Roger Köppel in Weltwoche Daily vom 7. Januar 2021 (ab 1min55sec):
Und es dauerte über 15 Minuten bis der wichtigste Satz des Nachmittags fiel. Der entlarvende Satz.
Und das verrückte ist, dass dieser Satz heute in den Medien gar nicht zitiert wird. Den finden Sie nirgends, oder praktisch nirgends. Ich habe nicht alles bis ins Letzte studiert, oder ich habe es nicht gefunden. Warum ist das so? Weil eben dieser Satz den ich gleich zitieren werde, nicht ins Bild passt, das die Medien von ihrem Halbgott Berset zeichnen möchten.
Also nach über 15 Minuten sagte Alain Berset: „Wir wissen nicht genau, wo wir stehen …“
Aber hallo, meine Damen und Herren, bei allem Respekt vor der Komplexität einer Pandemie und dem Umgang mit einem neuartigen — oder: relativ neuartigen — Krankheitserreger: Wir haben über 34’000 Bundesangestellte in Bern.
Durchschnittslohn: 120’000 Franken. Der ist auch auf dem Konto wenn draussen ein Lockdown ist. Wenn niemand mehr irgendein Bleistift bewegen kann in der Schweiz, dann haben die das Geld sicher auf dem Konto.
Davon über 600 fürstlich besoldete Vollzeitstellen im Bundesamt für Gesundheit. Diese Leute machen nichts anderes als sich den ganzen Tag mit Bazillen, Viren, Seuchen, Krankheiten, Pandemien zu beschäftigen. Und seit bald einem Jahr mit dieser neuartigen Corona-Pandemie.
Und jetzt will man uns erzählen dass dieser gigantische Apparat, ausgestattet mit allem was man sich nur wünschen kann, dass der nicht in der Lage ist eine präzise Standortbestimmung vorzunehmen. Beziehungsweise eine Standortbestimmung bei der am Ende herauskommt, dass man nicht weiss, wo der eigentliche Standort ist.
Wenn sie ihren Standort nicht kennen, dann können Sie auch kein Problem identifizieren, dann können Sie auch keine Lösung entwickeln. Das ist wie wenn Sie im Nebel vor einer Felskante stehen. Da ist jeder falsche Schritt unter Umständen tödlich.
Nach diesem Satz hätte er eigentlich die Pressekonferenz abbrechen können. „Wir müssen noch einmal schauen wo wir eigentlich stehen“. […]
Aber eben, abzubrechen, nichts zu machen, das geht eben auch nicht. Weil der Politiker muss ja irgendwas entscheiden, sonst hat er die Medien am Hals.
Quelle: Weltwoche Daily, 07.01.2021