Archiv ‘Energie’

Sonntag, 22. Juni 2008

Lastwägeler und ihre strukturellen Probleme

Martin Bäumle im Interview:

Die hohen Dieselpreise können kein wirkliches Problem für die Fuhrunternehmen sein. Die Dieselpreise betragen nur einen Bruchteil der Transportpreise und werden auf die Kunden überwälzt; die Branche als Ganzes ist nicht bedroht. Bei Unternehmen, die ohnehin strukturelle Probleme haben, können die rasch steigenden Energiepreise Probleme verursachen, doch da sin andere Probleme die Ursache. Als Liberale müssen wir diese Marktbereinigung akzeptieren.

Quelle: SonntagsZeitung, 22. Juni 2008, „Neues AKW in der Schweiz: ‚Das ist reine Erpressung'“, S. 5

Pseudo-Liberal?

Bleibt man der liberalen Linie treu, müsste Bäumle aber auch jegliche Subventionierung der SBB verteufeln (auch für mich ein wahrlich schrecklicher Gedanke) … Wahrscheinlich müssen die langsamen, lärmenden und stinkenden Zig-Tönner einfach mit anderen Ellen gemessen, obwohl ich bei jedem Einkauf im Supermarkt eine grosse Menge an Produkten einkaufe, die genau mit diesen Gefährten in den Laden „chauffiert“ wurden.

Eine überaus gesunde Branche?

Dass viele Transportunternehmen ein strukturelles Problem haben, sehe ich auch. Bis vor Kurzem machten diese ja ausschliesslich Schlagzeilen, wenn deren Chauffeure mit zu viel Ladung und zu lange durch die Gegend tuckerten und im schlimmsten Fall in einem Tunnel in Brand gerieten.

Fwd: Preiserhöhung

Anscheinend ist aber die Weiterverrechnung der Treibstoffzuschläge ein reelles Problem: Auch die Grossverteiler arbeiten anscheinend mit einem Puffer, um die rasant gestiegenen Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise nicht 1:1 an die Endkunden weiterzugeben. Wieso ist mir als ein Möchtegern-Versteher der Marktwirtschaft nicht ganz klar.

Ich habe den Eindruck, dass die Fuhrunternehmen (tönt so nostalgisch nach „Fuhrwerk“ – mit Gespann durchs Dörfli?) mit Grosskunden langfristige Verträge abgeschlossen haben und dabei das Risiko der Verteuerung des Treibstoffs einzig auf ihre Kappe nehmen müssen. Der Schuss ging dieses Mal nach hinten los.

Doch hier bin ich wieder auf Bäumles Linie: Der Staat kann und darf Privatunternehmen nicht davon abhalten, für sie ungünstige Verträge zu unterzeichnen, die sie im schlimmsten Fall in den Ruin treiben könnten. Es soll jedem Lädeli erlaubt sein, Waren unter dem Einstandspreis zu verkaufen, wenn man an Gewinn-Voodoo glaubt.

Grounding

Übrigens: Die Fuhrunternehmer, Giezendanner voran, könnten ja einen Teil ihrer Flotte „am Boden“ lassen (analog zu den US-Fluggesellschaften, die hunderte von Flugzeugen stilllegen – es kommt billiger, diese am Boden zu lassen, als durch die Lüfte zu fliegen).

Eine so einsetzende Verknappung des Angebots könnte sicherlich auch in der LKW-Transportbranche rasch Abhilfe schaffen. Aber anscheinend gibt es Konkurrenten, die trotz der hohen Dieselpreise noch Gewinn machen und bei dieser schon fast kartellmässigen Absprache nicht dabei wären. Tjach – Marktwirtschaft eben. Der Markt wird’s schon richten, Herr Giezendanner.

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Donnerstag, 12. Juni 2008

Lkw-Blockaden kosten rasch sehr viel

In Spanien waren am Donnerstag bestimmte Lebensmittel immer noch knapp. Wegen des Lkw-Streiks fehlten vielerorts Fisch, Obst und Gemüse. Mehrere Supermärkte nutzten nach Angaben der Zeitung „El Mundo“ die Knappheit dazu, die Preise kräftig anzuheben. Die Obst- und Gemüseproduzenten beklagten Verluste von 100 Millionen Euro. In der Viehwirtschaft wurden die Einbußen auf 45 Millionen Euro beziffert. Viele Bauern mussten ihre Milch wegschütten, weil sie nicht abtransportiert werden konnte.

