Archiv ‘Wirtschaft’

Freitag, 16. Juni 2006

ewz als Vorbild für die Swisscom-Privatisierung

Als Leser von Fredy Künzlers Blog bin ich mittlerweile über die Städtischen Elektrizitätswerke von Zürich besser im Bilde als über ewb hier in Bern

Fredy begleitet mit kritischem Blick das Vorhaben der ewz, in einem Grossteil der Stadt Zürich „Glas“ bis zu den Häusern zu ziehen:

Natürlich hat dieses Vorhaben liberale Denker auf den Plan gerufen, die den Staat wieder einmal in privaten Gärtchen wildern sehen. Der Verdacht nach Quersubventionierung wurde bereits geäussert, die Weisung des Stadtrates wird wohl weiter Wasser auf die Mühlen der Gegner lenken:

Das ewz ist damit in der Lage, mit dem Breitbandnetz eine für die zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Stadt Zürich wichtige Grundinfrastruktur schneller und günstiger zu realisieren als andere.

Quelle: Weisung 9. Leistungsauftrag für das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich zum Erbringen von Telekommunikationsdienstleistungen, Rahmenkredit, Ergänzung der Gemeindeordnung.

Ob dies wirklich so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist aber auch anzunehmen, dass Swisscom und Cablecom die bestehende Infrastruktur so lange wie möglich ausreizen wollen – schliesslich muss aus den gewaltigen Investitionen in Kupfer- und Kabelnetze ähnlich einer Zitrone das letzte Tröpfchen herausgedrückt werden. Und leider wird man für’s Geld bald nicht immer nur mehr „mehr“ erhalten:

Die Hauptmitbewerber Swisscom und Cablecom können die Leistung ihrer heutigen Kupferdraht- und Kabelfernsehanschlüsse über neue Übertragungstechniken und Kompressionsverfahren ebenfalls noch steigern, das Ausmass ist hingegen begrenzt.

Meine Auffassung von solchen Staatsaktivitäten: Why not? Wieso soll/muss sich der Staat immer nur dort engagieren, wo sich mangels Wirtschaftlichkeit niemals ein privates Unternehmen finden lassen würde, das (privatisieren wir doch Sozialhilfe und Fürsorge – UBS und Crédit Suisse werden sich garantiert um diese Aufgabe reissen …). Hier könnte er a) nicht nur Geld verdienen, sondern b) seinen Einwohnern einen deutlichen Mehrwert bieten und sich unter den Schweizer Städten als führend positioneren. Und das fördert – gemäss liberalen Credo – den für uns Bürger so heilsbringenden Wettbewerb, genauso wie Steuersenkungen.

Mit Blick auf eine Swisscom-Privatisierung könnte so auch prophylaktisch gegen die Oligopole vorgegangen werden, die sich nach der Verscherbelung des Swisscom Fixnet-Tafelsilbers automatisch bilden würden (Paradebeispiel: Mobiltelefonie-Markt. Da kann mir niemand kommen, dass hier ein freier Markt herrscht. Aber das hat für einmal garantiert nichts damit zu tun, dass sich Swisscom Mobile in Staatsbesitz befindet … Interkonnektionsgebühren, SMS, Minutenpreise, zu hohe Roaming-Kosten, welche nun auch bereits die EU auf den Plan gerufen haben).

Mit dieser fortschrittlichen Telekommunikationstechnologie stehen wir – resp. Zürich – vor der Möglichkeit, sich zusammen mit der ETH als führend im Kommunikationsbereich zu positionieren. Denn eines ist klar: Ist die Bandbreite einmal (zu einem bezahlbaren Preis) verfügbar, werden in Bälde auch die entsprechend bandbreitenintensive Angebote auf dem Markt erscheinen – Pay-TV? Video on Demand? Aber sicher auch völlig neue Geschäftsideen, die momentan noch niemand ausgetüftelt hat, da die kritische Masse an ultra-schnellen Anschlüssen nicht erreicht ist. Daran habe ich keine Zweifel. Zürich könnte das „Südkorea“ von Westeuropa werden (obwohl der Titel wohl schon von irgendeiner skandinavischen Stadt beansprucht wird).

Blaupause für Swisscom-Privatisierung

Wie Fredy mit seinem Spürsinn gezeigt hat, könnte dieses ewz-Vorhaben als Blaupause dienen für eine primär dem Volk, und nicht den zukünftigen Shareholdern, nützliche Privatisierung:

EVP fordert Netzgesellschaft: Swisscom zerschlagen, um ihren Wert zu erhalten!

Genauso wie die ewz als Infrastrukturanbieter auftreten will, sollte auch die Swisscom in eine Netz- und eine/mehrere Dienstleistungsgesellschaften aufgeteilt werden. Die Netzgesellschaft würde weiter in Händen des Staates und des Volkes bleiben, während sich die anderen Einheiten des Unternehmens dem freien Markt stellen müssten (diese historisch gewachsene Verbandelung hat sich seit der Marktöffnung bisher für kaum jemanden als glücklich herausgestellt – dies ist störend und nicht, dass das Unternehmen in Staatsbesitz ist – ein Privatunternehmen würde bei solchen Voraussetzungen genau gleich marktbehindernd handeln).

Privatunternehmen könnten danach Bandbreite auf dem Netz mieten (und dank der Glasfasern hat es aus heutiger Sicht wirklich Platz für alle). Der Preis würde nicht mehr mit dem bisherigen Hintergedanken gemacht, dass es sich bei den Mietern um Mitkonkurrenten handelt. Die Kosten müssten aber selbstverständlich den Unterhalt und die technische Weiterentwicklung des Netzes decken.

