Archiv 14. April 2006

Freitag, 14. April 2006

Erste Osternacht in Kopenhagen


Ausgehen in Kopenhagen
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Luux Copenhagen
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Club S, Kopenhagen
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Der Osterausflug 2006 hat mich und die Kollegen Ritz, Sedlacek und Zgraggen vorgestern Mittwoch nach Hamburg und anschliessend am Donnerstag nach Kopenhagen geführt, wo wir nun bis Sonntag verweilen werden.

Gegen neun Uhr Abend trafen wir mit unserem Mietauto nach einer Überfahrt mit der Fähre in Kopenhagen (Kobenhavn) an. Das Appartment im Quartier Vesterbro ist umwerfend gross und luxuriös eingerichtet. Sogar einen Internet-Anschluss (inkl. Ethernet-Kabel *smile*) findet sich in der Wohnung im ehemaligen Arbeiter- und heutigen Trend-Quartier wieder.

Unerlässlich: Wo läuft was?

Da ich – aus früheren Unterlassungen mittlerweile klug – bereits zu Hause nach geeigneten Party-Locations umgesehen habe, kam ich schnell einmal auf die Party-Site Denmarkbynight (DKBN), einer dänischen Version von Partyguide.

Get in contact!

Eine dort angekündigte Party des Club S, auf Donnerstag-Abend angesetzt, erregte meine Aufmerksamkeit. Das Problem: Es handelt sich hierbei um einen „Memberclub“ (was auch das immer in Dänemark bedeutet). Auf den Touri-Bonus tippend, verfasste ich am Montag-Abend ein kurzes Mail an die auf der Web-Site des Clubs angegebene Adresse. Ich fragte darin an, was ich unternehmen müsse, um Mitglied zu werden. Siehe da, bereits am Dienstag-Mittag erreichte mich Daniels Antwort, in der er mir mitteilte, dass er mich auf die „Liste“ gesetzt hätte. Das Mail druckte ich aus und legte es zum Gepäck.

Energiezufuhr und Anfahrt

Nachdem wir in der Nähe unseres Appartments pakistanisch gespiesen und uns danach noch einmal ins Appartment zurückgezogen hatten, um uns schön zu machen, ging es ab in die Innenstadt. Dank Vorarbeiten mit Google Earth sowie dem dänischen map.search.ch-Pendant Krak.dk hatte ich mir eine Karte der wichtigsten Party-Locations in Sack. Da das Navigationssystem des 5ers kläglich versagte, mussten wir uns auf das ausgedruckte Kartenmaterial von Google Earth verlassen. Dieses war aber derart akkurat, dass wir keine Probleme hatten, in die Umgebung des Clubs zu gelangen.

Die Menschenmenge

Der Club S befindet sich in einer Seitenstrasse – als wir um die Hausecke traten, traf uns fast der Schlag: Eine riesige Menschenmenge bevölkerte die Hälfte der Strasse und schien geduldig auf Einlass in einen Club zu warten. Als wir näher kamen realisierten wir, dass sich hier nur die Schönsten der Schönen tummelten. Unglaublich viele hübsche Gesichter, seien es Frauen wie Männer. Doch nirgends stand etwas von Club S – an den am Gebäude angebrachten Schildern lasen wir Luux Copenhagen. War das der Club S? Wieso hiess er anders als auf der Web-Site?

Die Gedenkstunde

Wir entschieden uns, mal kurz im Quartier herumzuspazieren und abzuklären, ob der Club in einer anderen Seitenstrasse angesiedelt war. Wir fanden – nichts. Nach einem kurzen Ölhalt (Öl = dän. Bier) im nahe gelgenen7 Eleven-Store schlossen wir uns an das Ende der Schlange an.

