Archiv 17. Januar 2006

Dienstag, 17. Januar 2006

Kriminalisierung von SVP-Politikern

[Regierungsrätin Eggers (SP) (Mit)Schuld am Mitholz-Tunnel-Debakel] Denn schliesslich ist immer der oberste Chef mitschuldig, wenn eine Sache nicht wie geplant vorwärts geht – ausser es handle sich um Waldbesitzerpräsident Hermann Weyeneth.

Quelle: Der Bund, 17. Januar 2006, S. 17, „Politik mit dem Tunnel“ (Kommentar von Fritz Lauber).

Treffend ausgedrückt, ein Kommentar erübrigt sich. … [10 Minuten später] … Naja, vielleicht doch:

Im April 2006 stehen Regierungsratswahlen an. Die SVP tritt heuer mit vier Kandidaten an (bisher drei) und will so die absolute Mehrheit in der Exekutive des Kantons Bern erreichen (total sieben Mitglieder). Damit man den vierten Sitz auch holt, muss man im Vorfeld mächtig auf die Pauke hauen. Denn das haben SVP-Wähler ja bekanntlich gern: Hauptsache Lärm. Ob die Rabauken dann in ihren Exekutiv-Ämtern aber weniger Müll produzieren, sei dahingestellt. Die oben angepinkelte Frau Egger-Jenzer kommt aus der SP (ich auch) und deren Sitz würde sich – aus Sicht der SVP-Parteistrategen – natürlich optimal für eine Person aus den eigenen Reihen eignen.

Mal schauen, ob die Grössenwahnsinnigen aus der selbsternannten „Volkspartei“ auch das Stimmvolk auf ihrer Seite haben. Dann nämlich, könnte man sagen, wäre auch Berns Zauberformel (3 SVP, 2 FDP, 2 SP) dahin.

Die SP – sollte das Worst-Case-Szenario wirklich eintreten – muss sich dann gut überlegen, ob sie in einer solchen Regierung noch mittun will.

Man vergesse nicht: Der Kanton Bern wird wohl seit Menschengedenken faktisch von bürgerlichen Kräften regiert (2002-2006: 103 von 200 Sitzen, absolutes Mehr – Quelle). Ich finde es angesichts dieser klaren Ausgangslage immer recht lächerlich, wenn man den „Linken“ und „Grünen“ die Schuld für jedes finanzielle „Unheil“ in die Schuhe schiebt. Würde der bürgerlich dominierte Grosse Rat wirklich ernst machen und strikte Fraktionsdisziplin an den Tag legen, müssten wir folglich in einem sanierten Kanton leben. Tun wir aber nicht. Wer ist also am Debakel schuld?

Labels: Politik

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Dienstag, 17. Januar 2006

Bezahlen mit dem Mobiltelefon

Folgende Meldung der SBB (via Netzwoche) wird Kollege Burgdorfer nicht erfreuen:

Seit die SBB am 1. Dezember die Möglichkeit einführten, Zugbillette aufs Handy zu bestellen, sind erst etwas mehr als 300 Stück verkauft worden. Im Vergleich zu den 8,4 Millionen Billetten, die in derselben Periode verkauft worden sind, sei das eine verschwindend kleine Zahl, wie SBB-Sprecher Roland Binz in einem Bericht der NZZ am Sonntag sagte. […]

Quelle: Handy-Tickets der SBB bisher kein Erfolg

Das hätte ich denen auch schon vor dem 1. Dezember prophezeien können …

Wenn Kollege B. momentan in der Schweiz weilen würde, wäre ich mir fast hundertprozentig sicher, dass er zu den 300 „Beta“-Testern gehört hätte, die sich ein solches MMS-Ticket gepostet hätten.

Wieso das Projekt zum Scheitern verurteilt war, zeigt ein Artikel von FACTS:

Schade, dass die Schweizer Bahnen einen Fehler wiederholen, den schon andere begingen: den wenig kundenfreundlichen Alleingang.

«Will jeder Anbieter ohne Kooperation mit dem andern seine eigene Zahlungsplattform in den Markt drücken, entsteht ein unproduktives Chaos, und die Kunden lassen verwirrt die Hände davon»

Eine typisch schweizerische Eigenart. 26 verschiedene Schul- und Steuersysteme sind ja auch besser als eines … Das fördert nämlich den Wettbewerb unter den Kantonen (neoliberaler O-Ton). Zum Nutzen aller? Wohl kaum …

Der Betrag [für Waren aus dem Snack-Automaten] wird der Handy- Rechnung belastet. Das funktioniert nur für Swisscom-Kunden.