Kein potentieller Anbieter müsste zuerst mühsam ein eigenes Netz aufziehen, sondern könnte sich ohne Umschweife auf das deutlich profitablere Geschäft mit den Inhalten stürzen. Die Verschiebung von den Infrastruktur- zu den Inhalte-Anbietern würde weiter fortgesetzt.

Das ewz soll seine Dienstleistungen im Sinne einer offenen Plattform allen interessierten TKU und Dienstleistern anbieten und dadurch den Wettbewerb fördern.

Das ewz soll möglichst viele TKU als Benützer des Netzes gewinnen, damit die Bevölkerung und die Unternehmen eine möglichst breite Auswahl an Anbietern und Produkten erhalten.

Dennoch: Auch hier ist illusorisch, auf einen Schlag gleich alle Liegenschaften mit Glas zu erschliessen:

Auf diese Weise kann das Breitbandnetz potenziell etwa die Hälfte der Zürcher Bevölkerung abdecken.

Das Netz soll zuerst in denjenigen Gebieten aufgebaut werden, in welchen das ewz bereits eine dichte Netzinfrastruktur besitzt und wo eine starke Nachfrage nach breitbandigen Telekommunikationsverbindungen besteht. D. h., das ewz wird mit dem Netzaufbau in der Innenstadt sowie in angrenzenden Wohngebieten mit einer hohen Wohnungsdichte und den Subzentren beginnen. Danach wird die Erschliessung in den übrigen Quartieren fortgesetzt. Gemäss Planung sollten innerhalb von neun Jahren alle interessierten Unternehmen und privaten Haushalte in den grösseren Mehrfamilienhäusern angeschlossen werden können.

Auto- und Eisenbahn

Zwei Beispiele, wo sich der Staat als Infrastruktur-Anbieter bewährt hat. Hier motzt niemand, weil man eingesehen hat, dass wir schlechter dran wären, würde jeder Streckenabschnitt von einem anderen Privatanbieter unterhalten (und bewegelagert).

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Donnerstag, 8. Juni 2006

Mobiltelefon als Mikro-Koordinationskanal

Das Mobiltelefon ist der „Mikrokoordinationskanal“. Es dient Last-Minute-Anpassungen von Treffen und Abmachungen. Broadbent [Wissenschaftlerin bei Swisscom Innovations] hat eine überraschende Erkenntnis in Sachen Mobilkommunikation parat: „80 Prozent der Interaktionen via Handy finden mit bloss vier Personen statt.“

Quelle: InfoWeek, Nr. 11, 06.06.2006, „Ein Mobiltelefon für nur vier Personen“, S. 12.

Hmmm, ich sollte mich wirklich mal achten, wie viele unterschiedliche Personen ich im Schnitt anrufe …

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Dienstag, 23. Mai 2006

"heute"-Werbung

Heute sind mir im Bahnhof und um die Universität herum Werbeplakate der neuen Pendlerzeitung heute aufgefallen. Weisse Typo auf dem „heute“-typischen hellgrünen Grund – aber das Layout ist eigentlich gar nicht das markante, sondern die Sprüche. Diese werden die Werbewirkung garantiert nicht verfehlen.

Da begebe ich mich also zwecks Wiederauffrischung und anschliessender blog-technischen Wiedergabe der besten Sprüche auf das Web-Angebot der Zeitung, und was taucht auf? Wahrscheinlich sind die Advertising-Systeme mittlerweile derart intelligent, dass sie sofort meine Affinität zur Mutter aller Parteien riechen und mir die entsprechende Werbung vorlegen:

„Liebe SVP, jetzt hast du bis am Nachmittag Zeit, Nein zu sagen“

Quelle: Banner

Kann das Zufall sein?

(Ich möchte aber hier doch noch anmerken, dass ich heute eigentlich nicht als politisches Qualitätsblatt in Erinnerung habe – oder heisst es seit neuestem „Policy sells“? Dies trübt aber die Qualität der Werbung kein bisschen)

Ganz viele Plakate

Wohl etwa derzeit alle in der Schweiz auffindbaren heute-Plakate auf APG (Dank: BloggingTom)

Bravo!

In derselben Manier deshalb: Liebes heute-Team, es war goldrichtig, das Geld nicht für den Kauf der Domain www.heute.ch zu verprassen, sondern dieses Markus Ruf und seiner Geschäftspartnerin Lanz in die Hände zu drücken. Es hat sich gelohnt.

Creative Director

Da las ich heute Morgen also etwa zum dritten Mal einer dieser geilen Sprüche, und plötzlich kam mir wieder in den Sinn, dass ich ja eigentlich noch über die schweizerischen Nominationen für das internationale Werbefestivel Cannes Lions schreiben wollte. Die Vorschläge (nachzuschlagen in persönlich, 4/2006 S. 66f.) waren allesamt enttäuschend, wider erwarten auch meine stille Hoffnung, die Werbung von Markus Ruf. Dieser blöde eingegipste Skifahrer!

Da mir also diese heute-Werbung deutlich sympathischer war, wollte ich mir den Namen der Agentur merken, um diese als gelungene Werbung hier zu präsentieren. Ich ging folglich noch einmal zurück zum Plakat. Tjach, und was prangte da am oberen, rechten Rand der Werbefläche? Richtig: Ruf Lanz!

Ha, jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Eigentlich sollte ich diese Art von Werbung im Schlaf erkennenè Rufs Stil sind nicht emotional anregende Fotos von Autos, Sonnenuntergängen und lasziv strahlenden Bräuten Models, sondern schlichte Plakate, die den Passanten mit Sprachwitz fesseln. Ein Jongleur der Worte. Mehr braucht der gelernte Schriftsetzer (so mich mein Erinnerungsvermögen nicht täuscht) nicht, um gute Werbung zu produzieren.

