Posts Tagged ‘China’

Sonntag, 5. Oktober 2025

Meine (knappen) Gedanken zu Schweizerischen E-ID

Nun ist sie also da, die Gesetzgebung zur Schweizerischen E-ID.

Vor der Pandemie hätte ich dem Anliegen bedenkenlos zugestimmt. Seit dem Irrsinn der Pandemie ist alles anders. Ich habe klar Nein gestimmt, doch leider haben in der äusserst knappen Abstimmung ungefähr 10’000 Stimmende den Ausschlag für die Einführung einer E-ID gegeben. Immerhin: Die E-ID und die Infrastruktur dahinter wird im Gegensatz zur ursprünglichen Vorlage von der Schweizerischen Eidgenossenschaft entwickelt und betrieben. Beruhigend, aber nicht erlösend. Der Betreiber kann ein Problem sein, das grössere Problem ist nun aber einmal die eigentliche Existenz einer E-ID.

Einen der Exponenten des Anliegens kenne ich, da ich vor langer, langer Zeit in einer von ihm gegründeten Firma angestellt war. Sein Dialekt gefällt mir, denn er spricht fast wie mein Vater und meine Verwandschaft väterlicherseits.

Ich unterstelle den Digital-Politikern hinter der Vorlage keine böswillige Absicht, und glaube, dass sie einerseits alle Identifikationsprozesse (Authentifizierungsprozesse) in unserem Alltag vereinfachen, aber gleichzeitig den Datenschutz gewährleisten wollen. Unsere Legislative kann froh sein, haben zumindest einige Personen dort Ahnung von Informationstechnologie.

Nichtsdestotrotz, meine Prognose: Trotz vollumschwänglicher Beteuerungen der Befürworter hat die Mehrheit der Stimmenden den Weg geebnet für Folgendes:

  • Die E-ID wird zwingend werden. Die Erstellung und der Besitz einer E-ID, derzeit noch „freiwillig“, wird zwingend werden. Jeder Bewohner des Landes wird eine solche ID besitzen müssen, um im Alltag zu überleben und grundlegendste Dinge zu tun: Arbeiten, einkaufen, Finanztransaktionen durchführen, im Inland und ins Ausland reisen; sie wird verlangt werden beim Mieten von Wohnungen, Polizeikontrollen, bei Arzt- und Spitalbesuchen, bei der Steuererklärung, bei der Ein- und Auszahlung von Sozialversicherungen usw. usf.
  • Die E-ID wird „zweckentfremdet“ werden. Wir werden uns dem Zustand der staatlichen Überwachung und Lenkung in China annähern. Beispielsweise …
    • … in der nächsten „Pandemie“, wenn wieder zwischen unterwürfig geimpften und ungeimpften „Schwurblern“ unterschieden und die Menschenrechte der Letzteren „zur Sicherheit aller“ eingeschränkt werden.
    • … online, wenn wir Web-Dienste nutzen wollen und die Betreiber zunehmend verpflichtet werden, die eindeutige Identität eines Benutzers zu kennen.

Als ich gegenüber einem Bekannten meinen Unmut über den Ausgang der Abstimmung bekannt machte und meinte „Sie werden die E-ID missbrauchen“, fragte er mich „Wen meinst du mit ’sie‘?“. Seine Frage war klar gerichtet, weil er gewissen Meinungsströmungen nicht abgeneigt ist, die überall und andauernd eine Weltverschwörung von Bill Gates, Soros, den Rothschilds und der Freimaurer wittern.

Nun, nein, davor habe ich nicht Angst, und kann solchen Verschwörungstheorien nichts abgewinnen. Mit „sie“ meinte ich einfach Politiker und Beamte im ganzen Land, ihrem Amt und den Anforderungen nicht gewachsen, die in einer Notsituation das Naheliegende (aber Falsche) tun und den Weg des geringsten Widerstands wählen werden. So geschehen und erlebt 2020–2022. Mit E-ID wird es bald einfacher und übergriffiger, die Bevölkerung zu überwachen und zu lenken, „gewünschtes“ Verhalten zu belohnen, und „unerwünschtes“ Verhalten zu sanktionieren.

