Archiv ‘Wissenschaft’

Montag, 11. August 2025

Hätte die Menschheit doch nur ein Mittel gegen Hitzewellen erfunden …

Heute auf der Frontseite des Tagi: «Die Gesellschaft passt sich nicht schnell genug an häufigere und intensivere Hitzewellen an»: Interview zu Hitzewellen: Warum hinkt die Deutschschweiz beim Hitzeschutz so weit hinterher, Frau Ragettli?

Meine Hypothese, dass das Wort „Klimaanlage“ in dem Artikel kein einziges Mal erwähnt wird, war nach dem „Durchbruch“ der Paywall rasch widerlegt:

Gehört der Einbau von Klimaanlagen auch dazu?

Derzeit konzentrieren sich die Gesundheitsdepartemente vor allem auf kurzfristige Massnahmen: Sie geben Empfehlungen zum richtigen Lüften oder zur Beschattung von Fenstern und veröffentlichen Listen zu kühlen Orten – beispielsweise Bibliotheken, Kirchen oder Einkaufszentren, die während Hitzewellen zugänglich sind. Aber auch die nachhaltige Kühlung von Gebäuden mit Klimaanlagen ist in Schulen und Gesundheitseinrichtungen ein wichtiges Thema, bei der verschiedene Akteure gefragt sind – etwa aus der Architektur, der Stadtplanung oder dem Gebäudemanagement.

Ich hatte (fälschlicherweise) vermutet, dass die vorherrschenden grün-ideologischen Scheuklappen dazu führten, dass man als um das akademische Überleben und Fortkommen kämpfende Wissenschaftlerin dieses pöhse, pöhse Wort auf keinen Fall in den Mund nehmen darf. Zum Glück half der Interview-führende Journalist etwas nach — doch wie heutzutage üblich ohne nachhaken, konfrontieren. „Abgehakt, nächstes Thema bitte“ so scheint es.

Doch man beachte das Herumgeeiere, das Ausweichen der Wissenschaftlerin: Anstelle „Institutionen per Gesetz dazu zwingen, innert drei Jahren die Raumtemperaturen von Ausbildungs- und Pflegeeinrichtungen im Sommer nicht über 25 Grad ansteigen zu lassen“ (natürlich einklagbar; was de facto einer Klimaanlagen-Pflicht entspricht), verweist man auf „Akteure“, doch was diese tun sollen, bleibt unklar.

Für mich ist klar:

  • Wird hier nicht gehandelt, opfert man weiterhin jährlich dutzende, wenn nicht hunderte, fragile Mitglieder unserer Gesellschaft einer grünen Ideologie, bewusst, mit voller Absicht.
  • Das Verbot*, Klimaanlagen in Wohnungen zu verbauen, wird bald fallen. Falls es am Wohnort kein Verbot gibt, so machen es einem die örtlichen Behörden doch unheimlich schwer, legal eine Klimaanlage zu verbauen. Die Lösung: Die Installation von Klimaanlagen soll nicht mehr bewilligungspflichtig gemacht werden, ähnlich wie bei Photovoltaik. Lasst den Markt spielen, und die Leute selbst entscheiden, ob sie im Schlafzimmer eine Klimaanlage benötigen, oder nicht (ich glaube die Antwort wird offensichtlich sein).
  • In fünf bis zehn Jahren verfügt die Mehrheit der Haushalte über Klimaanlagen; beginnend natürlich mit den Haushalten, die sich die Aufrüstung mit der Portokasse leisten können, nach und nach gefolgt von Mietwohnungen (bspw. bei Renovationen). In Hitzeregionen wird es für Vermieter ein Wettbewerbsvorteil sein, Klimaanlagen anzubieten. Die Leute werden mit ihren Schweisstüchern abstimmen.
  • Das Geniale daran: Der Solarstrom, der hierzulande auf Grund grotesker Überkapazitäten im Sommer über die Mittagszeit anfällt, und der derzeit keine Abnehmer findet (respektive mit Draufzahlen „verschuttet“ werden muss), kann dann direkt in diesen neuen, glänzenden Klimaanlagen verbraten werden. Dann fände die Geschichte mit den neuen Erneuerbaren doch noch ein Happy End.
  • Dieser Wandel wird einer der grössten Siege unserer Gesellschaft über die grünen Ideologen sein, welche uns seit Jahren zurück in die Steinzeit regulieren und besteuern wollen. Es wird den Wandel einläuten hin zu einem pragmatischen, effektiven Umgang mit dem Klimawandel (von wem und was er auch immer „gemacht“ wird).

