Archiv September 2005

Donnerstag, 29. September 2005

Lauterburg hatte recht

Vor einer Weile habe ich über eine Vorlesung gebloggt, in der einige illustre Gäste dabei waren und kontrovers diskutiert wurde.

Heute hat ein Medienwissenschaftlicher die damals von Lauterburg gemachte Aussage bestätigt:

„Radiosender, die nur Musik und flotte Sprüche bieten, werden verzichtbar“, sagte Volpers am Donnerstag bei der 28. Mediendebatte der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM). Es werde öfter zu den Nachrichten hin- als abgeschaltet. „Die Hörer wollen aus dem Radio auch Information und nicht nur ein Hintergrundrauschen.“

Quelle: Medienwissenschaftler: Radiosender brauchen gutes Informationsangebot

Obwohl BE1 Radio des Jahres 2005 wurde, sollten sich die dortigen Macher also nicht zu sehr auf ihre vereinfachten Vorstellungen des Radio-Hörers verlassen …

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Donnerstag, 29. September 2005

Russell Beattie hat genug von Macs

Heutzutage ist es ja eher an der Tagesordnung, dass Leute von Windows zu Mac switchen. Auch Russell Beattie hat dies vor einiger Zeit getan. Doch nun gefällt ihm der Schritt in das gelobte Land nicht mehr und er möchte zurück in die Welt der Microsoft-Fenster. Naja, vielleicht sollten wir ihn wirklich gehen lassen – als Bereicherung für die Mac-Community sehe ich Leute wie ihn nicht wirklich an.

Immerhin begründet er seinen Entscheid in seinem Blog mit einem 33-Punkte-Programm. Den 34. füge ich selber noch hinzu: Pöse, pöse Mac-Fanatics haben sicherlich auch dazu beigetragen. Abgesehen davon finde ich es recht amüsant, a) die teilweise urkomisch wirkenden Begründungen und b) die tonnenweise Kommentare unter seinem Beitrag durchzulesen. Und das alles wegen eines läppischen Blogs!

Why Mac sucks

according to Russell Beattie

1. Anyone who says that Macs are more stable than Windows are smoking dope. I have two brand new Macs and they regularly go wacky and need reboots.

Dann muss ich schleunigst auf Entzug gehen *grins* Mein Mac is rock solid stable. Aber es kommt halt immer darauf an, mit welchem Budget man einen Mac kauft … ein iMac G5 würde ich wegen seiner Hitzeentwicklung auch nicht unbedingt als Produktiv-System einsetzen.

4. I don’t like Mail or Safari. I much prefer Thunderbird and Firefox, both of which don’t get much attention on the Mac platform.

„don’t get much attention“ – was bedeutet das? Die Versionsnummern sind unter Windows wie Mac OS X identisch. Aber vielleicht meint er etwas anderes?

5. I really dislike iPhoto. I much prefer the Windows thumbnails.

Das verstehe ich jetzt also wirklich nicht … Apple zwingt ja niemanden, iPhoto zu benutzen, wenn man Bilder anschauen will. Thumbnails gibt es auch bei Mac OS X: Finder > View > Show View Options > [x] Show icon preview.

Spätestens hier muss ich mich mir über die Kompetenz des Typen Gedanken machen.

6. I hate the Finder. I thought the Windows Explorer was bad and wacky, but I had no idea. Finder makes me want to hurt someone. I especially love when folders don’t merge, but replace.

FULL ACK – Finder ist sch***. Er ist aber nicht sch***, weil er beim Kopieren Ordner mit gleichem Namen nicht zusammenführt, sondern wegen viel tiefgründiger Probleme.

7. Trillian is so much better than Adium or Fire, and iChat is non-starter.

Ich selbst benutze ProteusX und bin zufrieden damit. Nicht zuletzt, weil die History in einer quelloffenen SQLite-Datenbank gespeichert wird. Mein ICQ-Archiv aus den späten Neunzigern ist leider für die Nachwelt verloren, weil es sich um ein proprietäres Datenbankformat handelt.

Längerfristig werde ich aber auf Adium wechseln, da es Open-Source ist.

Trillian ist ein Segen für das Windows-Umfeld – aber wer schon einmal versucht hat, Trillian auf einem Mehrbenutzer-Rechner einzurichten, wird mir zustimmen, dass Trillian diesbezüglich keine Referenz ist. Die Kontaktdaten werden im Programm-Ordner und nicht im Benutzer-Ordner unter ‚/Dokumente und Einstellungen/User/‘ gespeichert. Somit ist es nur mit Handstand möglich, eine Installation für mehrere Benutzern laufen zu lassen.

