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Dienstag, 26. August 2008

Luxus-Wecker, der das Geld nicht wert ist

Seit Jahren werde ich von zwei in Serie geschaltenen Weckern geweckt: Da wäre einmal der kleine, silbrige, batteriebetriebene Funkwecker von Oregon Scientific. Und andererseits mein Nokia-Handy, das für gewöhnlich mit ein paar Minuten Versatz losheult (Bemerkung am Rande für die, die’s immer noch nicht glauben: Der Wecker von Nokia-Mobiltelefonen funktioniert tatsächlich auch, wenn man das Handy ausgeschaltet hat – ich lass mir doch in der Nacht nicht die Birne vollstrahlen!).

Nachttischlämpchenwecker-Zwitter

Wie es der Zufall so wollte, erlag mein Nachttischlämpchen im Retro-70er-Style vor wenigen Wochen einem Wackelkontakt. Das Ding funktioniert weiterhin, aber den Schalter muss man zwischen zwei Büchern einklemmen, weil sonst das Licht auslöscht -oder noch schlimmer für die seltenen abendlichen Lektüresessions – zu flackern beginnt.

Treffenderweise flatterte mir etwa im selben Moment ein Prospekt eines Elektronikhändlers ins Haus, in dem ein

Philips Wake-Up Light

angepriesen wird. „Das wäre doch ein guter Ersatz für die Nachttischlampe!“ dachte ich mir vor der gründlichen Abklräung.

Dabei handelt es sich eindeutig nicht um ein Billig-Modell. Für diese Unterart der „schrecklichste Erfindung“ seit der Lohnarbeit muss man nämlich selbst beim normalerweise äusserst preisgünstigen Microspot-Online-Shop satte 139.90 Franken hinblättern.

Funktionsweise

Das besondere an diesem Wecker ist, dass man nicht (nur) mit einem nervigen Ton oder Simon Mosers Morgen-Show (oder?) geweckt wird, sondern auch mit … Licht. Und zwar beginnt die Lampe Minuten vor der eigentlichen Aufwach-Zeit zu leuchten, wobei die Lichtintensität immer stärker wird (bis 400 Lux, wem diese Masseinheit etwas sagt – mir nicht wirklich). Als würde man wie früher zu Pfadi-Zeiten draussen übernachten und dabei von der Sonne geweckt werden.

Toll! Umwerfend! Bahnbrechend!

Alter Wein in neuen Schläuchen

Man sieht, an wen sich dieser Wecker richtet: An Yuppies, die in den Städten in Betonschluchten leben, in die kein Sonnenlicht vordringen kann. Ich praktiziere diese Form von natürlichem Weckdienst seit Jahren – aber kostenlos. Im Sommer ist mein Zimmerfenster nicht mit Fensterläden verschlossen und lässt so die Sonnenstrahlen nach dem Aufgang unseres Gestirns ungehindert passieren. Leider klappt das im Winter nicht wirklich, weil ich dann aufstehe(n muss), wenn es noch stockdunkel ist.

Für einige Augenblicke überlegte ich mir tatsächlich, einen solchen Wecker anzuschaffen. Damit hätte ich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen können:

  • Weckruf mit Radio. Leider gibt es Tage, wo ich selbst die zwei derzeitigen Wecksysteme überhöre. Mit gesprochenem Wort, so erhoffe ich mir, wird meine Hirntätigkeit angeregt und ich schlafe nicht einfach wieder ein – im worst case, nachdem ich beide Wecker abgeschaltet habe.
  • Stylischer Ersatz für das Nachttischlämpchen. Denn das „Sonnenlicht“ wird ja wohl auch erlauben, etwas im Bett zu lesen
  • Auch im Winter hellwach. Während draussen noch Kälte und Dunkelheit herrschen, werde ich selbst im hohen Winter durch Sonnenlicht-Attrappen geweckt.

Kritik

Doch leider, meine Herren Ingenieure von Philips, haben Sie irgendwie nicht weit genug überlegt:

  • Von Funk keine Spur. Jetzt mal ehrlich: Seit Jahrzehnten gibt es Funkuhren, seit vielen, vielen Jahren verbaut man die Technik auch in sogenannten Funkweckern. Ich glaube, dass die dafür nötigen Chips für wenige Franken die Hand wechseln. Aber wieso um Gottes willen ist Philips nicht fähig, so etwas in einen 140-fränkigen Wecker einzubauen? Und wenn dies zu umständlich wäre: Da ja ein Radio verbaut ist, könnte man schlimmstenfalls auch das RDS-Signal abgreifen (ich denke aber, dass die Kosten für solche Chips deutlich teurer sind). Philips!!! Es ist 2008 – ich bin einfach nicht mehr gewillt, die aktuelle Uhrzeit von Hand einzuprogrammieren!
  • Batteriebetrieb? Obwohl die Schweiz über ein vorbildliches Stromnetz verfügt, welches äusserst selten streikt kann es doch hie und da vorkommen (Stichworte: Netzzusammenbruch bei der SBB, Kamikaze-Einhörnchen im Leutschenbach). Gemäss Murphys Gesetz meistens genau dann, wenn man zu einem Bewerbungsgespräch oder der Abschlussprüfung der Lehre/des Gymnasiums/des Studiums erwartet wird. Deshalb gehört es zur Pflicht eines jeden Weckers, zusätzlich mit Batterien betrieben werden zu können. Ich verstehe sehr wohl, dass diese 400 Lux-starke Licht nicht mit Mignon-Batterien betrieben werden kann. Das will ich auch nicht! Aber sollte ein Stromausfall eintreten, wäre ich doch froh, wenn zumindest die Uhr des Weckers weitertickt und das Teil zur Weckzeit irgendwie einen Heidenlärm verursacht – die im Prospekt angegebenen 5 Minuten Batterielaufzeit sind lächerlich und äusserst gefährlich zugleich.
  • Multiple Weckzeiten. In den Köpfen der Wecker-Ingenieure herrscht wohl noch das althergebrachte Berufsbild vor: Der Kunde arbeitet fünf Tage die Woche und steht immer um 6.30 Uhr morgens auf. Falsch! Wie froh wäre ich, wenn ich mindestens zwei Weckzeiten programmieren könnte? (Lustiger- oder bschämenderweise konnte dies ein Melectronics-Wecker, den ich vor Jahren zu Weihnachten erhielt).

Deshalb, Philips: Netter Versuch, aber für mich fehlen bei dieser Wecker-Serie essentielle Dinge.

Andere Luxus-Wecker

  • Axbo „Der erste Schlafphasenwecker der Welt“

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