Wie die Berner Zeitung heute berichtet könnten alleinerziehende Eltern ihre Kinder schon bald in einer KiTA (Kindertagesstätte) hier in Neuenegg – oder zumindest in Laupen – betreuen lassen.
Da sich vor kurzem auch die zweite „kleine Partei“ hier in Neuenegg, die FDP, in der Neuenegger Zeitung grundsätzlich für ein solches Projekt ausgesprochen hat, könnte dank dem Vorpreschen Laupens das Ziel in Griffweite gerückt sein. Auch in der SVP zeigen sich erste Meinungsänderungen bezüglich der Thematik. Ein ungewohntes Bild!
Hier spielt wohl aber der bereits näher diskutierte Neid eine grosse Rolle – denn wenn es schon eine KiTa gibt, dann bitteschön hier in Neuenegg, und nicht dort drüben in Laupen. Es könnte ja sein, dass die KiTa zu einem vollen Erfolg werden könnte und dann Laupen alle Lorbeeren einheimsen würde. Da möchten die selbsternannten Sparapostel dann doch nicht abseits stehen. Auf Lob sprechen dann halt wieder Personen aller (politischen) Couleur genau gleich an.
Von der SP Neuenegg seit Menschengedenken unterstützt, führte das geplante Projekt in den Köpfen der Ewiggestrigen, die sich mit Vorliebe in der Partei mit dem Kürzeln SVP sammeln, zu Unbehagen. Ist ja auch logisch – das kostet. Und der SVP ist per se alles suspekt, dass erst einmal kostet und somit den Drang nach Steuersenkungen zu mindern vermag. Andererseits zeigt das Schicksal der ursprünglichen Klientel der Partei, das Schicksal des Landwirts, dass man solche Grundsätze rasch über Bord wirft. Es kommt halt immer darauf an, wer Leistungen erhält. Während aber der ROI (Return on Investment; man könnte meinen, ich sei BWL-Student) bei den Subventionen der Schweizerischen Bauernbetriebe doch äusserst fraglich ist, ist die Situation bei den KiTa anders gelegen.
Indem Alleinerziehende (aber auch Familien, in denen beide Elternteile das täglich‘ Brot verdienen gehen) ihre Kinder tagsüber einer fachgerechten Betreuung übergeben können, bleibt mehr Spielraum zur Erwerbsarbeit. Die Rechnung ist schnell gemacht: Verdient man unter dem Strich, also Tageslohn abzüglich Steuern und Ausgaben für den Kita-Aufenthalt, mehr, führt dies zu einer höheren Beschäftigung. Ich kann mir sogar vorstellen, dass Mütter, die so auch „nur“ eine schwarze Null schreiben würden, von dem Service angesprochen würden. Sie und ihr Know-How bliebe so der Wirtschaft erhalten, hätte Abwechslung und Kontakte, die über das Dorfleben hinausgehen.
Aber auch die Situation des Kindes darf man nicht vernachlässigen! Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass die heutigen Kleinfamilien mit einem oder maximal zwei Kindern nicht derart optimal sind, wie das die bürgerlichen Romantiker seit Jahrzehnten (seit etwa 150 Jahren) propagieren. Ich bin ein ausgesprochener Fan von Grossfamilien mit drei, vier oder noch mehr Kindern. Da dies heute aber leider finanziell selbst für Gutverdiener nicht mehr eine triviale Angelegenheit ist, schafft man mit KiTas genau solche „künstlichen“ Grossfamilien. Meine These lautet: Je mehr Kleinkinder bereits in frühester Jugend mit vielen anderen „Gspänlis“ zusammenkommt, desto sozialkompetenter werden die Geschöpfe in ihrem späteren Werdegang. Man darf sich nämlich keinen Illusionen hingeben: Was würden die KiTa-Kinder sonst tun zu Hause? Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Mutter/der Vater doch ein gewisses Pensum arbeiten geht und die Kinder im schlimmsten Falle alleine zu Hause dahinvegetieren würden. Und dies bedeutet heutzutage: Gameboy und TV. So kann man den Umgang und die Toleranz mit Mitmenschen schlicht nicht erlernen.
Man darf mich aber auch nicht falsch verstehen. Ich persönlich bin der Auffassung, dass das Hausfrauen-Dasein heutzutage nicht mehr derart gewürdigt wird, wie es die (neudeutsch) „Familien-Managerinnen“ eigentlich verdient hätten. Dennoch kann ich es keiner Frau (und keinem Mann, wohlgemerkt!) verwehren, wenn sie neben der Erziehung des Nachwuchses auch weiterhin in der Berufswelt aktiv bleiben möchten.
Durch meine eigene Kindheit weiss ich aber, welche Leistungen Hausfrauen früher (wie auch heute) tagtäglich leisten – und das kaum honoriert wird. Ich jedenfalls hätte mir keine Mutter gewünscht, die arbeiten gegangen wäre, obwohl es unserer Familie sicherlich den einen oder anderen finanziellen Engpass und sorgevolle Stunden erspart hätte. Rückblickend kann ich mich glücklich schätzen, täglich von der Schule an den gedeckten Mittagstisch zurückkehren zu können, die Wäsche sauber gewaschen und gebügelt im Schrank vorzufinden, die Wohnung blitzblank geputzt anzutreffen, die unzähligen Stunden Aufgabenhilfe erfahren zu haben. Nur so, da bin ich der festen Überzeugung, konnte ich und meine Geschwister die guten schulischen Leistungen erreichen, von denen ich erst jetzt, als Student, bewusst profitieren kann.