8. I’m not a musician, GarageBand to me isn’t particularly compelling

Weil ich den windowseigenen Calculator „not compelling“ finde ist doch Windows deswegen noch lange nicht Sch***?! Ich benutze ihn einfach nicht, und damit basta.

13. I like UltraEdit 32 over TextWrangler or TextEdit

Ein fairer Vergleich wäre gewesen, den Windows Editor TextEdit gegenüberzustellen. Wenn man UltraEdit 32 erwähnt, dann sollte man SubEthaEdit oder BBedit dagegen halten. Vergleichen wir doch Äpfel mit Birnen!

15. The widescreen on the Powerbook is completely overrated. Web pages and documents are tall, not wide. Because the wide screen lowers the viewing center of the screen, I end up getting a crik in my neck looking “down” at the wide screen, rather than more straight ahead on PC based laptops.

Wenn ich mich recht entsinnen kann, gibt es auch immer mehr Widescreen-Laptops aus der Wintel-Ecke? Und wenn einem das nicht gefällt, gibt es immer noch das kleine iBook und Powerbook … Oder ist er etwa auch einer dieser notorischen „maximise-me“-User? Wer viele Stunden hinter einem Laptop verbringt, ohne diesen an eine Docking-Station anzuschliessen mit externem Monitor, Keyboard und Maus, ist selber schuld und bald einmal ein Fall für die Suva.

17. What is the friggin’ deal with the .dmg files? The install process is so broken. Unzip .dmg.gz, mount .dmg, copy to Applications, unmount .dmg, delete .dmg, delete dmg.gz. Bleh.

Jetzt hat er alles verspielt. Die Installation einer Applikation unter Mac OS X ist das beste, was der Menschheit passieren konnte. Programm-Icon aus einem gemounteten Image in den Applications-Ordner ziehen, fertig. Das war die ganze Installation.

Wenn er aber auf diese Next, Next, „I agree“, Next, Next, Next-Orgien unter Windows steht – na gut, ich will ihm nicht im Wege stehen.

18. … And those fucking .DS_Store files…

FULL ACK. Der Erfinder dieser Folterwerkzeugs gehört erschossen …

21. I thought having “Unix” underneath would be an advantage. But it’s not Linux. Linux is what I know, the wackiness that is OSX confuses the hell out of me. I can barely figure out what’s running and not running. I installed some HP Printer software drivers months ago and the control panel starts up automatically every day and sits in the Dock, despite my best efforts to track down where the HELL it’s started from.

Was hat Unix/BSD/Linux mit Druckertreibern von HP zu tun? Kleiner Tipp: /Applications/Utilities/Activity Monitor.app, und der Tag ist gerettet (abgesehen davon, dass ich diesen Task-Monitor nicht ein Zehntel soviel benutze wie den Windows Task-Manager …)

22. I thought Expose was cool at first, but then realized I was going blind trying to find the right window. Spatial memory, what? Expose just randomly throws the windows around the screen, it’s nuts.

HALF ACK. Wieso Exposé Fenster willkürlich „rotiert“ weiss ich auch immer noch nicht. Doch Tatsache ist: Lieber dieser kleiner Bug in Expose als Windows ohne Exposé.

23. I hate the Dock too. Each app responds differently. So some apps you can click on and the window appears at the top, others it ignores. And if you Minimize the window, well, it never pops up. WHY?!?! Urgh. Thank god I discovered Command+~ to swap between windows of the same app… I was losing my mind for a while trying to find things.

Wusste ich’s doch – er ist einer dieser Minimierer-Maximiere-Truppe. Seit Expose minimiere ich sowieso keine Fenster mehr – wennschon verstecke ich diese mit Apfel-H (= Hide). Aber mit dem gelben Knopf minimieren? Never! Das machen nur Konvertiten.

29. Does anyone use Sherlock any more?

Nein, um Gottes willen! Aber Russell, jetzt kommen wir doch gar etwas vom Argumentationspfad ab. Lieber man hat ein Utility, braucht es aber nie, als man hat kein Utility und bräuchte es eigentlich die ganze Zeit, oder?

30. Windows Anti-aliasing for LCDs is more refined than OS X. You’d think it’d be opposite, but to me Macs seem fuzzy.

FULL ACK. Hier hat Apple noch mächtig nachzubessern, um etwas wie ClearType hinzukriegen.

31. OSX mouse tracking isn’t great. Why is that? Didn’t they invent it? Why do I have to go get separate mouse drivers for my Microsoft, Logitech and MightyMouse mice? That’s insane.

