungswaffen effizienter Krieg führen

Am Sonntag schrieb ich hier von den kommenden Versorgungsschocks.

Dort verlinkte ich auf ein faszinierendes Interview mit einem ukrainischen Grossbauern, welcher sich unter anderem Sorgen um sein Lager der Maisernte vom letzten Jahr machte. Bei 17 Minuten 30 Sekunden spricht der Landwirt von „300’000 Tonnen Mais“, welche in seinem Speicher in der Ukraine lagern. Das Gebiet sei von der russischen Armee besetzt, er habe keinen Zugang zum Mais und wisse deshalb nicht, was mit dem Getreide passiert sei.

Nun, nach unverifizierbaren, aber für mich durchaus plausiblen Berichten schaut es so aus, als „rollten“ einige solche Getreidespeicher derzeit Richtung Russland:

Holodomor 2.0? Ich denke nicht. Aber halten wir unser Augenmerk auf die ärmsten Länder der Welt, deren Gesellschaften auf Grund fehlender oder stark verteuerter Nahrungsmittel ihren Siedepunkt erreichen werden.

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Sonntag, 24. April 2022

Die Welt sollte sich auf einen Versorgungsschock mit Grundnahrungsmitteln gefasst machen …

Für mich und die meisten hier ist Essen „einfach da“ — Brot und Milch kaufe ich im Coop, oder in der MIGROS, und seit Gedenken stand ich noch nie einem leeren Regal (ausser beim Änngelibeck in Bern, kurz vor Ladenschluss).

Im Gegensatz zu meinen Grosseltern und Eltern kenne ich keinen einzigen Preis für Grundnahrungsmittel und weiss deshalb auch nicht, wenn der Preis für Brot oder Milch aufschlägt (aus welchen Gründen auch immer).

Folgendes Gespräch hat mich wachgerüttelt — so wüst die humanitäre Katastrophe in der Ukraine selber aktuell ist, tun wir gut daran, wenn wir uns jetzt schon auf einen weltweiten Versorgungsschock an Grundnahrungsmitteln einstellen, welcher uns mindestens dieses wie auch nächstes Jahr begleiten wird:

Wenn wir reichen Schweizer Glück haben, bedeutet das für uns „nur“, dass wir in den nächsten ein-zwei Jahren mehr für Nahrung bezahlen müssen. Nicht schön, aber ertragbar, indem wir andere, aber nicht zwingende Ausgaben reduzieren. Ärmere Länder, die bereits jetzt immer knapp durchgekommen sind, wird es aber deutlich härter treffen. Resultate könnten Hungersnöte mit vielen Toten sein, aber auch Aufstände, und damit verbunden Massenmigration.

Viele hier hoffen auf einen „Regime-Change“ in Moskau, doch vermutlich werden wir zuerst Regime-Changes in anderen Ländern sehen.

Wieso diese Schwarzmalerei? Das Video erklärt es sehr gut: Die Ukraine und Russland gehören zu den grössten Nahrungsmittelproduzenten und -exporteuren der Welt. Der Wegfall von zehn Prozent bis zu einem Drittel der weltweiten Produktionsleistung kann am Planeten schlicht nicht spurlos vorüber gehen.

Der Krieg führt einerseits dazu, dass Sonnenblumen, Weizen, Gerste und Mais in der Ukraine entweder nicht angebaut werden, oder die Felder im Sommer/Herbst nicht geerntet werden können. Landwirtschaft ist ein zeitkritisches Geschäft, wo man mit der Anpflanzung oder der Ernte nicht beliebig zuwarten kann.

Andererseits wird sich wohl das mit Sanktionen belegte Russland zwei Mal überlegen, in welche Länder es seine eigene Nahrungsmittelproduktion liefert — falls es die Produkte nicht gleich mit einem Ausfuhrverbot belegt.

Zur kritischen Lage trägt indirekt auch Treibstoffmangel bei. Der ukrainische Grosslandwirt erklärt im Video, dass beispielsweise Diesel für die Traktoren entweder von der ukrainischen Armee konfisziert, oder aber vernichtet wurde, damit es den Russen nicht in die Hände fällt.

