Archiv ‘Wirtschaft’

Montag, 30. Januar 2006

Swisscom unter’s Volk!

Arena

Als ich in der Nacht von Freitag auf den Samstag in aller Herrgottsfrühe die Wiederholung der Arena Swisscom: Streit um die Zukunft auf mich einplätschern liess, fiel mir vor allem eines auf: Prof. Jäger flippte fast aus (1:19:00). So energisch habe ich ihn noch nie gesehen – wenn ich auch zugeben muss, dass ich ihn auch noch nicht viel im Polit-Kolosseum wahrgenommen habe. Zurück zur Swisscom: Alles nur, weil die Vordenker der Nation mal wieder eines ihrer „wir-wollen-doch-auch“ Liberalisierungs-Opfer gefunden haben. Beim Strommarkt hat’s nicht hingehauen, doch die Stamina der Neoliberalen ist unerschöpflich: Erst wenn der letzte Ziegelstein des Bundeshauses privatisiert ist, geben sie Ruhe.

Gut, dass darauf eine Unia-Gewerkschafterin dem streitbaren HSGler den Wind aus den Segel nahm:

[Walliser Dialekt] Ich freg: Übernimmt de d’Wirtschaft d’Verantwortig für die ganzu Arbeitslosu wo durch d’Privatisierung uf d’Strass chumund? Da muess de wieder dr Staat ispringu […] Solang [d’Schwiz?] immer ds Gäld ob dum Mänsch gstellt het, solang wird ds Volch das ablehna, da bin ich überzugt.

Quelle: Susanne Hugo-Lötscher an Franz Jäger, Arena, 27. Januar 2006, 1:20:00.

Eine Grundsatzfrage, die wirklich sehr reizvoll ist. Wie begründet die Volkswirtschaftslehre diese für Unternehmen „vorteilhafte“ Lastenteilung? Dennoch finde ich, dass auch Staatsunternehmen Leute entlassen dürfen, ja sogar müssen, wenn zwecks Produktivitätssteigerung weniger Leute mehr leisten können (aber damit meine ich nicht: 80% der Belegschaft erledigen mit Stress und Überstunden 120% der Arbeit). Oder wollen wir wirklich, dass Angestellte sich an ihrem Arbeitsplatz mangels Aufgaben einer stundenlangen Solitär-Session hingeben?

Markenzeichen

Auch NZZaS-Kolumnist Frenkel nimmt sich der Diskussion an. Hier einige Auszüge:

Da gab’s doch einen Bundesrat, der gegen bundesrätliches Engagement in Abstimmungskampagnen wetterte, oder? […] Ich staunte deshalb nicht schlecht, als derselbe Christoph Blocher vor einigen Tagen hinging und die Idee in die öffentliche Diskussion warf, einen Teil der Swisscom-Aktien gratis an die Bürger zu verteilen. Das offensichtlich, um die wenig chancenreiche vollständige Privatisierung des Telefonunternehmens den Mannen und Frauen souverän schmackhaft zu machen.

Abgesehen, dass Blocher permanent mit zwei Seelen in seiner Brust (oder einer waschechten Schizophrenie?) zu kämpfen hat, erachte ich das Vorhaben auch als chancenlos. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung hat das Kapital und die Musse, mit Aktien zu handeln. Dem Rest erscheint der Wertpapierhandel als Buch mit sieben Siegeln. Dies zeigt wieder einmal, wie wenig die liberalisierungsgeilen Politiker die Perspektive von Otto Normalverbraucher einnehmen können: Propagandamässig hätte man kaum von Aktien, viel eher mit einer Barauszahlung (Slogan: „1200 Stutz bar auf den Laden“), Bussenerlass („Der Bund schenkt Ihnen den nächsten Führerausweisentzug“) oder Freibier („Am 1. August 2007 für jeden Einwohner ein 30l-Fässli frei Haus“) werben sollen. Tjach, aber so, meine Herren, wird das nichts.

Ebenso problematisch ist die Idee des Volksvermögens. Das Volk steht ja nicht nur auf der Aktivseite der nationalen Buchhaltung, sondern auch auf der passiven. Denn irgendjemandem „gehören“ auch die rund 320 Milliarden Verschuldung der öffentlichen Hände insgesamt. Wer so tief in Schulden steckt, müsste zunächst diese abbauen, bevor er Vermögensbestandteile verschenkt.