Ein typischer Windows-User. Die sind nämlich dazu konditioniert, zu all ihrer Peripherie Treiber herunterzuladen und diese zu installieren. Und zudem werde diese auch jeden Monat upgedated, mindestens. Ich habe hier einen Logitech Cordless MouseMan Optical, den ich seit März 2004 ohne irgendwelche Treiber-Installation laufen habe. Alle Tasten funktionieren. Also, Russell, was ist dein Problem?

32. Rendezvous/Bonjour works as advertised… but since no one around me uses a Mac, it really doesn’t matter except for iTunes, and the Windows version supports that functionality any ways.

Anständig teuere Netzwerkdrucker kommen mit Rendezvous/Bonjour daher. Eindeutig die einfachste Art, Netzwerkdrucker zum Laufen zu kriegen – getestet mit Laborantinnen, die keine grosse Ahnung von PCs haben.

Auch Linux kann man damit nachrüsten – mit daapd share ich meine 60GB MP3s in unserem Intranet.

Quelle: Why I Might Switch Back…

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Mittwoch, 28. September 2005

Die Schweiz liegt nur noch knapp vor Osteuropa (war: Ch.ch)

Zuerst, zur Einstimmung – irgendwie passt der folgende Artikel gar nicht so schlecht in das Überthema:

Ein lesenswerter Artikel über eines der Modewörter unserer Zeit: Die „konstruktive Kritik“. Berners Gedanken regen zum Nachdenken an und gehören ins Standardrepertoire eines jeden Kritikers (also auch in meins *grins*).

Mein Mail an Herrn Sigg bzgl. Guichet Virtual / Ch.ch wurde zu Beginn dieser Woche beantwortet – nicht von ihm selbst, aber seiner „Leiterin Kommunikation“, Julia Glauser. Die Antwort hat er als Karbonkopie (ja, sorry, so heisst das auf deutsch übersetzt) erhalten.

Wieso ich das erwähne? Nun, im Mail findet sich ganz am Schluss auch:

Für gute Vorschläge und konstruktive Mitarbeit von Einzelpersonen und Gemeinden sind wir immer offen und diskussionsbereit.

Auch das Konstruktive ist also wichtig. Ich frage mich aber, ob Ch.ch wirklich verbessert werden sollte – oder nicht einfach ohne grosses Trara als misslungener Versuch abgestempelt und den Bach hinab geschickt werden sollte? Ich beziehe mich hier ausdrücklich nur auf das Portal. Sollten im Hintergrund ein Superprojekt laufen, das die Schweiz innert Jahresfrist in die höchste Liga des E-Governements katapultieren wird – na dann, hü!

Es ist aber wohl halt einfach so, dass die Bundesverwaltung, wie wohl jede öffentliche Verwaltung sonst auch, niemals ein Projekt einfach so absterben lassen würde. Lieber repariert und bastelt man jahrelang daran herum, mit der Hoffnung, dass „irgendwann einmal“ doch noch was rechtes draus wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Doch nehmen wir das Mail etwas auseinander – Skalpell, daher!

[Meine Frage: Portal im Zeitalter von Google]… Es ist wichtig zu wissen, woher die Informationen stammen, was bei Google nicht immer der Fall ist, wo nicht immer klar zu eruieren ist, aus wessen Feder die Inhalte stammen.

Aber Frau Glauser, Google selbst präsentiert ja auch keine Inhalte, sondern Links darauf. Und diese Inhalte werden auch heute noch, im Jahre des Herrn 2005, von den Gemeinde-, Kantons- und Bundesverwaltungen in unserem Land erstellt und im Netz angeboten. Jedenfalls die Inhalte, auf die Ch.ch heute verlinkt und also für dessen Portalbesucher interessant sind. Abgesehen davon … welchem durchgeknallten Zeitgenossen würde es in den Sinn kommen, Informationen zur AHV/IV und über die Ergänzungsleistungen zu fälschen? *smile*

… Deshalb wird ch.ch ab Ende Jahr als nationale Einstiegsseite der Schweiz positioniert …

Ich sehe schon die Bluewin, Cablecom und Sunrise-Installations-CDs daherkommen, die dem Benutzer ungefragt Ch.ch als Browser-Startseite einrichten werden. Sonst sehe ich nämlich schwarz, dass irgendjemand freiwillig dieses Portal als Startseite einrichten lässt. Frau Glauser, wollen wir wetten?

Mir schwant aber schon, dass Bundesberns Marketing-Experten dieses Problem erkannt haben und fleissig an einer Lösung Arbeiten. Erwarten wir also eine riesige Werbe-Kampagnen mit Plakaten, Kaugummi-Verteil-Aktion im HB Bern etc. Frei nach dem Motto „Nützts nüt, schadts nüt“.