Weiter vermute ich (ohne Verifizierung!) auch andere Einflüsse: Maschinerie und Transportmittel fehlen dort wo sie eigentlich gebraucht werden, weil sie in Sicherheit gebracht wurden (Landwirtschaftsmaschinerie kostet unglaublich viel Geld), für anderes als Landwirtschaft eingesetzt werden (Abtransport russischer Panzer), oder sie könnten auch in Kämpfen zerstört oder beschädigt worden sein. Selbst wenn die Kriegshandlungen eingestellt werden, ist die Frage, ob und wie rasch man Ersatzteile für Reparaturen bekommen wird. Und: Ohne Maschinerie kann man keine industrielle Landwirtschaft betreiben — egal, wie viele Hände man als Ersatz aufbieten würde.

Schlussendlich erwähnt der Landwirt auch noch verminte Felder, und ich kann mir vorstellen, dass die Überfahrt von Panzern und sonstigem schweren Gerät über Felder nicht gut ist für den Untergrund. Oder wenn verlassenes oder zerstörtes Armeematerial wie Panzer und Haubitzen auf den Feldern liegenbleibt, welches dann erst geräumt werden muss (nicht ganz trivial, wenn noch scharfe Munition rumliegen sollte).

Dasselbe mit Getreidelagern mit der Ernte von 2020, sowie Saatgut: Im schlimmsten Kampfhandlungen zerstört, oder die Ware aus welchen Gründen auch immer verdorben, oder konfisziert und abtransportiert. Der Landwirt erwähnt sein eigenes Maislager im Kriegsgebiet, und dass er nicht wisse, wie es dem dort lagernden Mais ergeht. Ich denke etwas von 300’000 Tonnen gelagertem Mais gehört zu haben (eine fantastische Zahl, die man noch verifizieren müsste — tatsächlich: bei 17 Minuten und 30 Sekunden spricht der Landwirt die Zahl aus). Zur Einschätzung: die Ukraine hat 2020/21 ungefähr 29 Millionen Tonnen produziert.

Weiter man muss sich auch bewusst sein, dass sowohl (künstlicher) Dünger als auch Pestizide aus fossilen Brennstoffen (Gas) hergestellt werden — und einer der grössten Gas-Produzenten führt derzeit eine „Spezialoperation“ in der Ukraine durch.

Einschub: Wie sich das bei mir anekdotisch bemerkbar macht? Im Februar 2013 habe ich meinen zweiten Aktienkauf in meinem Leben getätigt, mit ganz, ganz wenig Spielgeld. Ich habe mir damals auf Grund eines Blog-Artikels Potash-Aktien gekauft (ein Kanadisches Unternehmen, welches „Pottasche“ abbaut, sprich das „Kaliumkarbonat“ im NPK-Düngertriumvirat). Der Aktienpreis stürzte in der Folge ab, aber ich entschied mich, die wenigen Aktien zu halten. Das Unternehmen wurde irgendwann einmal von Nutrien aufgekauft, und ich erhielt dafür Nutrien-Aktien. Und jetzt endlich, 9 Jahre später, bin ich so nah wie noch nie am Break Even: Meine Aktien dümpeln „nur“ noch 11.92 Prozent unter dem Einstandspreis, nachdem sie seit Februar 2022 (war da was?) eine unglaubliche Rally hingelegt haben.

Wieso ein ITler sich um solche Dinge kümmert? Der Titel meines Lizentiats lautete Die Missernte 1916/17 in der Schweiz. «Wenn nur der Wettergott bald ein Einsehen hätte» (Download als PDF hier).

Und da wären wir auch schon im letzten Punkt: Auch die Ungläubigsten unter uns sollten ab und zu beten, dass die Landwirte dieses Jahr nicht auch noch von schlechtem Wetter oder Witterung getroffen werden. Sonst nähern wir uns einem perfekten Sturm.

Zum Schluss: Cui Bono? Neben der Fracking-Industrie und den Waffenproduzenten wird dieser Konflikt auch sehr positive Ertragsauswirkungen auf die U.S.-Landwirtschaft haben.

Nachtrag

Die Witterung scheint uns nicht gut gesinnt:

Südasien wird derzeit von einer aussergewöhnlichen Hitzewelle heimgesucht. Sie bedroht die Ernten vieler Bauern. Indien ist der zweitgrösste Weizenproduzent der Welt. Die durch den Ukraine-Krieg angespannte Situation auf den Agrarmärkten dürfte sich damit noch verschärfen.

