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Mittwoch, 20. August 2025

Russland-Reise: Mit MIR (мир) Kreditkarte bezahlen

Russland-Reise: „Koffer“ voller Bargeld ist Pflicht

Seit dem „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ Russlands auf die Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen (meines Wissens sind wir mittlerweile bei Sanktionspaket Nummer 18, ein Beweis, dass die Sanktionen wirken müssen …) ist es nicht mehr möglich, in Russland mit westlichen Kreditkarten zu bezahlen (sprich: Visa, Mastercard, American Express).

Das bedeutet, dass man sich vor einer Reise nach Russland mit Bargeld eindecken muss, welches alle Ausgaben während des gesamten Aufenthalts decken muss.

So müssen meine Eltern in ihren jungen Jahren durch die Welt gereist sein. Abenteuer? Nein, es ist überhaupt kein lustiges Gefühl: Einerseits, weil man mehr als genügend Bargeld mitnehmen muss, denn ist der Geldsäckel leer, helfen einem die Geldautomaten vor Ort auch nicht weiter. Und Notfälle können ja immer passieren, in welchen man plötzlich einen deutlich grösseren Mitteleinsatz benötigt, als geplant. Andererseits ist es auch nicht angenehm, das Bargeld im Hotelzimmer zu lagern, und grosse Mengen auf sich zu tragen wenn man das Land besichtigt.

Euros sind angabegemäss mehr akzeptiert, respektive werden mit besserem Wechselkurs in Rubel gewechselt. Der Wechsel ist meines Wissens bei den Grossbanken im Land möglich; selber war ich in einer Sberbank-Filiale in Moskau. Nach dem Kampf mit dem verschachtelten Ticketing-System hatte ich schlussendlich ein Ticket, und konnte danach in einem abgeschlossenen Raum, von der Bankangestellten mit einer Glasscheibe getrennt, meine letzten Euronen in Rubel wechseln.

Physische MIR-Kreditkarte bestellen

Wer — wie ich — auf Kreditkarten schwört (primär Apple Pay, aber das kriegt man in Russland nicht zum Laufen), kann sich mit genügend Vorlaufzeit folgendermassen mit einer sogenannten MIR-Kreditkarte ausrüsten:

  • Ein YooMoney (ehemals Yandex Money) Konto eröffnen
  • Know Your Client (KYC)-Prüfung mit Pass und Selfie bestehen (ich weiss, dass viele Zeitgenossen, panisch um ihren Datenschutz fürchtend, hier abbrechen werden)
  • Über Crypto-Exchanges, die westliche Kreditkarten akzeptieren, Crypto kaufen, und danach in Rubel konvertieren und zu YooMoney laden (ich empfehle im Gegenwert von 50 CHF)
  • Sobald das Geld bei YooMoney ist, kann man sich (auch ins Ausland) eine physische MIR-Kreditkarte bestellen und liefern lassen (gegen Gebühr)

Folgende Anleitung, welche mir ein Bekannter gesendet hat, hat damals perfekt funktioniert: How to Get a MIR Bank Card Before Traveling to Russia

WICHTIG: Die Produktion und der Versand der Kreditkarte an eine schweizerische Adresse benötigt seine Zeit. Ich habe die Karte am 22. Juni kurz nach Mitternacht bestellt, und sie lag am 8. Juli in meinem Briefkasten.

Keine native iOS App

Auf Grund der Sanktionen kann man sich die YooMoney App nicht vom Apple Store herunterladen. Es ist einzig möglich, diese als Web-App auf dem iPhone abzulegen. Das hat erstaunlich gut geklappt — sogar die Notifications bei getätigten Ausgaben (!) kamen jeweils fast in Echtzeit auf dem Telefon an.

Vor Ort physisches Geld auf die MIR-Kreditkarte laden

Ist man dann vor Ort, kann man an vielen ATMs die Kreditkarte reinschieben, die Sprache auf Englisch wechseln (ACHTUNG: Nicht jeder Automat unterstützt das), mit PIN authentifizieren, und anstelle Geld abheben Bargeld einzahlen.

Das hat bei mir sowohl bei den grünen Sberbank (kyrillisch: СберБанк) ATMs geklappt, als auch bei blauen VTB Bank (kyrillisch: ВТБ) ATMs.

ACHTUNG: Der nächstgelegene VTB ATM hatte Probleme, meine nach dem Bezug gefalteten Rubel zu akzeptieren. Manchmal klappte es nach mehreren Versuchen, manchmal nicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, faltet die Noten schlicht nicht.

Auch war ich sehr vorsichtig, mein gesamtes Rubel-Barvermögen auf einen Schlag auf die Karte zu laden. Ich hatte Angst, dass ich die Karte verlieren oder sie gestohlen werden könnte. Oder ich in eine Situation geraten würde, wo man sich nur mit physischem Bargeld „freikaufen“ konnte. Deshalb wurde der zweitägliche Gang zum ATM zur Regel.

Geht es auch ohne physische Kreditkarte?

Ja! Was ich erst vor Ort realisierte: Die meisten Geschäfte verfügen über ein futuristisch anmutendes MIR Bezahlterminal. Dieses akzeptiert nicht nur kontaktloses Zahlen mit einer physischen MIR-Kreditkarte. Nein, es wird jeweils auch ein QR-Code angezeigt, analog zu Bezahlungen mit TWINT hierzulande, welche man meines Wissens mit der YooMoney Web-App abphotographieren könnte, um dann die Bezahlung auszulösen.

