Donnerstag, 20. Januar 2022
Ich bin ausgebildeter Historiker, war aber nach dem Lizentiatsabschluss 2011 nie mehr im Fach tätig.
Das Studium hat mir aber folgende zwei Pandemie-Referenzpunkte mit auf den Weg gegeben, welche mich in den letzten zwei Jahren mehr und mehr an der grottenschlechten Darstellung der Situation durch den pharmazeutisch-medial-politischen Komplex zweifeln liessen:
Das Alter der Toten
Ich weiss nicht, wie viele Leute da draussen das folgende Lizentiat kennen, und noch weniger weiss ich, wie viele es gelesen haben: Die Grippeepidemie 1918/19 in der Schweiz von Christian Sonderegger, veröffentlicht 1991. Rückblickend hätte der Autor das Werk wohl eher „Spanische Grippe“ getauft, damit es in den Katalogen einfacher gefunden werden kann …
Es befand sich zu meiner Studienzeit tief unten im Keller in einer dunkle Ecke der Historischen Bibliothek in der Unitobler. Ich habe dieses Lizentiat während dem Verfassen meines Lizentiat ausgeliehen (oder war es nur vor Ort einsehbar?) und gelesen. Doch zu behaupten, dass ich den Inhalt noch wiedergeben könnte, wäre etwas verwegen.
Christian Sonderegger hat den Eintrag zu „Grippe“ im Historischen Lexikon der Schweiz verfasst.
Doch was mir in Erinnerung geblieben ist (auch, glaube ich, verstärkt durch mindestens eine Vorlesung und ein Seminar): Während der Spanischen Grippe in der Schweiz starben vornehmlich junge, und somit eigentlich als gesund geltende, zwanzig- bis vierzigjährige Männer.
Das war in der Covid-Pandemie eindeutig nicht der Fall, sonst müsste ich in meinem Bekanntenkreis schwer Erkrankte und Tote verzeichnen und regelmässig an Beerdigungen gehen.
Die Zahl der Toten
Im Geschichtsstudium des Mittelalters kommt man unweigerlich auch am Schwarzen Tod, der Pest, vorbei. So tragisch dieses einschneidende Ereignis auch war, ich kann mich erinnern, dass nach der Pest vieles anders war: Arbeitskräftemangel führte zu einer deutlich besseren Verhandlungsposition der Proto-Arbeitnehmenden und Bauern, was sich auch im Lohn respektive den Preisen für Agrarprodukte widerspiegelte.
Und wenn ich mich richtig erinnerte hatte die Pest auch einen massiven Einfluss auf die Kunst (Stichwort „Renaissance“). Sozusagen die Golden Twenties im Mittelalter.
Auch hier kann ich die Entwicklung dieser Pandemie nicht wiedergeben, zu verschwommen sind meine Erinnerungen. Aber auch hier nahm ich einen wichtigen Referenzpunkt mit: In den Pest-Schüben starben dreissig Prozent der Bevölkerung Europas. Ein Drittel. Auf den einzelnen Menschen hinuntergebrochen: Jedes dritte Familienmitglied, jeder dritte Bekannte wurde dahingerafft.
Nachtrag
An meiner Alma Mater wurden 2015 zwei weitere Masterarbeiten zum Thema publiziert:
- Brack, Simon: Ein unsichtbarer Feind. Der kommunalpolitische Umgang mit der Grippeepidemie 1918 in den drei Gemeinden Bern, Thun und Langnau i. E
- Tscheerig, Andreas: Die Spanische Grippe in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Zum Umgang der Sanitätsbehörden mit der Grippe-Pandemie von 1918/19
Quelle (mit Abstracts): BeHMi 2015