Gerne lasse ich mich aber vom Gegenteil überzeugen. Ich hoffe, dass ich in fünf und zehn Jahren diesen Blog-Post lesen, und sagen kann, dass ich komplett falsch lag.

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Samstag, 21. September 2024

A Rong (阿冗) gefällt weiter

Aus lauter Blödheit habe ich die Probeversion von Apple Music abonniert. Bis Februar 2025 kann ich nun kostenlos Songs streamen, bevor der Dienst kostenpflichtig wird (Spoiler: ich werde nicht verlängern).

Dies erlaubt mir nun aber, in aktuelle und ältere Songs von Künstlern reinzuhören. Unverbindlich.

Ein Hammersong A Rongs (阿冗, Chinesisches Wikipedia) habe ich hier ja schon im Dezember 2020 gepostet. Nun habe ich einen weiteren sackstarken Song entdeckt:

你就是那道光 (Pinyin: Nǐ jiùshì nà dàoguāng) sollte übersetzt in etwa heissen: „you are your own light“ (Google Translate sagt „You are that light“, aber die erstere Übersetzung finde ich treffender).

Super!

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Sonntag, 4. Februar 2024

„The pax americana seems to be ending“

Sehr guter Artikel des Historikers Niall Ferguson in Bloomberg News: The US and Europe Risk Flunking Geopolitics 101 (Paywall).

Unter anderem beschreibt er die drei Defizite des Amerikanischen Imperiums (als Nachfolger des Britischen Empire):

  • Economic deficit. Die USA sind überall auf der Welt verschuldet.
  • Manpower deficit. Amerikaner haben kein Bedürfnis, jahrelang in fremden Ländern mit niedrigen Lebensstandards zu verbringen.
  • Attention deficit. Wähler und Politiker verfügen nur über eine kurze Aufmerksamkeitsspanne von wenigen Jahren. Ist ein ausseramerikanisches „Problem“ bis dann nicht „gelöst“, zieht die Karawane weiter.

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Samstag, 30. Dezember 2023

SRF Tagesschau wahr wohl fast zur gleichen Zeit in Penghu wie wir

Vom 23. Dezember bis und mit 25. Dezember waren wir in Penghu, einer zu Taiwan gehörenden Inselgruppe in der Taiwanstrasse, zwischen der Volksrepublik China und der Hauptinsel Taiwans.

Am 28. Dezember strahlte die SRF Tagesschau folgenden Bericht aus:

Vor den Präsidentschaftswahlen in Taiwan nehmen die Spannungen und Drohungen zwischen China und Taiwan wieder zu. Im Kriegsfall würde die Inselgruppe Penghu eine Schlüsselrolle in der Verteidigung Taiwans spielen. Wie leben die Menschen im Ferienparadies mit dieser Bedrohung?

Quelle: Penghu-Inseln: Kriegsspiele im Urlaubsparadies

Was mich am Beitrag am Meisten stört: „Pöng-Hu“, fast wie Pjöngjang. Meine Frau und deren Familie nennen die Inselgruppe „Pang-Hu“.

PS: Wer alarmiert werden möchte, wenn Chinesische Militärobjekte in die Nähe Taiwans kommen, folgt auf Twitter das Konto MoNDefense und lässt sich über jeden neuen Tweet alarmieren.

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Sonntag, 5. November 2023

Übersetzungshilfe für Aussagen von Chinesischen Unternehmern

Ich habe keine persönlichen Erfahrungen damit, aber ich denke, da könnte schon was dran sein.

