Kollege Sedlacek wurde letzte Woche in Madrid der Laptop gestohlen. Da er dieses Wochenende zwecks Kurzbesuchs hier in der Schweiz vorbeischaute, konnte er über seine Erfahrungen mit der dortigen Polizei berichten. Ein Glück für ihn, dass er des Spanischen mächtig ist – wäre mir dieses Unglück passiert, hätte es wohl gar keinen Sinn gemacht, mit Englisch, Französisch oder Deutsch auf dem Polizeiposten aufzutauchen.
Spanien
Doch nicht zuletzt aus versicherungstechnischen Gründen war ein Besuch auf dem lokalen Polizeirevier angeraten. Wie Tomas heute zu berichten wusste, gaben sich die zwei für ihn zuständigen „Schreibtischtäter“ alle Mühe, seine Geschichte erfolgreich und wortgewandt zu Papier zu bringen. Für einen etwa fünfzeiligen Text gingen sage und schreibe mehr als 15 (fünfzehn) Minuten drauf. Der Junge hat Nerven …
Schweiz
Leider scheinen sich diese „Sitten“ von Land zu Land kaum zu unterscheiden. Genau solche Szenen kenne ich (und viele andere Bekannte) nur zu gut. Auch hierzulande wird spätestens beim Verfassen des Rapports klar, dass man die ins Büro abkommandierten Polizisten lieber wieder zurück in die freie Wildbahn entliesse. Sprich sie auf Streife schickt, denn dort, da bin ich überzeugt, leisten sie deutlich sinnvollere Arbeit. Dieses Prozedere kommt dem Opfer eines Verbrechens wohl allzuoft wie das nächste Verbrechen vor:
Da versuchen zwei Polizeibeamte mit System Adler (wann wird der Schreibmaschinenkurs endlich zur Pflicht?!) Berichte zu verfassen. Die Gleichberechtigung wahrend versuchen die Typisten, abwechslungsweise Sätze von höchstem literarischen Stil zu verfassen – und scheitern jedesmal kläglich. Wären die Rapporte öffentlich, liessen sich wohl ohne Probleme wöchentliche Ratings zum Mitarbeiter der Woche durchführen. Wer jemals miterleben durfte, wie die Burschen das Elaborat am Ende der Sitzung zum Besten geben, weiss, wie holperig und gekünstelt die Texte daherkommen. Dass für das Verfassen eines einzigen Satzes manchmal bis zu fünf Minuten aufgewendet werden, lässt jeden Steuerzahler erschaudern. Dies leider mit ein Grund, weshalb man für Anzeigen gleich einen ganzen Nachmittag freinehmen sollte. Vor drei oder vier Jahren, etwa zu dieser Jahreszeit, betrat ich den Polizeiposten am frühen Nachmittag und verliess diesen, als die Sonne bereits lange untergegangen war. Effizienz wird wohl nicht nur bei den ausführenden Beamten als Fremdwort gelten.
Fazit
Neben dem Schreibmaschinenkurs wäre es förderlich, wenn Schreibtisch-Polizisten eine (literarische?) Mittelschule besucht hätten. Wer dies nicht erfüllt, darf dann halt „nur“ auf die Streife und den bösen Jungs nachstellen. Wohl kaum die schlechteste Idee – die „Rambos“ melden sich wohl kaum zur Polizei, weil sie dort Nachmittage hinter dem Computer verbringen wollen, um Befragungen von Opfern und Zeugen zu Papier zu bringen. Viel lieber möchten die doch ihr rotes Stirnband umbinden und auf die Jagd nach all den Terroristen gehen, die zur Zeit gerade die Häuser in Zürich neu „bemalen“.
Nur noch eine weitere Anekdote …
Kollege Belinas Bruder, Student, durfte vor nicht allzulanger Zeit auch auf dem Polizeiposten vorsprechen und einen Velodiebstahl melden. Noch vor Ende der Befragung hätte dieser nur allzuliebend gerne die Computer-Tastatur an sich gerissen und den Rapport in fünf Minuten in das System gehackt. Leider hatte auch er dann einen zu grossen Respekt vor der Staatsgewalt – im Gegensatz zu den Bösewichten.
Ein Kommentar Kommentare
Man könnte schon zufrieden sein, wenn die Medienbeauftragten der Polizei zur Besinnung kommen und sich der Muttersprache wieder bemächtigen würden:
http://polizeibericht.ch/ger_details_24910/Zuerich_Laecherlich_aber_wahr_-_Stumpfes_Dengleutsch_zeigt_seine_haessliche_Fratze_auch_bei_der_Stadtpolizei_-_Stapo_%28bzw_Irmela_Apelt%29_sucht_kein_Personal_mehr.html