Wunderbar. Das erinnert an den Währeungswirrwarr in der alten Eidgenossenschaft. Als man sich auf den Schweizer Franken einigen konnte, ging die Post ab!

Die SBB mögen indes nicht länger warten. Sie werden ihr Handy-Ticket im Alleingang lancieren. Die Bahn verweist auf das grosse Echo ihrer neuen Vertriebskanäle.

Tjach, der Erfolg liess sich hier wohl nicht wiederholen, na?

Tolle Aussichten. Aber nur für Technologiefreaks. Bloss knapp die Hälfte der Handys in der Schweiz beherrscht den MMS-Standard für Multimedia-Nachrichten. Die Mehrzahl verarbeitet nur simple SMS-Textbotschaften. Für die Bahnbillette der Zukunft kommen sie deshalb nicht in Frage. Zudem fällt die erste Stufe, die Internetbestellung, zeitraubender aus als der Kaufvorgang an einem Billettautomaten: Wie lautete doch schon wieder der Benutzername? Und das Passwort? Passiert ein Fehler, ist der Kunde selber schuld, Rückerstattungen falsch gekaufter Billette erhält er nicht. Und Beratung am Schalter auch nicht. Steht im Kleingedruckten.

Mein Mobiltelefon verstünde MMS auch – aber leider ist meine SIM-Karte aus dem April 2000 noch nicht dafür konfiguriert. Und da die Welt ohne MMS nicht untergeht, habe ich es dann doch sein lassen … SMS reicht mir völlig.

Setzt sich M-Payment bei diesem wichtigen Anbieter nicht durch, droht der Neuerung die Bedeutungslosigkeit. Ähnlich wie dem Cash-System. Die von den Schweizer Banken vor Jahren lancierte Karte zur Bezahlung von Kleinbeträgen hat den Durchbruch nie geschafft.

Aaah ja, Cash … Da haben die Marketing- und PR-Fuzzis zusammen mit ihren Consultants tausende Franken Werbegelder vernichtet. Natürlich indirekt über tiefere Zinsen und höhere Bankspesen dann wieder von uns zurückerstattet *smile*

Quelle: Allein ist eine Nummer zu klein

Labels: Wirtschaft

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Dienstag, 17. Januar 2006

Rechtschreibung und Stil in deutschen Blogs

Gerade vor wenigen Minuten ist es passiert. Ich habe ein Blog aus meinem Feed-Reader verbannt. Nicht, dass das noch nie vorgekommen wäre – doch heute geschah es aus einem speziellen und bisher einmaligen Grund: Fürchterliches Deutsch.

Jawohl, sorry Pesche Stöckli, aber die Lektüre war eine regelrechte Folter. Hier einige Hingucker (oder besser: Weggucker):

[…] und beim vorbeisurfen sticht euch hinter einer Welle eine Domain in das Auge und ihr denkt so für euch die will ich haben.

Wenn man nicht weiss um was es geht denkt man es handelt sich um einen Scherz, warum sollte ein Besitzer einer guten Domain diese Abstossen?

Das jemand von Hand eine Top-Domain registrieren kann aufgrund dessen das sie gelöscht wurde ist heutzutage beinahe unmöglich. Um ein Beispiel zu machen das es sich grundsätzlich lohnt den Markt zu beobachten zeigt ein Beispiel von Heute […]

Quelle: Die will ich! Jetzt!

Wenn ich solche Sätze lese, komme ich im Geiste ausser Atem. Als würden meine Auge durch den ganzen Satz gejagt … Was ist falsch? Es fehlen die KOMMAS KOMMATA! Anscheinend gibt es heutzutage zwei unterschiedliche Typen von strapazierenden Schreiberlingen: Diejenigen, die zu viele Kommatas Kommata* setzen (Faustregel: so alle drei, vier Wörter eines), und diejenigen, die sich darüber hinweg setzen und eine anständige Interpunktion gar nicht erst für nötig halten.

Keine Ahnung, ob solche fundamentale Kritik an einem Bloger in der Blogosphäre verpönt ist, aber nach der Lektüre (die ich im letzten Drittel abbrechen musste) wollte ich hier meine Meinung stinkfrech loswerden.

