Irgendwie stand ich mit meiner dezidierten Meinung bezüglich der Swisscom-Misere bisher ja eher abseits des neoliberalen Mainstreams.
Was andere Blogger über die ganze Schlammschlacht denken (wieder mal an vorderster Front mit dabei: Der Chrigel – langsam wird das aber auffällig, du!) hat Kollege Webonomy in seinem Artikel Swisscom Quotes aus der Blogosphäre zusammengefasst … Und meine Parabel erscheint gleich an erster Stelle – wow :-)
Am interessantesten empfand ich folgendes Interview der SonntagsZeitung, das ich Ausschnittsweise wiedergeben möchte:
Offenbar finden es verschiedene Kreise, ich auch, nicht schlau, was die Swisscom an Ausland-Engagements plant.
Bereits als es Anfang Jahr um ein mögliches Engagement in Tschechien ging, gab es keine vernünftige Erklärung, ausser dass man ein paar Milliarden ausgeben wollte, um die Kapitalstruktur Richtung Fremdkapital zu verschieben.
Wenn sich Swisscom verschulden will, soll sie das überschüssige Geld erst einmal an die Aktionäre zurückgeben, anstatt fragwürdig im Ausland zu investieren.
Ein Unternehmen wie die Swisscom … sollte doch erklären können, wo der strategische Vorteil liegt, wenn man in Irland oder in Dänemark investiert.
Man sagt, wir sind so hochkompetent im Management von Auslandgesellschaften, dass wir Mehrwert erzielen. Doch ich habe bei der Swisscom keine Evidenz dafür.
Und wenn man heute sagt, der Markt wird aufgeteilt, dann ist schwer zu glauben, dass die Swisscom ein Schnäppchen findet, das nicht überbewertet ist.
In meinem vorherigen Artikel habe ich auf einen CNN-Report hingewiesen, der genau das sagt. (Mittlerweile nicht mehr zugänglich *grrr*)
Alder argumentiert auch, dass seine Manager in einer Wachstumsfirma arbeiten wollen.
SCNR: Na dann kaufen wir euch doch mal für ein paar Milliarden so’ne kleine Telifon-Firma, damit sich das Kader nicht dermassen langweilt. Anstatt von Ferienflirts zu träumen sollten die Jungs einfach mal ihre Arbeit machen … Unglaublich, diese Argumentation!
Quelle: Ökonom Rudolf Volkart über Jens Alders Strategie, im Ausland gross einzukaufen
Sehr schön – anscheinend gibt es also doch auch vernünftige Leute in diesem Land, die noch eine Portion Verstand mit sich bringen. Und zumindest einer davon ist gar studiert, und erst noch ein Oec.-Heini. Dass ohne Eircom-Kauf nun die Welt untergeht, glauben wohl auch nur komische Spassvögel … Eircom ist ein hässliches Entlein, aber das habe ich in meinem vorherigen Blog-Eintrag ja bereits deutlich gemacht.
Item. Neben den vielen (erwartungsgemäss) liberal angehauchten Artikel in der NZZaS las ich heute per Zufall auch noch die Kolumne „Markenzeichen“ von Max Frenkel (wurde übrigens auch schon vom Presserat gerügt – und wieder war der Chrigel mit von der Partie). Er schwimmt dem Mainstream seiner Redaktion entgegen – ein Wunder, dass dessen Worte überhaupt im liberalen Kampfblatt gedruckt wurden.
Frenkel sagt (auch hier auszugsweise zusammengefasst):
[Wachstum] Wieso solches etwa in Irland besser erreicht werden kann als in der Schweiz, wäre erst noch irgendwie plausibel zumachen. Im Telekommunikationsbereich dürften sich die Synergien des Tätigwerdens auf zwei so weit voneinander entfernten Märkten in engen Grenzen halten, wenn sie nicht sogar von den Kosten der kulturellen, sprachlichen und anderen Differenzen übertroffen werden.
Aber das [Wachstum in der Schweiz selber] widerspreche dem Gebot, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, höre ich die Jünger des heiligen McKinsey aufschreien. … Dies ist die echte Herausforderung für das Management: im überschaubaren Umfeld neue Geschäftsideen zu entwickeln. Mit vollem Portemonnaie im Ausland einkaufen zu gehen, ist hingegen etwas gar einfach.
Bei der Swissair etwa war die Strategie der Minderheitsbeteiligung an erstklassigen Gesellschaften durchaus vernünftig. Nur wurde sie von den Wachstumsfetischisten in Kloten bis zur Unkenntlichkeit umfunktioniert.
Quelle: NZZ am Sonntag, 4. Dezember 2005, S. 33
Jens & Co. – denkt mal darüber nach. Und sonst könnt ihr ja immer noch direkt bei Eircom anheuern und irische Luft schnuppern. In den Startlöchern haben wir genügend vernünftige Manager (Unternehmer wären mir eigentlich lieber), die mit der bestehenden Firma das beste herausholen wollen. Tagesschau auf dem Handy kann ja wohl nicht die Zukunft sein.