… einen einfachen Zugriff zu ermöglichen und dabei Orientierungshilfe zu bieten, damit die Schalteröffnungszeiten wirklich einmal der Vergangenheit angehören werden. …

Wieso soll ein Portal, das auf andere Seiten verlinkt, Schalteröffnungszeiten obsolet machen? Schliesslich muss ja auf der anderen Seite des Links denn auch ein „Guichet Virtuel“ stehen, der rund um die Uhr für die Kunden da ist. Bevor dies aber nicht der Fall ist (es gibt immer noch Gemeinden, die haben nicht einmal eine Web-Site!), bringt auch ein Portal herzlich wenig. Die Schalteröffnungszeiten werden in unseren föderalen Strukturen nicht durch ein Portal des Bundes abgeschafft, sondern durch die Aufrüstung von über 3000 Gemeinde-Web-Sites. Und das wird Jahre dauern.

Hätte der Bund in den letzten Jahren nicht ein Portal aufgebaut, sondern eine fixfertige Lösung eines Guichet Virtuel-Systems gebacken, das nun von jeder Gemeinde gemietet werden müsste, ja dann würde ich mich mit Kritik zurückhalten.

Doch wie alles in der Schweiz beginnt auch dieser Prozess bei der kleinsten Einheit, der Gemeinde. Was beschert uns dieses Vorgehen hier? Jede Gemeinde – sofern sie es sich leisten kann – entwickelt ein eigenes Guichet-Virtuel-System. Und selbstverständlich werden diese Systeme nicht untereinander kompatibel sein. Viel Spass!

Dass es wirklich so kommen wird, zeigt folgender Pressetext vom Mai 2005:

Die ursprüngliche Vision, wonach über die gemeinsame Plattform Webservices für alle Partner zur Verfügung gestellt werden sollten, sei nach langen und intensiven Diskussionen aufgegeben worden.

Quelle: Bundesrat will Koordination im E-Government verbessern

Argh.

… im Hintergrund arbeitet ch.ch aber durchaus an konkreten Projekten und Lösungen, von denen auch Gemeinden und Kantone profitieren können, so dass denn in Zukunft der virtuelle Amtsschalter doch noch einmal Wirklichkeit werden kann. …

Angesichts obigen Pressetextes frage ich mich nun, wer denn jetzt Recht hat? Läuft was, oder läuft nichts? Ich befürchte immer noch, dass der Pressetext näher an der Wahrheit zu liegen kommt. Während der Bund bis 2005 bereits 30 Millionen (davon 1 Million pro Jahr für das Hosting – kennt man in der Bundesverwaltung eigentlich Hostpoint.ch nicht? 120 Stutz im Jahr, und man ist voll dabei!) für das Projektli ausgegeben hat, weiss man anscheinend immer noch nicht genau, wohin die Reise gehen soll.

Ganz anders in anderen Ländern. Dort werden Nägel mit Köpfen gemacht. Ich bin mir sicher, dass wir von den Skandinavischen Ländern viel abschneiden könnten, man vergleiche nur die Cap Gemini-Studie über E-Governement vom Oktober 2003. Auch 2005 wurde die Studie erneut durchgeführt und kommt zum Schluss, dass Schweden und Österreich führend sind. (PDF – direkt von der Bundeskanzlei).

Die Studie prognostiziert, dass die Verbesserung der Online-Ausbaustufe in den kommenden Jahren nicht mehr die primäre Rolle spielen wird. Wichtiger sei es dann, dafür zu sorgen, dass die Bürger und Unternehmen die angebotenen elektronischen Behördendienste auch mögliches breit und oft nutzen.

In anderen Ländern hat man also funktionierende Lösungen, weshalb man zum nächsten Schritt übergehen kann: Die Leute dazu ermuntern, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und die Dienste auch zu benutzen. Davon sind wir in der Schweiz aber offensichtlich noch weit entfernt.

Selbst die Bundeskanzlei betont auf einer ihrer Seiten:

Online-Umsetzungsgrad in der Schweiz in drei Jahren nur marginal verbessert: Die Schweiz liegt nur noch knapp vor Osteuropa

Quelle: Cap Gemini

Irgendwie kommen einem da die Tränen …

Zurück zu Frau Glauser:

Das persönliche Erscheinen ist in diesem Fall übrigens auch in Österreich notwendig, das bei der Capgemini-Studie beim Online-Umsetzungsgrad an zweiter Stelle liegt.

Immerhin – Sie kennen also die Studie auch :-) (übrigens: habe sie selbst bei Recherchen gefunden, ohne ihren Hinweis vorerst gelesen zu haben *schulterklopf*)

… Für die Strategie ist ein Steuerungsausschuss zuständig, dem unter anderen auch Vizekanzler Oswald Sigg angehört.

Deshalb ging das Mail ja auch direkt an ihn.