100 Punkte. Was zwei Jahre Bundesratsmitgliedschaft nur aus einem machen kann …

Er [Christoph Blocher] hätte das [Verschenken der Aktien] besser nur gedacht und nicht gesagt.

An dem Tag, an dem der Chrigu schweigt, ist irgendetwas ganz fürchterlich schief gelaufen.

Quelle: NZZaS, 29. Januar 2006, Markenzeichen, S. 29.

Nicht verzagen, think eMeidi fragen

Wie weiter? Wir akzeptieren, dass wir den Zeitpunkt für eine (erfolgreiche) Privatisierung der Swisscom verpasst haben. Im heutigen europäischen und globalen Umfeld kann die Swisscom privat nicht überleben und würde über kurz oder lang (wohl eher kurz) irgendwo hin verschachert und ausgeweidet.

Falls man das wirklich will (man weiss ja nie), sollte man vorher die Fixnetsparte in ein separates Bundesunternehmen ausgliedern und die Leitungen dann allen willigen Anbietern vermieten. Zu einem Preis, der auch zukünftige Investitionen ermöglicht. Anstelle dass jeder Anbieter seine eigene Leitung von A nach B zieht, benutzt man ein und dieselbe Leitung – rein wirtschaftlich gesehen, da muss auch der Franz von der HSG beistimmen, kommt eine „dicke Leitung“ billiger als vier kleine.

Wie dem auch sei: Die Swisscom kann auch als „kleines“ schweizerisches Unternehmen im Binnenmarkt bestehen. Davon bin ich überzeugt. Vor langer, langer Zeit war es eine typisch schweizerische Tugend, Bescheiden zu bleiben. Spätestens seit Vasellas Millionengage haben wir diese zu Grabe getragen.

Guet Nacht!

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Montag, 23. Januar 2006

Aufgeschnappt (nochmals SVP)

Zur Feier des Tages nochmals etwas über die immer überaus konsequente SVP:

Roman Jäggi, SVP-Verlautbarer, kam seiner ureigensten Aufgabe nicht nach und verweigerte eine Stellungnahme zum Rücktritt von Swisscom-Chef Alder. Seine Partei äussere sich nur zu Sachfragen und lasse „Personalwechsel bei Unternehmen, Parteien oder auch innerhalb der Bundesverwaltung unkommentiert im Raum stehen“, erklärte Sprecher Jäggi. Offenbar kommentiert die SVP nur Personalwechsel, die dann doch nicht stattfinden. So forderte sie in den letzten zwölf Monaten Bundesanwalt Valentin Roschacher [sic!] (mehrmals), Bundesrat Moritz Leuenberger (unzählige Male), Suva-VR-Präsident Franz Steinegger (inklusive des 40-köpfigen Verwaltungsrates) und Nationalrat Hugo Fasel zum Rücktritt auf.

Quelle: NZZaS, 22. Januar 2006, „Classe politique“, S. 13.

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Dienstag, 17. Januar 2006

Bezahlen mit dem Mobiltelefon

Folgende Meldung der SBB (via Netzwoche) wird Kollege Burgdorfer nicht erfreuen:

Seit die SBB am 1. Dezember die Möglichkeit einführten, Zugbillette aufs Handy zu bestellen, sind erst etwas mehr als 300 Stück verkauft worden. Im Vergleich zu den 8,4 Millionen Billetten, die in derselben Periode verkauft worden sind, sei das eine verschwindend kleine Zahl, wie SBB-Sprecher Roland Binz in einem Bericht der NZZ am Sonntag sagte. […]

Quelle: Handy-Tickets der SBB bisher kein Erfolg

Das hätte ich denen auch schon vor dem 1. Dezember prophezeien können …

Wenn Kollege B. momentan in der Schweiz weilen würde, wäre ich mir fast hundertprozentig sicher, dass er zu den 300 „Beta“-Testern gehört hätte, die sich ein solches MMS-Ticket gepostet hätten.

Wieso das Projekt zum Scheitern verurteilt war, zeigt ein Artikel von FACTS:

Schade, dass die Schweizer Bahnen einen Fehler wiederholen, den schon andere begingen: den wenig kundenfreundlichen Alleingang.

