Ich büffle wieder einmal den Stoff für die morgige Prüfung Empirische Sozialforschung bei Prof. Abraham. Die Lektüre des Buches von Diekmann ist gar nicht so trocken, wie das die Reaktion der BWLer vermuten liess. Aber diese Studenten-Spezies war ja eigentlich auch noch nie massgebend *zwinker* Die Lektüre ist sehr spannend und der konstante Miteinbezug von bahnbrechenden Forschungserkenntnissen bringt die nötige Würze. Hier ein Auszug über Eigenheiten, die meiner Meinung nach in einer globalisierten Welt vermehrt beachtet werden sollten:
„Beziehungskonflikte“ zwischen Amerikanern und Engländerinnen
Unter den während des Krieges in England stationierten amerikanischen Soldaten war die Ansicht weit verbreitet, die englischen Mädchen seien sexuell überaus leicht zugänglich. Merkwürdigerweise behaupteten die Mädchen ihrerseits, die amerikanischen Soldaten seien übertrieben stürmisch. Eine Untersuchung, an der u. a. Margaret Mead teilnahm, führte zu einer interessanten Lösung dieses Widerspruchs. Es stellte sich heraus, daß das Paarungsverhalten (courtship pattern) – vom Kennenlernen der Partner bis zum Geschlechtsverkehr – in England wie in Amerika ungefähr dreißig verschiedene Verhaltensformen durchläuft, daß aber die Reihenfolge dieser Verhaltensformen in den bei den Kulturbereichen verschieden ist. Während z. B. das Küssen in Amerika relativ früh kommt, etwa auf Stufe 5, tritt es im typischen Paarungsverhalten der Engländer relativ spät auf, etwa auf Stufe 25. Praktisch bedeutet dies, daß eine Engländerin, die von ihrem Soldaten geküßt wurde, sich nicht nur um einen Großteil des für sie intuitiv richtigen Paarungsverhaltens (Stufe 5-24) betrogen fühlte, sondern zu entscheiden hatte, ob sie die Beziehung an diesem Punkt abbrechen oder sich dem Partner sexuell hingeben sollte. Entschied sie sich für die letztere Alternative, so fand sich der Amerikaner einem Verhalten gegenüber, das für ihn durchaus nicht in dieses Frühstadium der Beziehung paßte und nur als schamlos zu bezeichnen war. Die Lösung eines solchen Beziehungskonflikts durch die bei den Partner selbst ist natürlich deswegen praktisch unmöglich, weil derartige kulturbedingte Verhaltensformen und -abläufe meist völlig außerbewußt sind. Ins Bewußtsein dringt nur das undeutliche Gefühl: Der andere benimmt sich falsch.
Originalquelle: Watzlawick, Beavin und Jackson 1969
Gefunden in: Diekmann 2005, S. ?
Wieder etwas gelernt in der Lebensschule! Bei den Brasilianern scheint Knutschen auch eher auf Stufe 1 zu liegen, was meine Chatpartnerin Rebecca bestätigt hat, wogegen es hier in der Schweiz (wie ich bereits unter Kollegen angemerkt habe) eher auf Stufe 29.99999 anzutreffen ist. Ich bin aber sicherlich nicht repräsentativ, wie auch das Jagdgebiet Bern – ich kann mir vorstellen, dass es in Zürich wie auch in anderen, weltoffeneren Städten schneller zur „Sache“ geht. Aber man soll nicht meckern, schliesslich bin ich seit 3 Jahren glücklich in festen Händen und muss mich mit solchen Problemen glücklicherweise nicht wirklich auseinandersetzen.