Erst am späten Montagnachmittag versammelten sich die ersten wütenden Menschen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, um gegen das Schweizer Minarett-Verbot zu demonstrieren. […]
Yahya Mudschahid, ein Sprecher der islamischen Hilfsorganisation Jamaat-ud-Dawa, der eine Nähe zur Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba nachgesagt wird, nannte die Schweizer Entscheidung einen „Schlag gegen die interreligiöse Harmonie“. „Diese Entscheidung verletzt die Prinzipien der gegenseitigen Verständigung und der religiösen Toleranz.“ Der Westen rühme sich immer, „Meister der religiösen Toleranz und der interreligiösen Harmonie“ zu sein, aber das Ergebnis der Schweizer Volksabstimmung offenbare die Vorurteile gegen Muslime.
Eine 5-sekündige Google-Suche bringt dann folgenden Text zu Tage:
Besonders seit den 1990ern wurden Christen wegen angeblicher Blasphemie verhaftet. Laut dem Daily Telegraph wurden in Faisalabad Kirchen zerstört. In Pakistan gab es 2005 Bombendrohungen.
Die Christen in Pakistan werden nach dem Tod von Benazir Bhutto wieder zunehmend verfolgt; es erfolgen immer wieder Massaker an der christlichen Bevölkerung.[2][3] Bei einem Brandanschlag von mehreren hundert Mitgliedern einer islamistischen Gruppe auf die Christengemeinde in der Provinz Punjab waren am Samstag mindestens acht Menschen getötet worden. Über 70 Häuser und zwei Kirchen wurden zerstört. Grund für die Übergriffe von Islamisten ist das geltende Blasphemie-Gesetz sowie die hudud-Verordnungen (Hadd-Strafe).[4][5]
Quelle: Christentum in Pakistan – Wikipedia
Natürlich sollte sich die Schweiz nicht an Pakistan messen — wir sind eine aufgeklärte Demokratie, die den Menschenrechten verpflichtet ist. Nur weil in Saudi Arabien keine christliche Kirchen gebaut werden dürfen, ist dies noch lange kein Grund, uns auf dieses Niveau herabzulassen und deren Messlatte auch für unsere Politik zu verwenden. Wir müssen uns mit anderen westlichen Nationen messen, nicht mit autoritären muslimischen Regimes!
Und doch sollte man zumindest Aussagen gerade solcher Pakistaner in einen entsprechenden Kontext setzen, wie ich es gerade getan habe.
Abgesehen von den paar Heissmachern am rechts-aussen-Flügel, die sich nun in ihrem Wahlerfolg sonnen, wird es die Schweizer Bevölkerung garantiert nicht soweit kommen lassen. Kein Zweifel, dass Polizei und Rechtstaat hierzulande gegen solche Übergriffe vehement einschreiten würden. Auch die Bevölkerung würden spätestens dann ein klares Statement abgeben, — nämlich, dass zwischen einem Bauverbot für Minarette und tätlichen Übergriffen auf Religionsgemeinschaften ein himmelweiter Unterschied existiert. Davon bin ich überzeugt. Sonst steht die Neuauflage des Dritten Reichs in den Startlöchern, und ich müsste nach Skandinavien auswandern.
2 Kommentare Kommentare
Vorurteile gegen Muslime?
IMHO kein schlimmer Vorwurf. Natürlich gibt es Vorurteile gegen Muslime – wie es gegen jede Bevölkerungsschnittmenge Vorurteile gibt … trivial.
Waren den fremdenfeindliche Tendenzen nicht immer schon Traditon? Es begann doch bei den "Tschinggen", dann den Spaniern und Portugiesen, den Griechen, Tamilen und (immer noch) den Ex-Jugoslawen. Alles Fremde ist suspekt – Ängste werden wach und werden (seit Schwarzenbach) auch politisch genutzt – dieses Mal mit grossem Erfolg.