Doch Vorsicht: Nicht jeder Shop verfügt über ein solches Terminal. Einige wenige Restaurants und Shops hatten noch alte Kartenleser im Einsatz, sprich solche mit LCD Display und Zahlenblock, welche nur mit einer physischen MIR-Kreditkarte funktionierten.

Fun Fact

Bei der Reise der russischen Delegation nach Alaska mussten die Delegation angabegemäss „Koffer voller Bargeld“ mitbringen, um Kerosin für den Rückflug der Flieger zu kaufen … Putin’s Delegation to Alaska Forced to Pay Cash for Jet Fuel, Rubio Says

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Montag, 19. Februar 2024

Keine Kryptowerbung am diesjährigen Super Bowl LVIII?

Krypto und Blockchain sind tot, nun lebe Machine Learning und Artifical Intelligence!

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Samstag, 12. November 2022

Drei Crypto-Anekdoten

Anekdote 1: Hätte ich doch nur …

Es ist 2014. Stephanie und ich fliegen wieder einmal in ihre Heimat, die Bay Area. Wir kommen im Gästezimmer eines verlobten Pärchens unter, welches gerade ihre Hochzeit im Sommer plant. Wir betreten das mehrstöckige, neu gebaute Reihenhaus in Sunnyvale durch die Garage. Dort fällt mir ein kleiner Server auf. Das Gehäuse wurde entfernt, ich sehe ein oder zwei riesige Grafikkarten und höre Lüfter, die viel Lärm machen. Der Besitzer — ein Mitarbeiter bei einem der grossen Tech-Unternehmen im Silicon Valley — schürft damit fröhlich und munter Bitcoins.

Ich schüttle den Kopf und sage mir „Spinner“. Man stelle sich vor, ich hätte damals auch mit Schürfen angefangen. Oder zumindest für ca. 300 Dollar ein paar Bitcoins gekauft (respektive für den Anschaffungspreis eines „Rigs“) und 2021 für 60’000 Dollar pro Stück verkauft.

Was sonst noch geschah:

Der Hund der Verlobten frisst in einem unbewachten Moment die Schokolade von Stephanie, welche sie als Geschenke für Familie und Bekannte aus der Schweiz mitgenommen hat. Er überlebt.

Da wir eine ganze Woche bei den Verlobten wohnen, bemerke ich nach ein paar Tagen die Flut von Amazon-Päckchen, die ihnen nach Hause geliefert werden. Ich schüttle den Kopf: Wer kauft soviel online ein? Schneller Vorlauf nach 2022: Mittlerweile treffen auch bei uns mehrmals wöchentlich Lieferungen von Amazon und Digitec/Galaxus ein.

Anekdote 2: Bitcoin knackt die 20’000er Marke

Ich sitze am Büro meines vorletzten Arbeitgebers. Schräg gegenüber von mir sitzt ein Kolleg, der auch mit Bitcoin handelt. Er erzählt davon, dass Bitcoin die 20’000er Marke durchbrochen habe. In den kommenden Monaten schwankt der Kurs manchmal nach unten, manchmal nach oben — und wir foppen ihn, wenn der Kurs einbricht.

Anekdote 3: Der Abend vor meinem Ski-Unfall

Am 20. Februar 2021 treffe ich mich in Wengen in der Ferienwohnung der Kollegen. Sie pilgern jährlich eine Woche in die Jungfrauregion, um zu schlafen, essen, Siedler zu spielen, zu Après-skilen und ein wenig Ski zu fahren.

An dem Abend ist nicht das Pandemiethema omnipräsent, sondern Crypto. Die Gruppe ist entlang der Bildungslinie gespalten: Die Studierten finden Crypto das Geilste auf der Welt, die goldene Zukunft, und überlegen sich, nach der gemeinsamen Investition in Crypto-Währungen (natürlich nach minutiöser Evaluation dutzender Titel) nun auch noch ihre eigene Crypto-Währung zu lancieren. Codename: Horn-Coin.

Dagegen halten zwei Kollege mit Berufsausbildung, die nichts von dem Schmarren wissen wollen.

Ich schlage mich — trotz Studium — ganz klar auf der Seite der Gruppe mit Lehrabschluss.

Drei meiner Argumente: Erstens würden es die Notenbanken und Staaten dieser Welt niemals zulassen, dass eine Crypto-Währung das öffentliche Leben durchdringt und herkömmliche Währungen ersetzt. Wenn das Ding nicht zu Tode reguliert wird, dann stellt man einfach sicher, dass die virtuelle Währung nirgends in „harte“ Währung umgetauscht werden kann (ja, ich weiss, in Fiat-Währungen). Analog zur Grossen Firewall von China: Wer die Ausgänge kontrolliert, kontrolliert das Geschehen. Abgesehen davon: Wenn das Internet tot ist und/oder Stromausfall eintritt (ha, ein Prophet!) bringen einen auch 100 Bitcoins im virtuellen Portemonnaie nichts mehr. Schlussendlich ist es doch absolut bescheuert, wertvollen Strom zu verheizen, um Hashes zu berechnen.

Ich wende mich aber zu den drei Crypto-Verfechtern (den „Zeugen Bitcoins“) und biete ihnen an, mich an ihrer Horn-Coin zu beteiligen. Ich fordere von ihnen aber Einigkeit, dass es nur darum gehe, schnell reich zu werden, und Leute „übers Näscht abzschrisse“. Falls von den Initiatoren wirklich jemand felsenfest davon überzeugt sei, dass das Ding wirklich eine etablierte Währung werden wird, würde ich nicht einsteigen. Rückblickend war an dem Witz mehr dran, als uns lieb sein kann.

Nachtrag

Crypto needs oversight to avoid harming Americans, White House says (10. November 2022)

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