«Will jeder Anbieter ohne Kooperation mit dem andern seine eigene Zahlungsplattform in den Markt drücken, entsteht ein unproduktives Chaos, und die Kunden lassen verwirrt die Hände davon»

Eine typisch schweizerische Eigenart. 26 verschiedene Schul- und Steuersysteme sind ja auch besser als eines … Das fördert nämlich den Wettbewerb unter den Kantonen (neoliberaler O-Ton). Zum Nutzen aller? Wohl kaum …

Der Betrag [für Waren aus dem Snack-Automaten] wird der Handy- Rechnung belastet. Das funktioniert nur für Swisscom-Kunden.

Wunderbar. Das erinnert an den Währeungswirrwarr in der alten Eidgenossenschaft. Als man sich auf den Schweizer Franken einigen konnte, ging die Post ab!

Die SBB mögen indes nicht länger warten. Sie werden ihr Handy-Ticket im Alleingang lancieren. Die Bahn verweist auf das grosse Echo ihrer neuen Vertriebskanäle.

Tjach, der Erfolg liess sich hier wohl nicht wiederholen, na?

Tolle Aussichten. Aber nur für Technologiefreaks. Bloss knapp die Hälfte der Handys in der Schweiz beherrscht den MMS-Standard für Multimedia-Nachrichten. Die Mehrzahl verarbeitet nur simple SMS-Textbotschaften. Für die Bahnbillette der Zukunft kommen sie deshalb nicht in Frage. Zudem fällt die erste Stufe, die Internetbestellung, zeitraubender aus als der Kaufvorgang an einem Billettautomaten: Wie lautete doch schon wieder der Benutzername? Und das Passwort? Passiert ein Fehler, ist der Kunde selber schuld, Rückerstattungen falsch gekaufter Billette erhält er nicht. Und Beratung am Schalter auch nicht. Steht im Kleingedruckten.

Mein Mobiltelefon verstünde MMS auch – aber leider ist meine SIM-Karte aus dem April 2000 noch nicht dafür konfiguriert. Und da die Welt ohne MMS nicht untergeht, habe ich es dann doch sein lassen … SMS reicht mir völlig.

Setzt sich M-Payment bei diesem wichtigen Anbieter nicht durch, droht der Neuerung die Bedeutungslosigkeit. Ähnlich wie dem Cash-System. Die von den Schweizer Banken vor Jahren lancierte Karte zur Bezahlung von Kleinbeträgen hat den Durchbruch nie geschafft.

Aaah ja, Cash … Da haben die Marketing- und PR-Fuzzis zusammen mit ihren Consultants tausende Franken Werbegelder vernichtet. Natürlich indirekt über tiefere Zinsen und höhere Bankspesen dann wieder von uns zurückerstattet *smile*

Quelle: Allein ist eine Nummer zu klein

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Montag, 5. Dezember 2005

SkypeIn

Wenn die Swisscom-Manager schon sinnlos Geld ausgeben wollen, tue ich es ihnen gleich. Ab sofort bin ich unter folgender SkypeIn-Nummer direkt am PC erreichbar (falls ich davor sitze und Skype läuft):

+41 44 586 9 865

Übrigens: 30EUR hat mich der Spass gekostet. Laufzeit: 12 Monate. Ich bezweifle, dass mir auf diese Nummer jemals jemand freiwillig anrufen wird …

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Montag, 5. Dezember 2005

Kollege Frenkel

Irgendwie stand ich mit meiner dezidierten Meinung bezüglich der Swisscom-Misere bisher ja eher abseits des neoliberalen Mainstreams.

Was andere Blogger über die ganze Schlammschlacht denken (wieder mal an vorderster Front mit dabei: Der Chrigel – langsam wird das aber auffällig, du!) hat Kollege Webonomy in seinem Artikel Swisscom Quotes aus der Blogosphäre zusammengefasst … Und meine Parabel erscheint gleich an erster Stelle – wow :-)

Am interessantesten empfand ich folgendes Interview der SonntagsZeitung, das ich Ausschnittsweise wiedergeben möchte:

Offenbar finden es verschiedene Kreise, ich auch, nicht schlau, was die Swisscom an Ausland-Engagements plant.

Bereits als es Anfang Jahr um ein mögliches Engagement in Tschechien ging, gab es keine vernünftige Erklärung, ausser dass man ein paar Milliarden ausgeben wollte, um die Kapitalstruktur Richtung Fremdkapital zu verschieben.

