Als ich den letzten Kommentar zum Magazin-Artikel WER NICHT LIBERAL IST, HEBE DIE HAND las und dort vom „Schleier des Nichtwissens“ die Rede war, kam mir die vor Jahren absolvierte Vorlesung „Einführung in die Politikwissenschaft“ bei Wolf Linder wieder in den Sinn. Dort hatte ich das erste Mal von diesem (für einen Sozi äusserst) ansprechenden philosophischen Konzept gehört, es in der Zwischenzeit aber wieder vergessen.
Was sagt Rawls mit dem „veil of ignorance“?
„Der Schleier des Nichtwissens“ besagt, dass man sich bei jeglicher Gesetzgebung denken soll, dass man in einem Zustand ist, in dem man nicht weiss in welche Position in der Gesellschaft man hineingeboren wird. Ausserdem weiss man nicht zu welcher Zeit und an welchem Ort auf der Welt man geboren wird.
Quelle: John Stuart Mill/ John Rawls
Daraus folgt aus dem (hier noch) gesunden Eigeninteresse eines Menschen, dass er darauf achten wird, dass es für die Ärmsten der Gesellschaft immer noch so gut geht, dass sie ein würdiges Leben leben können. Denn schliesslich könnte man ja genau in diese Schicht hineingeboren werden.
Faszinierend! Unter solchen Umständen wüssten wir dann sehr rasch, was die lautesten Verfechter des Manchester Kapitalismus für sich selber als noch gerade zu akzeptierende Lebensumstände erachten würden – Ich habe das Gefühl, dass diese dann doch etwas moderater ausfallen würden, als man sonst lautstark in den Medien propagiert.