Quelle: Lieferengpässe: Spanische Polizei räumt Lkw-Blockaden – Wirtschaft – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

100 Millionen Euro Verlust wegen eines Streiks, der kaum eine Woche andauert … Diese imposante Zahl sollte jedem Zeitgenossen aufzeigen, auf welchen dünnen Pfeilern unsere Gesellschaft ruht (das wäre dann billige Energie, genauer: (nicht mehr so) billiges Erdöl).

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Donnerstag, 12. Juni 2008

Nach den Airlines und den spanischen LKWs: Die Frachtschiffe

Die „Colombo Express“ beispielsweise, eines der weltgrößten Containerschiffe der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, verbraucht bei einer Fahrt pro Tag rund 240 Tonnen Bunker, wie das Schweröl für Schiffe genannt wird. Beim derzeitigen Preis von rund 550 $ pro Tonne fallen täglich allein Treibstoffkosten von rund 130.000 $ an. Schippert die „Colombo Express“ voll beladen von Hongkong nach Hamburg, muss Hapag-Lloyd für mehr als 3 Mio. $ tanken.

Quelle: FTD.de – Handel + Dienstleister – Die Folgen der Öl-Hausse (5) – Containerschiffe drosseln das Tempo – Seite 1 von 2

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Mittwoch, 11. Juni 2008

Über den Ölpreis "reden"

Der weltgrößte Erdölproduzent Saudi-Arabien ruft zum Krisengipfel, um über den hohen Ölpreis zu reden – und das schon in elf Tagen.

Quelle: Unakzeptabler Ölpreis: Saudi-Arabien ruft Regierungschefs zum Krisengipfel – Wirtschaft – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten

So sehr ich die Machthaber in Saudi Arabien für ihr Tun respektieren mag (welcher Drogendealer würde nicht anders handeln?) frage ich mich doch, was dieses schwule „über den Ölpreis reden“ an unserer Situation verbessern mag? Und he, schon in 11 Tagen – oder in 264 Stunden. Genial!

Meine lieben Scheichs, wie wäre es mit einfach mehr Öl fördern?! – Wo liegt genau das Problem? Wollen wir darüber re … okey, ich lass es.

Mit Peak Oil hat das Ganze übrigens rein gar nichts zu tun. Sieht nur so aus, ist es aber in Realität gar nicht.

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Dienstag, 10. Juni 2008

Die Energienutzung wird immer effizienter – wirklich?

There are two flaws in this line of reasoning, the first being that this is data only for the US. Much of what is now consumed in the US is now manufactured in Asia. Thus, the energy consumption associated with that manufacturing doesn’t show up on the US balance sheet.

Quelle: Robert F. Kennedy on Defining GDP and Some Other Thoughts

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Dienstag, 10. Juni 2008

Alles, was man über das neue AKW wissen muss

Ein Projekt wie ein AKW sei «gesellschaftlich exponiert, technisch anspruchsvoll und finanziell risikoreich.» […] Für das neue Kernkraftwerk rechnet Atel mit Investitionen von 6 bis 7 Milliarden Franken.

Quelle: Kontroverse um neues KKW in Gösgen

Fertigstellung 2024? Na dann Feierabend. Im besten Fall sieht man vorher ein, dass dieses Grossprojekt im Zeitalter der Energiekrisen kaum mehr realisiert werden kann; im schlimmsten Fall enden wir mit einer sauteuren Bauruine in Gösgen.

