Archiv ‘Neuenegg’

Montag, 20. Juni 2005

Medienspiegel

Wohl eher Eulenspiegel … Zwei kurze Medienmitteilungen, die ich in Bezug auf meinen Artikel, wieso die SVP (für mich) nicht wählbar sei, gerne hier publizieren möchte:

Christoph Neuhaus

Der Bund berichtet heute Montag auf S. 17 im Kommentar „Flammend gegen die neue Eiszeit“

… Andrerseits: Als am Rand dieser Demo Christoph Neuhaus, Parteisekretär der bernischen SVP, auftauchte, um sich vor Journalisten über populistisch vereinfachte Zuspitzung und aggressiv-personalisierendes „Auf-den-Mann-Spielen“ gegen Blocher zu beklagen, konnten sich auch zu Unparteilichkeit angehaltenen Beobachter Schadenfreude kaum verkneifen. Denn bitte: Wer hat nun jahrelang just so Politik (vor)gemacht?

Für einmal kann man also meinen Satz im eigenen SVP-Artikel rezitieren und etwas ummodeln:

Schau an, wie sie ihre Feinde behandeln, und du weisst, was du dir gegenüber ihnen auch alles erlauben darfst.

Wer austeilt, sollte auch Einstecken können, liebe SVP! Immer diese weinerlichen Typen … was uns gerade auf den nächsten SVP-Artikel bringt.

Christoph Mörgeli

Im Tages-Anzeiger online heute Montag gelesen im Artikel „Wanderzirkus Mörgeli“:

… Anderseits „bewirtschaften die Gesinnungsethiker der Linken“ bei ihren Wählern das „Grundgefühl des Neids“. Die Folge: Es werde einfach «das Geld der anderen» verteilt – immer neue Steuern würden ein «Zwangssystem der Umverteilung» schaffen.

Aus persönlichen Erfahrungen in meinem Freundeskreis kann ich ohne weiteres sagen, dass die Basisklientel der SVP diejenigen sind, die sich andauernd, überall und von jedem hintergangen und benachteiligt fühlen (s. auch den sonntäglichen Beitrag über FDP Neuenegg). Es ist für diese Leute überaus charakterisierend, dass sie ganz genau zu wissen pflegen, wer was besitzt und dies eigentlich gar nicht dürfte. Wider der Meritokratie! Kollege Darud bspw. weiss von 6 Jugoslawen, die in Köniz mit einem geleasten brandneuen BMW herumfahren; er dagegen schufte sich tagtäglich ab, könne sich aber kein solches Gefährt leisten. Oder schauen wir doch nur – ich wiederhole mich – auf diese Sozialschmarotzer/Scheininvaliden-Debatte. Die einzige Partei, die andauernd und konstant wiederkehrend darauf herumpocht, ist die SVP. Und was, bitteschön, ist das mehr als pauschalisierter Neid gegenüber den Leuten, die anscheinend mit einem Cocktail in der Hand auf dem Balkon sitzen und sich die Zeit mit nichtstun vertreiben?

Mir fällt abschliessend nur noch ein, dass es einmal interessant wäre, zu vergleichen, wie die Pro-Kopf-Subventionen des von der SVP so stark gehätschelten Bauernstandes im Vergleich zu denjenigen der IV sind … Vergessen wir nicht: Es ist auch heute noch ein Paradoxon, dass eine derart kleine Zahl einer Bevölkerungsgruppe eine derartige Lobby im Bundeshaus besitzt und ihr Pfründchen geschickt zu verteidigen weiss.

Man verstehe mich nicht falsch: Leben und leben lassen! Fasst man die Bauerntätigkeit als Service Public auf, sozusagen als getunte Landschaftsgärtnerei, habe ich nichts gegen Unterstützungszahlungen. Wenn es aber genau diese Leute sind, die immer derart auf die Ausgaben (der anderen) blicken, sollte man dies umgekehrt auch bei ihnen rigoroser beachten.

Labels: Neuenegg, Politik

1 Kommentar | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 19. Juni 2005

Die FDP Neuenegg lebt!

