Donnerstag, 25. Januar 2007, 5:32 Uhr

Kalifornien 2007: Obdachlose und die Sicherheit

Im Flugzeug wurde mir so richtig Angst vor den hiesigen Verhältnissen gemacht. Immer auf der Hut sollte ich sein, am Besten auch noch die Augen am Hinterkopf öffnen, bestimmte Quartiere meiden (welche, konnte man mir nicht sagen), während der Autofahrt immer alle Türen abschliessen. Hinzu kamen bereits früher gehörte Horror-Stories und Tipps von Touri zu Touri – wie bspw. in bestimmten Quartieren mitten in der Nacht bei Rotlicht nicht zu halten und einfach weiterzubrennen.

Ich gebe Kollege Raffi recht, der mich gleich nach meiner Ankunft beruhigt hat: Nach einem Jahr Aufenthalt in LA erscheint ihm das grösste Problem, dass die Leute sich gegenseitig Angst machen. Leute aus seiner Firma können immer noch kaum glauben, dass er es wagt, am Abend in Venice joggen zu gehen (diejenigen, die am lautesten Schreien, wohnen nicht in der Gegend). Am meisten Angst hat Raffi vor der Polizei, die – wie es scheint – ein Auge auf ihn geworfen hat. Regelmässig gibt es Bussen: Sei es, weil er sein Auto falsch parkiert oder die Strasse bei Rot überquert hat.

Fazit: Warnungen – alles Müll. Nun bin ich fast sieben Tage hier in Kalifornien und fühle mich sicher. Klar, schweizerische Verhältnisse habe ich definitiv nicht erwartet und auch nicht vorgefunden. Wer sich mit normalem Menschenverstand durch die Gegend bewegt und leichtsinniges Verhalten unterlässt, hat meiner Meinung nach auch hiert nicht viel zu befürchten. Weder habe ich denn seither eine Waffe im Umkreis von 25 Meter gesehen, noch eine Knarre am Kopf gehabt. Ich habe keinen Raub und keine Schiesserei erlebt, und auch die Polizeisirenen hielten sich in Grenzen. Alles ist friedlicher, als man sich das durch TV-Sendungen und Horror-Stories vorstellt.

Obdachlose, die mit (meinem) Geld und (meinen) Wertsachen ihren Lebensunterhalt verdingen könnten, fragen höflich nach Almosen, wollen einem Muni-Billette oder Poesie-Zeitungen verkaufen. Gibt man Ihnen nichts, wünschen Sie „God bless you“, gibt man ihnen einen Batzen, soll Gott einen ebenfalls segnen. Noch nie wurde ich bisher aggressiv angemacht.

Das obige Bild habe ich heute in Downtown San Francisco gemacht – ein perfektes Sujet meiner Meinung nach: Armut und Wohlstand auf einem Schnappschuss vereint (das hätte garantiert den Photo-Preis des Jahres gegeben, hätte ich eine digitale Spiegelreflex-Kamera mit Superzoom-Objekti dabeigehabt …). Sinnbildlicher geht es kaum, oder?

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