Samstag, 26. Mai 2007
[…] Renommierte britische Experten warnen in einer schonungslosen Analyse davor, dass der Irak in seiner derzeitigen Form binnen eines Jahres nicht mehr existieren könnte.
- Die Macht sei an lokale Religions- oder Stammesführer übergegangen.
- Die irakische Regierung sei nur mehr einer von mehreren „staatsartigen Handlungsträgern“. Sie sei „weitgehend unerheblich“, was das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben angehe.
- Dem Staat drohe die Spaltung und damit der Zusammenbruch.
Quelle: Irak droht kompletter Kollaps
Danke USA. Wirklich toll, was ihr uns da eingebrockt habt. Dabei gingt doch ihr gerade (vordergründig) in den Irak, um das Land zu demokratisieren. Irgendetwas ist da massiv schief gelaufen. Werden die Truppen abgezogen, bevor sich die Lage stabilisiert hat (besteht diese Möglichkeit überhaupt noch?), könnte das Pulverfass endgültig explodieren
Geschichtsprofessor als Prophet
Im Sommersemester 2003 besuchte ich an der Universität Bern das Proseminar „Die Schweiz in römischer Zeit“ bei Professor Bleckmann. Die Invasion hatte gerade begonnen; und unser Professor teilte uns seine Einschätzung mit – basierend aus jahrtausenden alten Erfahrungen der Römer (der imperialistischen Macht schlechthin, die einmal den ganzen Mittelmeerraum unter ihrer Ägide vereinte). Seine prophetische Aussage: Die USA könnten mit der Okkupierung eines Landes wie dem Irak nur scheitern. Man müsse sich nur ein wenig mit der römischen Geschichte auskennen, um zu diesem eindeutigen Schluss zu kommen. Die Römer besetzten nur diejenigen Reiche, die gewisse, mit dem römischen Reich „kompatible“ Strukturen boten. Der Irak schien diese nicht zu haben. Bleckmann sollte mit seinen Befürchtungen Recht behalten.
Aus Geschichte lernen
Ähnlich die Aussagen eines anderen Professors der Alten Geschichte, Grzybek, der über die Eroberung und Okkupierung des alten Ägyptens durch Alexander den Grossen las. Die Invasoren konnten sich daraufhin nur deshalb etablieren, weil deren Kampf gegen die bestehenden Okkupanten (Perser) von der Lokalbevölkerung als „Befreiung“ gedeutet wurde. Die nicht-ägyptischen Ptolemäer konnten sich die nächsten dreihundert Jahre auf dem Thron halten, weil sie sich den lokalen Gegebenheiten anpassten (Alexander liess sich als Pharao ausrufen) und die lokale Elite in verantwortungsvolle Posten hoben.
Einem solchen anpasserischem Gebaren einer westlichen Demokratie würde natürlich mit Kopfschütteln begegnet.
Mehr dazu: Die Eroberung Ägyptens (332–331 v. Chr.)