Fazit

Die Schweiz tritt in Sachen E-Governement immer noch an Ort und Stelle. Während sich andere Staaten schon auf der Zielgeraden befinden, wurden wir nach drei Fehlstarts disqualifiziert. Die Entwicklung läuft nun daraus aus, ein „Feigenblatt“-Portal zu realisieren, um aus den aufgewendeten 30 Millionen wenigstens noch etwas halbwegs brauchbares hinzupflastern. Im Vergleich zu dem, was ursprünglich geplant war überhaupt kein Ruhmesblatt für den IT-Standort Schweiz, und auch nicht für die Bundesverwaltung. Es läuft nun alles darauf hinaus, dass zuerst die Gemeinden, dann die Kantonen und schlussendlich der Bund separat eigene Lösungen erstellen lassen werden, die allesamt untereinander nicht kompatibel sind. Und in zehn, zwanzig Jahren werden Abermillionen aufgewendet werden müssen, all diese Systeme zu konsolidieren oder untereinander kompatibel zu machen.

Wachet auf! Momentan ist noch alles verloren – durch einen beherzten Führungsanspruch könnte man die Gwagglis auf eine Linie bringen und sie gemeinsam an einem Strick ziehen lassen. Unsere Nachfahren wären uns dankbar!

Guet Nacht!

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Mittwoch, 28. September 2005

Hotline-Wartezeiten künftig gratis (bei den Russen)

Wer in Frankreich hilfesuchend in einer Hotline anruft und darauf wartet, endlich durchgestellt zu werden, soll künftig für die Wartezeit nicht mehr zur Kasse gebeten werden. … Die Gratis-Regelung solle bis Ende 2006 auf Internet-Betreiber und alle anderen Branchen, die Hotlines benutzen, ausgeweitet werden …

Sollte man sich hier in der Schweiz auch einmal überlegen … aber dafür sind wir dann wohl einfach zu liberal.

„Es ist unannehmbar, dass man einen Dienst über die Wartezeit am Telefon finanziert. Vor allem wenn die Betreffenden gerade anrufen, um sich über das Nicht-Funktionieren eines Dienstes zu beschweren“

Quelle: Hotline-Wartezeiten künftig gratis

Ich würde gar noch einen Schritt weiter gehen und die Anbieter dem Anrufer für jede verstrichene Minute mit Konserven-Musik einen Geldbetrag überweisen zu lassen.

Andererseits: Solange es Leute gibt wie den Herr Leu, der minutenlang stürmt, um schlappe 8 SFr. auf seine nächste Telefonrechnung gutgeschrieben zu erhalten … Ist ja klar, dass da sonst niemand mehr durchkommt.

Von einem nicht näher genannten Kollegen, der bei einer grösseren schweizerischen Versicherung arbeit, weiss ich, dass Anrufende nach Comfort-Klassen unterteilt sind. Call-Center-Agents, wie die Schnurris vom Dienst heute neudeutsch heissen, haben die Aufgabe, Leute, die mit einem C taxiert sind, so rasch wie möglich wieder abzuwimmeln. Hat man dagegen ein A (bedeutet wohl: verlässlicher Prämienzahler, keine Schadenfälle etc. folglich ein gutes Risiko, hatten wir gestern ja bereits), ist einem ein offenes Ohr gewiss.

Dank Rufnummernübermittlung und heutiger Computertechnik ist der gläserne Kunde also Wirklichkeit. Wenn ich bspw. bei Orange anrufe, haben die längstens alle nötigen Infos über mich auf dem Bildschirm, wenn Sie den Hörer abnehmen. Da steht dann sicherlich auch, ob ich meine Rechnungen pünktlich bezahle, welches Handy ich benutze, die Abonnementsform und natürlich auch, wann ich bereits den Customer Care-Service in Anspruch genommen habe. Schöne, neue Welt!

Von einer anderen Kollegin, die einmal bei Sunrise im Call-Center gearbeitet hat, weiss ich aber auch, dass es Leute gibt, die „einfach so“ anrufen. Um ein bisschen zu reden. So billig war der Haus-Psychologe noch nie …

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Mittwoch, 28. September 2005

Newsletter-Silvan über die heutige Hip-Hop-Jugend


iPod shuffle at a party
Originally uploaded by emeidi.
Quelle: Partyguide

Eigentlich schmeisse ich die nervigen elektronischen Newsletter von tilllate.ch immer gleich weg, ohne sie gross zu beachten. Als Absender sticht aber immer dieser „Silvan | tilllate“ hervor – für mich mittlerweile Inbegriff des auch in der Schweiz hausierenden E-Mail-Spams.

