Mittwoch, 22. Februar 2006
Das zweite Mal in kurzer Zeit lese ich einen Beitrag über das Anheuern bei den wohl momentan „hippsten“ Technologiefirmen. Doch lest selbst:
Apple
Schon nur der Name lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Da möchte ich hin!“ habe ich bereits mehrere Male gedacht, wobei ich mich immer noch frage, was Apple einen (wohl irgendeinmal fertig-)studierten Historiker mit den zusätzlichen Plus-Punkten Web-Design, -Development und PC-Support (hauptsächlich Windows)-Erfahrung interessieren könnte. Realistischerweise nicht viel.
Cameron Moll ist Designer und hat es geschafft, von Apple interviewt zu werden. Heute machen das irgendwie alle Tech-Firmen, und das zumal auch noch sehr ausführlich – vorbei sind die Zeiten, da man mit einigen Schlagworten um sich werfen musste, ein exorbitante Salär-Vorstellung mit ins Spiel brachte und schlussendlich tatsächlich mit einem Vertrag nach Hause kam – ja, so etwas habe ich 2001 selbst erlebt – kurz bevor das Platzen der Dot-Com-Blase auch den letzten Winkel Europas erreichte. Mein künftiger Arbeitgeber erliess einen Einstellungsstopp und zahlte mir – von Gesetzes wegen – 7 Tage Lohn. Danach stand ich auf der Strasse. Immerhin wurde der Abgang durch das Pokern bei den Salär-Forderungen erleichtert …
Item. Cameron wurde von Apple für einen deutlich besser besoldeten Job in hoher Position in Betracht gezogen – schliesslich hat er ja auch das nötige Diplom einer (renommierten?) Ausbildungsstätte im Sack.
Die Überraschung: Er aber entschied sich gegen diesen Arbeitgeber. Geht das? Kann man das überhaupt, ein solches Angebot abschlagen? Es scheint so. Er bleibt also Freelancer und freut sich, sich nicht für die weltbekannte Firma aufzuopfern, sondern für seine Familie:
Why I passed up the chance to work at Apple
In einem Kommentar zum Blog-Artikel wird der Entscheid auf den Punkt gebracht:
It was scary, but I wasn’t going to be one of those fathers who just saw their kids on the weekends… and then worked half of those.
Solche Überlegungen habe ich bereits desöfteren gemacht. Müsste ich mich zwischen diesen beiden Polen entscheiden (in der Schweiz ist es leider noch nicht weit her mit Teilzeitjobs für Familienväter – bin ich übrigens zwar noch nicht, dass mir da keine Missverständnisse entstehen!), würde ich mich ohne zu zögern für die Familie entscheiden, mit dem beängstigenden Wissen, dass dies zwangsläufig finanzielle Engpässe heraufbefördern wird. Ausser ich spiele das erste Mal in meinem Leben Euro-Millions und räume ab.
Molls Blog habe ich jedenfalls gleich abonniert und gesellt sich zu demjenigen von Andy Rutledge, einem britischen Designer, der u.a. von mir euphorisch gelesenen Kritiken am Screendesign von Google und eBay (ja, eBay ist fürchterlich) verfasst hat.
Google
Ich geb’s zu – bei Google habe ich mich halb aus Spass, halb zum testen des Marktwerts auch mal spontan beworben. Für ein lächerliches Internship in Hamburg, mit einem kaum 20ig-zeiligen Mail – und wie zu erwarten gewesen ist, kam nie etwas zurück.
Wie Google Zürich Kandidaten auf Herz und Nieren prüft, liest man auf der Web-Site des Departements Informatik der ETH Zürich:
Interview mit Google Switzerland an der „Kontaktparty“ 2006
Fazit
Wer weiss – vielleicht wird man ja auch bei No-Name-Unternehmen glücklich … fast sicher sogar. Scheint ja für den Grossteil der Menschheit, für die 99% auch zu gelten, die nicht für Apple, Google, Microsoft etc. arbeiten.