Archiv 29. April 2022

Freitag, 29. April 2022

Mein Denkreflex beim Wort „Panzer für die Ukraine“

Jedes Mal, wenn ich höre, dass ein weiteres europäisches Land „schwere Waffen“ (Schützenpanzer, Kampfpanzer etc.) an die Ukraine zu liefern gedenkt, werde ich vom ewig selben Denkreflex übermannt:

Wieder ein Land mehr, welches sich die Altmetallentsorgungskosten sparen will …

Aber da ich ITler bin und nicht Militärexperte — was weiss ich schon? Vielleicht Mardern und T-72ern die Ukrainer ja den letzten Angreifer am 9. Mai 2022 über die Grenze nach Russland zurück.

In dem Zusammenhang: Die Polen liefern angabegemäss nun 200 Stück sowjetische T-72 Kampfpanzer in die Ukraine.

Das ist genau derjenige Typ Panzer, den wir auf OSINT- und Kriegspropaganda-Twitter tagtäglich sehen — mit grossem, weissen Z im Sumpf feststeckend, am Strassenrand liegend mit abgerissenen Raupen, ausgebrannt und am verrosten, mit fehlendem Geschützturm. Oder dann aber sehen wir nur den Geschützturm ohne Unterbau, der im ersten Stock eines Hauses eingeschlagen ist, oder mit dem Rohr voran wie ein Grabstein im Boden steckt.

Vor knapp einem Monat hat Forbes erklärt, an welchem Designfehler der Kampfpanzer krankt, und wie dieser Designfehler von den ukrainischen Truppen mit ihrer Javelin-Wunderwaffe ausgenutzt wird.

Spätestens nach den Erfahrungen der ersten zwei Kriegsmonate sollte dieser Panzer nun von allen Armeen abgeschrieben werden, die ihn noch besitzen und ihn bisher für die Landesverteidigung eingeplant hatten. Über Nacht obsolet geworden.

Ein Gefährt, das für 500’000 bis 2 Millionen Dollar hergestellt wird, wird mit einem Panzerabwehrraketensystem ausser Gefecht gesetzt, welches fast jeder Depp bedienen kann und nur 250’000 Dollar kostet (eine Ersatzrakete: Unter 100’000 Dollar).

Nur lustig, dass sich das irgendwie nicht im Aktienkurs des Herstellers Raytheon (NYSE:RTX) wiederspiegelt.

Nachtrag

Bei YouTube drüben bin ich auf folgendes Video gestossen: Why the Russian Army T-72 Tank is Worse Than You Think. Lustigerweise erwähnt der Moderator aber das offensichtliche Problem nicht, den sog. „Jack-in-the-Box Flaw“, ausgelöst durch die Lagerung der Munition im selben Raum wie die Besatzung.

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Freitag, 29. April 2022

Mit Energie- und Nahrungswaffen effizienter Krieg führen

Am Sonntag schrieb ich hier von den kommenden Versorgungsschocks.

Dort verlinkte ich auf ein faszinierendes Interview mit einem ukrainischen Grossbauern, welcher sich unter anderem Sorgen um sein Lager der Maisernte vom letzten Jahr machte. Bei 17 Minuten 30 Sekunden spricht der Landwirt von „300’000 Tonnen Mais“, welche in seinem Speicher in der Ukraine lagern. Das Gebiet sei von der russischen Armee besetzt, er habe keinen Zugang zum Mais und wisse deshalb nicht, was mit dem Getreide passiert sei.

Nun, nach unverifizierbaren, aber für mich durchaus plausiblen Berichten schaut es so aus, als „rollten“ einige solche Getreidespeicher derzeit Richtung Russland:

Holodomor 2.0? Ich denke nicht. Aber halten wir unser Augenmerk auf die ärmsten Länder der Welt, deren Gesellschaften auf Grund fehlender oder stark verteuerter Nahrungsmittel ihren Siedepunkt erreichen werden.

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