Was verbindet mich überhaupt mit Ruf? Nicht viel. Er ist halt einfach ein guter Kollege einer meiner Ex-Bosse und ich kam durch meine Stelle in meinem stürmischen Zürcher-Jahr 2000/2001 mit ihm ab und zu in Kontakt.

Weiterführender Link

Weitere Arbeiten (die VBS-Kampagne ist der Hammer!) der Werbeagentur gibt es unter www.ruflanz.ch zu bestaunen.

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Dienstag, 9. Mai 2006

Geht meine Freundin fremd?

Da werden Melanie und meine anderen Blog-Leser wohl mit ungläubigem Staunen auf den Titel dieses Artikel geschaut haben – sorry, aber genau deswegen habe ich ihn auch gewählt. Da klickt einfach jeder! *smile* Offizielle Stellungnahme, um Gerüchten vorzubeugen: Nein, meine Melanie geht nicht fremd (oder besser: ist zumindest dermassen intelligent, es mir nicht unter die Nase zu binden).

Item. Arme Zeitgenossen, die sich unentwegt diese Frage stellen müssen, was der Partner wohl gerade treibt, wenn er sich ausserhalb des Kontrollbereiches befindet. Eifersucht ist ja heute verbreiteter denn mehr und verwandelt all zu oft Beziehungen in einen Albtraum. Ich persönlich habe mit dieser Charaktereigenschaft herzlich wenig am Hut und bin unheimlich froh darüber.

Ausgangslage

Wer den leisen Verdacht hegt, dass der Partner die Überstunden nicht etwa im Büro, sondern im Bett einer/eines anderen schiebt, erhält nun das ultimative Tool, um sich Gewissheit zu verschaffen. Natürlich kostet der Spass etwas, 499 SFr. um genau zu sein. Doch je nach Beziehung und Heiratsvertrag hat man diese Kosten sehr schnell wieder reingeholt.

Locatis PB 100

Die in der Schweiz ansässige Firma Locatis vereint in ihrem Gerät Locatis PB 100 GMS- und GPS-Funktionalität (Tech Specs). Wem diese beiden Abkürzungen nichts sagt: Es ist nichts anderes, als ein guter, alter Peilsender, mit heutiger Technik aufgemotzt. Dies erlaubt dem Überwacher Hundehalter, den Standort des Schäferstündchens entlaufenen Hundes mittels SMS oder Internet herauszufinden (Demo).

Der Beginn einer neuen Ära

Ich sehe hier ein neuer Industriezweig aufblühen. Via Kollege Burgdorfer habe ich vor einigen Monaten erfahren, dass es eine ähnliche, aber weitaus ausgereiftere Funktionalität im Vereinigten Königreich bereits seit längerem gibt. Man benötigt dafür auch kein separates Gerät – es genügt, eine Handy-Nummer anzugeben, und schon kann die Überwachung beginnen. Der Besitzer der Nummer muss zwar ein oder zwei SMS bestätigen, doch gerade bei Personen, die in einem Haushalt miteinander leben, sollte dies kein Hindernis sein: „Schaaahaaatz, darf ich kurz dein Handy auslehnen? Mein Akku ist alle“. Oder noch hinterhältiger, mitten in der Nacht. (Erst nach dem Niederschreiben dieser Zeilen habe ich den Artikel Mobile phone tracking, girlfriend stalking and the law auf El Reg entdeckt. Er beschreibt genau dieses Szenario).

Fazit

Diese Technik zeigt auf, dass die totale Überwachung längst einsatzbereit ist. Wer den Hunde-Finder Locatis verteufelt, sei daran erinnert, dass ein aktiviertes Endgerät seit der flächendeckenden Einführung der Funkkommunikation reicht, um zumindest dem Mobiltelefonie-Provider zu ermöglichen, die Position des Kunden auf die einzelne Antenne genau zu erfassen.

Mich würde Wunder nehmen, ob es bei Orange & Co. bereits ein Tool gibt, mit dem man die von einem Kunden benutzten Antennen im zeitlichen Verlauf graphisch auf einer Karte darstellen und mit einer Linie verbinden kann. Als aktuelles Beispiel: Die Rückfahrt von Kopenhagen nach Hamburg im Auto, danach plötzlich Funkstille auf dem Flughafengelände Hamburg, überraschendes aufflackern des Signals einige Stunden später und hunderte von Kilometern weiter südlich in Basel. Und zum Schluss noch die Rückfahrt über die Autobahn nach Neuenegg. Mann, das würde toll aussehen …

Für Wirtschaftler gibt es aber auch noch den anderen Aspekt: Nach dem von Swisscom Mobile lancierten Ogo Instant Messenger für GSM gibt es mit diesem GPS-Spielzeug schon wieder etwas Neues, das dem Kunden Geld aus der Tasche zieht resp. ziehen soll (vgl. Kommentar von Kollege Zgraggen). Man merkt es den Cellcos an, dass sie verzweifelt nach neuen Betätigungsfelder suchen, um die Kosten des Netzaufbaus zu amortisieren. So etwas klingelt halt deutlich lauter in der Kasse als die Senkung der SMS- und Interkonnektions-Preisen.

Weiterführender Link

Zufälligerweise gerade auf Digg: Cell-Phone Tracking: Laws Needed

PS: Klar, Locatis. „Verlorene Hunde wiederfinden“ … *muhahahahahaaa* Dass ich nicht lache! Das ist der Witz des Jahres.

