Aus der Stube dröhnt gerade der soeben beginnende Ziischtigs Club in mein Arbeitszimmer herüber.
In Wangen bei Olten will der Türkisch-kulturelle Verein ein Minarett bauen und weckt die dörfliche Opposition. Die Baukommission lehnt den Bau ab. Der Fall wird weiter gezogen und erregt nationales Aufsehen.
Ich frage mich, wieso mit dem Thema eine ganze Sendung gefüllt wird. Schliesslich haben wir in jedem grösseren Dorf einen Kirchturm stehen (in Zollikofen (BE) übrigens sogar einen weitherum sichtbaren Mormonentempel), über die man sich kaum aufregt (abgesehen von dezibelstarken Glockengeläut). Die muslimischen Antragssteller haben aber klar deklariert, dass keine Lautsprecher am Minarett angebracht werden – es soll also nur als optisches Erkennungszeichen dienen.
Wie ich in der NZZ lese, sind in Olten (oder gar der ganzen Schweiz?) „Sakralbauten“ in Gewerbezonen nicht erlaubt. Diese müssen in Zone für „öffentliche Bauten und Anlagen“ errichtet werden … Wieder etwas gelernt! Immerhin:
Bauverwalter Max Zülli betonte, dass sich die Baukommission rein baurechtlichen Kriterien gewidmet habe und sich vom öffentlichen Druck nicht habe beeinflussen lassen.
Quelle: Kein Erlaubnis für ein Minarett.
Schliesslich aber besteht – meiner Meinung nach – auch keine „Gefahr“, dass nun die Minarette bald überall aus dem Boden spriessen. Auch wenn es in der Schweiz eine stattliche Anzahl Muslime gibt, braucht nicht jede Moschee auch ein Minarett – und das wollen die Gläubigen sicherlich auch nicht. Mein ketzerischer Vorschlag: Bauen wir doch die leerstehenden katholischen und reformierten Kirchen um …
Blick
„Das Bild“ auf Blick Online, mitsamt einem gut geschriebenen Artikel, der alle Parteien zu Wort kommen lässt.
Das Volk hat gesagt, wir wollen das nicht.
Quelle: Streit ums Minarett
Lieber Vize-Gemeindepräsident Kissling von der SVP, nicht das Volk entscheidet, ob gebaut wird oder nicht, sondern das Gesetz. Für etwas ist unser Land ja mit dem Begriff „Rechtsstaat“ verbandelt. Wenn ihr Minarette partout nicht haben wollt, dann ändert das Gesetz. Entweder auf Gemeinde-, Kantons- oder Bundesebene (den über dem Gemeinderecht stehen die anderen beiden Ebenen). Für das haben wir die Initiative nämlich erfunden!
„Zum Islam und seiner Kultur haben wir keine Liebe“, sagt Kissling, stellt aber klar: „Sehen Sie, wir haben nichts gegen Ausländer: meine Frau geht ins Tai-Chi.“
Super, wieder mal eine Knüller-Aussage aus dem Mund eines bodenständigen SVPlers. So nach dem Motto: Schliesslich fahre ich auch Toyota, esse mindestens einmal im Monat McDonalds, ja sogar Kebaps mag ich, einen Wok steht auch in meiner Küche. Ich bin ein richtiger Kosmopolit, nicht? Fremdenfeindlich, ich? Niemals.