Wenn sich Swisscom verschulden will, soll sie das überschüssige Geld erst einmal an die Aktionäre zurückgeben, anstatt fragwürdig im Ausland zu investieren.

Ein Unternehmen wie die Swisscom … sollte doch erklären können, wo der strategische Vorteil liegt, wenn man in Irland oder in Dänemark investiert.

Man sagt, wir sind so hochkompetent im Management von Auslandgesellschaften, dass wir Mehrwert erzielen. Doch ich habe bei der Swisscom keine Evidenz dafür.

Und wenn man heute sagt, der Markt wird aufgeteilt, dann ist schwer zu glauben, dass die Swisscom ein Schnäppchen findet, das nicht überbewertet ist.

In meinem vorherigen Artikel habe ich auf einen CNN-Report hingewiesen, der genau das sagt. (Mittlerweile nicht mehr zugänglich *grrr*)

Alder argumentiert auch, dass seine Manager in einer Wachstumsfirma arbeiten wollen.

SCNR: Na dann kaufen wir euch doch mal für ein paar Milliarden so’ne kleine Telifon-Firma, damit sich das Kader nicht dermassen langweilt. Anstatt von Ferienflirts zu träumen sollten die Jungs einfach mal ihre Arbeit machen … Unglaublich, diese Argumentation!

Quelle: Ökonom Rudolf Volkart über Jens Alders Strategie, im Ausland gross einzukaufen

Sehr schön – anscheinend gibt es also doch auch vernünftige Leute in diesem Land, die noch eine Portion Verstand mit sich bringen. Und zumindest einer davon ist gar studiert, und erst noch ein Oec.-Heini. Dass ohne Eircom-Kauf nun die Welt untergeht, glauben wohl auch nur komische Spassvögel … Eircom ist ein hässliches Entlein, aber das habe ich in meinem vorherigen Blog-Eintrag ja bereits deutlich gemacht.

Item. Neben den vielen (erwartungsgemäss) liberal angehauchten Artikel in der NZZaS las ich heute per Zufall auch noch die Kolumne „Markenzeichen“ von Max Frenkel (wurde übrigens auch schon vom Presserat gerügt – und wieder war der Chrigel mit von der Partie). Er schwimmt dem Mainstream seiner Redaktion entgegen – ein Wunder, dass dessen Worte überhaupt im liberalen Kampfblatt gedruckt wurden.

Frenkel sagt (auch hier auszugsweise zusammengefasst):

[Wachstum] Wieso solches etwa in Irland besser erreicht werden kann als in der Schweiz, wäre erst noch irgendwie plausibel zumachen. Im Telekommunikationsbereich dürften sich die Synergien des Tätigwerdens auf zwei so weit voneinander entfernten Märkten in engen Grenzen halten, wenn sie nicht sogar von den Kosten der kulturellen, sprachlichen und anderen Differenzen übertroffen werden.

Aber das [Wachstum in der Schweiz selber] widerspreche dem Gebot, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, höre ich die Jünger des heiligen McKinsey aufschreien. … Dies ist die echte Herausforderung für das Management: im überschaubaren Umfeld neue Geschäftsideen zu entwickeln. Mit vollem Portemonnaie im Ausland einkaufen zu gehen, ist hingegen etwas gar einfach.

Bei der Swissair etwa war die Strategie der Minderheitsbeteiligung an erstklassigen Gesellschaften durchaus vernünftig. Nur wurde sie von den Wachstumsfetischisten in Kloten bis zur Unkenntlichkeit umfunktioniert.

Quelle: NZZ am Sonntag, 4. Dezember 2005, S. 33

Jens & Co. – denkt mal darüber nach. Und sonst könnt ihr ja immer noch direkt bei Eircom anheuern und irische Luft schnuppern. In den Startlöchern haben wir genügend vernünftige Manager (Unternehmer wären mir eigentlich lieber), die mit der bestehenden Firma das beste herausholen wollen. Tagesschau auf dem Handy kann ja wohl nicht die Zukunft sein.

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Mittwoch, 30. November 2005

Swisscom, nicht Com

Momentan geht es bei der Swisscom so richtig ab. Der Bundesrat hat der kaufgeilen Führungsetage des Ladens verboten, ins Ausland zu expandieren. Dabei hatte man doch gerade erst die (nicht nur dank des Kaufvorhabens überbewertete) Eircom ins Auge gefasst und war bereit, ein Milliardenvermögen aufzuwenden, um endlich mal einen Übernahmekandidaten präsentieren zu können. Von denen gibt’s in Europa zwar ja nicht mehr viele (der Markt „konsolidiert“ sich, wie die Wirtschaftswissenschaftler so schön auszudrücken pflegen) – aber egal. Wenn all‘ die anderen massiv viel Geld ausgeben, wieso dann unsere geliebte Swisscom nicht? Immer diese Gruppenzwänge.

