Archiv 3. Januar 2006

Dienstag, 3. Januar 2006

Anti-Antiglobalisten – und doch keine Neoliberalen

Im letzten Magazin des Jahres findet sich ein Interview mit kanadischen Philosophen, die sich von den Antiglobalisten (oder nennt man diese Globalisierungskritiker?) distanzieren, ohne dabei gleich ins Lager der Neoliberalen zu wechseln. Hier einige markante Aussagen:

Die alten Sozialdemokraten wollten den Arbeitern immer ein gutes Leben im Wohlstand ermöglichen, während die Theoretiker der neuen Linken im Verbund mit den Antiglobalisierern genau dieses Bemühen um die Verbesserung von Lebensverhältnissen als miesen Materialismus abtun.

Wenn ich mir überlege, wie viel Zeit und Geld in den letzten vierzig Jahren in den Marihuana-Konsum gesteckt wurde, wird mir schlecht. Stellen Sie sich vor, man hätte mit diesen Ressourcen linke Thinktanks finanziert, das Geld für seriöse Politik ausgegeben.

Man müsste zum Beispiel ernsthaft die Einführung von Schuluniformen diskutieren. Ich halte das Markendenken unter Kindern und Jugendlichen für eine sehr schlechte und gefährliche Entwicklung.

Den Zuschlag dafür haben doch seit langem die Mode-Labels Fubu, Timberland, Tommy Hilfiger, Karl Kani, Sean Comb etc (Gedankenstütze). Wer sich die brandaktuellste Uniform leisten möchte (sie wird leider monatlich ausgewechselt), dem vor-pubertären Alter aber bereits entsprungen ist, findet Hilfe bei einer öffentlich-rechtlichen Medienanstalt.

Nun mal im Ernst: Finde ich eine gute Idee und wäre auch für die Schweiz zu prüfen. Es geht ja nicht nur um Marken, sondern auch Körperbedeckung, was insbesondere bei Angehörigen des weiblichen Geschlechts dann doch zu wenig beachtet wird. Man erinnere sich an die Blick-Sommerloch-Aktion vor ein oder zwei Jahren … Hier ein anderer Artikel darüber.

Die letzte Äusserung schlussendlich, die unbedingt erwähnens- und unterstützenswert ist:

Ausserdem gibt es für mich gute Gründe für die These, dass wir in einer globalisierten Welt mehr und nicht weniger Staat brauchen.

Quelle: Das Magazin, 24. Dezember 2005, S. 26ff.

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Dienstag, 3. Januar 2006

Ich bin ein Fan von Schweden und Norwegen

Die Skandinavier zeigen wieder einmal, wo der Hammer hängt. Gleich zweimal innerhalb von 24 Stunden haben sie es mit beachtenswerten Neuigkeiten in aller Munde geschafft:

Norwegen: Frauenquote oder Konkurs

Die nicht gerade als liberal bekannten Skandinavischen Staaten machen unter Führung Norwegens den Verfechtern der wahren, reinen und glückselig machenden Ökonomie wieder einmal den Garaus:

Norwegen macht ernst mit der Gleichberechtigung in der Wirtschaft: Seit dem Jahreswechsel läuft eine Zweijahresfrist, in der der Frauenanteil in den Führungsgremien auf 40 Prozent erhöht werden muss. Firmen, die das nicht schaffen, drohen harte Strafen.

Geil! Schon nur mit dieser Idee würde man(n) in der Schweiz skalpiert und an der Strassenlaterne aufgehängt. Die Norweger kennen nichts und ziehen die Chose durch. Da ist jemand mächtig mutig. Wie immer wird sich aber das Vorhaben als Erfolg herausstellen – ich erachte die nordischen Staaten als federführende Vorbilder, als Bollwerk gegen den (Neo-)Liberalismus. Und sie beweisen immer wieder, dass man trotzdem erfolgreich ist, auch wenn man diametral das Gegenteil macht, was die Wirtschafts-Päpste fordern.

Das hier ist besonders hart:

In letzter Konsequenz droht die Zwangsauflösung eines Unternehmens, wenn die Frauenquote in den Kontrollgremien nicht erfüllt wird.