Wir leben in einer Gesellschaft, die notabene vor nicht all zu langer Zeit gesunde Menschen — und insbesondere Kinder — einsperrte, Masken tragen liess, um die vulnerabelsten Bevölkerungsgruppe vor dem „sicheren“ Tod zu beschützen. Eine Gesellschaft, die kerngesunde Menschen de facto zu einer experimentellen Impfung zwang, welche — wenn nicht nutzlos — sogar gesundheitsschädigend sein konnte.

Im Kontext er Hitze hier scheint das Schicksal dieser Leute schnurzegal zu sein. Offenbar gibt es im Gegensatz zu Covid-19 und dem Reibach für Big Pharma keine „Big Air Conditioning Industry“ hinter der Hitzekatastrophe. Schade.

Wer etwas in der Welt herumgereist ist, wird wissen, dass in vielen Regionen der Welt Klimaanlagen eine Segnung Gottes entsprechen. Unvorstellbar, wie heutzutage ganze Länder ohne dieses Wunderding funktionieren könnten, und wie sie sich ihren Wohlstand ohne diese Anlagen hätten erwirtschaften können.

Beispielsweise Singapur, am Äquator liegend — welches oft als „Schweiz Asiens“ betitelt wird. Ohne Klimaanlagen wäre der Stadtstaat eine Fussnote in der Geschichte geblieben.

Lee Kuan Yew, founder of modern Singapore:

„Air conditioning was a most important invention for us, perhaps one of the signal inventions of history. It changed the nature of civilization by making development possible in the tropics. Without air conditioning you can work only in the cool early-morning hours or at dusk. The first thing I did upon becoming prime minister was to install air conditioners in buildings where the civil service worked. This was key to public efficiency.“

Singapore’s founding father thought air conditioning was the secret to his country’s success

Via: Hacker News

Nachtrag

Folgender Twitter-Thread wurde am 17. August 2025 veröffentlich, und schlägt in dieselbe Kerbe wie mein Artikel:

A thread about the class dynamics of air-conditioning in Europe. von @AndrewHammel1

Den ganzen Thread auf einer Seite liest man hier: Thread by @AndrewHammel1

[…] observed the pro-A/C contingent here go from total defeat to now being on the verge of victory.

[…] these are ordinary middle- and working-class Germans, who are just as pragmatic as people anywhere. The urban haute bourgeoisie — bureaucrats, public media executives, NGO employees, humanities grads, journalists, professors, lawyers, judges, etc. — are the holdouts.

[…] To these people, A/C is the ultimate American solution to a problem. Instead of accepting nature as it is, Americans use expensive, wasteful technology to artificially change the environment to fit their fat, lazy lifestyles.

These people regard these decisions not just as their personal lifestyle choices, but rather as a *model for all of society*.

But never once do they even mention air-conditioning, even when addressing „vulnerable populations“ such as schoolchildren or hospital patients or seniors. It’s almost as if these planning bureaucrats take a perverse pride in ignoring the elephant in the room.

Nachtrag 2

Jetzt kommt es ganz Dicke! Es scheint, als es die „Big Air Condition Industry“ offenbar doch gibt, und sie nun endlich entschieden hat, den DACH-Markt zu kapern:

Kommentar: Nur in Deutschland ist die Klimaanlage etwas Schlechtes

Clemens Gleich schält in seinem Kommentar die Schizophrenie der deutschen Moralapostel und selbsternannten Weltretter heraus, wenn er sagt:

[…] [Klimaanlage] „Das braucht man nicht und außerdem sind Klimaanlagen umweltschädlich.“ Gut beobachtet: So eine Meinung findet man in weiten Teilen Deutschlands, und sobald das Thema im öffentlichen Rundfunk thematisiert wird, springt sogleich die Redakteurin bei jeder Erwähnung von Klimatisierung ein mit „aber das ist schädlich!“.

Dieselben Menschen sagen dann zu viel größeren Klimakompressoren mit gigantisch viel mehr Betriebsstunden (der Wärmepumpe): „Das ist super, das ist die Zukunft der Gebäudetechnik im Neubau und im Bestand.“

Dieselbe Schizophrenie sieht man übrigens auch beim CO2-freien Atomstrom: Der ist nämlich offenbar nicht geeignet, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Lieber die Kernkraftwerke abschalten, rückbauen, und dann mit CO2-Schleudern (Gas- und Kohlekraftwerken) ersetzen. Genau meine Logik.