Wenn ich mich richtig erinnere, waren da doch früher auch schon mal …

… im Gespräch. Genützt hat es nicht. Der Hunger ist immer noch nicht gestillt.

Auch Kollege Burgdorfer hat sich bereits Gedanken über die Zukunft des Milliarden-Unternehmens gemacht und sieht das zusammengehen mit einem anderen Kommunikationsunternehmen unweigerlich kommen. Einspruch!

Komisch! Für einmal argumentiere ich auf einer Linie wie Burgdorfers Namensvetter Chrigel, Chrigel Blocher.

Die Swisscom kommt mir in letzter Zeit immer mehr wie ein typisch schweizerischer männlicher Party-Gänger vor, der im schönsten Outfit, akzeptablem Körperbau und Schlüssel eines deutschen Luxuswagens in der rechten Hosentasche um drei Uhr morgens mitten auf der Tanzfläche steht, etwas verloren, und sich verzweifelt nach der Frau des Lebens umschaut. Doch keines der göttlichen Geschöpfe widmet ihm einen Blick, er wird nicht beachtet. Als sich ihm fünf vor zwö… Drei ein hässliches Entlein nähert, brennen dem Herr Suiz Khom die Sicherungen durch – obwohl sie in einer deutlich tieferen Liga als er spielt, fährt er nun das für den ganzen Abend aufgesparte Programm auf. Der Kessel steht schliesslich unter Druck. Und was er in den letzten fünf Minuten alles an Pulver verfeuert, wird ihn am nächsten Morgen selbst etwas erstaunen. Dann wird er aber auch wieder weniger unter Einfluss der in seinen Blutbahnen herumschwirrenden Hormonen sein und wieder klarer denken können. Für seine Eskapaden wird er nur ein schwaches Lächeln übrig haben und sich für das nächste Mal vornehmen, eine andere Taktik anzuwenden. Welche, ist ihm noch nicht ganz klar. Aber er weiss, dass er das Können besitzt, die Sache durchzuziehen. Das einzige, was er braucht, ist ein klarer Gedanke, den er aber nur mit Abstand und ausreichend Zeit fassen kann.

Umgemünzt auf die Swisscom: Ruhig durchatmen, lieber Jens & Konsorte. Klar habt ihr eine supertolle Ausbildung in den besten Wirtschaftsschulen hinter euch. Das sollt ihr auch zeigen dürfen – in einem gewissen Rahmen. Weniger aber mit exorbitanen Löhnen, noch unüberlegten Kurzschlussreaktionen. Klar spürt ihr den Druck der Shareholder (wobei der grösste, der Bundesstaat, meiner Meinung nach kaum grosse Kurswechsel wünscht, wie der Bundesrat bestätigt hat). Doch wieso erzwungenes Wachstum? Blinde Kaufwut? Wieso der Kauf der Eircom? Wäre das Unternehmen wirklich so toll, lieber Jens, dann hätte es dir doch längstens jemand weggeschnappt. Think about it.

Mein Vorschlag: Lieber steigert man im Unternehmen die Produktivität (auch wenn das den Verlust von Stellen mit sich bringt), aber natürlich auch die Qualität und all das andere, was in all den schlauen Betriebswirtschaftsbüchern steht. Ob nun ausgerechnet die Tagesschau per UMTS dazugehört, sei fraglich. Aber immerhin beschäftigt ihr eure Techniker. Und im Gegensatz zu Deutschland habt ihr nicht mit UMTS-Lizenzen Milliarden verlocht, weshalb ein Rückzug ohne grossen Gesichtsverlust möglich wäre. UMTS wird nämlich ein Flop, prophezeie ich.