Silvan gibt sich Mühe, in jeder Ausgabe des Newsletters dennoch ein gewisses Niveau zu erreichen und analog zu einer Zeitungskolumne Themen aufzugreifen, die die Welt bewegen. Heute hat er es nach Millionen von Mails denn auch endlich geschafft, meine Aufmerksamkeit zu wecken. Doch lest selbst:

Hallo Mad4you

Halb eins, der Vierer hält vor der Säulenhalle. Eine Gruppe von 17-jährigen kämpft sich ins Tram. Das Bitchy-Chick in überengen Miss-Sixty fällt hin, ihre Kollegin kreischt auf: „Mann Du bisch ja huere bsoffe!“. Lautes Gelächter. In dem Moment tönt ein „I like to move it – wapedi-wup-wup“ aus der Fake-LV-Handtasche. HILFE! Crazy-Frog-Alarm. Wo ist die Notbremse? Ich muss raus!

„Mein Gott… die heutige Jugend“, seufze ich, „Alkohol, Vergnügungssucht, Geschmacksverdrehungen und reine Orientierung an Gruppenmustern. Fühlt sich dabei noch unheimlich innovativ. Dabei sehen doch alle exakt gleich aus. Hose in den Socken. Cap schräg aufgesetzt. Uniformiert in phat farm, southpole und fubu…“ – „Eeehm, Silvan“, unterbricht meine Freundin in kritischem Ton, „ich habe doch Bilder von dir in diesem Alter gesehen: Business-Shirt und Kaschmir-Pulli über den Schultern… wohl alles Markenartikel. Du bist regelmässig ins Schauspielhaus gegangen, obwohl du in Wirklichkeit eher auf Teenie-Filme à la American Pie stehst. Und was hat mir André von Euren Samstag-Abenden erzählt? Kneipentouren im Niederdorf? Nicht viel besser…“

Ich spüre wie mein Backen rot anlaufen. Zähneknirschend gebe ich ihr recht. Damals bin ich mit in der Tat mir meinem eigenartigen Verhalten supercool vorgekommen. Als hätte ich die Weisheit mit Löffeln gefressen. Als hätte ich einen wahnsinnig individuellen Stil. Dabei hatte ich mich doch nur an den Goldküstenbuben und orientiert.

Womöglich gehört diese Phase zu den Teeniejahren. Die 17-jährigen Girls aus dem Tram werden bestimmt irgendwann älter und reifer… und schauen dann mit 27 kopfschüttelnd auf ihre jüngeren Zeitgenossen… „Mein Gott…. die heutige Jugend“, werden sie seufzen.

Wenn er auch recht hat – wie die Jungen sich nicht ändern, sollten sich auch die „Alten“ nicht ändern: Mich kotzen diese Hip-Hoppers mächtig an. Schon nur, weil die alle mit diesen Billig-MP3-Playern aus Südkorea und Taiwan herumlaufen – dabei gäbe es doch Apples iPod. Aber den kann man sich halt nicht um den Hals hängen. Das Beste: Den MP3-Player legt man heutzutage nicht mal mehr im Ausgang ab. Anscheinend ist es mega-hip, mit dem Gerät seinen Status als Pimp zu markieren. Ich frage mich nur, ob man vom Sound des Players noch etwas mitkriegt, wenn der DJ die Anlage auf verbotene 100dB aufdreht? Klärt mich jemand auf, was das genau soll?

Ah, und noch etwas: Sind meinen Lesern auch schon diese Plüsch-Trainerhosen in den Farben Pink oder Weiss aufgefallen? Die erinnern mich unweigerlich an die Pyjamas, die ich in früher Jugend getragen habe … Einer meiner schlimmsten Erlebnisse war denn auch, als ich (im Traum, wohlgemerkt!) eines Tages im Pyjama in die Primarschule ging und dies erst im Klassenzimmer bemerkte. Heute scheint das überhaupt kein Albtraum mehr zu sein, man begebe sich nur für wenige Minuten an den Treffpunkt im Bahnhof Bern und beobachte die Gören.

Was wohl als nächstes In sein wird? Vader 77-Shirts?

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Dienstag, 27. September 2005

Wie man Windows Longhorn programmiert

Kollege Liechti hat mir vorhin einen sehr ausführlichen, aber spannenden Bericht über die Entwicklung des Windows XP-Nachfolgers, Windows Vista, zugesandt.

Not everything went so quickly, as engineers grappled with the challenge of making Longhorn more like Lego blocks.

Ein modulares Windows? Erinnert mich an … Linux! Dort rüstet man sich auch nur das nach, was man wirklich braucht (ausser man setzt diese Monster-Distros wie SuSe etc. ein).

… Microsoft then went down the Linux path of first developing a solid kernel for what’s now called Vista.