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Sonntag, 8. Juni 2025

OODA Loop

Vor langer Zeit mal gehört, in der Zwischenzeit vergessen — und glaub ich im AvTalk Podcast kürzlich wieder gehört:

OODA Loop

  • Observe
  • Orient
  • Decide
  • Act

In unserem westlichen, äusserst komplexen Leben unerlässlich. Man tut gut daran, dies zu verinnerlichen.

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Mittwoch, 31. Januar 2024

Was in der Boeing 737-Manufaktur schief läuft

It is here where the dysfunctional relationship between Boeing and Spirit manifests itself. The haggling over who is responsible for fixing issues that reach final assembly, and ultimately who pays to fix any issues, underscores the long-running strategic tension between the two companies. The delegation of those repairs, one knowledgeable person said, adds both time and needless complexity as Boeing factory staff wait for Spirit staff to plan and implement fixes, slowing down the entire process all under the same roof.

Quelle: 127 Days: The anatomy of a Boeing quality failure

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Montag, 1. August 2022

Ich bewahre Sonnencreme im Kühlschrank auf

Bekannte haben mich schräg angeschaut, als ich das heute nebenbei erwähnt habe.

Doch die Hersteller empfehlen das tatsächlich, bspw. NIVEA:

AUFBEWAHRUNG AM STRAND UND UNTERWEGS

Ist Sonnencreme Extrembedingungen wie Hitze ausgesetzt, kann die Stabilität der Formel leiden. Je weniger Temperaturschwankungen Cremes, Lotionen und Sprays erfahren, desto besser. Darum sollten sie bei hohen Temperaturen bspw. nicht stundenlang im Auto liegen. Auch direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden.

Tipp: Falls Sie am Strand oder beim Picknick eine Kühlbox dabeihaben, ist das der perfekte Aufbewahrungsort. Ansonsten Sonnencreme in die Tasche packen oder zumindest in den Schatten legen.

Winterquartier für Sonnencreme

Wer gegen Ende des Sommers eine frische Flasche oder Tube angebrochen hat, lagert diese am besten im Keller oder im Kühlschrank, um die Haltbarkeit zu verlängern. Sie kann so im Skiurlaub und auch im nächsten Sommer ohne Bedenken weiterverwendet werden, sofern sich ihre Konsistenz, Farbe oder ihr Geruch nicht verändert hat.

Quelle: NIVEA: SONNENCREME HALTBARKEIT: KANN SONNENCREME ABLAUFEN?

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Samstag, 6. Februar 2021

Hans-Werner Sinns „Standardwerk“ zu Elektroautos, Klimawandel, CO2, Energiewende, Solar- und Windenergie, Erdöl, Braunkohle und Atomkraft

Beipackzettel: Hans-Werner Sinn zerstört in einer Stunde und achtundfünfzig Minuten (mit YouTubes 2× Geschwindigkeitsfunktion in weniger als sechzig Minuten) in bestimmten Gesellschaftsschichten Weltbilder und/oder verursacht zumindest fundamentale Sinnkrisen.

Dass Klimaaktivisten und -retter diese Rede nicht schauen (oder: verstehen) ist das eine, aber dass irrlichternde Politiker hier nicht mal reinschauen verstehe ich nicht …

Stell dir vor, wir hätten Virologen und Epidemiologen von seinem Kaliber.

Nachtrag

touni@ schickt mir über Twitter folgenden Artikel: Was Hans-Werner Sinn bei seiner Elektroauto-Studie übersehen hat.

Diese Kritik in der WirtschaftsWoche (WiWo) ist datiert auf den 19. April 2019, die auf YouTube publizierte Rede hielt Sinn am 16. Dezember 2019. Der WiWo-Artikel scheint Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Sinn nicht umgestimmt zu haben.