Eine Bitte hätte ich noch: Sollte der Bundesrat in naher Zukunft sein Aktienpaket (welch‘ eine Untertreibung – das sind hunderte von Vierzigtönnern mit Wertpapieren) abstossen, so wäre ich froh, wenn vorher die Infrastruktursparte der Swisscom ausgegliedert würde. Derjenige Teil der Swisscom, der sowohl die Kupferleitungen in die Haushalte wie auch die Telefonzentralen besitzt. Diese werden herausgelöst, in einen Bundesbetrieb umgewandelt und bieten den Telekommunikationsunternehmen künftig die Leitungen an. Zum Selbstkostenpreis, Gewinn soll keiner gemacht werden. Die Schweiz und seine Bevölkerung kann es sich nämlich nicht leisten, ein solch qualitativ gutes und weit erschlossenes Netz einem ausländischen Galgenvogel in die Hände fallen zu lassen. So würde der Wettbewerb endlich so richtig spielen – nicht so wie heute, wo wir einem Oligopol ausgeliefert sind, dass mittlerweile weniger auf Wettbewerb achtet, als dass es sich im bequemen Sessel mit einer Zigarre im Mund breit macht und ein Gläschen Rotwein geniesst, während hinter ihm das Cheminee-Feuer knistert.

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Donnerstag, 15. September 2005

Call Center Agent in Bedrängnis

Herr Leu schäkert mit dem netten Fräulein vom Swisscom Callcenter namens <nichtverstanden>“iho“ und motzt über die (anscheinende) Bevorteilung von M-Budget-Handy-Kunden.

Quelle: Leumund.ch

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Montag, 12. September 2005

Netzwoche-Artikel dringend gesucht (oder: Das Valora-Monopol)

Die Ausgabe der Netzwoche von letzter Woche enthält ein Interview mit Hanna Muralt-Müller, die dort über das Scheitern ihres Projekts Ch.ch ausgequetscht wird.

Da ich kein Abonnement der Zeitschrift bin, wollte ich mir die Ausgabe eigentlich nach dem Erscheinungstermin von letztem Donnerstag kaufen gehen. Leider stehe ich vor einem grösseren Problem als bisher vermutet: Die Zeitschrift wird anscheinend in den Berner Kiosken nicht geführt!

Die vier Lokale im HB Bern habe ich bereits abgegrast, fand aber keine Spur vom grauen Einband des Magazins. Immerhin – ich konnte nebenbei feststellen, dass mittlerweile auch Frauen im besten Alter und in Business-Kleidung unsicher vor den Schmuddel-Ecken anzutreffen sind und unauffällig das zur Verfügung stehende Angebot begutachten.

Die Situation wird umso prekärer, wenn man sich vor Augen führt, dass die Valora-Gruppe im Kiosk-Markt über ein Quasi-Monopol verfügt und dies auch unumwunden zugibt. Kauft sich heutzutage ein Schweizer für die Zugfahrt von Bern nach Zürich ein Heftli, so wird er es sehr wahrscheinlich in einem Lokal der Kiosk AG erstanden haben.

Dass Monopole eben manchmal auch nicht so das gelbe vom Ei sind, zeigt sich in meinem Falle: Wo zum Teufel soll ich nun diesen Artikel herkriegen? Die Netzwoche gibt es zwar auch als E-Paper, doch 90 SFr. sind mir doch gar etwas zu Schade für ein einziges Interview. Schade, kann man die Artikel nicht einzeln kaufen, wie das z.B. die deutsche Zeitschrift Stiftung Warentest anbietet. Von diesem Service habe ich dort bereits Gebrauch gemacht – mit Click&Buy, einem Micro-Payment-Service (PayPal ist erst gerade auch noch in diesen Markt eingestiegen).

Na gut – wer weiss, vielleicht liegt die Zeitschrift bei einem anderen Blogger-Kollege herum, der mir das Interview einscannen könnte? Schauen wir mal, ob dieser Aufruf im Nichts verhallt oder von einer gütigen Seele gehört wird.

Gute Nacht!

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Dienstag, 2. August 2005

Autos verkaufen mit dem Stade de Suisse

Wie der Netzwoche-Ticker heute verkündet, wird die Web-Site unseres geliebten Stadions im Herzen von Bern von Xmedia und Swisscom betrieben:

Während Xmedia ihre Scout24-Marktplätze für Automobile, Immobilien, Stellen und Kontakte in die Site integriert, …

Geniale Idee. Das kann nur wieder einmal einem Angehörigen der für seinen berühmt-berüchtigten Einfälle bekannten Stamm der Marketing-Fuzzis ™ entsprungen sein. Wo sonst als auf der Homepage des Stade de Suisse wird der geneigte Surfer ein Occasion-Auto, eine neue Mietwohnung oder gar einen neuen Job suchen? Nach Paul-Panzer-Manier: Riiischtiiiisch, auf www.stadedesuisse.ch.