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Montag, 17. April 2006

Carsten Schloter untelegen?


Carsten Schloter
Originally uploaded by emeidi.

Soeben sehe ich Carsten Schloter, den neuen Chef unserer Swisscom, zum ersten Mal „live“ im Schweizerischen Fernsehen Red‘ und Antwort stehen. Obwohl ein spannender Blog-Artikel bereits etwas Licht ins Dunkel dieser neuen Führungsfigur gegeben hat (Stichwort: Sportskanone), überrascht mich der TV-Auftritt doch ein wenig – negativ.

Sprache

Da sah ich also Schloter, wie er gerade seinen Mund öffnete, um eine Frage der Interviewpartner zu beantworten – und dann das: Aus den Lautsprechern ertönte nicht wie erwartet astreines Schulfernsehen-Hochdeutsch, sondern teilweise doch etwas hakeliges Deutsch. Ein gewisser Akzent konnte nicht von der Hand gewiesen werden.

Im Laufe des Gesprächs erfuhr der Zuschauer dann, dass Schloter in der französischsprachigen Welt gross geworden ist. Da haben mir meine falschen Vorstellungen vom „deutschen Swisscom-CEO“ einen Streich gespielt.

Natürlich ist das kein Vorwurf, sondern nur eine Erkenntnis.

Finger vor dem Mund

Unzählige Male griff er sich mit den Fingern an den Mund. Dies sieht nicht nur komisch aus, sondern beeinträchtigt auch die Mikrofonaufnahme, weshalb nicht nur der hörbehinderte Zuschauer Schwierigkeiten hat, Schloters Aussagen zu verstehen.

Gebückte Haltung

Vor allem aber erstaunte mich Schloters gebückte Haltung. Zu den Moderatoren sprach er aus einer stark geneigten Position, faktisch von unten herauf. Ein Symbol der Unterwürfigkeit? Oder vielleicht gar ein Zeichen dafür, welche Bürde/Last er momentan zu tragen hat? Oder duckt er sich nur von kritischen Fragen der Journalisten?

 

Zusammen mit den besonnen, aber etwas zögerlichen Antworten, könnte man seinen Eindruck auf mich mit demjenigen von Rodins Denker vergleichen.

Rat: Training

CEOs haben primär einmal ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Trotz dieser deutlich wichtigeren Kernkompetenzen darf aber trotzdem nicht vernachlässigt werden, wie der Chef des Ladens an die Öffentlichkeit tritt und sich „metzget“, sprich ob er sich dem Volk gut „verkauft“. Es gibt einiges an Carsten Schloters medialen Auftritt, das ohne grossen Aufwand verbessert werden könnte.

Komisch, dass die PR-Abteilung der Swisscom hier noch nicht eingeschritten ist.

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Sonntag, 19. März 2006

Journalismus zensiert SVP!

Ich bereue es keine Sekunde, das Junge SVP Stammtisch-Blog abonniert zu haben. Aus den dort veröffentlichen Artikeln wird es für einen Linken wie mich möglich, den (zugegebenermassen abstrusen) Gedankengängen der „rechten“ Autoren zu folgen. Erstaunt bin ich vor allem von der sprachlichen Qualität – in dieser Partei gibt es also tatsächlich einige Leute, die mehr als nur einfache Sätze hinkriegen.

Wie bereits in vorhergehenden Artikeln beschrieben, zeichnet sich der typische SVPler in meinen Augen durch seine paranoiden Züge auf, die durch das Gefühl, dauernd zu kurz zu kommen und unterdrückt zu werden, verstärkt werden.

Nun schiessen die Autoren drüben am Stammtisch erneut den Vogel ab – dieses mal mit einer Fundamental-Kritik am Mediensystem. Die vorgängig genannten Charaktereigenschaften tauchen auch in diesem Artikel zu Genüge auf.

Um was es geht: Die JSVP stört sich daran, dass Armin Walpen, Generaldirektor der SRG idée suisse, Gebühren auf den Internetanschluss erheben will, sobald über das Internet TV-Live-Streams in genügender Zahl empfangen werden können. Das ganze artet danach – in gewohnter SVP-Manier – zu einem Rundumschlag auf. Jeder, der irgendwie mit Medien zu tun hat, fällt dem Sperrfeuer zum Opfer. Am Ende des Artikels weiss man: Ohne diese Scheiss-Medien, die die SVP belächelt und nicht genügend Wahlkampfintensiv erwähnt, gänge es uns allen besser. Denn dann, ja dann könnte die SVP ihre Meinung allen einhämmern, ohne nervende Fragen aus dem Teil der Gesellschaft, der ob der SVP-Phrasendrescherei noch nicht ganz verblödet ist.

Pflücken wir die erzürnte Reaktion der JSVP auf diesen Vorschlag doch mal auseinander:

Damit würde die SRG nebst dem Fernsehmonopol faktisch auch das Internetmonopol zugesichert erhalten.

SRG – Fernsehmonopol? Gibt es in der Schweiz nur das Staatsfernsehen? Ich denke nicht. War da nicht was von RTL, Sat.1, Pro Sieben, Tele Bärn … etc.? Meint der Schreiber vielleicht doch eher das Gebührenmonopol? Dasjenige Monopol, mit dem die SRG idée suisse ihre Aktivitäten in allen vier Landesteilen über die Medien TV und Radio finanziert erhält? Auch dieses „Monopol“ bröckelt: Wie der National- und Ständerat erst kürzlich entschieden haben, werden künftig 4% (zur Zeit 44 Millionen SFr.) der Gebührengelder an Privatradios und das Privatfernsehen verteilt:

Der Ständerat gibt dem Nationalrat nach: Die privaten Radio- und Fernsehstationen erhalten damit jährlich 44 Millionen Franken aus dem SRG-Gebührentopf.