Anstehen bei den Augenweiden

Eineinhalb Stunden lang sollten wir uns inmitten von urkomisch sprechenden Menschen verbringen, bis uns der Türsteher musterte. Wie kaum jemals verging die Wartezeit im Flug – ungläubig wurden wir Zeugen der wohl wochenendlichen Szenerie von heranfahrenden Taxis und daraus aussteigenden Schönheiten (und vielen Metrosexuellen). Trotz Temperaturen knapp um den Gefrierpunkt herum sah das Standard-Outfit der weiblichen Geschöpfe aus, als würde Hochsommer herrschen: Röckchen, kaum Nylons und offene Stöckelschuhe. Dass manche in der Warterei (und Sauferei – ich glaube, die Frauen dort haben echte Alkoholprobleme) ab und zu einen Fuss voll aus den vielen Regenpfützen herauszogen, gehört wohl zum Ritual. Niemand schien sich gross darüber aufzuregen. Meine Füsse – umhüllt von Sockend und Lederschuhen waren nach einer Stunde in der Kälte total kalt. Wie die Frauen diese Tortur überleben, ist mir immer noch ein Rätsel.

Mit der Gewissheit, dass es sich bei den hier anwesenden Personen definitiv um keine repräsentative Stichprobe handelt, muss ich unserem Appartment-Vermieter beipflichten: „Oh, and we have very nice girls“. Schlank, oftmals blond, modisch und aufreizend gekleidet, alle geschminkt. Hübsche Gesichter – skandinavisch halt. Für Schweizer aus der bernischen Provinz definitiv ein Aha-Erlebniss (wobei wohl auch Zürich den Kürzeren ziehen würde, das ist gewiss).

Schattenseiten

Ich persönlich vermute aber, dass sich die Ladies durch den anhaltend grossen Konkurrenzdruck selber ein Ei gelegt haben. Dies führt zu einer positiven Rückkoppelung, also verstärktem Wettbewerb und Verdrängungskampf, den Neoliberale ja gerne als Urquell der westlichen Erneuerung sehen. Ein Kollege bemerkte süffisant, dass das im europäischen Vergleich vorbildliche Wirtschaftswachstum wohl durch enorme Umsatzzahlen in Mode-Shops, Kosmetik, Mani- und Pediküre und von Friseur-Läden stamme. Fitness-Center dürften auch dazu gezählt werden …

Nachtrag: Natürlich profitiert auch die nachgelagerte Industrie von den Rückkoppelungen. Man denke nur an die Podologen, die durch exzessives Stöckelschuh-Tragen verformte Fusspartien der Däninen „reparieren“ müssen. Oder die Psychologie, die sich derjenigen Fälle annehmen muss, die sich nicht in das hohe Niveau einfügen können/wollen.

Die entscheidende Minute

Nach 1.5h Warterei kriegten wir also unsere Chance beim Türsteher. Die Situation verschlechterte sich innert Sekunden rasch – er sprach auf mein Bitten hin zwar englisch, wollte aber nichts von einem „Memberclub S“ wissen. Ich zog das vorsorglich mitgebrachte Mail aus der Tasche. Er las Daniels Zeilen, schüttelte aber den Kopf. Kurz bevor er mir den Zettel zurückgab, erblickte er aber den Absender. Seine Miene heiterte sich schlagartig auf, und drin waren wir. „Sesam, öffne dich!“ auf dänisch? Die Dummen haben wohl auch manchmal Glück.

Hard Facts & Ambiente

Eintritt: 60DKK (12 SFr.). Garderobe: 20DKK (4 SFr.). Vodka Red Bull: 35DKK (7 SFr.). Cola: 15DKK (3 Fr.). Offiziell geöffnet bis 5 Uhr morgens (die Musik spielte aber bis etwa 5.30 Uhr weiter). Hochstehender DJ, spezieller Musikstil (House und Hip-Hop, gegen Ende noch eine 90er-Revival-Runde mit Culture Beat, Sash (Ecuador und Encore une fois u.a.). Besucher: Vorwiegend Dänen, wir haben auch zwei Deutsche „gehört“. Auch einige dunkelhäutige (z.B. pakistanischer Abstammung).

Die Bilder

Photo-Gallerie auf DKBN

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