Montag, 15. August 2005
Obwohl ich bekennender Benutzer von Partyguide.ch bin – überzeugen konnte mich das Produkt technisch und teilweise auch konzeptionell noch nie.
Partyguide gehört wohl neben Tilllate.ch (Kollege Wittwers Anti-Projekt kommt wohl hoffentlich bald – kreativ ist die Namensgebung auf jeden Fall) und Lautundspitz.ch zu den Top-3 der „Seht-her-ich-war-auch-an-dieser-Hundsverlochete“-Sites, die Photos von Parties zur Schau stellen. Dazu schwärmt mittlerweile die halbe Nation in Form von Hobby-Fotografen mit ihren Hobby-Kameras aus (na gut, einige haben wirklich gute Dinger mit obligatorischem Profi-Blitz dabei – wie die Nikon D70) und hüllt die Location ins Blitzlichtgewitter schlechthin. Dass die Gratis-Eintritte dazu einen grossen Anreiz darstellen, ist nur ein positiver Aspekt – mit einer Kamera in der Hand und etwas aufgelockert durch die promillehaltigen Getränke kommt man hierzulande eben doch noch vorzüglich mit dem anderen Geschlecht in Kontakt. Und noch etwas fällt auf: Insbesondere aufgetakelte Frauen sind mittlerweile derart konditioniert, dass man nur noch die Kamera zu zücken braucht, und man schmeisst sich in Pose :-)
Doch was stört mich nun an Partyguide?
Zu viele Fotos
Partyguide titelt heute Montag, 15. August 2005:
PartyGuide.ch liefert über 10’000 Bilder der Streetparade 2005
Bei der quantitativen Auswertung kriegen die Jungs um den Member und Gründer mit der Partyguide-ID ‚1‘, Jason (Mitgliedschaft zwingend) bzw. für alle anderen: Photos (frei zugänglich dank einem netten eMeidi.com-Script), eine glatte 6.
Die Frage nach der Qualität der Bilder stellt sich aber leider sehr oft – niemals sind es die 10’000 Bilder auch wert, angeschaut zu werden.
Auch wage ich hiermit die These aufzustellen, dass …
Party-Bilder-Sites die Produktivität der vor allem jüngeren Angestellten und Azubis stark zu mindern vermögen. Betroffen davon ist insbesondere die Dienstleistungsbranche (Versicherungen, Banken, Verwaltung, Administration), da die Leute dort in der Regel über einen Internet-Zugang am Arbeitsplatz verfügen und – wichtig! – anscheinend auch massenhaft Zeit, sich solche Angebote während der Arbeit „reinzuziehen“.
Unwissenschaftlich wie ich bin, grenze ich das oben grob definierte Zielpublikum noch genauer ein: Schickimicki-KV-Tussen und deren metrosexuellen Gegenparts, die auffällig häufig im Bankensektor (Credit Suisse & Co.) arbeiten.
Von wo ich diese Infos habe? Per Zufall stiess ich vor einigen Jahren auf die Zugriffs-Statistik von Tilllate.ch – sie war anscheinend für alle Welt offen wie ein Scheunentor. Nur die URL musste man kennen, und schon konnte sich der interessierte Surfer ein sehr schönes Bild über die Zugriffe machen. Ein vorteilhaftes Feature der eingesetzten Statistik-Software Webalizer ist es, die Herkunft der Besucher aufzuschlüsseln. An der Spitze standen mit grossem Abstand der Proxy-Server von Credit Suisse (www-gw*.credit-suisse.com), Winterthur (wv43.winterthur.ch?) und Zürich Versicherungen (ns*.zurich.com?). Leider habe ich die URL der Statistik vergessen – die wohl mittlerweile auch hoffentlich passwortgeschützt ist. Dennoch blieb mir dieses Fakt als Aha-Erlebnis präsent.
HTML aus den 90ern, Pop-Up-Wahnsinn neu erfunden
Die Bedienung der Web-Site ist katastrophal – für alles und jedes öffnet sich ein Pop-Up-Fenster. Das Layout ist für 2005 schlichtweg fürchterlich und hätte längstens eine Auffrischung verdient. Schaut der Web-Developer dann auch noch in den HTML-Quelltext, eröffnen sich weitere Abgründe: Da wird tatsächlich noch der <font>-Tag verwendet. Pfui! Den haben wir doch noch vor der Jahrtausendwende in die Verbannung geschickt – schliesslich gibt es ja heutzutage CSS1+2. Selbstverständlich ist dieser olle Tag nur die Spitze des Eisbergs, doch die meisten meiner Leser würden weitere technische Ausführungen nur ärgern. Zwischenbilanz: Die Kenntnis von CSS2 scheint die Entscheider dort aber noch nicht erreicht zu haben – dabei brächte diese Technologie einige Vorteile mit sich, u.a. der Verzicht auf …
Bandbreiten-Gönner
Der Betrieb einer Photo-Plattform in dieser Grössenordnung zieht (nicht) nur die KV-Angestellten der Banken und Versicherungen an – tagtäglich werden dort Gigabytes an Daten transferiert. Und wenn im Web heutzutage noch etwas kostet, dann ist es der „Traffic“, oder einfacher gesagt, die Daten, die man über Mietleitungen an all die Besucher schicken muss. Anscheinend ist es Partyguide.ch nicht gelungen, diese ausschliesslich mit der nervigen Werbung zu decken (hat schon jemand mal auf eines dieser schicken Banners geklickt?), sondern setzt jetzt auch darauf, die Portemonnaies der Benutzer anzuzapfen:
Mit einem Gönnerbeitrag von Euch ist es möglich, dass wir unsere Hardware schneller aufrüsten können und auch in Zukunft auf agressive & störende Werbung, welche immer auf schlechtes Feedback stösst, grösstenteils verzichten können.
eMeidis Tipp: Statt für viel teures Geld die „Hardware aufzurüsten“ einfach mal das Backend neu programmieren (ich glaube kaum, dass das PHP im Hintergrund auf Performance optimiert wurde), wie auch dank CSS entschlackten, verschlankten und sauberen HTML-Code ausgeben. Das kann schon Wunder wirken.
Heimatgefühle
Der Underdog Lidahun.ch, der nicht nur namentlich auf meine Heimat, das Sensler Oberland hindeutet, ist hier selbstverständlich eine Erwähnung wert. Weiter so!