Nach langer Ungewissheit gab es in der aktuellen Ausgabe der Neuenegger Zeitung wieder ein Lebenszeichen der „dritten (politischen) Kraft“ in Neuenegg (naja, Kraft mag etwas übertrieben sein – Wählerstärke 2004: 12%). Die FDP hat die jeder Partei zustehende A4-Seite in der Ausgabe des Informationsblattes der Gemeinde ausgenutzt, um etwas auf das Papier zu bringen. Nachfolgend eine kurze Inhaltsanalyse – an einem sonnig-warmen Sonntag, eine Woche vor den Semesterprüfungen, hat man ja als Student nicht wirklich Wichtigeres zu tun:

Titel

Bereits im Titel lässt man es so richtig krachen

Die SVP dominiert – die SP opponiert!

Als Mitglied einer der angesprochenen Parteien fokussiert man ja vorerst auf denjenigen Teil des Satzes, der sich mit einem selber beschäftigt, nach einigen reiflichen Überlegungen merkt mann dann aber, dass auch der SVP Kritik entgegenschwingt: dominiert ist ja nicht unbedingt ein sehr positiv gefärbtes Wort. Die FDP ist also auch (schon?) der Meinung, dass die jahrzehntelange Dominanz der „grossen Partei“ nicht nur immer das Beste für die Gemeinde als ganzes darstellt.

Abgesehen davon halte ich Opposition dagegen per se überhaupt nicht für schlecht, wie ich auch gerade aus den Unterlagen zu einer Vorlesung, Medienpolitik bei Trappel, entnehmen kann. Erst Konkurrenz (und zwar durch Andersartigkeit, nicht durch Kopie) belebt das Geschäft und führt zu besseren Lösungen.

Weiter erinnere ich mich, dass die sog. „kooperativer Föderalismus“ sicherlich auch hier in Neuenegg zum Zuge kommt. In einem Artikel zur Vorlesung zwar auf Deutschland (SPD und CDU/CSU) bezogen, zeigt es doch auf, dass eben auch Parteien (und andere Gruppierungen) mit geringen und insbesondere unbedeutenden Wählerstärken genügend Aufmerksamkeit erhalten.

Und wo bitte sind die Lösungen?

Ich weiss nicht, wie lange die FDP (und die andere, ungenannt bleibende Mitte-Partei) so einen Hype um diese Lösungs-Formel machen – wohl seitdem dass die beiden zu einer auf den ersten Blick vernachlässigbaren Kraft geworden sind. Irgendwie muss man sich die Existenzgrundlage ja noch herbeireden … Ich weiss aber wirklich nicht recht, ob die Neuenegger FDP denn auch wirklich Lösungen in Petto hat. Ihre Leistungsbilanz ist IMHO doch gar etwas durchzogen. Geschadet hat ihr sicherlich, dass sie sich zu Lange – wie auf dem nationalen Parkett – als Schosshündchen der SVP profiliert hat. So kann man ja kaum Wähler dazugewinnen! Die FDP muss sich meiner Meinung nach wieder mehr als Vernunftspartei, als Partei der Pragmatiker hervortun und sich klar von diesen Polterern abgrenzen. Dazu gehört auch, nicht dem Herrchen nachzurennen, sondern eine eigenständige Haltung einzunehmen und zur „unberechenbaren“ Kraft (im positiven Sinne) zu werden. Unabhängig von der SVP, unabhängig von der SP, das Ziel vor Augen. Erwartungsgemäss werden die Zielvorstellungen in der Mehrheit der Fälle eher auf Linie der SP liegen als auf Linie der SVP … oder etwa doch nicht?

Doch: Die FDP Neunenegg wird bei dem Vorhaben wohl aber bereits an ihrer Mitgliederzahl scheitern … zu alt und zu wenige sinds.

Ironisch würde ich also eher auf folgenden Untertitel plädieren:

Und wo bitte bleibt eigentlich die FDP?

Danach folgt kurz das Vierpunkte-Programm:

Eine vernünftige Finanz-, Steuer- und Gebührenpolitik

Ohne die Leitmotive genau zu kenne würde ich das übersetzen: Aufwand weiterhin stark minimieren, wo’s nur geht, Steuern runter – und alles wird gut. Denn Steuern sind das grösste Übel unserer Zeit. Komisch nur, dass es den Skandinaviern trotz viel höherer Steuerbelastung so gut geht … Ich jedenfalls zahle in Neuenegg gerne „mehr“ Steuern, wenn ich dafür auch entsprechende Mehrleistung erhalte.