Quelle: Weizenproduktion: Hitzewelle in Indien verschärft weltweite Versorgungslage

Nachtrag 2

Wie bereits vom ukrainischen Landwirten angetönt und von uns allen befürchtet, haben die Kriegsparteien in der Ukraine offenbar landwirtschaftliche Felder (oder: Zugangswege dazu) vermint:

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Donnerstag, 8. April 2010

Kritik an den Zersiedelungskritikern

Es gibt so viel Zersiedelung in der Schweizerischen Eidgenossenschaft, wie Geld dafür vorhanden ist. Anders herum: Man kann nicht gleichzeitig das Wachstum fördern und die Zersiedelung hindern.

Quelle: Wir sind alle Rüdisülis – News Leben: Gesellschaft – tagesanzeiger.ch

Ein äusserst lesenswerter Artikel, der für einmal nicht die Zersiedelung unseres Landes anklagt, sondern diejenigen, die sich — fadenscheinig, wie Architekturkritiker Benedikt Loderer zeigt — über diese Zersiedelung empören oder sie gar bekämpfen.

Wahrscheinlich hat er Recht: Wir können nicht gleichzeitig Suburbia anklagen und alle mit dieser Lebensweise und Wirtschaftsform verbundenen Vorzüge weiterhin bedenkenlos geniessen.

Einer der vielen Widersprüche unserer Zeit.

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Sonntag, 27. Dezember 2009

Bauernpolitiker sind überall gleich

But Bachmann isn’t the only welfare recipient on Capitol Hill. As it turns out, there is a filthy-rich class of absentee farmers—both in and out of Congress—who demand free-market rules by day and collect their government welfare checks in the mail at night, payments that subsidize businesses that otherwise would fail.

Quelle: Truthdig – Michele Bachmann: Welfare Queen

Ob in der Schweiz oder in den USA — sie verlangen für den Rest der Bevölkerung die freie Marktwirtschaft und mehr Verantwortung, fordern für sich aber Subventionen und Schutz vor dem Markt. Steuern zahlen sie oftmals auch keine. Ach, und sie sind die ersten, die billige Arbeitskräfte ins Land holen …

Chuck Grassley, the longtime Republican senator from Iowa who warns his constituents of Obama’s “trend toward socialism,” has seen his family collect $1 million in federal handouts over an 11-year period, with Grassley’s son receiving $699,248 and the senator himself pocketing $238,974.

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Dienstag, 3. November 2009

SVP will die Schweiz autark machen

Ernährungssouveränität? Spinnen die?

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – Nehmen wir die SVP zum Nennwert

Als angehender Historiker, der in seiner Lizentiatsarbeit („Missernte 1916/17 in der Schweiz“) auch ausführlich auf den Selbstversorgungsgrad der Schweiz im Ersten Weltkrieg eingegangen ist, musste ich gestern ob den Worten Toni Brunners den Kopf schütteln. Egal was der St. Galler Bauer und SVP-Parteipräsident raucht, er sollte schleunigst damit aufhören!

Gerade er als (Meister?)Landwirt sollte doch um Gottes Willen wissen, wie viel die Schweiz ihres Grundbedarfs an Nahrungsmitteln importieren muss. Damit nicht genug, hinzu kommen riesige Mengen an Treibstoff, Dünger, Pestiziden und Futter, die offensichtlich auch Bauern geflissentlich aus ihrer Rechnung ausblenden.

Man muss sich nun wirklich nicht lange mit der industrialisierten Landwirtschaft auseinandergesetzt zu haben, um zu realisieren, dass die Schweiz schon nur ohne fossile Energieträger (damit meine ich aber nicht nur Diesel für die Traktoren, sondern auch Grundbausteine von Dünger) landwirtschaftstechnisch komplett am Arsch wäre.

Hinzu kommt, dass wir Unmengen an sogenannt veredelten Nahrungsmitteln produzieren (Milch, Käse, Fleisch). Für eine tierische Kalorie herzustellen, sind zwischen 5 bis 10 pflanzliche Kalorien nötig. Um die Ernährung von 7 Millionen Menschen auch nur annähernd sicherzustellen, müssten wir folglich allesamt über Nacht zu Vegetariern mutieren, um die Verschwendung von Getreide, Mais etc. an Nutztiere zu stoppen.