*grins* Die Chancen stehen also gut, dass ich diesen denkwürdigen Tag noch erlebe, an dem ein demokratischer Staat ein Unternehmen auflöst.

Quelle: Quotenregelung für Norwegens Unternehmen: 40 Prozent Frauen – oder harte Strafen

Nachtrag

Kollege Schmid hat mich darauf hingewiesen, dass bspw. auch die Eidgenössische Bankenkommission pro Jahr unzählige Banken hopps nimmt. Deren „Vergehen“ dürften aber deutlich „illegaler“ sein als ein unausgeglichener Verwaltungsrat *smile*

Schweden: City-Maut

Auch die Schweden machen das einzig richtige und verlangen zukünftig für die Befahrung der Innenstadt Stockholms bares Geld:

Autofahrer müssen ab sofort wochentags zwischen 6.30 und 18.30 Uhr Gebühren zwischen umgerechnet einem und zwei Euro zahlen, wenn sie im Innenstadtbereich unterwegs sind. Maximal sind pro Tag und Fahrzeug 60 Kronen (circa 6,40 Euro) zu entrichten.

Recht so! Wäre es nicht traumhaft, wenn das in Bern nicht erst 2050 eingeführt werden würde, sondern morgen?

Zunächst soll die Maut versuchsweise erhoben werden. Die Testphase, die umgerechnet rund 405 Millionen Euro kosten soll, endet am 31. Juli.

Je mehr Städte solche Technologien einsetzen, desto billiger wird auch der Einkaufpreis der technischen Komponenten. Zudem ist Bern sicher deutlich kleiner als bspw. London oder eben Stockholm und benötigt folglich deutlich weniger Gerätschaften an den Ein- und Ausfallstrassen. Warten wir aber vielleicht doch noch ein wenig, um Geld zu sparen.

Am 17. September sollen die Einwohner von Stockholm dann in einem Referendum über eine etwaige permanente Einführung entscheiden. Doch schon jetzt lehnen nach Umfragen knapp zwei Drittel der 750.000 Stockholmer eine Innenstadt-Maut ab.

Hmmm, ich denke, dass der Satz falsch formuliert ist. Noch lehnen zwei Drittel das Begehren ab. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich doch einige Stimmenden anders entscheiden, wenn sie merken, dass die Maut wirklich einen spürbaren Effekt hat.

Kritiker der Abgabe machen geltend, dass Pendler mit niedrigem Einkommen besonders hart getroffen würden.

Dies kann ich wiederum nicht nachvollziehen. Haben Personen mit „niedrigem“ Einkommen wirklich ein Auto? Oder doch eher ein Jahres-Abonnement der Metro oder S-Bahn? In der Schweiz wird Sozialfällen jedenfalls der Anspruch auf ein Auto verwehrt, soweit ich im Bild bin. Vorschlag: Das Maut-Geld wird zur Subventionierung von ÖV-Abonnements umgeleitet. Da kriegt man den besten „Bang-for-the-buck“.

Quelle: Autofahrer in Stockholm müssen City-Maut zahlen

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Dienstag, 3. Januar 2006

Die Schweiz und ihr misslungenes E-Government

Per Zufall bin ich auf ein mittlerweile wohl bereits veraltetes Communiqué gestossen, dass der Bundesrat als Antwort auf einige Vorstösse publiziert hat:

Bundesrat beantwortet Vorstösse zu E-Government

Da ich mich bereits seit längerem als guter Freund der staatlichen Bestrebungen für E-Government geoutet habe und insbesondere das millionenteure Portal Ch.ch als Meilenstein im weltweiten E-Government sehe – ach, was erzähle ich da. Natürlich ist das alles Mumpiz („Wer Sarkasmus findet …“). Man lese selbst:

Nun, führen wir uns also die nächste Episode in der Neverending-Story zu Gemüte:

Der Bundesrat prüft die Bildung eines Ausschusses von Bund, Kantonen und Städten im Bereich E-Government, um die Koordination zwischen den föderalen Ebenen zu verbessern.

