Sonntag, 19. Februar 2006
Im August 2005 war ich das erste Mal im GUS Restaurant Sternen in Neuenegg, habe dort gespiesen und danach hier eine Kritik publiziert.
Letzte Woche, genauer am 10. Februar 2006, war ich ein weiteres Mal dort, zusammen mit den Kollegen Zgraggen, Sommer und Sedlacek (d. J.).
Leider muss ich hiermit das Urteil vom August revidieren. Um etwa 21.15 Uhr trafen wir an jenem Freitag-Abend im Lokal ein. Wir nahmen zügig am letzten freien Tisch in der Gaststube Platz. Und dann passierte lange nichts mehr. Entweder machten wir für die lausige Bedienung keinen hungrigen oder zahlungskräftigen Eindruck, weshalb wir um die 10 Minuten warten mussten, bis uns überhaupt einmal die Speisekarte gereicht wurde.
Bestellt war relativ schnell – wir entschieden uns allesamt für einen Burger aus dem USA-Wochenprogramm (der wahre Grund, wieso wir überhaupt dort eingekehrt waren), mit selber gewählten Zutaten wie Country Cuts und Maiskolben. Die erste negative Überraschung folgte kurz darauf: Die Serviererin erschien erneut an unserem Tisch und beschied uns, dass sie nur noch ein Stück Burger-Fleisch vorrätig hätten. Ich und Kollege Zgraggen entschieden uns deshalb für andere USA-Angebote. Das erste Mal an diesem Abend begannen wir zu grübeln: Welche Gastwirtschaft macht eine USA-Woche und hat dann zu Beginn des Wochenendes nur noch ein Burger-Fleisch in der Tiefkühle? Wer ist hier für die „Supply Chain“ zuständig? Wohl niemand …
Etwa um 22.00 Uhr begannen wir, unruhig zu werden. Vom Essen keine Spur, auch die Serviererin gönnte uns keinen einzigen Blick. Was wohl los war? Unsere Menu-Wünsche waren nun wirklich nicht derart extravagant, dass diese mehr als 30 Minuten des Koches in Anspruch genommen hätten. Gutschweizerischer Manier folgend übten wir uns weiter in Geduld, wobei Kollege Sedlacek (d. J.), der selbst nichts bestellt hatte, uns empfahl, die bisher getrunkenen Stangen zu bezahlen und danach in einer anderen „Beiz“ einzukehren. Er würde sich eine solch lange Wartezeit nicht gönnen lassen. Wir entschieden uns, der Bedienung noch eine Gnadenfrist zu geben.
Um 22.15 dann, also genau eine Stunde, nachdem wir im Lokal Einsitz genommen hatten, war auf unserem Tisch immer noch nichts Essbares in Sicht. Auch wir geduldige Schweizer wurden nun langsam nervös und entschieden uns, vorerst einmal den Gerstensaft zu bezahlen. Die Serviererin erschien prompt am Tisch und kassierte ein. Eigentlich wären wir nun bereit gewesen, das Lokal zu verlassen. Kollege Sommer entschied sich aber spontan dazu, ein weiteres Bier zu ordern. Wir waren also noch einmal an das Lokal gebunden. Die Bedienung versicherte uns, dass das Essen jede Minute parat sein werde und bat uns um ein letztes Stückchen Geduld.
Dann, endlich, gegen 22.20 Uhr traffen die drei Teller ein. Sommer kriegte seinen Burger, Zgraggen seine Irgendwas und ich meine Schweinskotteletten (oder so ähnlich). Nachdem ich mir fünf Minuten lang das Wasser im Mund zusammenlaufen liess und auf das Teller starrte, überkamen mich erste Zweifel: Wo zum Teufel blieben meine Pommes und mein Maiskolben? Auch bei Kollege Zgraggen fehlten die Country Cuts. Nur Kollege Sommer hatte sein Pommes-Teller mitsamt dem Burger geliefert erhalten.
