Freitag, 20. Januar 2006, 17:20 Uhr

Auf dem Weg zur Geschäftsidee

Flickr

Meine Faszination für Flickr ist wohl hinlängst bekannt. Ich verehre die Leute dahinter und das Produkt, das sie geschaffen haben. Einfach grandios! Doch Flickr hat das Foto-Sharing nicht erfunden. Vor Flickr gab es unzählige andere Web-Sites wie etwa Webshotsgegründet 1995, erste Fotos 1998. Doch (aus meiner Sicht) ist Flickr deutlich bekannter als sein greises Pendant. Wieso? Weil Flickr es „richtig“ gemacht hat („things done right“).

Flickr hat auch nicht etwas völlig Neues erfunden: Die Grundidee, Photographien herumreichen und zeigen, gibt’s seit über hundert Jahren.

Auch waren die Leute von Ludicorp (die Firma hinter Flickr) nicht die ersten, die diese alte Grundidee für das Web umsetzten. Dennoch hat ihnen Yahoo! wohl hunderttausende wenn nicht gar Millionen von Dollars gezahlt und die Firma und ihr Produkt eingekauft.

iPod

Auch der iPod ist ein ähnliches Beispiel. Auch hier handelt es sich um eine uralte Idee (Musik hören), die nun mit neuen technischen Errungenschaften verknüpft wird. Die ersten Audio-Aufnahmen wurden sicherlich schon vor 100 Jahren gemacht, nur waren Schellack-Platten und Grammaphone einfach ein wenig zu schwer zum Transport.

Auch war Apple überhaupt nicht die erste Firma, die digitale Musik-Player herstellte und vertrieb (erinnert sich noch jemand an Diamonds Rio PMP300 von 1998?!).

Dennoch ist heute der 2001 erschienen iPod der Inbegriff für MP3-Player. Die jüngeren Zeitgenossen verlangen im Elektronikfachhandel nicht nach einem MP3-Player, sondern benutzen „iPod“ als Gattungsbegriff dieser Geräte. Apple verdient ein Vermögen mit dem iPod-Ökosystem (Player und Inhalt/“Content“) und verschafft auch Drittherstellern (Griffin, Belkin) mit ihren iPod-Add-Ons Umsatzsprünge.

Amazon

Die Liste liesse sich ohne grossen Aufwand erweitern.

Amazon macht das, was Läden seit ihrem Erscheinen in unserer Welt tun: Dinge verkaufen. Amazaon stellt nichts selber her. Die Idee wurde ins Web übertragen und an die Technologie angepasst („Leute, die Xy gekauft haben, kauften auch …“, „Persönliche Empfehlungen“ etc.). Die Grundidee ist aber auch hier uralt. Und vor Amazon gab es garantiert bereits andere Online-Shops.

Toyota

Toyota führt die Pannenstatistiken (im positiven Sinne) an. Toyota bedeutet verlässliche Qualität, Autos, die funktionieren („it just works!“). Obwohl man meinen könnte, dass die hundert Jahre alte Autoindustrie dieses Kernanliegen längstens verinnerlicht hätte haben sollen. Und doch scheint es für unzählige Konkurrenz-Hersteller ein Ding der Unmöglichkeit, den japanischen Riesen und die von ihm vorgegebene Messlatte zu überspringen oder überhaupt erst zu erreichen.

Genau daran scheinen die amerikanischen Autobauer momentan schwer zu beissen zu haben – Toyota läuft ihnen den Rang ab. Da helfen auch patriotische Appelle von General Motors & Co. nicht weiter – an der Kundenzufriedenheit soll man sich messen, hat Toyota scharfsinnig erkannt. Wie die US-Autobauer die Krise meistern werden, ob überhaupt, ist fraglich.

 

Somit stellt sich also die Frage: Was benötigt man also für Zutaten für eine „Killer-App“?

How-To: Killer App

Ein Blog-Artikel von Delicous Library-Chef-Entwickler Wil Shipley befasst sich heute nun gerade mit ebendieser Frage. Nein, nicht wie man sein Unternehmen für Millionen an eine Dot-Com-Firma verkauft (obwohl dies natürlich längerfristig interessant sein könnte), sondern vorerst einmal, wie man die Idee für ein „Killer-Produkt“ kommt. Erst mit einem Killer-Produkt besteht schlussendlich ja die Möglichkeit, von Yahoo!, Google etc. aufgekauft zu werden.

Thinking, boxes, & what kittens can do to them.

Fazit: Wie bereits im Abschnitt über Flickr gezeigt, reicht es, bestehendes zu verbessern. Und zwar derart, dass es besser als die Konkurrenz ist. Und wie macht man das? Man schaut, wie Leute mit bestehenden Applikationen umgehen (Shipley verweist als Beispiel auf den hauptsächlichen Einsatz von Excel) und versucht, die Idee auf einen gewissen Anwendungszweck zu verfeinern, zu perfektionieren. Shipley in seinen eigenen Worten:

The key is taking an idea that the world obviously wants and doing a GOOD job of it.

All the others are just refinements of other people’s ideas. I stand on the shoulders of giants, which weighs them down a ton, and frankly they probably resent it, but it works great for me.

You can kill your competition if you come out of the gate with something simple and friendly and cheap, […]

Quelle: Thinking, boxes, & what kittens can do to them.

Toyotas Rezept. 1:1. Und da hätten wir es also wieder: „Keep it simpleTM“ … Der Weisheit letzter Schluss? Mal schauen.

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