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Freitag, 6. Juni 2008

Atomkraftwerk schaltete sich nach Software-Update ab

Darf ich raten: Dort wird garantiert Microsoft Windows eingesetzt. Und ich kann aus eigener Erfahrung bezeugen: Jawoll, Windows fährt sich nach erfolgtem Software-Update herunter. Selbst wenn ich „Jetzt nicht“ anklicke, erscheint das verfluchte Fenster nach spätestens fünf Minuten wieder und frägt mich erneut, ob ich die soeben gepatchte Kiste wirklich sicher nicht herunterfahren möchte …

Dass es keine gute Idee ist, in Kraftwerken die Netze der Prozessleittechnik mit denen der Verwaltung zu verknüpfen, zeigt ein Vorfall im März dieses Jahres in den USA. Laut einem Bericht der Washington Post fuhr das Atomkraftwerk Hatch in Georgia automatisch herunter, nachdem ein Techniker ein Software-Update auf einem Rechner im Verwaltungsnetz einspielte und diesen neu startete. Dabei versuchte sich der PC mit einem Server des primären Kontrollsystems zu synchronisieren und setzte dabei dessen Datenspeicher zurück. In der Folge interpretierte das Sicherheitssystem das Fehlen von Daten als einen Abfall der Wassermenge im Kühlreservoir der Kühlung, woraufhin Block 2 des Kraftwerks herunterfuhr.

Quelle: heise online – US-Atomkraftwerk schaltete sich nach Software-Update ab

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Dienstag, 3. Juni 2008

Wie man garantiert falsch auf die hohen Benzinpreise reagiert

How do people deal with higher gas prices? Of course, they economize. In the Philadelphia area, for example, Triple A reports that they buy less gasoline…and then run out. AAA is getting twice as many calls from stranded motorists with empty tanks.

Quelle: High oil Prices are Now Oozing into the Entire Economy | The Daily Reckoning Australia

(AAA ist die us-amerikanische TCS Pannenhilfe)

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Samstag, 31. Mai 2008

Southwests Ex-CEO hätte seinen Bonus verdient

Im Gegensatz zu all den anderen Verlieren in der Teppichetage:

I was listening to the CEO of Southwest saying they were hedged in the 60s [Barrelpreis von 60USD] through 2011. The guys asking the questions suggested he park those pesky planes and change the company into a hedge fund.

Quelle: Oil and the future – the commuter shift to public transport

Ein anderer Artikel zeigt die Hintergründe dieser weisen Entscheidung auf:

According to The New York Times „Southwest owns long-term contracts to buy most of its fuel through 2009 for what it would cost if oil were $51 a barrel. The value of those hedges soared as oil raced above $90 a barrel, and they are now worth more than $2 billion.“

Quelle: Southwest’s oil hedge could save it $1 billion or more

Schlussendlich findet man auch den ursprünglichen Artikel in der New York Times: An Airline Shrugs at Oil Prices. Da der Artikel im November 2007 geschrieben wurde, hat sich der „Gewinn“ für Southwest angesichts der bis vor kurzem stetig steigenden Barrelpreise vervielfacht.

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Freitag, 30. Mai 2008

Wer versteht den Ölpreis?

The Big Picture in the oil market is one of the most confusing and complex we have ever seen.

Quelle: The Confusing Big Picture in the Oil Market | The Daily Reckoning Australia

100%ige Zustimmung. Auch ich sehe längst nicht mehr durch – anstelle all dieser monolithischen Erklärungen (Peak Oil, BRIC, Spekulanten, Geld druckende Fed etc.) wird es wohl wie üblich ein Bündel an Faktoren sein, das den Ölpreis derart hochgeschraubt hat.

Während die eine Seite uns unaufhörlich weismachen will, dass der Ölpreis ein Produkt einer riesigen Spekulationsblase ist (Motto: Die McMansions sind verspekuliert, nun muss was anderes her?) und der Staat in den USA nun sogar gegen die vermeintlichen Geldscheffler mobil macht, gibt es in letzter Zeit auch vermehrt prominente Stimmen, deren Meinungen eher dem Peak Oil-Lager zuzuschlagen sind:

Who still thinks oil prices are driven by speculation?

Der Economist von heute jedenfalls will das mit Peak Oil immer noch nicht so recht glauben. Aber der Economist hat ja in der Vergangenheit nicht gerade mit akkuraten Voraussagen bezüglich des Themas Öl gepunktet.

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