Donnerstag, 2. Februar 2006, 20:10 Uhr

Tücken von Umfragen

„Was für Idioten!“ dachte ich bei der Lektüre des Artikels „Ja. Nein. Weiss nicht.“ im NZZ Folio 01/2006. Bei einer Umfrage, die wunderbar zum Folio-Thema „Statistik“ passte, gaben doch tatsächlich 139 Befragte an, dass ihnen das NZZ Folio „Katastrophen“ gut gefallen hatte. Der Clou dabei: Diese Ausgabe ist gar nie erschienen!

Wer eine ernsthafte Umfrage durchführt, hat natürlich kein Interesse daran, die Teilnehmer in die Irre zu führen. Trotzdem sind unsere Testfragen kein Gag, sie rütteln auch an der Aussagekraft seriöser Befragungen. […] Wenn 139 Leute ein Heft, das sie nie gesehen haben, zu ihrem Lieblings-Folio erklären, haben dann nicht noch viel mehr Leute Nummern, die ungeöffnet bei ihnen zu Hause liegen, zu ihren Favoriten erkoren – ohne auch nur eine Zeile darin gelesen zu haben? Nagen die 139 Leser des „Katastrophen“-Hefts nicht auch an der Glaubwürdigkeit der 317 Leser, die angaben, das Heft „Krankenkassen“ sei besonders toll gewesen?

Nun, lieber hätte ich nicht über diese Einfältigkeit der Untersuchungsteilnehmer gelacht. Denn bekanntlich lacht ausschliesslich derjenige am Besten, der dies zuletzt tun kann. Ich gehöre nicht dazu.

Als ich nämlich gestern den Evaluationsbogen über das Kolloquium Virtuelle Welten? Die Realität des Internets des Collegium Generales der Universität Bern ausfüllte und die einzelnen Veranstaltungen zu bewerten hatte (ja, die Uni ist das Zentrum der bekannten Welt, wenn es um Evaluationitis geht), flunkerte ich auch. Ganz am Ende der Veranstaltungsliste gab es da noch dieses ominöse Referat von Dr. Philomen Schönhagen (seht, wie mir dieser Name geblieben ist! *grins*). Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was eigentlich in diesem Referat gesagt worden war. „Hmmm, nun gut, wenn du dich nicht daran erinnern kannst, wird es wohl kein bombastisches Stell-Dich-Ein gewesen sein, das die werte Frau Schönhagen an den Tag gelegt hat …“ und gab ihr prompt die schlechteste Note.

Ins Schwitzen brachte mich aber ganz am Schluss der gestrigen Sitzung der Hinweis des Veranstaltungsleiters Myrach, der uns auf das letzte Referat hinwies, das in der nächsten Woche stattfinden sollte:

8.2.2006

Massenkommunikation und Internet. Theoretische und kommunikationshistorische Überlegungen zur computervermittelten Kommunikation.

Prof. Dr. Philomen Schönhagen

Schande über mich! Immerhin strich ich die Note durch und kreuzte nun „Enthaltung“ an. Das Gesicht blieb so halbwegs gewahrt.

Merke: Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten!

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