Mit Prognosen ist es so eine Sache — legt man sich zu genau fest, ist es für Internet-Stänkerer wie mich ein leichtes, die Aussage festzuhalten und die Prophezeiungen nach Ablauf der Frist wieder aus dem muffig-stinkenden Blog-Estrich hervorzuholen.
Aktuelles Beispiel: Gemäss mindestens zwei US-Militärexperten hätten die russischen Truppen Ende März/Anfangs April 2022 „kampfunfähig“ sein müssen. Ich habe darüber geschrieben. Jetzt verwüstet wohl eine Phantomarmee die Ukraine …
Ich selber habe bezüglich des Ukraine-Krieges aus weiser Voraussicht keine Prognose gewagt, aber die russische „Spezial-Operation“ in der Ukraine mit dem Zweiten Tschetschenien-Krieg verglichen, dessen hauptsächlichen Kampfhandlungen acht Monate gedauert haben (Blog-Artikel).
Das würde auf ein Kriegsende gegen Ende Oktober 2022 hinweisen — das genaue Datum ist mir weniger wichtig, als ein besseres Gefühl zu vermitteln, dass wir hier im Westen nicht Tage oder Wochen, sondern wohl eher doch noch viele lange Monate auf ein Ende der Kampfhandlungen warten werden müssen.
Gegenpunkt: Nachdem die russische Armee entgegen Medienberichten Anfangs April nicht kollabiert ist, kam in westlichen Medienerzeugnissen ein neuer Narrativ auf: Putin ziele auf ein Ende der Kampfhandlungen per 9. Mai hin, da an dem Tag des grossen vaterländischen Krieges (notabene gegen die ursprünglichen Nazis) gedenkt wird. Den Termin können wir uns im Kalender vorsorglich notieren, um unsere Journalisten mit offenbar glühend heissen Drähten bis direkt in den Kreml einem Faktencheck zu unterziehen.
Gestern nun ein spannender Artikel von Klaus J. Stöhlker:
Spätestens in fünf Monaten, das heisst im September, wird der Ukraine-Krieg beendet sein. Warum?
Weil US-Präsident Joe Biden nur als Friedenspräsident die Midterm-Kongresswahlen im November gewinnen kann.
Gelingt es ihm nicht, den Ukraine-Krieg rechtzeitig vor den Wahlen zu beenden, sieht es böse aus für seine Demokraten.
[…] Joe Biden hat vor wenigen Tagen über Wladimir Putin auch gesagt: „He will never succeed in dominating and occupying all of Ukraine.“ Damit hat der US-Präsident zugesagt, Teile der Ukraine könnten an Russland übergehen.
[…] Die US-Amerikaner lassen sich Zeit, ganz wie im Vietnamkrieg auch, die Friedensverhandlungen zu beschleunigen. Die Unterschrift unter den Friedensvertrag darf nur kurz, aber nicht zu spät vor den US-Kongresswahlen erfolgen.
[…] Es gibt einen ganz ausserordentlichen Grund, weshalb der Ukraine-Krieg länger dauern könnte als von mir angenommen.
Wenn Wladimir Putin seinem Verehrer Donald Trump einen Gefallen tun will und den Krieg über die US-Kongresswahlen hinaus weiterführt, damit Trump die Novemberwahlen mit seinen Republikanern gewinnt, ist dies ein Zeichen der persönlichen Treue.
Quelle: Der Ukraine-Krieg ist in fünf Monaten vorbei. Spätestens
Da lehnt sich der immer kontrovers diskutierte Artikel-Schreiber gehörig aus dem Fenster, liefert aber meiner Meinung nach doch sehr spannende Denkanstösse, die ich so bis jetzt noch nie gehört habe. Wir kommen darauf zurück, versprochen.
Ein Kommentar Kommentare
Wenn die Ukraine nicht irgendwo im Westteil der Ukraine über eine Reserve Armee verfügt dann wars das, aus die Maus.
Die ukrainische Armee im Osten der Ukraine wird aktuell zusammengeschossen.
Die russische Artillerie kesselt offenbar den verbliebenen Teil der ukrainischen Armee mit Distanzfeuer systematisch ein.
Zu Beginn des Krieges lag die Verlustrate wahrscheinlich bei eins zu eins, innzwischen verfolgt die russische Armee kaum übersehbar die Taktik des langsam vorrückenden Feuerwalze,Feuerringes auf Distanz.
Langanhaltendes vorlegen mit Artillerie, Zerstörung und Zermürbung des Gegners,dem der Nachschub ausgeht und davon abgeschnitten wird.
Danach werden Panzer eingesetzt die Infanterie kommt erst in der 3.Welle zum Einsatz.
Daraus ergibt sich, das die Verlustraten sehr wahrscheinlich innzwischen bei 1 Russe zu 10-20 bei den Ukrainern liegt.
Das mit den Zivilisten auf diesem weiträumigen Schlachtfeld ist eine elende Sache für sich.
Angesichts des offenbar erheblich ausgedünnten Bestandes an schweren Waffen, der ukrainischen Armee, bleibt den Ukrainern nur noch der Infanteriekamp.
Damit haben die Ukrainer auf den offenen Agrarflächen der Ukraine faktisch null Chance, es bleiben nur noch die mit zurückgebliebenen Zivilisten bewohnten Urbanen Inseln.
Daraus ergeben sich die umfangreichen Zerstörungen der Urbanen Infrastruktur.
Einfach schleierhaft WIE die Ukraine diesen Krieg noch gewinnen will und kann.