Quelle: Vier Prozent für Privatstationen

Gut, da wir dies nun geklärt hätten – was zum Teufel ist ein „Internetmonopol“?! Kann mir das am Stammtisch mal jemand erklären? Das Internet ist in seiner dezentralen Funktionsweise schlecht monopolisierbar. In der Schweiz gibt es zwei grosse Infrastrukturanbieter, Swisscom (ADSL) und Cablecom (Cable-Internet). Diese stellen den technischen Zugang ins Netz der Netze her. Hier spricht man also wennschon von einem Oligopol.

Inhalte bezahlt man – wenn überhaupt – bei den Inhalte-Anbietern im Internet selbst. Könnten die JSVPler das Inhaltemonopol gemeint haben? Wie geht das jetzt, wenn das Internet dezentral aufgebaut ist und von Millionen unabhängiger Web-Sites besteht? Die JSVP sieht jedenfalls die freie Meinungsäusserung im Internet in Gefahr, weil die SRG Gebühren auf Internetanschlüsse erheben will. Denn, so die Argumentation Walpens, wenn SRG-Inhalte über das Internet empfangen werden können, sollen die Leute dafür auch bezahlen. Pauschal, wie bereits beim Kabelanschluss, ob man die SRG-Sender nun überhaupt im Gerät speichert und gelegentlich konsumiert, oder nonstopp RTL schaut.

Meine Meinung: Es gibt nun mal keine Möglichkeit, solch qualitativ hohen Journalismus, wie ihn die SRG produziert, anderweitig zu finanzieren. Und ja, liebe JSVP, die Qualität unseres Journalismus‘ kann sich international sehen lassen.

Dennoch – ich stehe einer Besteuerung des Internet-Anschlusses skeptisch gegenüber. Aus meiner Sicht kann das Internet im Gegensatz zu einem TV-Anschluss und -Gerät deutlich vielfältiger genutzt werden, weshalb überhaupt nicht mehr auf der Hand liegt, dass jedermann über das Internet TV-Sendungen guckt.

Ich bin mir ganz sicher, dass die Billag nur dann Gebühren einfordern kann, wenn ein Benutzer noch nicht Billag-Kunde ist, er also weder Radio noch TV zu Hause stehen hat und sein Kabel-Anschluss plombiert ist. Wer dagegen bereits jetzt Billag-Gebühren bezahlt, deckt damit auch den zukünftigen Bezug von Inhalten per Internet.

Weder der Rundfunk noch die Printmedien können jene Meinungsvielfalt und publizistische Qualität bieten, die das Internet bietet.

Veto! Blogs sind eine gute Sache, sind aber komplementär zum professionellen Journalismus zu sehen. Blogs sind für mich primär die persönliche, nicht-objektive und gefärbte Meinungsäusserung im Internet. Gerade euer Artikel ist ein Beispiel dafür: Schlecht recherchierte Stimmungsmache. Ein Journalist könnte sich damit schlecht sehen lassen, verstiesse er doch gegen eine Menge selbstauferlegter Berufsprinzipien.

Aber an Blogs finde ich gerade die Amateurhaftigkeit gut – jedermann kann seinen Senf zu einem Thema abgeben. Für fundierte, gut recherchierte, objektive Artikel bleiben aber Zeitungen, Radio und TV weiterhin nötig! Weitwerzweigte Korrespondentennetze, wie sie bspw. die NZZ betreibt, wären durch Blogs nur schwer zu ersetzen. Hier braucht es Lohnzahlungen, die es Korrespondenten erlauben, von ihrer Arbeit zu leben und diese 24h am Tag zu betreiben.

Landesweite Konzessionen für privaten und damit nicht-staatlich kontrollierten Fernseh- und Radiostationen werden fast nie vergeben. Durch das Konzessionierungsmonopol beim UVEK (Bundesamt für Umwelt, Verkehr und Energie) dürfen nur Sender aufs Netz gehen, die den Machthabern und insbesondere Departementsvorsteher Bundesrat Leuenberger genehm sind.

Traurig, aber wahr. Dies aber weniger, weil es dem – gemäss euren Aussagen – von Linken dominierten Staat (Hallo, hab ich den Machtwechsel verpasst?!) und insbesondere dem bösen, bösen Moritz nicht gefällt, wenn unkontrollierbare Stationen auf Sendung gehen, sondern – wieso wohl? Genau. Die Fernseh-Produktion verschlingt Unsummen von Geld. Es kann sich in der Schweiz schlichtweg niemand leisten, private TV-Sender auf die Beine zu stellen, resp. es finden sich kaum Geldgeber, die das grosse Risiko auf sich nehmen. Man erinnere sich an die Schicksale von TV3 und Tele 24. Ob dies an einer allmächtigen SRG liegt, wage ich zu bezweifeln. Privatsender konkurrenzieren primär nicht mit der SRG, sondern mit ihren ausländischen Pendants. Dort liegt der Hund begraben. Der Markteintritt ist schlichtweg zu teuer und zu risikobehaftet.

