Wer gedacht hat, nach Komplizierte Fahrgemeinschaften könnte es kaum schlimmer kommen, hat sich geirrt.
Heute soll die partymässige Invasion Thuns stattfinden. Um von Neuenegg nach Thun zu gelangen bedarf es mindestens eines Autos. Gesetzt sind die Kollegen …
- Mario Aeby (MA)
- PM
- MS
- RS
- SW
- RZ
PM fährt in Begleitung SWs nach Thun. Dies hat die Planung wesentlich erleichtert. Dennoch haben die restlichen vier Partien unzählige Telefongespräche, Nerven und sonstige Energie verbraucht, um zu einem vernünftigen (?) Kompromiss zu gelangen. Eigentlich wäre es ja ganz simpel: 4 Leute = 1 Auto. Nur ein Fahrer müsste sich finden – sollte ja nicht so schwer sein, könnte man denken: Jeder der vier potentiellen Fahrgemeinschafter verfügt über (mindestens) einen fahrbaren Untersatz.
Bereits letztes Wochenende wurde ich dazu auserkoren. Die Planungsphase begann heute Nachmittag. RS kontaktierte mich bereits um 14.00 Uhr, doch ich lag leider noch in den Federn. Um 17.00 Uhr dann rief RZ an, im Auftrag von RS, und wollte abklären, um welche Zeit ich denn jetzt fahren möchte. Ich entschied mich für 21.30, was für den notorisch frühzeitigen Partygänger RS der letzte mögliche Termin war. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir uns wohl schon um 20.30 Uhr auf die Socken gemacht.
RZ gab mir im selben Telefonat aber auch bekannt, dass MS am Nachmittag mit RS telefoniert hatte und durchblicken liess, dass er sich garantiert nicht in mein Fahrzeug setzen würde. Na dann … nun war wieder alles offen. Wie sollte denn nun MS nach Thun kommen? Es musste damit gerechnet werden, dass MS selber fahren wollte. Ich empfahl deshalb RZ, mit MS Kontakt aufzunehmen und nachzufragen, ob er wirklich selber fahren würde.
Um 19.00 Uhr erhielt ich von RZ die Bestätigung, dass MS selber ans Steuer gehen werde. Ich entschied mich also, auch bei MS einzusteigen, da es ja keinen Sinn machte, mit 2 Personenwagen und insgesamt 4 Personen nach Thun zu fahren. Ich erreichte MS nicht, weshalb ich ihm eine SMS schickte und meinen und RS‘ „Einsitz“ in seinem Auto bekannt gab.
Um 20.15 rief er mich zurück. Er beschied mir, dass er sich heute, seinem letzten Wochenende in der Schweiz, garantiert nicht hinter das Steuer setzen werde. Schnelle Meinungswechsel gehören wohl zu MS‘ ausgezeichneten Eigenschaften? RS werde heute Abend fahren – RS, der die ganze Woche davon sprach, dass ich nach Thun fahren sollte. Was zum Teufel?
Also rief ich erneut RS an. Er war gerade beim Abendessen. Zuerst glaubte ich an einen Witz, als er mir beschied, dass RZ nun fahren werde. Was? Unglaublich: Nun hatte man endgültig alle Möglichkeiten durchgespielt. Zuerst sollte MA, dann doch MS fahren, worauf RS und jetzt auch noch RZ als Fahrer genannt wurde! Aus sonderbarem altruistischem Anlass hatten sich RZ und RS anscheinend dafür entschieden, MS am letzten Wochenende seines schweizerischen Abenteueraufenthaltes nicht doch zum Fahren zu verknurren.
Fazit
Ich mache mir wirklich langsam Sorgen. Ist ein solches Verhalten nicht etwa charakterisierend für die Schweiz im 21. Jahrhundert? Spiegeln sich die Probleme der Politik und der Wirtschaft nicht auch im Mikrokosmos der Fahrgemeinschaft-Bildung? Ist unser Verhalten vielleicht gar die Ursache allen Übels?
Bisher war ich immer der Meinung, dass die „Gründerväter“ unseres Reichtums schonungslose Pragmatiker waren. Diese Fähigkeit ist uns, viele Jahrzehnte später, anscheinend abhanden gekommen.