Eine Weiterentwicklung der Gemeinde im Rahmen der Ortsplanung

Soweit für mich verständlich heisst das: Wohnraum vergrössern, Zuzüger anlocken. Einziges Problem: Die Infrastrukturkosten könnten fatalerweise stark steigen, wenn man nicht aufpasst, wie viele Personen die Gemeinde mit der bestehenden Infrastruktur noch verträgt. Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass Neuzuzüger Steuern bringen. Zuallererst einmal bringen sie Kosten mit sich. Solange die Infrastruktur (Kanalisation u.ä.) mit den jetzigen Einwohnern noch nicht ausgelastet ist, stellen sich keine grösseren Probleme. Ist die Maximalauslastung aber erst einmal erreicht, steigt der Aufwand der Gemeinde immens, weil sie Strassen, Kanalisationen, Strom, Schule usw. usf. zuerst ausbauen muss. Da können die neuen Anwohner noch lange Steuern zahlen … auf eine schwarze Null bringt man es dann wenn überhaupt längerfristig. Ich bin mir sicher, dass die FDP-Strategen diese Zusammenhänge nicht nur vom Hörensagen kennen und ein „nachhaltiges Wachstum“ propagieren werden.

Schule mit Blockzeiten, Mittagstisch, Kindertagesstätte

Wunderbar! Nehmen wir sie dabei beim Wort – die SP Neuenegg wie auch die FDP Neuenegg scheinen sich als moderne Parteien zu verstehen und erkennen, wo die Hindernisse der Zukunft liegen. Die FDP wird sicherlich genug Gegensteuer geben, um eine möglichst kostenneutrale Lösung auszuarbeiten. Die SVP dagegen, ja die SVP, nun … (SVP-)Familien bestehen doch aus dem erwerbstätigen Vater, einer Hausfrau und zwei Kindern – für was also Tagesschulen?!

Exkurs: Ist das auf der SVP Schweiz-Homepage anzutreffende Ehepaar wirklich das Idealbild der Partei? So jung, dynamisch, erfolgreich? Vor allem: Glücklich? SVP-Mitglieder sind mir eher als stetig schlecht gelaunt bekannt, die sich benachteiligt, hintergangen fühlen, von Neid erfüllt, dass der Nachbar „mehr“ (von was auch immer) hat als sie selber. Die Mutter sieht mir weiter nicht wie eine typische Hausfrau aus, die sich aufopfernd um das Wohlergehen ihres Ernährers und des Nachwuchses kümmert. Wählen die abgebildeten Leute wirklich SVP?! Immerhin: Wahrscheinlich bringen die vier Äpfel ohne scheinbaren Zweck das letzte Düftchen Landwirtschaft in die Konstellation hinein – schliesslich war die SVP ja mal die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei).

Senseausweitung („Flussbad“)

Das Grossprojekt der nächsten Jahre! Ich bin ja gespannt, was da schlussendlich rauskommen soll. Offiziell ist noch nichts, aber die SVP Neuenegg und die FDP Neuenegg haben vor (so habe ich es jedenfalls vernommen), beim Viehschauplatz die Sense auszuweiten. Ziel soll es werden, die Strömung zu brechen und ein für alle Altersgruppen ungefährliches Bad zu errichten … Schön und gut, aber:

  • Wer braucht das?
    Die Sense ist auch so schon gut besucht. Mit Kleinkinder wird man wohl eher die Laupen-Badi avisieren – Kinderpool, Aufsicht, Toiletten, Restaurant. Gemäss einer weiteren Munkelei geht es aber genau darum, die Zahlungen an die Laupen-Badi einzustellen. Anstelle der Kooperation fällt man wieder zurück auf das Gärtchendenken – wieso zusammenspannen, wenn man es alleine viel besser kann? In der heutigen Zeit kann das nun ja wirklich nicht mehr die Lösung unserer Probleme sein. Gemeinsam statt einsam! Dann fordere ich aber auch bei uns an der Striten entsprechende bauliche Massnahmen, aber garantiert. Und Thörishaus hätte sicherlich auch noch die eine oder andere Vorstellungen, wo man die Sensebadi errichten könnte. Oder ist es schlussendlich nur Wahltaktik, mit Blick auf die Wahlen 2008?
  • Was kostet das?
    Abgesehen vom Mehrwert/Nutzen einer Sensebadi darf man nicht die auch für unserer Gemeindeversammlung entscheidende Frage unter den Tisch kehren. Ich glaube nicht, dass man hier von vier oder fünfstelligen Beträgen spricht. Und somit ist das Projekt gestorben – jedenfalls, wenn solche Kostenmonster von unserer Seite herkämen. Ich bin gespannt, ob es durch die Unterstützung der „grossen Partei“ und der „ganz kleinen Partei“ eine diametral entgegengesetzte Finanzpolitik geben wird? Dann aber nur mit Steuererhöhung … *grins*

… Die FDP wird sich diesen Diskussionen stellen und gute Lösungen anbieten. Kompromissfähigkeit ist nicht ein Zeichen der Schwäche, wie das von einigen dargestellt wird, sondern ein Zeichen der Stärke.