Ausser Sitzungsgeldern nichts gewesen. Oder glaubt wirklich jemand, dass man auf diese Art etwas halbwegs vernünftiges auf die Beine stellen kann, wenn alles freiwillig ist?

Auch der Bundesrat krebst im Laufe des Textes zurück:

Gleichzeitig erinnert er daran, dass der Bund hier kein Weisungsrecht hat; Kantone und Gemeinden sind für ihre eigenen Projekte selber verantwortlich.

Problem erkannt – aber wo bleibt der Lösungsvorschlag? Appelliert man an den guten Geist?

Nicht alle Probleme im Bereich E-Government sind dem Föderalismus anzulasten. Dieser kann aber die flächendeckende Ausbreitung elektronischer Dienstleistungen behindern, wenn jeder Kanton und jede Gemeinde für das gleiche Problem eine eigene Lösung erfindet. Deshalb unterstützt der Bundesrat alle Bemühungen, Kantone und Gemeinden zur Zusammenarbeit sowie zur gemeinsamen Entwicklung und Nutzung guter Lösungen zu motivieren.

Mir scheints, als hätten der Antwort-Schreiber und ich in meinen Artikel Die Schweiz liegt nur noch knapp vor Osteuropa (war: Ch.ch) das ähnliche gedacht:

Jede Gemeinde – sofern sie es sich leisten kann – entwickelt ein eigenes Guichet-Virtuel-System. Und selbstverständlich werden diese Systeme nicht untereinander kompatibel sein. Viel Spass!

Wie auch immer – durch solches föderales Dickicht läuft die Schweiz auch in Zukunft Gefahr, den Anschluss zu verlieren (Buzzword: „Time-to-market“). Anstelle ein funktionierendes System werden wir vielleicht im Worst-Case 1 + 26 + 2740 = 2777 Lösungen haben. Und während uns die Osteuropäer dann längstens überholt haben, überlegen wir immer noch, wie wir die unzähligen Systeme zur Zusammenarbeit überreden wollen …

Juhu, und da kommt es wieder, Ch.ch, mein Lieblingsportal, das neben mir nur ein tiefer einstelliger Prozentsatz der Bevölkerung kennt … A propos: Wie der NZZaS, 1. Januar 2005, S. 10, „Bund will gegen Besitzer von ’schweiz.ch‘ klagen“, zu entnehmen war, kämpft der Staat nun gegen den Besitzer von Schweiz.ch (für einmal zu Recht, wie ich finde). Meine Befürchtung: Ch.ch wird abgeschaltet, der genau gleiche Müll aber auf Schweiz.ch wieder online gestellt.

Wie steht es denn nun um das Schweizer Portal?

Den Nutzen des Internetportals www.ch.ch sieht der Bundesrat im elektronischen Zugang in fünf Sprachen zu allen Informationen und Diensten der Schweizer Behörden über ein einfaches Wegweisersystem nach Lebenslagen, ohne dass Bürgerinnen und Bürger wissen müssen, ob sie die Antwort auf ihre Frage bei Bund, Kanton oder Gemeinde finden. Auf dem Suchweg – im Unterschied zu einer Google-Suche – würden die wichtigsten Informationen zur Frage mitgeliefert. Zudem ist die Verlässlichkeit der Informationsquelle garantiert, und der Nutzen steigt mit dem Ausbau.

Auch das erscheint mir wie eine Replik auf den Artikel Herr Sigg, die Schweiz braucht kein (weiteres) Portal!, in dem ich (4 Monate nach dem Bericht des Bundesrates, notabene) schrieb:

Wieso benötigt man im Zeitalter von Google noch Portale? Ist der Nutzen von Portalen jemals wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden?

Zweiteres hat bis heute nicht stattgefunden.

Mit der Aufnahme des Betriebs von www.ch.ch auf Anfang 2005 werden jetzt aber Massnahmen ergriffen, um den Bekanntheitsgrad zu steigern, den Adressatenkreis auszuweiten und www.ch.ch zur nationalen Einstiegsseite weiterzuentwickeln.