Ja, ich weiss – Deutsch ist nicht gerade die Erfindung der Einfachheit. Unsere Kinder mühen sich in der Schule zu Tode mit der zum Teil sehr unlogischen und über Jahrhunderte gewachsenen Orthographie und Grammatik. Und erst dieser Genitiv (Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod sowie Deppen-Apostroph)! Doch nun sind wir nun mal im deutschen Sprachraum aufgewachsen und sollten doch versuchen, anständige Texte hinzukriegen. Für mich ist das schon fast eine Anstandsfrage – wenn ich schon für die Welt oder das Internet oder die Blogosphäre schreibe, dann bitte so, dass die Leser dann auch Spass an der Sache entwickeln.

Weltsprache

Verwunderlich, dass eine amerikanische Bekanntschaft in Madrid mir doch tatsächlich weismachen wollte, dass die nächste Weltsprache (nach Englisch) Deutsch sein wird. Ich war dann doch gar etwas anderer Meinung: Je einfacher desto besser. Von Lateinisch zu Französisch zu Englisch haben wir bisher immer eine grössere Vereinfachung hingekriegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir alsbald zu einer Sprache tendieren werden, die die Völkerverständigung unnötig verkomplizieren würde. Deutsch ist zwar vielleicht nicht gerade so schlimm wie Chinesisch (Gott behüte!), aber doch derart kompliziert, dass viele überfordert wären.

Da es das Esperanto irgendwie immer noch nicht zu Weltruhm geschafft hat, wurde ich hellhörig, als Kollege Zgraggen kürzlich erläutert hat, wie simpel das Schwedisch gestrickt sei. Jedermann duzt sich (wie im Amerikanischen Englischen) und die Verben werden nicht konjugiert. Man sagt also beispielsweise:

ich gehen
du gehen
er gehen
wir gehen
Sie gehen
sie gehen

Tönt auf den ersten Blick blöd, doch ein exzellentes Beispiel für das von mir propagierte „Keep it simpleTM„. Mit einer solchen Konjugation schreiben alle nur noch 6er – garantiert.

In der Vergangenheitsform genau dasselbe (also wohl irgendwie ‚ging‘). Das nenne ich fortschrittlich. Um in unserer zunehmend globalen Welt werden wir um eine möglichst einfach zu lernende Sprache nicht herum kommen. Denn anstelle sich mit Dictionaries in der MIGROS-Klubschule herumzuärgern, sollte die Zeit lieber dazu eingesetzt werden, zusammen mit der globalen Kommunikation etwas auf die Beine zu stellen, das die Menschheit weiter bringt.

Das Internet existiert – nun ist es an der Zeit, die mit dieser Technik transportierten Inhalte demselben Quantensprung zu unterwerfen.

Deutsche Immigranten

A propos eidgenössische Gofen und deutsche Immigranten-Kinder: Chasch du nöd Dütsch redä? ? Als Deutsches Kind unter Schweizerkindern.

Auf der Arbeit haben wir ein junges Elternpaar aus Deutschland, dass mir das letzte Mal zu verstehen gegeben hat, dass ihr Kind gefälligst perfektes Hochdeutsch sprechen wird und die „Bauernsprache“, die man hier in Bern pflegt, dann in den eigenen vier Wänden zum Tabu erklärt wird. Naja, das Kind spricht noch nicht einmal – irgendwie glaube ich noch nicht so recht, dass das Kind den Eltern sprachtechnisch Freude machen wird. Man stelle sich vor, der Sohnemann kommt in den Kindergarten und spricht perfektes Hochdeutsch … und keiner versteht ihn. Etwas schlimmeres kann man einem Kind nicht antun. Hoffen wir also auf eine kinderreiche Nachbarschaft, die ihm das langsamste, urchigste Berndeutsch beibringt (inkl. aller Fluchwörter), das man sich wünschen kann *smile*

PS: Auch ich mache Rechtschreibefehler. Deshalb lese ich mein Blog einmal sorgfältig durch und korrigiere nicht selten eine Vielzahl der Sätze. Qualitätssicherung muss auch zum Bloggen gehören!

PPS: Dank Kollege Burgdorfer (der sich übrigens eines solchen Rechtschreibe-Marathons entzieht, in dem er auf’s Englische ausgewichen ist) weiss nun auch ich, wie man Komma im Plural schreibt … Kommata, ohne s. ‚Kommas‘ wäre aber auch erlaubt, sei zu meiner Unschuld gesagt.

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