Im Gegensatz zu Deutschland oder den USA, wo private Sender in meinungsbildender Konkurrenz zueinander stehen, […]

Klar doch – in den USA ist alles besser. Mit Fox, dem Quasi-Staatsfernsehen. Oder haben die in letzter Zeit jemals etwas gegen die Bush-Administration gewettert? JSVP, habt ihr eigentlich überhaupt einen Millimeter Ahnung von der Medienindustrie? Ein Wunder, dass ihr nicht noch gerade Italien in den Olymp der optimal funktionierenden Mediennationen hebt …

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Printmedien, die heutzutage durch das Staatsfernsehen in der Themenwahl beeinflusst werden. Es kommt dabei gar nicht mehr darauf an, wie die Zeitungen über ein bestimmtes Thema berichten. Vielmehr wird schon allein dadurch Meinungsmanipulation betrieben, indem die Zeitungen nur Themen bringen, die zuvor im Fernsehen zu sehen waren. Alles andere wird verschwiegen.

*muhahahaaa* Langsam aber sicher wird euer Artikel wirklich lächerlich. Ich schlage vor, dass ihr einmal Studien über die Themenwahl von Zeitungen, Radio und Fernsehen von Instituten der Medien- und Kommunikationswissenschaften hier in der Schweiz studiert. Ah, geht ja nicht, auch die Institute sind von linken Genossen infiltriert. Und sowieso: Für die Bildung wollt ihr ja auch kein Geld locker machen, abgesehen von wirtschaftlich gewinnversprechenden Studiengängen alles abschaffen. Ob das die Zahl der kritisch-mündigen Bürger steigert?

Kein vernünftiger Geschäftsmann wird seine Firmenwerbung im Tagi publizieren, wo das Verfahren bürokratisch und kompliziert ist, wo doch im Internet auf Google sehr viel günstiger geworben werden kann.

Ja, das Zielpublikum ist ja auch deckungsgleich. Dilettanten!

Diese [Publigroupe AG] wiederum profitiert davon, indem sie für Drittpersonen unsichtbar die Finanzen der Medienkonzerne steuert und so wiederum die Redaktionsbüros beeinflusst.

Da ist es wieder, dieses unterschwellig paranoide Konspirationspalaver. Aber selbstverständlich ist klar, dass in der Zeitungsbranche die privatwirtschaftlichen Verlage dem Markt unterworfen sind. Sie können nur solange ein Produkt anbieten, wie es durch Inserate und Abonnemente finanziert werden kann. Für einmal erblickt ihr einen gewissen Zusammenhang, zieht aber die falschen Schlüsse daraus.

Die SRG, die Grosskonzerne Ringier und Tamedia, das Departement Leuenberger sowie Zensurparteien aus dem linken Lager gehören zu den Verliern der Informationsgesellschaft.

Mumpitz. Die Blogosphäre ist – wie die von euch derart gescholtene Schweizer-Presse – linkslastig. Wie sagte es Augstein so schön:

Im Zweifelsfalle links.

Dieses Motto wird in alle Ewigkeit bestand haben!

(Viel Stuss später …)

Deshalb gibt es nur eines: sämtliche staatskritischen Kräfte der Schweiz werden und müssen die Streaming-Gebühren bekämpfen, um die Medien endlich zur Räson zu bringen.
Zensur hat in einer Demokratie nichts verloren. Wir werden nicht eher ruhen, bis in der Schweizer Presse endlich Meinungsfreiheit herrscht.

Meinungsfreiheit im Sinne der SVP: Die Medien schreiben nur noch das, was die SVP auch für richtig hält. Die linke Staatspropaganda wird der Bevölkerung vorenthalten, weil diese schädlich für den Geist des Volkskörpers wäre …

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Donnerstag, 16. März 2006

Swisscom auf Kundenfang (Bluewin TV)

Ich staunte vor etwa 14 Tagen nicht schlecht, als ich einen Anruf von der Swisscom erhielt und man mir eröffnete, dass eine „Kundenberaterin“ gerne einmal in unseren Haushalt zu Besuch käme. Diese würde uns neue „Technologien“ vorstellen. Ich willigte skeptisch ein – und heute war es endlich soweit: Frau Bauder stand vor der Türe.

Schnell wurde mir klar, dass es nicht etwa darum ging, die Kunden zu „beraten“, sondern um ihnen ganz klassisch neue Geräte zu verkaufen, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Die „Verkäuferin“ (diese Bezeichnung finde ich besser) interessierte sich kaum für unsere Situation beim Fixnet (ISDN mit 3 Rufnummern via Sunrise) und zückte nach dem kurzen Geplänkel den Prospekt eines Produktes, um das es sich in den nächsten zehn Minuten das Gespräch drehen sollte:

Bluewin TV 300

Wie ich während des Gespräches durch nachbohrende Fragen erfuhr, handelt es sich hierbei schlicht um einen Harddisk-Rekorder, den man von der Swisscom, resp. wohl eher deren Tochter Bluewin, zur Miete erhält. Das Angebot lautet folgendermassen:

  • Mietkosten: 25.– SFr./Monat
  • Aufschaltgebühr: 95.– SFr. (wird zur Zeit erlassen)
  • Kündigungsfrist: 3 Monate
  • Rückgaberecht in den ersten zwei Wochen

Die technischen Finessen des Gerätes hauen mich nicht gerade aus den Socken:

  • 200GB Festplatte (~100 Videokassetten)
  • Analoges Eingangssignal vom bisherigen Cable-TV-Anbieter (die Bluewin Betriebswirte hatte sich zu hohe Ziele gesetzt, was die Auslieferung des TV-Streams über ADSL betrifft)
  • EPG über das Kabel-Signal (kriegt man das eigentlich auch mit anderen HD-Rekordern zu Gesicht? Anscheinend JA. Und per Zufall findet sich eine Bestätigung eines Neueneggers, dass es auch in unserem Dorf EPG gibt.)
  • … und all die anderen Features, die man solchen Geräten gewohnt ist (Time-Shifting, Serien-Aufnahme …)
  • PC-Anbindung? Habe ich leider bei der kurzen Frageminute vergessen.