Charakterisierend für die Mitteparteien der Schweiz im 21. Jahrhundert … die Vorwürfe erreichen also nach dem nationalem Parkett auch die kommunale Ebene. Aber recht haben sie – Kompromissfähigkeit wäre zu wünschen. Wenn die Kompromisse aber immer nur für eine der beiden Pole ausfallen würden (ich sage nicht, dass es so sei – ich habe nämlich keine Übersicht über die Entscheidfindung der letzten Jahre), müsste man sich schon fragen, was denn genau jetzt Kompromissfähigkeit ist. Kompromissfähigkeit bedeutet, dass beide aufeinander zukommen, nicht immer nur eine Seite aufgrund des übermächtigen Druckes der anderen Seite Zugeständnisse von sich geben muss.

Sind wir also gespannt, ob die FDP Neuenegg ihre Wiedergeburt in die Wege leiten kann …

Labels: Neuenegg, Politik

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Freitag, 3. Juni 2005

Gemeindeversammlungen

Vier Mal im Jahr finden sie statt – besucht werden sie heutzutage von kaum jemandem mehr: Die Gemeindeversammlung unseres Dorfes Neuenegg hat letzten Mittwoch einen neuen Negativ-Rekord erreicht. Gerade mal 44 von (etwa) 2’500 Stimmberechtigten fanden den Weg zum SKZ. Dementsprechend rasch wurden die Traktanden abgehakt. Nicht vergessen sollte man, dass unter den 44 Personen auch 9 Gemeinderäte fungieren. Eins ist also sicher: 0 Personen werden wir nie erreichen. Sollte die Zahl aber 9 Personen wissen wir, dass die Gemeinderäte sich die Traktanden dann selber vorstimmen werden.

Ein Lichtblick immerhin: Neben meiner Wenigkeit habe ich mindestens vier anscheinend politisch Interessierte Jugendliche in der schieren Menge entdeckt. Eine Person, die ihre Mutter zu deren Einbürgerungsabstimmung begleitet, kann wohl abgezogen werden – es ist zweifelhaft, ob sie sich das nächste Mal wieder ins Dorfparlament wagt … (ohne ihr per se etwas böses unterstellen zu wollen). Dann wäre da noch Kollege Schmid, seineszeichen Sohn des Gemeindepräsidenten (was aber anscheinend nicht den Ausschlag gegeben hat, denn seine anderen beiden Brüder konnte ich am von der SVP in Beschlag genommenen Tisch nicht erkennen). Und, lustigerweise, noch zwei weitere Girls (Teenager), die sich in den Hexenkessel wagten und sich zuvorderst, direkt im Angesicht der hehren Gemeinderäte, platziert hatten.

Und siehe da: Es kam sogar eine Frage aus dem Publikum, von einer der beiden Damen, was denn nun mit zuviel budgetierten Geld eines Kredites geschähe … Eine gar nicht so unberechtigte Frage. Dies sorgte jedenfalls zu einem schmunzeln unter den altgedienten Haudegen. Dennoch schien es weder dem Gemeindekassier (oder wie sagt man demjenigen Funktionär? Meister der Kredite?) noch dem Gemeindepräsidenten leicht zu fallen, den Sachverhalt zu klären. Ein bisschen Hoffnung macht dieses Auftreten der jungen Generation schon: Da kommt man schon mal an eine Gemeindeversammlung, und hat dann sogar noch den Mut, Fragen zu stellen. So schlimm kann es um uns also gar noch nicht so stehen.

Die sehr alte Garde war erfahrungsgemäss überproportional vertreten, auch wenn deren Anwesenheit nicht missen möchte. Ab und zu erfährt man so wieder etwas vom alten Geist, der in unserem Dorf (Land?) einmal geherrscht hat. Insbesondere der Bezug zum Geld ist doch diametral entgegengesetzt. Und ich möchte mich hier nun wirklich nicht für die junge, konsumgeile Jugend in die Bresche werfen.

