Ich sage hiermit nicht, dass Wähler Joe Bidens Wahl ermogelt und Donald Trump um seine „gerechtfertigte“ Wiederwahl betrogen wurde. Ich würde mich aber vorerst auf Grund dieser Indizien davor hüten, sowohl die öffentlichen Zahlen als „bombenfest“ als auch die Abstimmung selber als „reibungslos“ zu titulieren.
Gemäss dem U.S. Elections Project wurden für die Präsidentschaftswahlen 2020 65’487’735 Stimmen (65.5 Millionen) auf brieflichem Weg abgegeben. Gemäss Reuters vereinen Trump und Biden am 8. November 2020 um 19:24 Uhr insgesamt 146’359’355 (146.3 Millionen) Stimmen auf sich. Somit würde diese Wahlart 44 Prozent aller Stimmen ausmachen.
2016 lag der Anteil der brieflichen Stimmen bei 20.9 Prozent. Wikipedia hingegen schreibt: „[…] about a quarter of all ballots cast“. Dies entsprach ungefähr 33 Millionen Stimmen. Die 20.9 Prozent machen für mich keinen Sinn, denn das würde ja bedeuten, dass 2016 mehr Leute an die Urnen gingen als 2020 (5 × 33 = 165 Millionen)! 25 Prozent (132 Millionen) tönen deutlich realistischer.
Der Anteil der brieflichen Abstimmung hat sich in vier Jahren annähernd verdoppelt (~25 vs 44 Prozent), und vermutlich nur deshalb so rasant, weil eine Pandemie herrscht.
Wieso ich diese Zahlen zusammengesucht habe? Heute fand ich folgende Twitter-Meldungen:
Das von #Trump beklagte Chaos bei Zustellung #Briefwahlunterlagen gibt es. – Ich darf hier nicht wählen. An meine #Washingtoner Adresse kamen aber 3 #Wahlzettel: für vor 5 Jahren verzogene VORmieterin, in #PuertoRico lebende VERmieterin und deren verstorbenen Mann. #uswahl2020 pic.twitter.com/qNnG7DMVRc
— Stefan Niemann (@SNiemannARD) October 10, 2020
(ARD-Korrespondent, falls erste hier jetzt bereits „Fake news!“ schreien)
I got 5 unsolicited ballots at my home in Washington DC. Two are in my name. Three are addressed to people who haven’t lived here in years. pic.twitter.com/Q2ngNCXVRv
— J Michael Waller (@JMichaelWaller) October 11, 2020
Exhibit A in why sending out ballots to everyone on the voter roll is problematic.
I just received five ballots at my house in Washington DC. Some of these people haven't lived here in years.
This is crazy. pic.twitter.com/M0pKpIsKPn
— David Closson (@DavidClosson) September 29, 2020
In Pennsylvania hat Biden mit 40’000 Stimmen Vorsprung gewonnen, in Wisconsin sind es 20’000 (Quelle).
Rechenaufgabe: Wie viele Republikaner hätten in diesen beiden Staaten mehrfach (bspw. dreifach, oder fünffach) erhaltene Stimmzettel einsenden müssen, um das Resultat zu kippen? Oder haben sie das tatsächlich gemacht, weshalb die Wahl so eng ausgefallen ist? Oder waren es vielleicht stattdessen Demokraten, die mehrfach Stimmmaterial erhalten haben, und dieses dann eingesendet haben?
Auf jeden Fall wäre dies ein strafrechtlich zu ahnendes Vergehen (konkretes Strafmass für den Bundesstaat Connecticut), egal, wer mit welcher Gesinnung mehrfach abstimmt.
Spannend ist jetzt vor allem, ob solche Unfälle gleichmässig bei Republikanern und Demokraten aufgetreten sind, und ob beide Seiten diese Schwachstelle im gleichen Ausmasse ausgenutzt haben. Denn dann würden sich diese Vorfälle in der Waage halten und das Resultat kann nicht mehr angezweifelt werden.
Nachtrag
The Guardian listet die Zahl und der Anteil der Briefwahlstimmen in den Battleground-States auf.
Wikipedia nennt die Anteile für die Präsidentschaftswahlen 2016.