Fazit

Nur ein Feigenblatt für das Bluewin-Kader. Wieso sollte uns Bluewin hundsnormale HD-Rekorder verkaufen? Das ist nicht deren Kerngeschäft. Die Marketing-Fuzzis haben wohl das Ruder übernommen und sich gesagt: Wir positionieren uns mit Blick auf das künftige TV-Abo via ADSL bereits jetzt als „TV-Anbieter“. Auch wenn der Content noch von Cablecom (oder dem örtlichen Kabelnetzbetreiber stammt) und unser Gerät rein gar nichts mehr kann, als die der Konkurrenz.

Der Preis muss in Relation gesehen werden: Kaufe ich mir lieber einen HD-Rekorder in der nächsten Interdiscount/Media Markt-Filiale, oder beziehe ich doch lieber das Mietgerät von Bluewin? Für meiner einer ist der Fall klar: Miete und Leasing kommen mir nicht ins Haus, ich will die Geräte besitzen, die ich (täglich?) benutze.

Das billigste Geräte bei Interdiscount ist ein DVD-Recorder mit 160-GB-Festplatte SKY DVD E160 für 429.– SFr..

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Donnerstag, 9. März 2006

Hack-a-Mac

Well as of now it is just shut down entirely. Apparently Dave didn’t get permission to set all this up, and fearing for their network, the powers that be have just clicked the OFF button. I wonder if they’re running Windows servers for the rest of their network?

Quelle: Univ. of Wisc. Madison pulls the plug on OS X Security Challenge

Das lag ja auf der Hand, weshalb ich die ähnliche Vermutung bereits gestern in einem Forenbeitrag auf heise online geäussert habe:

Ich kann mir gut vorstellen, dass die dortige Informatikabteilung den
Stöpsel gezogen hat. Abgesehen vom Traffic, der diese kleine Kiste
verursacht hat, ist es sicherlich nicht eine Kernaufgabe der Uni,
Computer auf dem Campus zum Hacken freizugeben.

Quelle: Uni hat Stöpsel gezogen?

Dennoch – sehr peinlich für die Uni Wisconsin. Dass man 38h benötigt, um zu merken, dass der Traffic auf eine einzelne Kiste plötzlich sprunghaft angestiegen ist … Den CIO würde ich degradieren und Querschläger Dave Schröder entlassen. Haben die dort nichts intelligenteres zu tun?

Diese Episode zeigt wieder einmal, welchen Stellenwert die Informatik an Universitäten hat: Ja nicht die Akademiker einschränken, alles erlauben. So ist es auch hier, an der Universität Bern, überhaupt kein Problem, mit dem Laptop ins Gebäude zu latschen, dieses an einen beliebigen Ethernet-Port anzuschliessen, die Netzwerkkonfiguration anzupassen und rumzusurfen. Man stelle sich vor, wenn dies bei Swisscom, UBS oder Credit Suisse so einfach wäre … *tz*

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Freitag, 3. März 2006

ISPs die Hände binden

Während wir in der Schweiz überlegen, auch die letzte noch dem Staat gehörende Datenleitung in private Hände zu geben und unserem Zugriff und unseren Interessen als Gesellschaft zu entziehen, gibt es in den USA bereits wieder gegenteilige Bewegungen:

„The big network operators are saying, ‚We built the network; we own the network; everybody’s basically got to go along with what we’re saying.‘ What I’m saying is, ‚No, the consumers built the network; the subscribers built the network. They paid for the network. That is what this is all about,'“ Wyden told reporters in a conference call. […] No broadband provider has proposed to block certain Web sites. But they have said Yahoo, for instance, could pay a fee to have its search site load faster than Google. Other possibilities include restricting file-swapping applications that hog bandwidth, or delivering their own video content faster than a similar service provided by rivals.

Quelle: Senator wants to ban ‚fast lane‘ for Web

Bravo! Dass Cablecom & Co. Skype und andere VoIP-Dienste drosseln könnte, weil der Benutzer so das Geld nicht ihnen, sondern einem Drittanbieter in die Tasche steckt, ist vorerst nur ein Gerücht – das einem gewieften Manager die Idee aber bald gar nicht so abwegig vorkommen könnte, liegt auf der Hand.

Deshalb darf in der Schweiz das Swisscom Fixnet nicht mitsamt seiner Firma in die private Marktwirtschaft entlassen werden, sondern muss mittels einer neu zu bildenden staatlichen Gesellschaft weiterhin in Volksbesitz bleiben. Ohne Profitinteressen, aber immer dazu bedacht, den Shareholdern, den Einwohner unseres Landes, einen uneingeschränkten und unbehinderten Zugang zu den weltweiten Datennetzen zur Verfügung zu stellen.

Das Wydens kein Tagträumer ist, zeigen die Reaktionen auf seinen Vorstoss:

On the other side are Internet content and application providers, which say Net neutrality requirements are essential to preserve the Net’s traditional openness.

Dozens of technology companies and advocacy groups sent a letter Thursday to the House of Representatives‘ Commerce Committee, urging that „Congress take steps now to preserve this fundamental underpinning of the Internet and to assure the Internet remains a platform open to innovation and progress.“

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Dienstag, 7. Februar 2006

Fixnet dem Staat!

