Dienstag, 6. Dezember 2005, 22:08 Uhr

Ausgehen in Madrid – von Schweizern für Schweizer


Night Life in Madrid
Originally uploaded by emeidi.

Endlich ein weiterer Beitrag aus der Serie „Ausgehen in …“. Während der erste Artikel Ausgehen in Zürich – von Bernern für Berner sowie dessen nachträgliche Bebilderung mit Ausgehen in Zürich (revisited) sich innerhalb geordneten Bahnen (sprich: in der Schweiz) bewegte, kommt nun ein kurzer Party-Beitrag für den Kosmopoliten.

Vom 24. bis 28. November 2005 weilte ich nämlich zusammen mit Da Virge, Martin und Remy in Madrid bei Martins Bruder Tomas (man spreche Tomas aus gebotenem Anlass wie die Spanier aus: Tomaaaaaaaaaaas).

Ein erster Beitrag – quasi live von der Front – gab es hier bereits zu bestaunen: Bestias de Fiesta in Madrid. Nun möchte ich analog zum Zürcher-Beitrag auch noch die Google Earth-Map nachlieferen, damit sich Weltenbummler ein Bild von den besuchten Lokalitäten und insbesondere ihren Standorten machen können.

Die grosse Frage also: Wo waren wir? Wo ging’s ab? Was ist zu empfehlen? Vorerst einmal muss ich vormerken, dass wir dank Tomas‘ exzellentem Networking im Schlepptau von „Eingeborenen“ unterwegs waren, die die Stadt fast wie die Hosentasche kannten, mit dem Auto vorfuhren und uns auch in den meisten Fällen gratis (!) in die Clubs hineinschmuggeln konnten (Gästelisten, aber das ist ein anderes Thema). Der Vorteil liegt auf der Hand: Wie auch auf der Karte ersichtlich waren wir nicht unbedingt im Zentrum unterwegs, sondern begaben uns manchmal auch etwas in die Peripherie und kamen so in den Genuss vom authentischen, untouristischen Partyleben. Nachtleben der gehobenen Mittelklasse, wohlgemerkt – unsere Guides gehörten nicht zu den Ärmsten der Stadt (Profis erkennen den Hersteller des Gefährts, alle anderen schauen sich die Tags an).

Achtung: Es empfiehlt sich, mit korrektem Schuhwerk anzutreten. Meine Es-Skater-Schuhe führten sowohl am Donnerstag als auch am Freitag fast zum Eklat. Nur mit viel Zureden brachte mich Fönsu dann doch noch rein *grins* Am Samstag gab es mit Lederschuhen keine Komplikationen.

Und noch was: Die Clubs schliessen so gegen 5 Uhr morgens, es kann durchaus aber auch noch länger dauern. Wer bei Sonnenaufgang heimkommen will, kann fast nichts falsch machen.

Wir waren im …

  • Teatro Kapital
    Calle Atocha 125

    Gross, grösser – Kapital. Insgesamt auf sieben Stockwerken hat sich hier eine der imposantesten Discotheken der Stadt einquartiert. Am Samstag ist vor dem Eingang die Hölle los – alle wollen rein, nur wenige schaffen es aber zu später Stunde. Ohne Namen auf irgendeiner der hundert Listen gibt es bei grossem Andrang kein Eintritt mehr. Die Türsteher sind Rüppel und Sadisten. Wenn man einmal drinne ist, wird man von den gesalzenen Preisen erschlagen. Gin-Tonic etc. kosten 12EUR, dank Santis Verbilligung mussten wir am Donnerstag noch 9EUR hinblättern. Am Samstag mussten wir unseren Eintritt mit einer Flasche Whisky erkaufen – Kostenpunkt: 120EUR. Dafür haben wir uns die Genitalien etwa 45min lang vor der Türe abgefroren. Musik: Verschiedene Floors, verschiedener Sound. House, Latin – Standard. Vom Geschehen habe ich nur noch bruchstückhafte Erinnerungen *grins*

  • Nova Glam
    Calle de Lagasca 105

    Kleinerer, gemütlicherer Schuppen irgendwo im Nobelviertel mit seinen quadratischen Häuserblocks und Strassenzügen. Auf zwei Ebenen (Erdgeschoss: Bar, Untergeschoss: Tanzfläche) drängeln sich je nachdem einige Leute. Drinks sind auch hier teuer, aber billiger als im Kapital. Am Donnerstag konnten wir von der Galerie Leute „vom anderen Ufer“ auf der Tanzfläche beobachten, deren Lippen zueinander fanden. Musik: Gemischt, bei unserem Besuch lief zuerst einmal Modern Talking, danach ältere Klassiker aus den 70ern und 80ern. Laut Tomas ein neueres Lokal.

  • La Posada de las Animas
    Calle de Lagasca 31

    Wer das Kaufleuten kennt: Dieser Club ist noch ein Mü gehobener als der Zürcher-Materialisten-Tempel. Dies erkennt man bereits am deutlich älteren Publikum (die Frauen Mitte 20, die Männer um die 30) sowie an den Darbietungen im Hintergrund. Da ist tatsächlich eine Künstlergruppe um das Wohl der Gäste besorgt und zeigt – in unserem Falle – eine … wie soll ich sagen? … Show, wie sie auf einem indischen Hof stattgefunden haben könnte. Geschminkte Personen in orientalischen Kleidern, jemand sogar mit einem gefälschten Rüssel auf der Nase zeigen allerlei Akrobatik und bewegen sich rhythmisch zur Musik (House). Über die Preise kann ich nichts sagen, da ich mich dort angenehm zurückgehalten habe.

  • Palacio Goviria
    Calle Arenal 9

    Jeden Donnerstag veranstaltet hier Forocio eine Party für Austauschstudenten. Wer junge Studenten um sich haben möchte, die aus allen Teilen der Welt in die Partymetropole angereist sind, ist hier am richtigen Ort. Dank Herkunftsschildchen, die es am Eingang gratis gibt, lässt sich die Wahl seines Gegenübers nicht (nur) über das optische Auftreten fällen. Aber Achtung: Wie wir werden wohl auch die anderen Partygänger einfach irgendein Land gewählt haben. Der Flyer berechtigt beim rechtzeitigen Erscheinen zum freien Eintritt. Das Besondere am Palacio: Das Interieur erinnert an längst vergangene Zeiten. Barock? Keine Ahnung, auf jeden Fall verschnörkelt und klassische Architektur. Musik: Verschiedene Floors, House und aktuelle Charts, soweit ich mich erinnern kann.

Ich weiss – bevor Leute nun ihr „Authenzität“-Geschrei loswerden, möchte ich zur Beruhigung sagen: Beim nächsten Besuch (der garantiert vor Sommer 2006 kommen wird) werden wir uns auch Clubs für Normalsterbliche anschauen. Gehobene Schuppen sind schön und gut, aber feiern wird man in Madrid sicherlich gut oder noch besser auch in Läden können, deren Publikum „auf dem Boden“ geblieben ist.

Übrigens: Wer Tapas liebt, sollte sich auch das Los Amigos in der Banlieue draussen gönnen – sehr billig, sehr viel Nachschub ohne Aufpreis.

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