Archiv 27. November 2006

Montag, 27. November 2006

Telekommunikations-Infrastruktur dem Volk!

Dabei ist die Baselbieter Kabelfirma, die Inter-GGA, kein Amateurprojekt. Sie ist mit 48 000 Abonnenten das viertgrösste Kabelnetzunternehmen in der Schweiz. […] Im Unterschied zur Cablecom arbeitet die Inter-GGA nicht gewinnorientiert. Sie gehört 21 Gemeinden, die Fernsehen, Internet und Telefoniedienste von ihr beziehen, ist gemeinnützig organisiert und daher steuerbefreit.

Quelle: Cablecom will ihre Kunden fesseln

Ein Traum wird wahr … (Für Liberale: Ein Albtraum wird wahr – noch mehr Staat, noch mehr Leerlauf, noch mehr Missgeburten, noch mehr – was auch immer). Doch erstaunlich, was uns der „Staat“ hier beschert:

Die 19 000 Einwohner zahlen monatlich 8.10 Franken für etwas, das in Zürich 21 Franken plus Gebühren kostet […]

Paradox! Quersubventionierung? Marktversagen? Das kommt davon, wenn ein privater Anbieter das faktische Monopol über TV-Anschlüsse erkämpft hat und sich daran niemand stört.

Aktuelle Entwicklungen in der EU

Dass die Personalunion von Infrastruktur- und Dienstleistungsanbieter zu Gewissenskonflikten führt, hat nun endlich auch die EU bemerkt und strebt an, Abhilfe zu schaffen:

Auf einer Veranstaltung der ECTA […] warb Viviane Reding […] für die Trennung der marktführenden europäischen Telekom-Gesellschaften in separate und voneinander unabhängige Geschäftsbereiche. Dabei sollen die technische Verwaltung vorhandener und der Aufbau neuer Netze den einen Zweig bilden und die Versorgung der Verbraucher mit Netzwerk- und Telefondiensten den anderen.

[…] Die Marktführer im Telekom-Bereich besitzen 90 Prozent aller Zugangsleitungen für Kunden in den Telefonnetzen Europas, sagte Steen Clausen, geschäftsführender Direktor der ECTA, man sehe eine Menge Gründe, warum diese Gesellschaften die technische Weiterentwicklung der Netze ausbremsen und so End- und Geschäftskunden von preiswerten Zugängen fernhielten.

Quelle: Brüssel denkt über Aufspaltung marktführender Telefongesellschaften nach

Und hierzulande?

Die Schweiz ist in dieser Hinsicht (noch) in einer glücklichen Lage: Noch ist die Swisscom nicht privatisiert, noch gehören die Kupferkabel und die GSM-Masten also dem Volk. Die Aufspaltung der Swisscom in einen Infrastruktur- und Dienstleistungsbereich wäre folglich relativ einfach zu bewerkstelligen (oder irre ich mich da?).

Den Dienstleistungsbereich würde man ganz klar schnurstracks in die freie Marktwirtschaft entlassen. Ob man es mit der Infrastruktur ähnlich hält, wäre abzuklären: Ich kann mit beiden Varianten leben, solange die Kabel und die Masten nie, nie, nie mehr zurück zum „Mammi“ Swisscom gelangen können (durch ein schweizweites Verbot, gleichzeitig Dienstleistungsanbieter und Infrastrukturanbieter zu sein).

Dennoch gefällt mir die Vorstellung deutlich besser, dass man die Infrastruktur einer Non-Profit-Organisation übergibt, die die Erhaltung und den Ausbau des Netzes durch Mieten von Dienstleistungsanbietern (Swisscom Fixnet, Mobile, Sunrise etc.) finanziert. Besitzer wäre folglich weiterhin das Volk.

Labels: Wirtschaft

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Montag, 27. November 2006

Partyguide kriegt einen grossen Klon: StudiVZ

Die Neuigkeiten bezüglich dem Studentenverzeichnis haben es ja mittlerweile über heise online bis auf SPIEGEL online geschafft. Nach einem Hinweis von Kollege Liechti (Danke!) habe ich mir die Sache etwas genauer angeschaut.

Die Entdeckungen sind … nun ja … nicht gerade fabrikneu. Das gab’s bereits auf anderen Sites – wer mit meinen Partyguide-„Hacks“ vertraut ist, dem kommt folgendes Statement irgendwie bekannt vor:

Das eigentliche Problem ist aber, dass über die „Supersuche“ auch private Daten in geschützten Profilen abgefragt und als Ergebnis angezeigt werden. Ja, werden sie.

Auch die Suche führt offenbar ein Eigenleben und findet Mitglieder auch anhand von Merkmalen, die eigentlich verborgen sind, wie Schäfers in seinem Blog darlegt.

Quelle: StudiVZ: Sicherheitsbedenken sind mehr als begründet

Bei Partyguide war die „Supersuche“ derart gut, dass ein spitzfindiger Formular-Hijacker Personen gar gemäss einem ausgewählten Passwort suchen lassen konnte. Natürlich stand nebenbei auch der richtige Namen, Vornamen oder das Geburtsdatum als Suchattribut zur Verfügung.

Der Blogger, der die StudiVZ-Schwachstellen aufgedeckt hat (ob er wohl schon eine Strafanzeige am Hals hat? *grins*), versucht im Anschluss, die Unternehmenskultur dieses Web2.0-Unternehmens zu charakterisieren:

Ich glaube, dass die Probleme im technischen (Bugs, Privacy Issues) und im organisatorischen (Mitarbeiter in Stalking-Gruppen, Nazi-Einladungen, Praktikanten auf Luftmatrazen etc) Bereich ihre Wurzeln tief in der Unternehmenskultur haben. Die schlanken Strukturen und das “einfach mal machen”, die man beim StudiVZ als kreatives Chaos zu kultivieren versucht, führen scheinbar zu Problemen, die bei einem klassischen Projektmanagement so wohl nicht auftreten würden.

Das kann man nicht einfach nachbessern, das ist ein strukturelles Problem und permanentes Pulverfass.

Quelle: StudiVZ: Sicherheitsbedenken sind mehr als begründet

Lustig – StudiVZ und Partyguide scheinen dieselben Unternehmenskultur aufzuweisen: Separated at birth? Oder macht Jason gerade ein Internship in Deutschland? Für sachdienliche Hinweise nehmen meine Leser bitte Kontakt mit mir auf.

Laszive Bilder?

Bezüglich der „schlimmen“ Bilder von Fräuleins, die SPIEGEL mehr zu kümmern scheinen als die allzu auskunftsfreudige Suchfunktion, mache ich mir keine Sorgen – wer sich halbnackt und in erotischen Posen ins Netz lädt, muss halt einfach damit rechnen, dass die Bilder plötzlich nicht nur der engere Kollegenkreis zu sehen bekommt …

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