Dies ist der dritte Blog-Artikel über meine zweiwöchigen Indien-Reise. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich meine Erlebnisse in weiteren Artikeln niederschreiben. Fotos (über 1500 an der Zahl) folgen auch irgendwann einmal auf Flickr.
Typologie der Backpacker
Meine Reise nach Indien waren meine erste „richtige“ Rucksack-Reise in einem fremden Land. Höchstens annähernd vergleichbar waren Sommerlager zu meiner Pfadi-Zeit – doch damals überschritt ich niemals die Schweizer Grenze, und damals hatte ich auch Leiter und Köche, die sich vorzüglich um die Organisation und Bedürfnisse des Alltages kümmerten.
Wieso aber Cüpli-Backpacker? Nun, ich möchte mir nicht anmassen, mich als Hardcore-Backpacker zu bezeichnen. Im Jahre des Herrn 2009 ist das alte Ideal sowieso längst ausgestorben – damals, in den 1970er (oder noch früher), bewegte man sich mit dem Zug und dem Schiff durch die Länder, da Flugreisen einer anderen Gesellschaftsschicht vorbehalten waren. Während der Reise hatte man kaum Kontakt mit den Hinterbliebenen in Europa – höchstens traf dann und wann nach Wochen oder Monaten eine Postkarte aus dem Dschungel in der Zivilsation ein. Heute ist man dank der Mobilfunktechnologie in den meisten Schwellenländer erreichbar, wenn man sich nicht gerade auf Mowglis Spuren befindet. Hinzu kommt der Internetzugang, der nicht nur die Kommunikation mit der Heimat, sondern auch die Reiseplanung revolutioniert hat.
Zwar hatte ich keinen Laptop dabei, und den Lonely Planet (die Bibel für Cüpli-Backpacker) hatte ich aus Gewichtsgründen ebenfalls zu Hause gelassen (klug wie ich war hatte ich mir aber die wichtigsten Seiten rauskopiert, sprich die Beschreibungen zu Städten, die auf unserer Route lagen). Doch mir und Melanie wurde in Mumbai am Gateway of India auf einen Schlag bewusst, dass wir nur Weichspül-Backpacker waren: Da stand er, mit dem Rücken zu uns. Lange Haare, 30-Tage-Bart. Und selbstverständlich Rucksack. Doch zu unserem Verwundern, das bald in Respekt umschlagen sollte, war dieser Rucksack überhaupt nicht prall gefüllt. „Das,“ dachte wir, „muss ein wahrer Backpacker sein! Kaum Gepäck bei sich – lebend von der Hand im Mund. Das ist noch wahres Reisefeeling!“ Noemi, die später an diesem Tag zu uns stiess, präzisierte den Typus des Hardcore-Backpackers noch weiter, in dem sie uns von Diskussion dieser Sorte Reisenden erzählte: Unter diesen gäbe es regelrechte Prahl-Wettkämpfe, wer denn nun die billigste Unterkunft in der Stadt gefunden habe …
Für mich als Cüpli-Backpäcker war eine gründliche Planung selbstverständlich Pflicht. Neben der Impfung gegen die häufigsten Krankheiten in meinem Reisegebiet musste ich mir auch eine entsprechende Ausrüstung für das Backpacking kaufen. Wo geht der urbane Zeitgenosse hin, der den moderierten Thrill einer Backpacking-Reise geniessen will? Jawohl, in den Transa. Das dort verkaufte Material gibt dem Besitzer das Gefühl, dass er genügend vorbereitet in ferne Länder reisen kann – um dort der Natur und den Einwohnern trotzen zu können, ohne die schützenden Barrieren jemals überschreiten zu müssen.
Packlisten Dritter
Bevor ich mich im Transa eindeckte, suchte ich im Netz nach Packlisten und fand deren zwei, die ich darauffolgend als Referenz verwendete (die erste eher kurz und bündig, die zweite ausführlicher):
Als zusätzlicher Check griff ich – wie bei anderen Reisen in westliche Länder – auch noch auf die Checkliste von Yahoo zurück.
Rucksack
Das wichtigste Utensil für Backpacker: Bei Transa leistete ich mir einen Häglof Travel-Rucksack (Hub 6510 mit 65+10 Liter Fassungsvermögen) zum herabgesetzten Preis. Wichtigstes Merkmal: Ein kleiner Zusatzrucksack, der sich gut und sicher auf dem Hauptrucksack montieren liess. Dieser sollte mir bei Tagesausflügen gute Dienste leisten.
Mein Foto-Equipment führte ich in einer Lowepro-Tragtasche mit mir, in der eine zweite Linse Platz hatte (ich schaffte es mit Müh und Not, auch noch die 30mm f/1.4 in der Aussentasche unterzubringen).
Ganz wichtig war auch eine Geldkatze (Bauchbeutel für Geld & sonstige Wertsachen). Ich habe mich für eine seidene Version entschieden und diese eigentlich immer auf mir herumgetragen. Pass, Kreditkarte, Schlüssel für die Rucksack-Schlösser sowie ca. 2000 Rupien in grossen Noten).
Kleidung
Das zweitwichtigste Mitbringsel ist die Kleidung. Rückblickend würde ich folgende Kleidungsstücke mitnehmen (während der Reise musste ich feststellen, dass ich viel zu viel mitgenommen hatte):
- Trekking-Hose lang, dunkelblau, mit vier Taschen (Reissverschluss!) – von Arcteryx
- Shorts, beige, mit vier Taschen (Reissverschluss) – von Northface
- Jeans, hellblau – von H&M
Bezüglich der Oberbekleidung würde ich folgende Stücke mitnehmen:
- Leinenhemd, langärmlig, weiss – von Esprit
- Leinenhemd, kurzärmlig, weiss – von Dockers
- Hemd, kurzärmlig, dunkelbraun – von Esprit
- Wollenhemd, kurzärmlig – von Fjäll Räven
- Unterhemd, kurzärmlig, weiss & schwarz – von WE men
- Wollenpullover – von PKZ (ja, auch in Februarnächten kann es manchmal recht kalt werden!)
