Dienstag, 13. Juni 2006
Prognosen haben ja ihre Tücken, vor allem, wenn man diese einer breiten Öffentlichkeit und für alle Zeit hier im Netz abgibt.
Erschwerend kommt in diesem einen Fall dazu, dass ich eigentlich keine Ahnung von diesem Sport habe.
Die Weichen sind also auf eine vorzüglich akkurate Prognose gestellt – denn der Fussball ähnelt hier dem Aktienmarkt, wo die meisten Anleger trotz gigantischer Informationsmassen den Absturz die leichte Korrektur des letzten Monats nicht vorhersehen konnten. Ich behaupte also hiermit, dass ich als Laie eine ähnliche Chance auf eine treffende Vorhersage hinbringe wie ein Köbi oder ein Alain oder ein Andi.
Qualitative Prognose
Da ich als „Leidtragender“ (okey, vereinzelt macht der Fernsehkonsum Spass) bereits mein halbes Leben unzählige WMs und EMs durchleben musste (Bruder und Vater sind vor der Flimmerkiste sehr emotional), gebe ich zuerst einmal eine qualitative Prognose ab:
Wie immer wird unser Team auch dieses Jahr verbissen kämpfen müssen. Wenn wir weiterkommen, dann nicht auf Grund der (nicht existenten) Stärke als Fussballernation, sondern weil ungefähr 300 Faktoren eingewirkt haben, die nichts mit unserer Mannschaft zu tun haben. Also im Stile von „Wenn der Zweite in dem Spiel vier Goals macht, der Viertplatzierte aber mindestens ein Unentschieden herausholt und – ganz wichtig – Beni Turnheer im dritten Spiel in der vierzehnten Minute kurz das Bewusstsein verliert, ja dann kommen wir weiter“.
Für die von mir bisher erlebte Fussballgeschichte der Schweiz war es prägend, dass es nie einfach so „flutschte“, dass unsere Nati nie derart souverän und überlegen auf dem Feld stand, dass der Endsieg in keiner Minute angezweifelt werden konnte.
Ich befürchte, dass es auch heute Abend – trotz dem reisserischen FACTS-Titel „Warum die Schweiz jeden Gegner schlägt“ (wobei FACTS ja auch kurz vor dem Crash im Mai den Aktienhype entdeckte und Investitionen empfahl) – ein nervlich aufreibendes Spiel geben wird. Unzählige Chancen, keine Tore von unserer Seite, unfassbare Gesichter. Genauso charakteristisch, wie sich die Zuschauer jedes Mal neu vom Fieber anstecken lassen.
Quantitative Prognose
1:0 für die Franzmannen, Tor durch Henry
(Ja, mittlerweile kenne sogar ich Henry (Danke, FACTS!). Und man weiss ja: Grosse Namen sind sichere Werte – man denke an Enron, Swissair …)
Kollege Zgraggen tippt übrigens etwas pointierter auf
2:0 für die Franzmannen, Tor durch Henry & Zidane
Natürlech könnte es auch ein
2:1 für die Franzmannen, Tor durch Henry & Zidane – bei uns: keine Ahnung …
geben, wobei wir etwa bis Minute 88 in Führung lägen und die „surrender Monkeys“ dann wie selbstverständlich noch schnell den Ausgleichs- und den Siegestreffer schiessen würden.
Dennoch!
Aber natürlich lasse ich mir dieses einmalige Fest nicht entgehen – für mich sind an die Wand projizierte Fussballspiele lästiges Nebengeplänkel, aber vier Wochen lang halte ich das ohne Weiteres aus. Hauptsache Gerstensaft, hauptsache gute Stimmung, hauptsache schönes Wetter!