Mein persönlicher Vorschlag für die nächste Site, die Xmedia mit ihren Fundgrueb-Inseraten zumüllen kann: SBB! Und natürlich insbesondere brandneue Autoscout24-Inserate, mitten auf die Titelseite.

Abgesehen davon: Das Design hätte ein Neuntklässler im Informatikkurs nicht besser hingekriegt …

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Samstag, 28. Mai 2005

Guichet Virtuel zum Dritten

Da ich durch regelmässig mit dem Newsletter von Ch.ch versorgt werde, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Gedeihung der eierlegenden Wollmilchsau weiterhin mit diesem Blog tatkräftig zu unterstützen.

Mittlerweile gibt es einen neuen Leistungsauftrag! Ein wichtiges Ziel ist es, das Angebot in der Bevölkerung bekannt zu machen. Die braven Bürger sollen in Zukunft also nicht zuerst auf die Web-Site der Gemeinde oder des Kantones nachschauen gehen, wenn sie nach Informationen dürsten. Anlaufstelle soll Ch.ch sein. Ausschliesslich! Nach etwa 20 Klicks erreicht man dann genau diejenige Seite der Gemeinde, die man gesucht hat (ich erwarte in Bälde das Verbot von Google.ch von Seiten des Parlaments, um Ch.ch noch populärer zu machen). Für einmal ist man mit den Vorgaben aber sehr moderat – das kennen wir sonst von dieser Zweigstelle Bürokratie gar nicht:

Im Rahmen einer Kommunikationskampagne wird der Bekanntheitsgrad von ch.ch bei der Bevölkerung auf mindestens 12% erhöht.

12%. Lasst uns das auf der Zunge zergehen! Nimmt mich Wunder, wieviel der Totalaufwand Public Relations zu stehen kommt. Ich fordere: Die Summe sollte dann auf eine einzelne Person heruntergerechnet werden. Man sollte zu dem Zeitpunkt aber nicht vergessen, die 1-2% der Bevölkerung abzuziehen, die Ch.ch bereits kennen – das sind zum einen die Angestellten des Guichet Virtuel selbst, und noch ein paar Kantons- und Gemeindeangestellte. Und ein kritischer Web-Developer. Ich befürchte horrende Kosten.

Die Kosten für den Betrieb der neuen Plattform werden durch das Nutzen von Synergien mit admin.ch nachhaltig gesenkt.

Äh? Bezieht man sich hier jetzt auf das Hosting-Konzept? Hoffentlich nicht! Soll also Ch.ch in Zukunft nun doch beim BIT gehostet werden? Für was haben wir uns denn anno dazumal die unzähligen Mitagessen mit den Swisscom-Consultants geleistet? Sauerei.

Neben den bestehenden Inhalten nach Lebenslagen wird der Content ausgeweitet auf Unternehmen und Behörden sowie allenfalls weitere Zielgruppen wie Touristen etc.

Das ursprüngliche Konzept hat nicht funktioniert, es kommt uns aber in gar keinem Fall in den Sinn, jetzt schon aufzugeben. Im Gegenteil, jetzt geht’s erst richtig los. Nun bieten wir in Kürze alles für den täglichen Bedarf über unsere Site an. Dort ist alles verlinkt – Migros, Coop, TCS, Swica und wie sie alle heissen. Der User muss mit allen Mitteln abgehalten werden, die Domains direkt zu erraten (www.(gesuchte Firma).ch).

Wie soll so eine Kostensenkung möglich sein? Ich sehe hier einen verdeckten Versuch, noch mehr Personen zu mobilisieren und Ressourcen zu verschwenden für ein sinkendes Schiff. Auf der Titanic hat man bei einem Neigungswinkel von 30° nicht mehr versucht, das Schiff wieder gerade zu kriegen, sondern hat die Leute in die letzten Rettungsbote gesteckt.

Statistisches

Auch etwas Statistik gibt es diesmal:

April 05
Page-Views: 4’822’086
Besuche: 720’339

Ob da Googlebot und ihr eigener Crawler (GuVi-Spider) abgezählt wurde? *grins*

Labels: Wirtschaft

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