Schlussendlich darf man nicht vergessen, dass man – neben dem Freibier Freimineral – auch sonst einige Einblicke in den Ablauf der Gemeinde erhält. So weiss ich jetzt bspw., dass wir 17 Mio. im Jahr ausgeben – nicht gerade ein Pappenstiel. Mir jedenfalls eröffnet sich so eine ganz neue Welt politischer Dinge, von denen die Versammlungsabstinentler dann nur noch die Tatsachen präsentiert bekommen (und je nachdem mit ihren Steuern zu berappen haben, oder aber „usebichöme“).

Was ich mir aber aus staatsrechtlicher Sicht einige Sorgen macht: Kann es wirklich im Sinne der alten Aufklärer gewesen sein, dass 44 von 2’500 Stimmberechtigten über die Geschicke des Dorfes bestimmen? Mir persönlich gibt das immer wieder zu denken. Ich kann mich erinnern, dass ein Staat, dessen Namen mir entfallen ist, eine Mindestbeteiligung an Wahlen und Abstimmungen vorschreibt, ohne die das Resultat nicht gezählt wird. Doch was will man in einem Dorf wie Neuenegg schon machen? Urnenabstimmungen à la 5. Juni zu nationalen Themen? Ob der Aufwand die Mittel rechtfertigen würde? Man darf dennoch nicht vergessen, dass die anwesende Bevölkerung dann doch eher die politische aktive Fraktion darstellt, die sich (hoffentlich) eine Meinung gebildet hat, die nicht nur auf angsteinflössenden Plakaten, sondern Fakten beruht.

In dem Sinne: Mal schauen, ob bei der Budgetberatung 2006 wieder etwas mehr Volk zu locken ist …

Labels: Neuenegg, Politik

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Dienstag, 31. Mai 2005

Pinpoint me

Dank beat.li habe ich zu später Stunde noch bemerkt, dass ich ohne meine Wissen noch auf einer Schweizer Karte angezeigt werde. Leute, die Neuenegg ungefähr lokalisieren können, sind von Vorteil. Tipp: Ich stehe alleine auf weiter Flur. Genial, jabadabaduuu! Da haben die ICBM-Koordinaten auf der Homepage eMeidi.coms doch etwas gebracht:

<meta name="ICBM" content="46.89505, 07.32450">
<meta name="DC.title" content="eMeidi.com v6.0">

Dass man da sogar die FPS (Freiheitspartei Schweiz) findet, darüber, ja darüber sehe ich nun mal geflissentlich hinweg.

Weitere Erkenntnis: Reto Hugi, seineszeichens Nachbar (ist eine Häuserreihe weiter oben aufgewachsen) ist auch auf der Karte vertreten. Oder heisst einer nur gleich?

Labels: Neuenegg

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Montag, 16. Mai 2005

Guichet Virtuel Revisited

Das in meinem vorherigen Post verlinkte Dokument der Eidgenössischen Finanzkontrolle und deren „Überprüfung der Projekte Guichet virtuel und Vote électronique“ ist sehr interessant und muss für einen weiteren Beitrag herhalten. Sorry an alle, die jetzt nochmals unter die Räder kommen.

Wie von meinem Studium her gewohnt liest man am Besten immer die Conclusion, bevor man sich in die Textwüste verirrt. Schon nur das besagte Fazit finde ich sehr originell und zitierungswürdig:

Die EFK ist überzeugt, dass mit dem Projekt Guichet virtuel eine solide Grundlage für Internetdienste des Bundes gelegt wurde.

Schön, dass die EFK überzeugt ist. Leider bin ich das überhaupt nicht.

Die Kapazitäten der Plattform werden noch nicht voll genutzt. … Für die momentanen Überkapazitäten werden alternative Nutzungen evaluiert.

In der Privatwirtschaft wird mit Überkapazitäten leicht anders verfahren, da werden schlicht und ergreifend Stellen abgebaut und man lässt dann die übriggebliebenen Leute halt 120% arbeiten, bis sie sich mit einem psychischen Knacks in die IV verabschieden. Nicht, dass ich das unterstützungswürdig fände…

Beim Bund sieht das Vorgehen grundsätzlich ein wenig anders aus. Ein kleines Beispiel gefällig?