Dabei: Damit Elektroautos besser wegkommen als die Diesler, müssen gemäss Stefan Hajek, Redakteur Innovation & Digitales bei der Wirtschaftswoche, (englische Version) „nur“ folgende vier Studienparameter/-annahmen geändert werden:

  1. Verzicht auf NEFZ-Laborwerte, stattdessen soll man bei Dieselfahrzeugen und Benzinern 40 Prozent zu den NEFZ-Werten hinzurechnen, bei Elektroautos seien nur 8 Prozent nötig; oder man soll gar nicht erst NEFZ verwenden, sondern WLTP, EPA oder aber „empirische Verbrauchswerte“. Im Artikel werden die WLTP- und EPA-Werte nicht genannt und sind somit auch nicht mit den NEFZ-Werten vergleichbar.
  2. Für Tesla-Batterien darf man nicht mit 300, sondern muss mit 3000 Ladezyklen rechnen. 3000 ist der Spitzenwert, den ein Tüftler erreicht hat, indem er die Batterie aus seinem Tesla 3 ausgebaut, die Ladeelektronik und alle Schutzmechanismsen deaktiviert und die Batterie dann ununterbrochen geladen und entladen hat. Tönt echt viel realitätsnaher, und ich finde es auch überaus sinnvoll, wenn Tesla-Besitzer händisch ihre Ladeelektronik überbrücken und Schutzmechanismen deaktivieren … (wer Sarkasmus findet …). Anderer Fun Fact: Rechnet man eine Reichweite von 500 Kilometer pro Ladezyklus (ich bezweifle, dass das ein von Normalsterblichen zu erreichender Durchschnittswert ist, insbesondere im Winter) machen Teslas mit 3000 Ladezyklen 1.5 Millionen Kilometer. Steht so im Artikel. Für mich tönt das alles grenzwertig und unrealistisch, aber ich halte ab sofort Ausschau nach Teslas mit Originalbatterie und 1’500’000 Kilometer auf dem Tacho (Geboten werden 900’000 Kilometer mit einer ausgetauschten Batterie. Korrektur: 1’000’000 Kilometer, aber: „As we previously stated, these miles are not all on the original motor and battery. In fact, by November 2019, Gemmingen had gone through four motors and three battery packs.“). Forumsdiskussion dazu, und auch noch bei Heise: Fragezeichen. Hajek hat vermutlich eine solche Reaktion erwartet und relativiert im Artikel, dass man die ausgelatschten Tesla-Batterien ja anderenorts weiterleben lassen kann. Nebenbei:
    • Sinn weist in seiner Rede darauf hin, dass Batterien von Elektroautos in der Praxis eben gerade nicht optimal geladen werden (Stichwort: „range anxiety“), und dieser Umstand die Lebenszeit der Batterien verkürzt.
  3. [Den dritten Punkt verstehe ich nicht; hier mein Deutungsversuch] Gemäss Hajek hat Sinn „vergessen“, die CO2-Bilanz zur Herstellung der Bauteile des Diesel-Autos ebenfalls einzurechnen (das wäre doch selten dämlich, eines Prof. Dr. Dr. h.c. mult. unwürdig und würde ihn der Lächerlichkeit preisgeben). Auch vergässe Sinn, die Förderung, Raffinierung und den Transport des Diesels einzuberechnen.
  4. Die CO2-Emissionen für Fahrten mit dem Tesla sind falsch und müssen um 16 Prozent nach unten korrigiert werden

Dazu Hans-Werner Sinn: Sinn verteidigt Studie zu E-Autos: Haben sogar optimistische Annahmen gemacht.

In Sinns Replik wird auch noch eine Volkswagen-Studie erwähnt, die aufhorchen lässt:

[…] eine von Volkswagen veröffentlichte Studie, die den E-Golf mit einem Golf TDI vergleicht. VW hatte errechnet, dass ein E-Golf beim heutigen deutschen Strommix geringfügig mehr CO2 je Kilometer ausstoße als ein Diesel-Golf – 142:140 Gramm CO2.

WDR konnte im September letzten Jahres auch nicht wirklich bedingungslos in den Lobgesang auf Elektroautos einstimmen: WDR Fernsehen ∙ Planet Wissen ∙ 16.09.2020 ∙ Sind Elektroautos umweltfreundlicher als Benziner?

Fazit?

Sinn spricht im Video über viele andere Themen, die meiner Meinung nach deutlich wichtiger sind. Elektroautos machen nur einen Teil des Vortrags aus.

Meine Meinung zur Diskussion mit Elektroauto-Verfechtern: Der wahre Umweltretter ist vermutlich diejenige Person, die gar kein Auto fährt (d.h. weder Benziner, noch Diesler noch Elektroauto). Wir sind das sicherlich auch nicht, fahren aber immerhin unseren alten, popeligen Toyota Verso-S benzingetriebenen Gebrauchtwagen zu Boden. Vermutlich die ökologischste unter den schlechten Varianten.

