Freitag, 13. Juni 2008, 18:58 Uhr. Gerade fährt die S1 nach Bern in den Bahnhof Thörishaus Dorf ein. Ich steige in den überfüllten Zug ein und suche mir ein Sitzplätzchen. In vielen Abteilen sitzt mindestens eine Person, die sich orange gekleidet hat. „Wohl direkt aus dem Oranje Dorp in Flamatt“, sage ich mir und setze mich in eines der wenigen noch freien Zweierabteile.
Als der Zug abfährt, wird das Gejohle und Gehupe der angeheiterten Fans wieder lauter. Ich beobachte die Holländer in einem Sechser-Abteil vor mir, die neue Bierflaschen hervorgezaubert haben und sich nun zuprosten. Wenige Sekunden später muss ich realisieren, dass die sechs Jungspunde Seislerdeutsch miteinander sprechen.
Je mehr ich die vermeintlichen Holländer im Zug mustere, desto mehr dämmert es mir, dass sich ein nicht unbedeutender Teil der Oranje-Fans als bodenständige Schweizer herausstellen werden. Von den Originalen kaum zu unterscheiden. Es brauchte nur gerade zwei Matches unserer ach so erfolgreichen Nati, und die halbe Schweiz ist freiwillig zu den Niederländern übergelaufen.
In Bern steige ich aus und begebe mich Richtung der Fanmeile am Waisenhausplatz. Mit einem weissen Fussball-Trikot, auf dem eine von weit sichtbare 10 prangt. In grossen Lettern steht „Zidane“ auf dem Rücken.
Wieder einmal, so wird sich am Ende des Abends herausstellen, habe ich auf die falsche Mannschaft gesetzt. Aber das Ganze ist nicht so schlimm, schliesslich habe ich das Trikot nur meinem am Greenfield weilenden Bruder ausgelehnt, um zusammen mit Kollege Zgräsch in einem uniformen Look daherzukommen. Im Innern habe ich hingegen auf einen Sieg der Niederländer gehofft. Schliesslich bringen diese Jungs gehörig Stimmung in die Stadt.