Armee 21

Paradebeispiel: Armee 21 plus alle kommenden Revisionen. Wir haben Überkapazitäten, was man nun selbst dem gemeinen Bürger nicht länger verheimlichen kann – doch was nun? Klaro, da war doch was: Sicherung der Botschaften. Doof nur, dass die Armee aus meiner Sicht eigentlich für die Landesverteidigung geschaffen wurde. Sicherungseinsätze sollten grundsätzlich von der Polizei übernommen werden. Diese Leute sind nämlich über Jahre hinweg dazu ausgebildet worden, täglich für die Sicherheit unsere Bürger zu sorgen – notfalls mit ihrem Leben (klingt heroisch, nich‘?). Die Soldaten auch, höre ich gerade aus dem Off? Najaaa, jetzt mal ehrlich: Jemand der alle 1-2 Jahre einen Wiederholungskurs absolviert (im Restaurant herumsitzen und den Sold versaufen) und in der restlichen Zeit als Student herumtingelt oder als Automech seinen Lebensunterhalt verdient … Der soll Botschaften bewachen? Vor die Wahl gestellt: Von wem würden Sie sich lieber beschützen lassen? Mein Vorschlag: Der Armee weiter das Budget streichen, dafür den Polizisten den dringend benötigten Zustupf geben. Gespart wird zwar auf den ersten Blick nichts – ich bin mir aber sicher, dass die Polizei mit demselben Franken das Doppelte herausholt als unsere Armee. Das tut weh! Aber die werten „Bullen“ benötigen nunmal keine F/A-Jets, und auch Panzer sieht man weniger oft aus der Kaserne fahren … Abgesehen davon haben wir ja einen solch supertollen in- und ausländischen Geheimdienst, dass Terroristen schon beim Bomben-Basteln aus den Angeln gehoben werden.

Zurück zum eigentlichen Thema. Wie baut man denn nun bei unserem Wasserkopf „Überkapazitäten“ ab?

Guichet Virtuel

Auch hier: Anstelle Stellen abzubauen, beschäftigt man die Leute weiter. Zur Verlängerung des Arbeitsvertrages schenkt man ihnen dann wohl ein Origami-Bastelheftchen, mit dem sie sich die langen Arbeitstage verkürzen können. Wie immer ist es auch in der Verwaltung dasselbe: An dem einen Ort schuften Leute für zwei, während die anderen mit dem Füssen auf dem Pult auf Aufträge warten. Alles schon persönlich erlebt bei der Postfinance: Zwar kein direkter Bundesbetrieb, aber noch sehr verkrustet ;-).

Doch zurück zur Conclusion der EFK:

Mit zunehmenden und attraktiven Angeboten wird auch die Nutzung wachsen.

Spätestens hier sollten die Alarmglocken schrillen. Niemand benutzt also das Angebot, was nun? Wir machen eine eierlegende Wollmilchsau daraus. Hurra! Anstelle einem klar definierten Zweck zu dienen, will man nun also aus dem Guichet Virtuel ein Gemischtwarenladen machen, um die Ausgaben zu rechtfertigen. Wir machen ein Portal. Wenn der Dot-Com-Boom an den Beamten doch nicht spurlos vorüber gegangen wäre … History repeating! Vielleicht erlaubt uns der GuVi in Zukunft ja auch den Download von MP3-Dateien? Ist ja zur Zeit gerade extrem in … *tz*

… Wenn man den Anspruch hat, für den Bürger einen neuen, einheitlichen Zugang über das Internet zu den Behörden zu schaffen, so ist die Investition in der Grössenordnung von 30 Millionen Franken gerechtfertigt. Dass man bei einem Pilotprojekt nachher immer gescheiter ist, liegt in der Natur der Sache. Die Komplexität des Vorhabens ist jedoch aussergewöhnlich hoch.

Schon mal was von „Keep It Simple“ gehört? Wenn das Projekt so komplex ist, sollte man sich wirklich fragen, ob man die richtige Herangehensweise gewählt hat … Ich bin immer noch der Meinung, dass der gemeine Internet-User www.neuenegg.ch eintöggelen wird, wenn er Informationen zum Bezug eines neuen Passes benötigt.

Es sind sehr viele Partner involviert und jeder hat dabei seine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse.

