… kam vor ihrem Fall. Manchmal obsiegt halt doch das Gute. Und die Stimmbürger haben entgegen dem Wahlkampfblättchen unserer ortsansässigen SVP Neuenegg dann wohl „falsch“ gewählt.
Kollege Schmid, der seit kurzem auch bloggt (ein herzliches „Willkommen!“ hiermit!), hatte es heute Morgen wohl bereits im Urin. Sein Bauchgefühl erwies sich als richtig:
Ich zittere! Liebes Berner Wahlvolk, ich gebe zu: der Bürgerliche Sechser stellt einen überproportionalen Machtanspruch dar, welcher sich durch die realen Kräfteverhältnisse nicht rechtfertigen lässt. Ich habe auch ein gewisses Verständnis dafür, dieses Verhalten zu rügen. Aber musst du unseren schönen Kanton deswegen gerade mit einer Rot-Grünen Regierung abstrafen?! Die Gefahr ist immanent aber noch besteht Hoffnung… Time will show!
Quelle: Rot-Grüner Kanton Bern?
Für mich dagegen ist der Rot-Grüne Wahlsieg von heute Sonntag sehr überraschend gekommen. Obwohl ich mich mit der Thematik nicht gross befasst habe, war ich eigentlich fest der Meinung, dass in unserem SVP resp. bürgerlich-lastigen Kanton alles von der „grossen Partei“ und ihrem kleinen Bastard bestimmt wird. Falsch gedacht.
Ursache für das Wahl-Debakel für die Bürgerlichen und die Politsensation für die Linken war primär der Anspruch der SVP auf vier der sieben Regierungsratssitze, sowie die Listenverbindung mit der FDP, die zwei weitere Kandidaten beisteurte. Wäre es nach den Parteistrategen (die wohl noch heute Nacht gefedert und geteert werden) gegangen, würde sich der heutige Regierungsrat mit sechs Bürgerlichen und – als Adamsblatt – mit einem Linken präsentieren.
Zwei Faktoren haben das Wahlresultat beeinflusst. Um diese zu benennen, brauchen wir keine Politikwissenschaftler:
Mobilisierte Linke
Durch die drohende „Gefahr“ einer bürgerlichen Übermacht im Regierungsrat wurden viele linksstämmige Wähler mobilisiert. Leute, die an anderen Wahlsonntagen vielleicht zu Hause geblieben wären.
Panaschierende Bürgerliche
Besonders bitter ist aber, dass viele Bürgerliche die Anmassung ihrer Parteistrategen nicht mittragen wollten und angefangen haben, eigene Kandidaten von den vorgedruckten Listen zu streichen.
Ich könnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, wenn dieser Punkt schwere gewiegt hat als die „mobilisierte Linke“. In einem völlig anderen Zusammenhang habe ich kürzlich geschlussfolgert, dass Microsoft nicht durch seine Konkurrenten, sondern durch endogene Faktoren am Stärksten geschwächt wurde und immer noch wird. Verfetteter Management-Apparat, unendliche Bürokratie, kurzfristiger Blick auf Aktienkurse, Abtötung von Kreativität und Innovation, Angst vor dem Abschneiden alter Zöpfe. Vielleicht auch ein Grund für das Scheitern der Bürgerlichen?
Wo die Politikwissenschaftler jetzt aber gebraucht werden: Bei der Austarierung der beiden Faktoren. Welcher war wichtiger? Oder gibt es gar einen oder mehrere weitere Punkte, die bisher vernachlässigt wurden, aber eine ähnlich grosse Rolle gespielt haben? Eine genaue Untersuchung von Claude und Konsorte wird weiere Aufschlüsse geben.
Reaktionen
Ich bin gespannt, wem die Bürgerlichen die Schuld geben werden. Sich selber? Sind sie fähig zur Selbstkritik? Oder sucht man ausserhalb des eigenen Gärtchens nach bösen, bösen Übeltätern?
Nachtrag: Liest man die Meldung im JSVP-Stammtisch-Blog, fand heute ein ganz normaler Wahlsonntag statt, an dem sich nichts Aufsehenerregendes ereignet hat:
Grossratswahlen im Kanton Bern: SVP bleibt stärkste Kraft
Die SVP bleibt stärkste Kraft im Kanton Bern. Neu zieht sie mit 47 Sitzen in den Grossen Rat ein, vor der SP mit 42 Sitzen. Die FDP wird mit 26 Sitzen drittstärkste Partei. Der Grossrat wurde insgesamt von 200 auf 160 Sitze verkleinert, darum ist ein Vergleich mit dem Vorjahr statistisch nicht aussagekräftig. Neu fanden auch Wahlen in den Bernjurassischen Rat statt. Die SVP erzielte dabei 5 Sitze von insgesamt 24. In den Regierungsrat gewählt wurden von der SVP Urs Gasche und Werner Luginbühl. Besonders erfreut ist die Junge SVP über die Wiederwahl von JSVP-Ehrenmitglied Thomas Fuchs in den Grossrat. Wir gratulieren allen gewählten KandidatInnen und bedanken uns recht herzlich bei unseren Wählerinnen und Wählern.
Quelle: Grossratswahlen im Kanton Bern: SVP bleibt stärkste Kraft
Naja, dafür, dass die JSVP erst kürzlich so gegen die zensierende, von linken infiltrierte Presse gewettert hat, die weltbewegende SVP-Ereignisse schlichtwegs ausblendet (trojanisches Pferd auf dem Bundesplatz!), hat der rechte Autor rasch von den kritisierten Journis gelernt: Nichts Unwahres erzählen, aber kreativ mit den Ereignissen umgehen und die für die Bevölkerung wirklich wichtigen Punkte verschweigen. Wir wollen ja keine Herzinfarkte produzieren.
Dass die SVP (allen Ernstes!) vier Sitze im Regierungsrat wollte, jetzt aber nur noch mit zwei Regierungsräten dasteht und den Rot-Grünen gar der Coup gelungen ist, die absolute Mehrheit zu erreichen, ja das wird geflissentlich ausgeblendet. Aber vielleicht ist ja alles anders gelaufen und wir sind einer perfekt inszenierten Medienmanipulation der Linken aufgeflogen. In Tat und Wahrheit wacht die Welt morgen auf, und die Sonne scheint wieder: Sechs bürgerliche Sitze, und einer als „Trostpflästerli“ an die SP. Ich glaub‘ mich knutscht ein Elch.