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Dienstag, 22. Dezember 2020

MUTATION!!!

Nachtrag

Vincent Racaniello erläutert ruhig und sachlich, was in der Geschichte wirklich Sache ist. Das Ganze beginnt mit einem Tadel gegen Apoorva Mandavilli, welche einen reisserischen New York Times-Artikel zum Thema verfasst hat. Gegen Schluss des Videos nimmt er dann noch die Unwissenschaftlichkeit von NERVTAG ins Visier und spricht PCR-Tests ab, Infektiosität zu diagnostizieren — wenn es sogar Vincent „den Deckel lüpft“, muss das was heissen:

Ganz wichtig: Begriffe!

  • isolates
  • mutations
  • variants
  • strains

Überarbeiteter Text

(Nachdem ich Vincents Video geschaut habe, habe ich den Text wo fehlerhaft angepasst)

Fast seit Anbeginn der Pandemie folge ich Richard Neher und Emma Hodcroft auf Twitter (Genau der Neher, der die diesjährige Goldene „Nostradamus“ Himbeere erhält).

Deshalb kenne ich Nehers Datenset auf der Website Nextstrain schon seit dem Frühjahr 2020. Kann man ganz doll mit rumspielen und sehen, welche sog. „Variants“ des Virus mit Genom-Mutationen wann und wo aufgetaucht sind, und wohin sie sich während der „Pandemie“ weltweit verteilt haben.

Die Schweizerische Journalistenelite — sprich die Besten der Besten — scheint erst jetzt entdeckt zu haben, dass SARS-CoV-2 ganz viele verschiedene Varianten aufweist. Gemäss Vincents Video wurden seit der Entdeckung von SARS-CoV-2 bis Oktober 2020 über 12’000 Mutationen in über 90’000 „isolates“ (dt. einzelnen Virenspezimen, die in Infizierten isoliert wurden) festgestellt.

Notabene: Von „strains“ (dt. „Stämme“) von SARS-CoV-2 würde man dann sprechen, wenn Virus-Varianten (im Menschen!) neue biologische Eigenschaften entwickeln. Vincent sieht bei SARS-CoV-2 noch keine „strains“. Das ist höchstens verwirrend, als dass Nehers Web-Applikation auf nextstrain gehostet wird.

Da aber „Mutation“ viel, viel gefährlicher tönt als „Variante“ (und zu deutlich mehr Klicks führt), ist die Print- und Online-Presse in Kalenderwoche 52 ausgeflippt: Nun enthält jede zweite Schlagzeile den Begriff „Mutant“ oder „Mutation“.

Christian Drosten dachte sich gestern, dass er dem noch einen draufsetzen sollte, und setzte folgenden Tweet ab:

Merkt euch:

Das sieht leider nicht gut aus.

Der Laie denkt sich vermutlich eher das:

Drosti ist mittlerweile zurückgerudert:

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Sonntag, 26. Juli 2020

KKA: Appell für eine dringliche nationale Datenkompetenz-Kampagne

Die Konferenz der Kantonalen Ärztegesellschaften KKA lanciert einen Appell für eine dringliche nationale Datenkompetenz-Kampagne (entdeckt im Artikel „Neuste Corona-Statistiken aufbereitet und analysiert“ auf Infosperber).

Da bin ich voll der Meinung der KKA und unterstütze das Vorhaben.

Anfangs Mai 2020 schrieb ich hier:

Crash-Kurs „nicht reisserische, sondern aussagekräftige Statistiken“ für hiesige Medienschaffende Was die Schweizer Medien bezüglich der Interpretation und Auswertung von Corona-Daten bieten, ist nicht nur erbärmlich, sondern oftmals auch irreführend (bewusst oder unbewusst, das lassen wir jetzt mal dahingestellt). Jeder Medienschaffende (Blogger?), der Corona-Artikel schreiben will, sollte an einem Grundkurs Statistik teilnehmen müssen und diesen an einer Prüfung mit genügenden Noten bestehen. Ansonsten sollte diese Medienschaffenden lieber ein Advertorial schreiben oder eine Publireportage über einen Cervelat-Promi machen.

Quelle: Wieso haben wir den Lockdown gemacht?

Natürlich wäre es schön, wenn wir mittels eines Zauberstabs gleich die ganze Bevölkerung mit ausreichend statistischen Deutungsfähigkeiten ausstatten könnten. Das ist aber illusorisch. Mir würde es ehrlich gesagt schon reichen, wenn eine von der Politik unabhängige, durch und durch wissenschaftliche Stelle die Möglichkeit erhielte, schweizerische Medienerzeugnisse und Verlagshäuser zu sanktionieren, die Schindluder mit Statistiken treiben. Von mir aus auch mit einem Punktesystem à la Flensburg: Drei gravierende Verstösse, und der Journalist muss sich Advertorials und Publireportagen widmen.

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Sonntag, 24. November 2019

Rechenschieber in For All Mankind

Meine Frau nervte sich fürchterlich, doch in der in dieser Woche erschienen Folge der Apple TV+-Serie For All Mankind musste ich kurz zurückspulen und das Bild anhalten.

Das Standbild wurde von einem Rechenschieber ausgefüllt — meiner Frau völlig unbekannt, mir noch ganz knapp geläufig (obwohl ich selbst auch zu spät geboren wurde, um noch mit einem solchen Ding zu hantieren).

Ich interessierte mich dafür, von welchem Modell wir sprachen, welches Wernher von Braun (real existierend) der ersten weiblichen Flight Controllerin Margo Madison (fiktiver Charakter) übergibt:

Nestler

Diese rote Zeichenfolge vermochte im Pixelhaufen zu erkennen. Eine kurze Google-Suche lotste mich auf die Web-Site von Rechenschieber-Enthusiasten, und tatsächlich, es gibt einen Hersteller mit diesem Namen:

Nestler bis 1955

Mangels Photos auf der Web-Site konnte ich aber (noch nicht) herausfinden, um welches Model es sich genau handelt — sprich, ob die Ausstattungsspezialisten in Hollywood ihre Geschichts-Hausaufgaben gemacht haben. Ich bin mir zumindest aber fast sicher, dass es sich um ein Modell handelt, welches auf einer Seite Zentimeter-Markierungen besitzt …

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Freitag, 7. September 2018

Video: Klimawandel einfach, aber eindrücklich visualisiert

Temperature Anomalies by Country 1880-2017

Ob das ganze jetzt menschgemacht ist oder nicht sei dahingestellt — wenn es in den letzten Jahrzehnten Anomalien gab, dann Hitze und nicht Kälte. Das Video beruht auf Messdaten, die wir in der Form erst seit etwas mehr als 150 Jahren erfassen. Ob es Perioden in der Menschheitsgeschichten gab, die ebenfalls solche heissen Anomalien aufweisen, weiss ich ebenfalls nicht.

Was ich aber weiss: Einen solchen Klimawandel gab es noch nie, als 8 Milliarden Menschen gleichzeitig auf dem Planeten gelebt haben.

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Samstag, 4. August 2018

Wie voll ist die Gasflasche des Grills?

Kurz nachdem wir in die Mietwohnung in Bern eingezogen sind, haben wir uns einen Weber Q 220 Gasgrill geleistet und auf dem Balkon platziert.

Am Dienstag, dem Tag vor dem Schweizerischen Nationalfeiertag, haben Stephanie und ich zu einem Grillabend eingeladen. Ein Punkt der Vorbereitung war, sicherzustellen, dass wir noch genügend Gas zur Verfügung hatten, um den Grill den ganzen Abend lang feuern zu lassen.

Doch wie macht man das? Ich entschied mich schlussendlich für die Gewichtsmessungsmethode: Grill auf die Withings WS-30 stellen, Gewicht messen (11.1 Kilogramm), und auf der Gasflasche die Tara-Angabe suchen (7.3 Kilo). Das Tara vom gemessenen Gewicht abziehen, et voilà, das ist die verbleibende Gasmenge in Kilogramm: 3.8 Kilo. Gemäss Aufdruck auf der Flasche beträgt das Gesamtgewicht beim Verkauf 12.4 Kilogramm und die Flasche enthält 5 Kilo Gas. Somit haben wir seit dem Kauf am 2. August 2017 1.3 Kilogramm Gas oder 26 Prozent verbrannt. Müsste also selbst für den Vorabend der Bundesfeier reichen.

Gestern nun wurde ich von einem Bekannten auf folgendes Video hingewiesen, welches weitere Messmethoden erläutert und bewertet:

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