An der gestrigen Klassenzusammenkunft hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einem Klassenkollegen, der bei einem grossen schweizerischen Energieversorger arbeitet. Selbstverständlich kamen in diesem Zusammenhang nicht nur die Liberalisierung des Strommarktes, sondern auch der Bau von neuen Kernkraftwerken, die CO2-Neutralität von alternativ dazu geplanten Gaskraftwerken und Klimawandel (Einfluss auf die Stauseen und Flusskraftwerke) zu Sprache.
Obwohl sich jedes der genannten Themen für einen ausführlichen Blog-Artikel eignen würde, möchte ich eine kleine Anekdote zur Strommarktliberalisierung wiedergeben, die mir mein Gegenüber berichtet hat.
So seien in Deutschland nach der Liberalisierung des Marktes die Strompreise um bis zu 50% gestiegen (natürlich war dies eine völlig unwissenschaftliche Diskussion, weshalb ich hier keine Belege zu der Aussage liefern kann). Der Grund ist klar: Liberalisierungen bringen kaum etwas, wenn am Ende nicht mehr ein Mono- sondern dann halt ein Oligopol den Markt beherrscht. Beispiel aus der Schweiz: Die Mobiltelefonie. Würde der Wettbewerb wirklich spielen, wären beispielsweise die Preise für Kurzmitteilungen nicht in Stein gemeisselt und lägen nicht bei allen Mitbewerbern etwa auf dem selben Niveau.
Doch was ich als „Schocker“ des Abends erlebte: Auch wenn es keine Oligopole gäbe, bedeutet Liberalisierung nicht zwingend tiefere Preise.
Huch! Das kann doch nicht sein?! Mir kann man in dem Fall Naivität vorwerfen – doch nach tausenden Wortmeldungen liberaler Kräfte in den Medien, insbesondere von dem allseits geschätzten Herrn Jäger in einschlägig bekannten Arena-Sendungen, sollte sich im Unterbewusstsein eines jeden informierten Zeitgenossen die Gewissheit gesetzt haben, dass Liberalisierungen immer tiefere Preise zur Folge haben. Jedenfalls kam dies so in meinem Hirn an …
Gestern wurde meine Meinung diesbezüglich korrigiert: Ein liberaler Markt sorgt für einen „gerechten“ (oder wie will man das ausdrücken? wissenschaftlich herleitbaren?) Preis, nicht automatisch für einen möglichst billigen!
Im Grunde hätte ich alleine darauf kommen können … Obwohl mein Gesprächspartner nicht darauf verwies: Der Benzinpreis wäre so ein Kandidat. Denn im heutigen Preis sind darin die Kosten für die angerichtete Umweltzerstörung und verursachten Krankheitskosten nicht enthalten, es handelt sich also nicht um einen Vollkostenpreis. Ergo: Der Benzinpreis wäre auch dann nicht rein marktwirtschaftlich festgelegt, wenn der Moritz nichts für die Staatskasse und Strassenbau und -unterhalt davon abzwacken würde …
Frage an die Blog-Gemeinde: Sehe ich das korrekt?