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Freitag, 4. März 2022

Wirtschaftskrieg: Wer hat den längeren Atem?

Im März 2009 schloss ich am Historischen Institut der Universität Bern meine Lizentiatsarbeit mit dem Titel Die Missernte 1916/17 in der Schweiz: «Wenn nur der Wettergott bald ein Einsehen hätte» ab (Seite mit dem Link auf das PDF).

Darin betrachte ich die Schweizerische Landwirtschaft unter dem Einfluss von auf Grund des Weltkrieges gestörten Einfuhren (Blockaden und das Zurückbehalten wichtiger Rohstoffe einerseits, sowie anderweitige Verwendung essentieller Rohstoffe für kriegswichtige Fabrikation) sowie schlechter Witterung.

Spannend, was ich nun gerade lese:

Funktioniert dieser Vergleich wirklich? Ich weiss es nicht. Aber ich habe Zweifel — Japan ist bekanntermassen eine Inselgruppe, und vergleichbar mit der Schweiz ein Land ohne Rohstoffe — es gibt dort kaum fossilen Energieträger (Kohle, Gas, Erdöl, etc.). Immerhin: Heute produziert Japan fast dieselbe Menge an Reis, die es konsumiert (97 Prozent). Doch für die Reisproduktion wird fossile Energie benötigt — in Form von Benzin/Diesel für die Landwirtschaftsmaschinen, und als künstlich hergestellten Dünger.

Wie sieht es bezüglich Russland aus? Mir kommen zwei Grafiken in den Sinn, denen ich in den letzten Tagen über den Weg gelaufen bin:

Infographic: Ukraine Crisis Likely to Push Up Wheat Prices | Statista You will find more infographics at Statista

Handelsblatt: Wie EU-Länder ihre Abhängigkeit von Gas aus Russland verringern wollen

Diese zwei Grafiken machen mir als Europäer grösste Sorgen. Befürchtung: Selbst wenn wir für die Deckung unseres Bedarfs recht schnell auf andere Quellen umschwenken könnten, würde dies mit enormen Preissteigerungen einhergehen (diese beginnen bereits: COMMODITIES Gas and aluminium hit fresh records; oil, wheat soar on supply turmoil). Und wenn wir keine anderen Quellen finden … gehen die Lichter aus.

Nachtrag:

Handelt es sich bei „PARIS WHEAT“ um dieses Produkt („Milling Wheat / Ble de Meunerie (EBM)“)?

Aus Sicht von Maxim Mironov, Associate Professor in Empirical Corporate Finance in Madrid, spielen solche Überlegungen keine Rolle — nicht wir, sondern vorerst einmal Russland sei auf dem direkten Weg ins Disaster:

Was Mironov nicht erwähnt: Was ist mit Ländern ausserhalb des Westens? China, als „Elephant in the room“? Und sonstigen Staaten, die gegen Russland keine Sanktionen ergriffen haben? Einerseits könnte Russland auf diese für den Import dringend benötigter Waren zurückgreifen, und andererseits diesen Staaten fossile Energie und sonstige im Inland produzierte Rohstoffe verkaufen.

Spannende Zeiten. Bald werden wir wissen, was Sache ist.

Nachtrag

Ein Twitter-Thread (bitte schreibt doch einfach Blog-Artikel, Mensch!), welcher der russischen Wirtschaft ebenfalls die Resilienz abspricht.

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Labels: Wirtschaft

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