Hmmm, und dann disst man Linux immer als grössten Schrott? Wenn man dieselben Programmier-Methoden anwendet, muss dann wohl auch Schrott rauskommen. Komisch.

developing a solid core for Windows onto which new features can be added one by one over time.

apt-get directx

… oder was meinen die wohl damit?

If a feature had too many bugs, software „gates“ rejected it from being used in Longhorn. If engineers had too many outstanding bugs they were tossed in „bug jail“ and banned from writing new code. The goal, he says, was to get engineers to „do it right the first time.“

Die müssen einfach nur aufpassen, dass nicht plötzlich all ihre 4000 Programmierer im „Kittchen“ schmoren …

Fazit

Windows Longhorn war auf Abwegen und konnte nun wieder auf Kurs gebracht werden – indem man den Entwicklungsprozess des Erzfeindes Linux übernommen hat. Ob die Corporate-Welt dieses neue Produkt aber derart schätzen wird, bleibt weiterhin fraglich. Für was benötigt ein Büro-Arbeiter transparente Fenster und Widg … eh Gadgets? Jedenfalls haben vier Jahre Entwicklungszeit nicht das erhoffte Produkt hervorgebracht.

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Dienstag, 27. September 2005

Autsch! Prämien-Bankrott droht

Hoffentlich hat die kommerziellste Zeitung der Schweiz, 20 Minuten, unrecht, wenn deren Journalist schreibt:

Die Krankenkassenprämien in der Grundversicherung steigen 2006 um durchschnittlich 5,6 Prozent. Tiefer in die Tasche greifen müssen besonders die Jungen. Für sie beträgt die Zunahme 7,1 Prozent, im Kanton Bern sogar satte 12,7 Prozent.

KK-Prämien: Für Junge wird es besonders teuer

Obwohl ich schon jetzt monatlich 80 SFr. „Sozialhilfe“ erhalte, wie es Kollege Wittwer zu nennen pflegt (ich würde sagen: Krankenkassenprämien-Verbilligung, das nimmt einen aus dem Visier der SVP-Politiker), sehe ich relativ schwarz für das nächste Jahr. Auf jeden Fall werde ich mittels Comparis den günstigsten Anbieter aussuchen müssen – zur Zeit bin ich bei SWICA (Grund- und Zusatz), denke aber nicht, dass diese mit 200 SFr. monatlich so günstig ist.

Übrigens: Dieses Jahr war ich noch nie beim Arzt und zähle mich als zu den guten Risiken, wie es die Krankenkassen-Mathematiker so schön ausdrücken.

Wer sich mit süffigen Texten über Krankenkassen informieren möchte, empfehle ich das NZZ-Folio „Krankenkassen“, Ausgabe 9/05. Sehr spannend!

Da lehrt man u.a. auch, dass die Krankenkassen-Heinis lieber die alten Leute „einkaufen“ würden – denn diese seien noch viel die besseren Risiken als wir Twens (ausser in den paar letzten Lebensmonaten). Wieder etwas gelernt!

Ich beginne wohl jetzt einfach mal, 12% meiner jetzigen Prämie zusätzlich auf die Seite zu legen. Aber das schaffe ich eh nicht *grins*

Labels: Politik

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Montag, 26. September 2005

Microsoft Remote Desktop unter Mac OS X

Dank unserem vorzüglichen Webmaster am Historischen Institut, Kollege Liechti, kam mir heute ein massiv geekiges Tool unter die Finger:

Microsoft Remote Desktop Connection

Da Windows XP diese Funktionalität bereits mitbringt, reichte es, eine VPN-Verbindung ins Uninetz aufzubauen und die IP-Adresse eines nicht ausgeschalteten Rechners anzugeben.


Remote Desktop Connection on Mac OS X
Originally uploaded by emeidi.

Unglaublich, wie dies ohne Mühe funktioniert. Was ist nur mit Microsoft los?! Aber Kollege Torquenstein wusste es ja schon immer: Alles, was den Staat Seattle verlässt, ist Qualitätsware erster Güte. Bugs, Patches – für alle anderen Systeme, aber sicher nicht für Windows. Viren? Noch nie „in-the-wild“ gesichtet.

Puuuh, das hat wieder einmal gut getan *grins* Irgendwie habe ich in den letzten Tagen einfach zu wenig Microsoft-Bashing betrieben.