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Freitag, 14. April 2023

Taiwan romanisiert anders als die Volksrepublik China

Wer sich mit der chinesischen Sprache beschäftigt, kommt zwangsläufig mit (Hanyu) Pinyin in Kontakt: Es handelt sich dabei um eine Alphabetschrift, die uns im Westen erlaubt, chinesische Zeichen und Begriffe in lateinischer Schrift zu schreiben und (fast noch wichtiger) mehr oder weniger korrekt auszusprechen. Diese Konversion von chinesischen Zeichen in das lateinische Alphabet nennt man auch „Romanisierung“.

Nebenbemerkung: Es gibt auch den umgekehrten Weg: Das Japanische bedient sich der Lautschrift Katakana, um Fremdwörter in den japanischen Wortschatz aufzunehmen. Liest ein Japaner die Katakana-Zeichen „スイス“, so weiss er, dass das Wort als „Su-i-su“ ausgesprochen werden muss. Es handelt sich dabei um den Namen für die Schweiz. Genial! Dies erlaubt es, immer wieder neue Fremdwörter in den Wortschatz aufzunehmen, ohne ständig neue Schriftzeichen dafür erfinden zu müssen.

Pinyin wird in der Volksrepublik China seit 1956 verwendet. Wenn man aber nach Taiwan reist, merkt man mit Blick auf Schilder, Wegweiser und Plakate, dass hier nicht Pinyin angewendet wird!

Taipei, die Stadt im „Norden“ (chinesisch: bei), schreibt man mit „p“ anstelle mit „b“ (wie in Beijing, die „nördliche Hauptstadt“).

Was läuft denn da? Taiwan wandte früher die Wade-Giles Romanisierung an, welche folgende Unterschiede zu Pinyin aufweisen:

What’s the difference between Wade-Giles and Pinyin?

(Um es noch verzwickter zu machen: Zwischen 2002 und 2008 war Tongyong Pinyin der offizielle Standard zur Romanisierung in Taiwan, mittlerweile sollte Hanyu Pinyin verwendet werden).

Wo das (unter anderem) eine Rolle spielt: Der Ledigname meiner Frau ist Pai. Bei Nachfragen erzählt sie jeweils, dass ihr Familienname im chinesischen als 白 geschrieben werde und das dem Zeichen der Farbe „weiss“ entspreche (wäre sie Schweizerin, hätte ich somit Frau Wyss geheiratet …). In Pinyin wird er als bái (Wikipedia) geschrieben. Bei Wade-Giles hingegen eben pai.

Andere Beispiele sind die Taiwanesischen Familiennamen Tsai und Hsu — in Pässen der Volksrepublik China würden Leute mit diesen Familiennamen als Cài (Wikipedia) und (Wikipedia) romanisiert.

Ja, ich bin mir bewusst, dass die vier Töne im Hanyu Pinyin nicht abgedruckt werden.

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Sonntag, 30. Oktober 2022

Blick: Auch bezüglich Russland und China mal so, mal so

Der Blick am 20. Oktober 2022: Wegen Rückschlägen im Ukraine-Krieg: Verliert Putin jetzt auch noch den Rückhalt von China?

Der Blick am 30. Oktober 2022: Peking nuanciert seine Position zum Krieg: China stellt sich mit klaren Worten hinter Russland.

Nebenbei: Wie kann man sich „nuanciert“ „klar“ hinter Russland stellen?

Aber was schüttle ich den Kopf? Dieses hin und her scheint insgeheim das Markenzeichen des Blicks zu sein:

Fazit: Gott, ist das eine Scheisszeitung.

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Sonntag, 23. Oktober 2022

„Skandal“-Video um „Entfernung“ von Hu Jintao

Twitter und Telegram kochten gestern über: Tausendfach wurde das Video geteilt, welches zeigt, wie Hu Jintao, ehemaliger Staatspräsident von China und Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, bald 80 Jahre alt, mehr oder weniger „freundlich“ aus dem 20. Parteitag herauseskortiert wurde:

Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten sah ich hier aber primär einen alten, senilen — und vermutlich auch verwirrten — Mann, der nicht so recht wusste, wo er sich befindet und was um ihn herum geschieht. Aber ich kann mich täuschen.