Ui, hat’s denn kein Projekt-Briefing gegeben? Was war das für ein Projektleiter? Den Erfolg eines Projektes kann man ja bekanntlich nur messen, wenn man klare Vorstellungen über das Ziel hat. Selbstverständlich kann es aber sein, dass meine Vermutung zutrifft: Der Guichet Virtuell wurde während des Dot-Com-Boomes erdacht. Ziel war es, vorzuweisen, dass „wir auch dabei sind“. Hauptsache wir machen was.

Der Guichet virtuel bietet dem Bürger heute schon viele interessante Informationen. Mit dem Einsatz von verschiedenen Web-Services werden künftig neue Abläufe und echte Vereinfachungen im Behördenkontakt möglich, die sowohl dem Bürger wie auch den Verwaltungen eine Erleichterung von Routinearbeiten bringen werden.

Wunderbar, ich bewillige gleich den Nachtragskredit … wo muss ich unterschreiben?

Labels: Neuenegg

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Samstag, 14. Mai 2005

Ein Lob auf unsere IT-Beamten

Da hört man den lieben Herr Blocher immer wettern, dass es sich bei unserem Beamtenstadel hier in Bern um eine „geschützte Werkstatt“ handelt – eine Minderheitsmeinung und böse Polemik?

Guichet Virtuel

Nun, ich bin erfreut, das ich diese Aussage aus der täglichen Erfahrung wiederlegen kann. Da haben wir beispielsweise den Guichet Virtuel (newspeak heisst das Angebot nun schlicht und einfach „Ch.ch“), den zwar niemanden kennt, aber uns Steuerzahler 18 Millionen gekostet hat.

Wofür sind hier eigentlich 18 Millionen draufgegangen? Per Zufall weiss ich, dass die schweizerische Filmförderung deren 30 Millionen zur Verfügung hat. Für die Hälfte dieses Betrags realisiert man eine einzige Internet-Site? Wow.

Irgendwann will ich auch externer Dienstleister bei diesen Jungs werden. Doch halt, Frau Muralt wird einwenden: Selbstverständlich ist es nicht „nur“ eine Internetseite! Nein nein, das Ding ist auch dynamisch und benutzt Datenbanken im Hintergrund. Das kann heutzutage noch fast niemand programmieren … Deshalb liefert Oracle die Datenbank und Swisscom übernimmt das Hosting (Quelle: Prüfung der Finanzkontrolle).

17 Millionen sind wohl für die Erfindung der „URN“ draufgegangen, mit der sich Informationen mit einem eindeutigen Bezeichner referenzieren lassen. urn:ch:de:ch:ch.01:01 steht so für die Rubrik Privatleben. Eigentlich wollte ich hier auch noch die URN angeben, mit der ich auf die Web-Seite unserer Gemeinde verwiesen werde, auf der man Informationen zum Pass erhält. Tjach, ich war wohl zu blöd, den Link zu finden.

In Zukunft werde ich also wieder Neuenegg.ch anwählen und mittels drei Klicks zur Information gelangen (auf Ch.ch habe ich etwa zehn Mal geklickt und war immer noch nicht schlauer).

Zurück zum Geld: Vielleicht musste man auch noch die paar Mittagessen mit den Swisscom-Consultants blechen.

Oder schauen wir uns die Wahl der Oracle-Datenbank an: Naja, all das Open-Source-Zeugs war wohl weniger performant genug, ne? Es geht doch nichts über den Rolls-Royce unter den Datenbanken. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Abgesehen davon geraten mittlerweile auch die Verantwortlichen in Erklärungsnotstand und verlassen das sinkende Schiff.

Teil-Fazit

Der Guichet Virtuel ist etwas anachronistisches – kurz vor dem Ende des Dot-Com-Booms, als ich selber noch als „Profiteur“ (naja, im verträglichen Masse) in der Branche unterwegs war, hatte es wohl einigen Beamten gedämmert, dass auch von Seiten des Bundes etwas aus dem Ärmel geschüttelt werden sollte. Aber was? Ein Portal, war ja klar, denn zu der Zeit sprachen alle von Portalen. Was sich dahinter verbarg wusste niemand so genau, doch wer weiss das schon bei anderen Begriffen wie Micro-Site, Pop-Up, Pop-Under usw. usf.

Doch wie beschreibt man den Zweck des Guichet Virtuels nun? Um für alle verständlich zu bleiben: Es handelt sich hier um eine frisierte und getunte Linkliste. Links zeigen auf die Angebote der Kantons- und Gemeindebehörden.