Etwas, was das letzte Mal im Zweiten Weltkrieg versucht wurde. War Wahlens Anbauschlacht ein Erfolg? Wenn man die Mythisierung der geistigen Landesverteidigung von der Anbauschlacht abschält, bleibt

Immerhin stieg der Selbstversorgungsgrad von 52% auf 59%, verbunden allerdings mit einer Senkung der durchschnittl. Kalorienmenge pro Person von 3’200 auf 2’200 kcal.

7 mickrige Prozent! Es darf angenommen werden, dass der Selbstversorgungsgrad des Landes heute noch viel niedriger liegt.

Was gedenkt also die SVP zu tun? In meinem Bücherregal habe Herbert Backes „Um die Nahrungs-Freiheit Europas“ stehen. Erschienen 1943 — im Dritten Reich. Ob die dort angepriesen Lösung für das Problem der Nahrungsmittelknappheit („Lebensraum im Osten“) von unserer SVP wirklich verfolgt werden möchte, wage ich zu bezweifeln.

Auch ein Strukturwandel hin zu pflanzlichen Erzeugnissen wäre im derzeitigen „Agrarfreihandel“ reiner Selbstmord — Schweizer Bauern können auf Grund der Kleinräumigkeit der Höfe und des Landes nun mal nicht zu den Preisen Getreide produzieren, wie es die USA oder Argentinien tun.

Ich bin also gespannt, welches Patentrezept die SVP aus dem Ärmel schütteln wird.

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Samstag, 24. Oktober 2009

Graue Energie im regionalen Salat

So sei etwa bei Kopfsalat die Jahreszeit, in der er angebaut werde, der ausschlaggebende Klimafaktor. Regionaler Salat liege dann in der Klimabilanz vorn, wenn er im Frühjahr oder Sommer angebaut werde.

Quelle: SPIEGEL ONLINE – Druckversion – Lebensmittel: Einkaufsweg für Klimaschutz wichtiger als Herkunft der Produkte – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft

Anlässlich einer Zivilschutzübung konnte ich kürzlich mit einem Gärtnereibetreiber sprechen. Dabei kam heraus, dass er das Jahr hindurch um die 40’000 Liter Heizöl benötige, um seine Gewächshäuser im Winter warm zu halten. Zum Vergleich: Für ein Einfamilienhaus rechnet man mit einem Verbrauch von 3’000 Litern Heizöl — pro Jahr.

Kein Wunder, sind Gärtner mit Gewächshäusern eine der ersten Gruppen, die einen rasch ansteigenden Heizölpreis spüren.

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Samstag, 22. August 2009

Schweizer Heimatfront nach der Mobilmachung

Als die Rationierung der Lebensmittel verfügt wurde, staunte ich, wie gross unsere Verwandtschaft war. Entfernteste Verwandte kamen plötzlich auf Besuch und wollten uns Mehl und Eier abkaufen.

Quelle: Leben im Reduit? Die Frauen hatten es schwerer – News Wissen: Geschichte – bernerzeitung.ch

Die Aussagen decken sich weitgehend mit denjenigen, welche ich in meiner Lizentiatsarbeit mache. Über den 1. Weltkrieg, notabene.

Über die Réduit-Soap:

[…] So wie die Fernsehbäuerinnen gemütlich ein paar Kartoffeln ausgruben und mit der Sense herumhantierten, wären sie fast verhungert. Der Arbeitsalltag war viel härter. Die Sendung lieferte ein falsches Bild der Kriegszeit. Vielleicht auch dadurch, dass das Hauptgewicht auf den Soldaten lag. Mein Vater hatte immer grosses Mitleid mit uns zu Hause. Er wusste, dass wir hart arbeiteten und finanzielle Engpässe hatten, während er im Baselbiet ein paar Strässchen bauen half.

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Sonntag, 3. Mai 2009

Die Angst um Ernährungskrisen geht wieder um

Die Saudis bauern im Sudan, Katar erntet in Kenya, Libyen bepflanzt die Ukraine. Reiche Länder versuchen sich Boden im Ausland zu sichern – zwecks Versorgung mit Lebensmitteln.

Quelle: Wettlauf ums Ackerland der Welt (International, NZZ Online)

Was 70 Erdenjahre ausmachen können … In den 1930er hatten die Nazionalsozialisten völlig andere Pläne, um ihre Bevölkerung auch in Zukunft ernähren zu können: „Lebensraum im Osten“, insbesondere die fruchtbaren Schwarzerde-Böden in der Ukraine. Marktwirtschaftliche Instrumente waren damals doch eher tabu und man setzte voll auf eine kriegerische Konfrontation. Das Herz eines jeden Liberalen sollte angesichts dieser friedlichen Sicherung von Ackerland jubeln. Oder?