Folgender Tweet trifft (meiner Meinung nach) den Nagel auf den Kopf:

Auf gut Deutsch interpretiert: Während man sich im Westen Sorgen um einen „verdienten“ (je nach Blickweise, natürlich) chinesischen Staatsmann macht, haben wir einen ähnlich alten, und befürchtungsgemäss ähnlich senil/dementen Mann im Weissen Haus. Er ist Herr über die schlagkräftigste Armee der Welt, mit 750 Militärbasen um die ganze Welt herum verteilt, und er hat zudem die Befehlsgewalt über tausende Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt sind.

Nachtrag

Was (offenbar) vor dem Videoausschnitt geschah — und plötzlich steht alles in einem anderen Licht:

Für mich ist das zweite Video ein Beweis für die gelebte chinesische xiào, der „kindlichen Pietät“ im hier im Sinne von Respekt und Achtung der Älteren. Falls die Parteioberen Hu Jintao ausschliessen und/oder böses antun wollten, wieso dann vorgängig solche Gesten?

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Montag, 30. Mai 2022

Blick Rätsel-Artikel: Finanzkrise wegen Chinas Kredite an afrikanische Staaten?

Heute aufgeschnappt: Deutscher Kanzler warnt: Weltweite Finanzkrise wegen China-Krediten an Afrika?

Selbst nach mehrmaligem Lesen verstehe ich den von Qualitätsjournalismus nur so strotzenden Blick-Artikel nicht.

Wie ich das Geschreibsel deute: China habe zu viele Kredite an afrikanische Staaten vergeben, und nun den Überblick über die gesprochenen Kredite verloren. Wenn Afrika in eine Schuldenkrise stürzt, würde China das auch zu spüren bekommen — und im schlimmsten Fall wegen Kreditausfällen in eine Finanzkrise schlittern.

Die Lösung: Die Europäische Union will nun selber 150 Milliarden Euro Kredite sprechen.

Hä?

PS: Wir in Europa sollten aufpassen, dass wir mit der extrem teuren Energiewende, der nun nötigen militärischen Aufrüstung und dem künftigen Wiederaufbau der Ukraine noch Geld übrig haben, welches wir an Entwicklungsländer überweisen können. Und: Das Geld sollte dann auch noch einen gewissen Wert haben … Stichwort Inflation.

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Sonntag, 3. April 2022

Interview mit ehemaligem Berater des russischen Präsidenten macht keine grosse Hoffnung

Das Interview lässt tief in die Seele und Gedankengänge der heutigen russischen Führung blicken … und macht leider nicht wirklich Mut.

Lassen wir es mal so hier stehen, und schauen uns die Sache in einem Jahr, in drei, fünf und zehn Jahren noch einmal an.

“Russia cannot afford to lose, so we need a kind of a victory”: Sergey Karaganov on what Putin wants

A former adviser to the Kremlin explains how Russia views the war in Ukraine, fears over Nato and China, and the fate of liberalism.

Quelle: “Russia cannot afford to lose, so we need a kind of a victory”: Sergey Karaganov on what Putin wants

Die wichtigsten Aussagen:

“But Russia cannot afford to “lose”, so we need a kind of a victory. And if there is a sense that we are losing the war, then I think there is a definite possibility of escalation. This war is a kind of proxy war between the West and the rest”

“some of Ukraine will become a friendly state to Russia, other parts may be partitioned. Poland will gladly take back some of parts in the west, maybe Romanians and Hungarians will, too, because the Hungarian minority in Ukraine has been suppressed along with other minorities.”

“I think the biggest loser will be Ukraine; a loser will be Russia; a great loser will be Europe; the United States will lose somewhat, but still it could very well survive as a huge island over the ocean; and the big victor is China.”

“Western civilisation has brought all of us great benefits, but now people like myself and others are questioning the moral foundation of Western civilisation.”

“democracy in its present form in most European countries will not survive, because under circumstances of great tension, democracies always wither away or become autocratic.”

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