Leider kennt das Angebot fast niemand, weil der Weg ja auch wenig sinnvoll wäre: Wieso soll ich über die Bundeshauptstadt einen Umweg machen gehen, wenn ich mich für die Passbestellung in einem Kaff irgendwo in der Ostschweiz interessiere? Selbst der unerfahrenste Web-Nutzer wird als erste gleich www.kaff.ch eingeben, und fertig ist die Suche. Aber unsere IT-Beamten denken in anderen Dimensionen, das sollte uns mittlerweile klar sein!

Stellenanzeiger

Nein, leider ist meine Kritik noch nicht zu Ende.

Wer seit Jahresbeginn den Online-Stellenanzeiger des Bundes besuchen will, muss aufpassen, mit welchem Browser er das tut. In kleiner Schrift liest man auf der Eingangsseite nämlich

Für unseren Webauftritt benötigen Sie einen der folgenden Browser: Microsoft Internet Explorer 5.5 SP2 oder höher, Netscape 7.0, Opera7

Schön. Und ich, der mit Safari und unregelmässig höchstens noch mit Firefox unterwegs ist? Nada, für den Bund komme ich so gar nicht erst als Kandidaten für einen Posten in Frage. Dabei könnte doch in nächster Zeit der Posten des Chefs IT Stellenanzeiger freiwerden …

Auf meine Anfrage vom 26. Januar 2005 erhielt ich von Frau Regula Fiechter folgenden Bescheid:

Sehr geehrte Besucherin, Sehr geehrter Besucher

Besten Dank für Ihre Meldung. Seit 5. Januar 2005 ist der neue Stellenanzeiger des Bundes im Internet in Betrieb (www.stelle.admin.ch).

Gegenwärtig ist die Stellensuche (Rubrik „Stellenangebote“) mit einzelnen Browser-Typen (Mozilla/Firefox/Mac) nicht oder nur eingeschränkt möglich. Keine Schwierigkeiten bestehen mit den auf der Einstiegsseite erwähnten Browsern (z.B. Microsoft Internet Explorer 6.0).

Die Lieferfirma der Software arbeitet daran, das Problem zu beheben. Auf dem Stellenportal finden Sie unter der Rubrik „Stellenanzeiger“ ein PDF-Dokument, so dass Sie die aktuellen Stellenausschreibungen des Bundes herunterladen und ausdrucken können.

Wir bitten Sie, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

Mit freundlichen Grüssen

Der standardisierten Antwort können wir entnehmen, dass diese Problem wohl schon mehrmals bemängelt worden ist. Immerhin wusste man jetzt also Bescheid. Das ist doch schon mal ein Anfang.

Okey, im Bundesbern geht ja alles nicht so schnell zu und her – schliesslich muss man ja genügend Mittagessen mit den Consultants abhalten und vielleicht sogar eine Vernehmlassung durchgeführt werden.

Am 27. April 2005 habe ich mich dann doch zu einer erneuten Anfrage durchgerungen. Wer weiss, vielleicht kriegt man den Amtsschimmel ja nur so auf Trab? Ich kriegte umgehend eine Antwort von Christian Hofer:

Sehr geehrter Herr Aebi

Besten Dank für Ihre Rückmeldung. Für die angekündigte Erweiterung der Browser-Kompatibilität sind wir auf ein Update unserer Lieferfirma angewiesen. Dieses wird in den kommenden Wochen bei uns eintreffen. Wir gehen davon aus, dass die erweiterte Kompatibiliät im Verlauf der nächsten Wochen sichergestellt sein wird.

In der Zwischenzeit können offene Stellen browserunabhängig via der Rubrik „Stellenanzeiger“ eingesehen werden.

Mit freundlichen Grüssen
Christian Hofer

(Ich heisse Aeby, aber das ist Nebensache – wichtiger ist ja jetzt, den Safari und Firefox kompatibel zu machen).

Was auch hier anscheinend wieder gezählt hat: Hauptsache SAP. Das kostet viel schönes Geld, und schliesslich hat man am BIT ja auch dermassen viele Consultants, die ihre E-Klasse-Gefährte finanzieren möchten (Stundenlohn: 180 SFr.). Wasserkopf. Könnte Herr Merz da nicht mal etwas unternehmen?

Labels: Neuenegg, Wirtschaft

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen