„Kleiner Bund“: Frau Messmer, warum sind Sie Historikerin geworden?
Beatrix Mesmer: Weil es ein sehr vielseitiger Beruf ist. Man kann Lehrer werden, Journalist, Archivar. […]
Als Geschichtsstudent wird man mindestens einmal wöchtentlich gefragt, was man nach Abschluss des Studiums eigentlich arbeiten möchte. Hiermit sei die Frage ansatzweise beantwortet.
Natürlich gibt es noch viele andere Berufe, die mit Historikern besetzt werden. Ich mag mich an eine Informations-Veranstaltung erinnern, die genau dieses Thema behandelte. Als Gäste waren neben einem Journalisten auch ein Gemeindeschreiber, eine Beraterin (!) und eine Leiterin für Stadtführungen.
[…] Eine echte Feministin sieht überall in der Geschichte Diskriminierung. Ich dagegen sehe Strategien, und ich sehe Frauen, die mit dieser Diskriminierung umzugehen wussten. […]
Das Antirassismusgesetz bestraft die Leugnung von Völkermorden – auch die Leugnung durch Historiker.
Auch da ist mir unbehaglich. Und das sage ich, obwohl Leute aus meiner Familie in den Konzentrationslagern gestorben sind. Man muss wirklich aufpassen mit der offiziellen Festschreibung von historischem Wissen.
Quelle: Der Kleine Bund, Nr. 58, 10. März 2007, „Da ist mir unbehaglich“, S. 2f.