Montag, 12. Mai 2008, 14:21 Uhr

Alternde Transportinfrastruktur

If anyone doubts the problems of US infrastructure, I suggest he or she take a flight to John F. Kennedy airport (braving the landing delay), ride a taxi on the pot-holed and congested Brooklyn-Queens Expressway and try to make a mobile phone call en route. […]

Mr Rendell’s main point was that the US needs all the cash it can get for its transport infrastructure, as well as water and power networks. He took a tour d’horizon of the problem: “Dams are in a horrible condition … We have no real rail transport, unlike most nations in the world … Summer delays make flying in America a disaster.”

Quelle: On the pot-holed highway to hell

Ich sehe nicht ganz, wie dieses enorm verschuldete Land seine alternde Infrastruktur jemals wieder auf Vordermann bringen kann. Zumal die USA noch unter einem vor Jahrzehnten begangenen strategischen Fehlentscheid leiden: Dem Auto. Das Land hat voll auf diese Karte gesetzt, Suburbia gebaut – und bezahlt nun den Preis des grenzenlosen Individualverkehrs mit höheren Erdölpreisen und Highways, für deren Unterhalt Milliarden aufgewendet werden müssen. Nur schon rund 1’500 Milliarden US-Dollar wären nötig, um die bestehende Infrastruktur in Stand zu halten (nicht auszubauen – rein nur, um den status quo zu halten!). Wahrlich sonnige Aussichten für die Yankees.

Die Abhängigkeit von ausländischem Treibstoff lässt zudem jedem Volkswirtschaftler die Haare zu Berge stehen:

oil and petroleum products accounted for nearly one third of the country’s $726 billion trade deficit during 2005

Quelle: What Would $120 Oil Mean for the Global Economy?

Auch das zweite Standbein des amerikanischen Transportsystems, der Flugverkehr, hat am hohen Erdölpreis hart zu beissen (wenn sogar Easyjet Verlust macht, wie wollen sich da die US-Carriers ihren Kopf aus der Schlinge ziehen?). Mehr dazu im Artikel Say Goodbye to Cheap Air Travel

Strahlender Sieger: Die Eisenbahn

Neuseeland hat auch eine riesige Summe in den Sand gesetzt, als man den Sirenengesängen aus neoliberalen Kehlen erlag und die Bahnen privatisierte (im Gegensatz zu den USA hat Neuseeland überhaupt ein Schienennetz, das den Namen einigermassen verdient). Nun tuckern die Dampflocks wieder für ein Staatsunternehmen durch die Gegend:

Der Staat kauft die 1993 privatisierte Eisenbahngesellschaft für 665 Mio. neuseeländische Dollar (336 Mio. Euro) von der australischen Firma Toll Holdings zurück. „Der Verkauf und der danach folgende Niedergang des Vermögens war eine schmerzliche Lektion für uns“, sagte Finanzminister Michael Cullen von der regierenden Labour Party.

Neuseeland folgt damit dem Beispiel Großbritanniens, Estlands sowie mehrerer Länder in Südamerika oder Bundesstaaten in Australien, die nach Privatisierungspleiten zumindest die jeweiligen Schienennetze wieder in ihre Obhut zurückgeholt haben. „Das ist weltweit ein Trend. Die große Welle der Verkäufe von Staatsbahnen ist ohnehin vorbei. Und wo es ist passiert ist, versuchen immer mehr Staaten, zumindest den Zugriff auf die Infrastruktur zurückzugewinnen“, sagt Christian Böttger, Verkehrsexperte an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Quelle: Neuseeland kauft seine Bahn zurück

Im Zeitalter des teuren Erdöls werden eisenbahnfahrende Staaten – wie die Schweiz – über einen ansehnlichen Wettbewerbsvorteil verfügen. Es bleibt nur zu beten, dass wir unser Tafelsilber in Form der SBB nicht noch in einer überstürzten Aktion verschleudern werden, bevor der Eisenbahn-Boom so richtig anzieht.

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