Hat der Bundesrat wirklich eine Ahnung, von was er da schwafelt? Und weiss Christoph schon, wieviel das kosten wird? Sagt ihm das bitte mal jemand? Hier wäre ich für ein analoges Vorgehen wie bei der Tourismusförderung: Ein symbolischer Franken, mehr nicht. Denn der ROI ist fragwürdig bis non-existent.

Anekdote

Letzte Woche habe ich mich zum ersten Mal auf Ch.ch gewagt. Ich war nämlich auf der Suche nach der Web-Site der Kantonspolizei Fribourg. Leider fand ich auf fr.ch nichts. Nach viel Googeln hatte mich das Web soweit, und ich gab Ch.ch eine Chance.

Schussendlich erlebte ich ein Paradebeispiel von falschen Vorstellungen und Hoffnungen: Ich navigierte also zu Private > Sicherheit > Polizei > Kantonspolizei - Informationen einholen und kam schlussendlich auf eine schöne Karte der Schweiz. Als ich dann den Kanton Freiburg selektierte landete ich wieder dort, wo ich vor einigen Minuten begonnen hatte: Auf fr.ch. Es scheint also, dass der Kanton Freiburg seiner Kantonspolizei keine eigene Web-Site gespendet hat. Dies aber auf Ch.ch und auf Fr.ch anzumerken, kam niemanden in den Sinn. Hat es bei solchen grundlegenden Problemen Sinn, E-Government zu betreiben?

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Dienstag, 3. Januar 2006

DRS Webradioplayer sucks (Update)

Tut mir leid – aber es ist so. Die Inhalte des Radios sind top, aber der Player zum Abspielen von Beiträgen ist schlichtwegs eine Katastrophe.

Wenn ich Beispiel einen weiteren der unzähligen Faux-Pas‘ der SBB anhören möchte, öffnet sich zwar das Pop-Up-Fenster mit dem Player – danach geht aber rein gar nichts mehr. Dies sowohl unter Safari wie auch Firefox.

Ein Blick auf die JavaScript-Console zeigt sehr schnell, woran die Angelegenheit krankt:

Error: document.MediaPlayer.DoPlay is not a function
Source File: http://www.drs.ch/js/webradioplayer/palyerControls.js
Line:49

Abgesehen davon, dass die Finger des Entwicklers schneller tippen als das Gehirn mitdenken kann (denn dann würde das Script wohl playerControls.js heissen), stimmt auch mit dem Script etwas nicht. Kaum zu glauben, dass dieses Problem noch niemanden aufgefallen ist? Jedenfalls hatte ich bereits vor unzähligen Wochen mit dem nicht funktionierenden Player zu kämpfen. Wenn der JavaScript-Praktikant mal ein Blick auf die Programmierung werfen könnte (am Besten nicht mit dem Internet Explorer unter Windows), wäre ich doch sehr froh.

Beim Betrachten des Quelltexts des „Webradioplayers“ fällt mir zudem auf, dass da kein konformes HTML produziert wurde. Firefox hebt dies schön rotfarben hervor:

<object ... id="name="MediaPlayer3">

Vielleicht sollte man dies dann auch gleich in einem Rutsch korrigieren. Oder ist es gar die Ursache des Problems?

Workaround

Extrem mühsam, aber er funktioniert: Ich suche im Quelltext den Hinweis auf die .smi-Datei und lade diese dann mit Safari herunter. Sobald die Datei auf dem Desktop gespeichert ist, öffnet sich der RealPlayer und die Datei wird abgespielt.

Nachtrag

Danke an Christian Dreier, der mir in seinem Kommentar empfohlen hat, auf RealPlayer 10 upzugraden. Ich habe die Applikation installiert – und welch ein Wunder, ich höre wieder etwas! Freude herrscht! Aber wieso können die Entwickler die Benutzer mit einem veralteten Player nicht mittels JavaScript und einem alert() zum Upgrade auffordern?

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Dienstag, 3. Januar 2006

Männer und Frauen

Quelle: Männer sind so

Übrigens: Nettes Blog. Und ich dachte schon, dieses weltbewegende Thema greift niemand auf ;-)

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