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Sonntag, 9. November 2008

Lebensraum im Osten

Oder: Die Deutschen sind ohne Waffengewalt zurück …

Warum deutsche Bauern Russlands Äcker bestellen

Barbarrossa

1941 hatten es die Nationalsozialisten ebenfalls auf die fruchtbare Erde der Ukraine und West-Russlands abgesehen. Damals versuchte Hitler mit eine gewaltigen Heer, die Ernährungsgrundlage des deutschen Voiks mit einem schlussendlich vier Jahre dauernden „Blitzkrieg“ sicherzustellen.

Nun sind die Deutschen also zurück, aber dem Zeitgeist entsprechend in guter wirtschaftsliberaler Manier (welche die Nazis zeitlebens verabscheuten). Statt mit Waffen kommt man mit Geld und Know-How – zum Wohle aller, wenn man den ökonomischen Theorien von Adam Smith glauben mag.

Verlorene Autarkie

Ironisch mutet höchstens an, dass sich Russland heute nicht mehr selbst ernähren kann (Herbert Backe, Nazi-Landwirtschaftsminister, veranschlagte in einem 1942 erschienen Werk die Ernährungsfähigkeit von Russland auf 100%). Der Autor des nun erschienenen Artikels schätzt die Menge importierter Lebensmittel auf 40, in gewissen Regionen gar 70 Prozent …

Schweizer in der Ukraine

Im heutigen Magazin gibt es einen ähnlich lautenden Artikel. In diesem Fall dreht sich die Geschichte aber um einen Schweizer Landwirten, der sein Glück (erfolglos) ind er Ukraine versucht (im Land der Orangen Revolution und Tchernobyl herschen katastrophale Verhältnisse, was die Rechtstaatlichkeit betrifft):

Moritz steckt ein

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Montag, 16. Juni 2008

Der Teufel steckt in der urbanen Gesellschaft

Dabei hat er [Bauernsekretär Ernst Laur] unter anderem hingewiesen auf die großen Gefahren, die dem Großstadtleben innewohnen: Auf den Luxus, die Genusssucht, die Üppigkeit und die Überkultur, besonders in Kreisen der Besitzenden und auf die dadurch entstehende Verweichlichung; ferner auf die durch solches Wohlleben angeregte Begehrlichkeit der untern Schichten; wie alles Sinnen und Trachten auf eine bequeme Lebenshaltung hin tendiere; wie dadurch die Arbeit als bittere Last empfunden wird, wie die ideellen Regungen im Menschen erstickt und die niedern Triebe gefördert werden und zu was für Lebensauffassungen und Anschauungen das führen muss.

Quelle: Rudolf Minger an der Gründungsversammlung der Bernischen Bauern- und Bürgerpartei vom 28. September 1918.

Kaum verwunderlich, wer – Mingers Ansicht nach – die Städter vor ihrem sicheren Untergang retten sollte:

Dem gegenüber hat er die Vorteile geschildert, die das Landleben, besonders in unseren Bauernfamilien, mit sich bringt. Wie das heimelige Zusammenleben und Zusammenarbeiten von Eltern und Kindern in der freien Gottesnatur die Kindererziehung erleichtere und günstig beeinflusse; wie die Freude an der Arbeit frühzeitig geweckt, so dass sie als Lust, als segensreiche Einrichtung empfunden werde. Die Anerkennung einer göttlichen Weltordnung sodann befruchte wohltuend Charakter- und Gemütsbildung und lenke den Blick aufhöhere, unvergängliche Ziele, die dem Leben die Weihe und den Inhalt verleihen. Durch das glückliche Zusammenwirken dieser Faktoren wird unser Bauernstand zum nie versiegenden Jungbrunnen, zum Reservoir, das dazu berufen ist, den Städtern die nötige Blutauffrischung zuzuführen, um dieselben vor dem sichern Niedergang zu bewahren.

Was ist aus diesen geflügelten Worten nur geworden? Die Urbanen Zeitgenossen haben die Landwirte endgültig und ein für allemal verdorben …

Ich kann mich übrigens nicht verwehren und erkenne im Begriff Blutauffrischung erste Tendenzen, die Deutschland in den 1930ern in den Untergang geritten haben.

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