Nach weiteren fünf Minuten reichte es mir. Ich stand auf, begab mich zur Kasse und fragte bei der Bedienung entnervt nach, wo denn bitteschön unsere Zutaten blieben. Wieder versicherte sie, dass diese sofort geliefert werden würden. Zurück am Platz ging es einige Minuten, bis sie mit meinen Pommes vorbeischaute. Vom Mais-Kolben aber immer noch keine Spur.
Die Fleischstücke hatte ich mittlerweile grösstenteils gegessen und wandte mich nun den Pommes hin. Kollege Zgraggens Country Cuts fehlten immer noch. Etwas später stand unsere Bedienung wieder am Tisch und wollte Zgraggen ein Teller Pommes reichen. Als er den Inhalt des Tellers sah, blickte er die Bedienung verwundert an und brachte vor, dass er doch eigentlich Country Cuts bestellt habe … Auf Anraten von Sedlacek (d. J.) verweigerte er die Annahme des Tellers. Immerhin kam ich so aber noch zu meinem Maiskolben.
Sich der unzähligen Faux-Pas bewusst, offerierte uns die Bedienung vorerst einmal eine Runde aufs Haus. Wir schlugen selbstverständlich zu, doch dieses Gratis-Bierli konnte unsere Stimmung nicht mehr heben. Als ich mich an die Bezahlung machte, offerierte mir die Bedienung den Mais-Kolben. Ich bezahlte (zusätzlich zum ersten Bier) noch 20 Franken. Dann verliessen wir schleunigst das Lokal.
Fazit
Ein Restaurant bezahlt man normalerweise dafür, seine Gäste zur vollen Zufriedenheit zu bedienen und rasch und schnell zu Verpflegen, wenn es sich nicht gerade um ein Fünf-Sterne Etablissement mit dementsprechend vielen Gängen handelt. Wieso so etwas wie Burger-Fleisch ausgehen kann, ist mir schleierhaft. Am Freitag sollte es doch Chef Lager auffallen, wenn die Packungen Gefrierfleisch arg angebrochen sind. Schliesslich steht ja das umsatzstarke Wochenende vor der Türe! Auch die Bedienung schien sich mehr schlecht als recht um uns zu kümmern. Ich hätte zumindest erwartet, dass sie nach 20 Minuten von alleine zu uns gekommen wäre und uns erklärt hätte, wieso dass wir etwas länger auf das Mahl warten müssten. Dass schlussendlich auch die Beilagen falsch geliefert wurden (Zgraggens Country Cuts wurden plötzlich zu Frites) lässt mich schwer an den Fähigkeiten der Bedienung zweifeln.
Wie ich aus verlässlicher Quelle erfahren habe, handelt es sich beim Personal nicht um Leute mit einer Service-Angestellten-Ausbildung, sondern um Quereinsteiger. Ausserdem habe die einzige Frau vom Fach (neben dem Koch), die Chefin, das Lokal vor einiger Zeit verlassen müssen. Unter ihrer Aufsicht hätte es ausschweifende Parties gegeben, die über die Polizeistunde bis etwa 6 Uhr hinausgingen, die Leute (auch die Bediensteten) dabei auf den Tischen tanzten und Freirunde um Freirunde ausgaben. So wie man sich typische GUS-Institutionen eben vorstellt.
Das Restaurant werde ich auf jeden Fall für Mahlzeiten meiden. Ich bin von der Professionalität des Betriebes schwer enttäuscht – es scheint hier aber einfach das noch nie sehr professionelle GUS-Verhalten gepflegt zu werden. Schliesslich handelt es sich bei der Gemeinschaft Unabhängiger Sürner um „Wirte vom Land“. Das Motto wird da wohl sein: Irgendwie klappt’s dann schon … Auf das Prinzip Hoffnung setze ich jedenfalls nicht mehr und suche mir konventionelle Gaststätten aus, die etwas vom Handwerk verstehen.