Zurück zum Thema: Leider ist unser IT-Verantwortlicher mit allen Wassern gewaschen und hat eine strenges Sicherheitsregime aufgebaut. Und das ist auch gut so. Nur leider gerade etwas schade, dass ich den Lesern kein Screenshot des Windows XP-Desktops unterjubeln kann. Ihr müsst halt mit der Fehlermeldung vorlieb nehmen …

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Montag, 26. September 2005

2005: Das Jahr, in dem die Usability Einzug hielt …

Okey, vielleicht hat die Usability (engl. Benutzbarkeit) von Web-Sites bereits schon früher Auftrieb erhalten. Dennoch muss ich all den vielen Berufskollegen dort draussen ein grosses Lob aussprechen: Immer öfter scheinen sich die Agenturen kein Denkmal mehr setzen zu wollen, indem sie die ausgefallensten Designs- und Flash-Animationen für reine Informationssites verkaufen, sondern machen ihrem Berufsstand alle Ehre und entwickeln einfach zu bedienende Seiten. Dazu gehört auch zu realisieren, was der Besucher eigentlich vor hat.

SBB


Safari Activity Window
Originally uploaded by emeidi.

Nehmen wir als Beispiel die SBB: 99% meiner Besuche der Site laufen daraus hinaus, dass ich die Abfahrts- oder Ankunftszeiten eines Zuges in Erfahrung bringen möchte. Logisch war es deshalb, diese meistbenutzte Funktion präsent auf der Titelseite zu platzieren. Weiter erkennt man auch, dass die Web-Site für heutige Monitor-Auflösungen recht schmal und niedrig daherkommt. Ich vermute stark, dass man so die Darstellung des Angebots auch auf Handies etc. optimieren wollte. Da man so weniger scrollen muss, haben die Optiker dann nicht so Freude wie an den Metro-Karten für den iPod. Auch werden auf der Eingangsseiten insgesamt 13 Objekte geladen – für heutige Verhältnisse sehr wenig (obwohl auch hier noch durchaus Optimierungen möglich wären). Auch hier sicherlich wieder primär, um Bandbreite zu sparen und die Seite schneller aufbauen zu lassen (Paradebeispiel: Google.com – über den Daumen geschätzte 95% der Bildschirm-Fläche bleiben weiss. Hier zählt jedes Byte!)

Bernmobil

Seit einigen Monaten (?) präsentieren sich auch die (ehemals?) Städtischen Verkehrsbetriebe, heute neumodisch Bernmobil genannt, in einem neuen Look.

Eines der gelungensten Features ist die Schnellsuche nach Haltestellen (rechts in der Mitte). Wenn ich nämlich wieder einmal im MEM-Gebäude der Universität Bern sitze und mich frage, ob ich die Feuertreppe nehmen muss, um den Bus an der gleich vor dem Gebäude liegenden Haltestelle noch zu erreichen, oder aber ob ich doch lieber gemächlich die Stufen hinunterschlürfen kann – ein zwei Klicks genügen, und ich sehe sofort, wann der nächste Bus erscheint. Wunderbar!

Dies nur zwei ganz kleine Beispiele, wie sich das Web in den letzten Jahren zu einem sehr nützlichen Hilfsmittel entwickelt hat. Der Kunde steht heute im Zentrum, was von den Entwicklern manchenorts ein Umdenken verlangt. Sich in die Situation eines Surfers hineinzuversetzen und den Bildschirm mit seinen Augen zu sehen, wird in unserem Business immer wichtiger. Sollte es aber immer noch Webagenturen geben, die ihren Kunden etwas anderes verklickern wollen – nun dann sollte man einen Wechsel zur Konkurrenz in Erwägung ziehen.

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Montag, 26. September 2005

Sich nie mehr in Paris verlaufen

Dass man mit dem iPod photo nicht nur Musik hören und sich Photos auf dem munzigen Display reinziehen kann (das freut jeden Optiker, wie ersteres jeden Aktionär von Phonak) sollte spätestens jetzt klar sein:

iPodSubwayMaps

Leider fehlt die Karte von Bernmobil noch, doch ich habe heute eine spontane Anfrage an den Kundendienst lanciert und hoffe, schon bald eine Antwort zu erhalten. Obwohl in Bern ja nicht wirklich die Gefahr besteht, den Überblick zu verlieren …

Dennoch sind die Nachteile einer solchen Lösung nicht zu verleugnen:

  • kein Zoom
  • fixe Grössen der Kartenausschnitte
  • keine GPS-Anbindung
  • keine Routenberechnung
  • keine Namenssuche
  • etc. …

Aber eben – ist halt ein weiteres Spielzeug für die Horden unterbeschäftigten Gadget-Freaks. Hauptsache, während der Freizeit taucht keine Langeweile auf.

Bleibt nur noch die Frage, was man macht, wenn einem im dümmsten Moment der Saft ausgeht. Dann hat man wohl doch lieber noch die Papierversion in der Hosentasche stecken. Sicher ist sicher.

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