Bereits mehrere Male habe ich hier in meinem Blog gefordert, das Festnetz der Swisscom, aber auch die GSM-Antennen, vom Unternehmen zu trennen, bevor es privatisiert wird. Das hochstehende Telekommunikationsnetzwerk würde einem Staatsunternehmen übertragen, das sich für den Unterhalt, Ausbau und technologische Aufrüstung verantwortlich zeigen würde. Das Netz stünde jedem Telco-Anbieter offen – gegen einen gewissen Betrag natürlich, der ausschliesslich für die oben genannten drei Zwecke eingesetzt werden dürfte. Ziel wäre es nicht, Gewinne zu erwirtschaften. Denn der grösste Gewinn in der Hinsicht wäre ein für ewig dem Volk gehörendes High-Tech-Netzwerk, ausfallsicher, auf dem neuesten Stand und – nicht zuletzt – uns, jedem einzelnen Bürger, wohlgesonnen.

Ich wäre gespannt, was bei einer Aufspaltung von der eigentlichen Swisscom noch übrig bleiben würde. Viele überbezahlte Marketing-Fuzzis sowie eine Ladung McKinsey-Berater. Der wahre Wert der Swisscom liegt nämlich nicht in der himmelblauen Corporate Identity, noch in diesem olle Werbejingle. Die blöde Prime-Time-Werbe-Familie auf SF? Näää. Auch sind es garantiert nicht die Rechnungen, die uns monatlich erreichen. Insbesondere diejenigen für Mobil-Abonnemente nicht, die ich übrigens in einem Temporäreinsatz unter Leitung eines Beraters (McKinsey denke ich jetzt einfach mal) „aufbereiten“ durfte. Da wurde aber nicht wie beim grossen Vorbild Orange Klarheit hinein gebracht, sondern hie und da ein „Registered“ entfernt. Nichts, was die Übersichtlichkeit verbessert hätte. An solchen Dingen ist kein potentieller Käufer interessiert.

Was also macht den Wert der Swisscom aus? Es ist die Infrastruktur, insbesondere die letzte Meile. Dies sollte uns Bürgern die Alarmglocken schrillen lassen. Privatisiert man die Swisscom mitsamt diesem Asset (boah, ich geh schon als halber BWLer durch, nicht?), geht es keine sechs Monate bis die Swisscom von einem ausländischen Anbieter ausgeschlachtet wird. Nur dieser Teil der Swisscom ist von Wert. (Gegenteilige Meinungen, mit Argumenten bitte, via Kommentarfunktion).

Dies gilt es mit dem von mir (und auch der CVP) propagierten Staatsunternehmen Telekommunikationsinfrastruktur zu verhindern. So bliebe diese für unser Land lebenswichtige Infrastruktur in den Händen des Volkes, wie auch Autobahnen und Eisenbahnlinien. Was die Eisenbahnen im langen 19. und die Autobahnen im kurzen 20. Jahrhundert für den blühenden (naja, abgesehen von den paar toten Bäumen und mit Wasser gefüllten Alpentälern) Bundesstaat waren, ist im 21. Jahrhundert das Telekommunikationsnetzwerk.

USA

Wie es herauskommt, wenn man in einem neoliberalen Anfall alles privatisiert, was einem vor die Flinte kommt, zeigt ein Beispiel aus den USA. Dort soll einer Stadt gerichtlich verboten werden (!), alle Haushalte mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen. Der Kläger: Ein privatisiertes Telco-Unternehmen, das seine Felle davon schwimmen sieht.

That’s why efforts like the one in Lafayette are threatening. If too many communities peel off and build their own high-speed networks, there could be fewer customers for the Bells. […] Sam Jones, Blanco’s local government liaison, says the state’s goal is to keep broadband affordable. […] „There won’t be any cross-subsidies“ because the city plans to use revenue from its new broadband services to finance the entire cost of the project.

Quelle: Bells dig in to dominate high-speed Internet realm

Ganz komisch dann aber das hier:

The single largest thing the LUS plan will do to bridge the divide is to lower rates by 20%. In our community, this means that people who previously could afford cable and phone only will be able to get cable, phone and Internet for that same price.

Quelle: Victory for Lafayette’s Fiber to the Home initiative!

Komisch. Will man uns nicht immer weis machen, dass privatwirtschaftlicher Wettbewerb die Preise senkt? Es ist doch gar etwas peinlich, wenn es gerade eine Gemeinde selber ist, die die Preise ins Rutschen bringt?

Angesichts der zu erwartenden Abstimmung zur Privatisierung der Swisscom sei deshalb gewarnt: Wollen wir, dass das Telekommunikationsnetz innerhalb unseres Landes, auf unserem Boden, uns selbst gehört? Dass jeder Franken, den das staatliche Infrastrukturunternehmen einnimmt, direkt uns, dem Volk, zu Gute kommt, in den Unterhalt und technologischen Ausbau investiert wird und nicht auf das Privatkonto irgendwelcher Shareholder in Asien, Afrika oder den USA überwiesen wird? Oder wollen wir doch etwa ein „richtiges“ Privatunternehmen, das zwar Prof. Jägers Herz höher schlagen lässt, aber primär, sekundär und tertiär einfach nur einen satten Gewinn machen möchte?

Mir konnte noch niemand erklären, wieso es der Telekommunikation nicht ähnlich gehen sollte wie den unter Thatcher/Major privatisierten Verkehrsbetrieben in Grossbritannien. Mir kommt hier nur Unpünktlichkeit, hohe Preise, miserabler Unterhalt der Strecken sowie Jobabbau in den Sinn.

Wird uns also dereinst von der privatisierten Swisscom auch das Recht weggeklagt, selbst eine Infrastruktur aufzustellen? Selber schuld, wir hätten es 2007 in den Händen gehabt.

Labels: Wirtschaft

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