Selbstverständlich ist die Farbwahl kritisch – gerade im Land des Currys und des Mit-den-Händen-Essen muss man sich bewusst sein, dass weisse Kleidungsstücke neben üblichen Schmutzflecken auch rasch mit gelben Farbtupfern übersät werden könnten.
In Hotels waschen?
Ich würde davon abraten, Spezialkleidung in Hotels waschen zu lassen. Bereits meinen Hemden kamen mit Gelbstich zurück, Noemis Leinenhosen – zwar bereits etwas älter – hatten ein Loch auf Höhe der Oberschenkel. Um Socken und Unterhosen zu waschen reicht es aber durchaus.
Schuhe
- Geschlossene, leichte Schnürschuhe (für den Flug / am Abend) – Big Star
- Trekking-Sandalen – Xy?
Viel zu spät kaufte ich mir vor Ort noch Flip Flops. Am Tag durchaus angenehm zu tragen. Am Abend sollte man mit Rücksicht auf Moskitos eher geschlossene Schuhe wählen.
Sonstiges Material
Sonstiges Material habe ich viel zu viel eingepackt – ich hielt mich dabei an die Liste von Minikon.
Nie gebraucht habe ich:
- Taschenlampe
- Stirnlampe
- Moskitonetz (hatte ich gar nicht dabei; an der Westküste von Mumbai nach Ahmedabad im Februar scheint es nicht viele Mücken zu haben; ich habe auf der ganzen Reise – mit Einsatz von Antibrumm und geeigneter Bekleidung – ca. 12 Mückenstiche gezählt)
- Wasserflasche Sigg
- Tabletten zur Wasseraufbereitung
- Stromadapter (hatte auch keinen für Indien; die zweipoligen Netzgeräte passen problemlos in die indischen Stecker)
- Badehosen
- Streichhölzer
- Kompass (irgendwie war er zu klein und zu störungsanfällig; könnte aber durchaus nützlich sein)
- Traveller Cheques (hatte keine gelöst und finde dieses Geld im Zeitalter von Kreditkarten überflüssig)
- Windjacke (aber bei der Rückkehr in die kalte, verschneite Schweiz in Kombination mit dem Pullover äusserst nützlich)
Mitnehmen würde ich auch beim nächsten Mal:
- Mobiltelefon. Ist ja logisch. Schon nur als Reisewecker, aber auch, um Kontakt nach Hause zu halten.
- Sonnenbrille von Oakley – und ganz wichtig: dazu ein Brillenband von hides.
- Seiden-Schlafsack (auch bekannt als Inlet) – in einigen Hotels war ich froh, nicht auf den verschmutzten Laken schlafen zu müssen.
- aufblasbares Nackenkissen für die Zeit im Flieger
- Schuhbeutel von Tatonka
- Wiederverschliessbare Plastic-Beutel gross und klein (Grips) – um Geld gebündelt abzulegen, fürs Duschmittel, für den Pass (damit er in der Geldkatze nicht verschwitzt wird).
- Taschen- und Stirnlampe (wenn man nicht nur 16 Tage verreist, kommt man vielleicht auch mal in die Pampa, wo eine unabhängige Lichtquelle am Abend von Vorteil ist)
- kleine TSA-Schlösser (u.a. von Samsonite), um alle Reissverschlüsse des Rucksacks abzuschliessen.
- ein grosses Veloschloss (um das Gepäck während längerer Zugfahrten)
- High-Tech Badetuch und Handtuch (Microfaser, angeblich schnell trocknend). Ein- oder zweimal gabs im Hotel keine Tücher, da war man froh darum.
- Socken – aber nur, weil ich noch an einer Hochzeit war. Weisse Knöchelsocken sowie schwarze Kniesocken.
- Sackmesser
- Moleskine & genügend Schreibzeug – manchmal ist man froh, sich im Zug oder vor der Taxifahrt eine Adresse zu notieren
- farbige Ausdrucke von Screenshots von Google Maps (mit Referenzpunkten!) – manchmal kann man sich so besser orientieren als Taxi-Fahrer
- Kopien aus dem Lonely Planet – oder – (neu) gekaufte PDF-Ausschnitte aus den LP-Reiseführern, die man auch ausdrucken kann/darf. Marketingsprache: Pick & Mix. Ein Hochzeitsgast macht es anders: Sie reisst das jeweilige Kapitel aus dem Buch und nimmt dann nur das mit auf die Reise. Funktioniert natürlich nur, wenn man einen bestimmten Staat/eine bestimmte Region in Indien bereist.
- Visitenkarten. Inder der Mittelklasse tauschen gerne Visitenkarten
- Kreditkarte, um bspw. teure Hotelrechnungen zu bezahlen.
- Ausweise von Rega, Paraplegiker und Krankenversicherung
Gerne dabei hätte ich beim nächsten Mal:
- iPod touch (oder iPhone). Viele Hotels in grösseren Städten haben WLAN, und manchmal wäre man froh, etwas auf Google Maps nachschauen zu können.
- Schweizer Erzeugnisse (vor allem Schokolade) als Geschenk bei spontanen Einladungen – genügend einpacken! 5 Tafeln hat man in 14 Tagen rasch verschenkt
- …
(Die List wird je nachdem noch ergänzt)