Archiv 27. Juni 2005

Montag, 27. Juni 2005

Steven Spielberg Presents Taken

Zur Zeit läuft auf SF2 wie auch Pro Sieben die Serie Steven Spielberg Presents Taken. In die erste Folge habe ich vor etwa zwei Wochen zufälligerweise hineingezappt, viel zu spät versteht sich und ausserdem lief gleichzeitig noch eine SS-Dokumentation auf einem öffentlich-rechtlichen Kanal, was mir den Genuss dieser Mini-Serie weiter erschwerte.

Heutzutage, wo man in den Genuss der digital vernetzten Welt kommt, hat man sich aber glücklicherweise nicht mehr an die Sendezeiten der Anstalten zu halten. Auch auf die Verbraucherunterbrechungen kann ich getrost verzichten, und nicht zuletzt möchte man sich als anglophil veranlagte Person auch dem Originalton hingeben. Schliesslich bringen Synchronisationen oft nicht nur den Wort-Witz schlecht an den Mann, sondern unterschlagen auch die natürliche, mit Hintergrund- und Umweltgeräuschen verzierte Kulisse.

Die Lösung all dieser Probleme heisst Bittorrent, ein P2P-Netzwerk, das sich nach dem nie wirklich gerechtfertigten Hype um eDonkey (viel zu langsam und ressourcenintensiv) unter Kennern etabliert hat.

Nach einigen Fehlschlägen – normalerweise ist Bittorrent die Quelle für Shows und Filme aller Art – stiess ich dann doch auf ein .torrent, das gleich alle 10 Folgen in einem einzigen Download vereint. Der Ordner benötigt dazu aber auch sagenhafte 6.9GB Festplattenplatz, was zu einer vorausgehenden grossen Säuberung meiner Incoming-Festplatte führte (Fassungsvermögen: 160GB, zur Sicherheit gespiegelt mit RAID1). Der Download ging mit manchmal 5KB/s ungewohnt langsam von statten – letzten Freitag war es dann aber soweit: ‚download succeeded‘.

Genug des Technogebabbels, hier folgt ein kurzes Review meinerseits:

Gesamturteil

Gerade vorweg: Die Spannung kann sich leider kaum über die ersten paar Episoden hinausretten. Die letzten Folgen, die ich mir gestern und heute zu Gemüte geführt habe, waren eher eine Strapaze als Filmgenuss. Der Beginn der Serie ist aber wirklich vielversprechend und greift die von mir so geliebten „Was-wäre-wenn“-Szenarien auf. Als angehender Historiker sollte man sich solche Überlegungen eher verkneifen, doch sind sie eben oftmals das Salz in der Suppe. Was also wäre wenn der vermeintliche UFO-Absturz in Roswell 1947 wirklich Realität war? Und noch viel schlimmer (storytechnisch: besser) nur der Auftakt zu einer unglaublichen, ein halbes Jahrhundert dauernden (Leidens-)Geschichte ist?

Die goldenen 50er

Der Glanz und die Spannung der Serie beruht auf den ersten Folgen. Wortwörtlich verfällt man in einen suchtähnlichen Zustand und schaut sich die Folgen nacheinander an (bei mir führte das zu einer fast schlaflosen Freitag-Nacht, in der ich um 5 Uhr morgens ins Bett kam). Sowohl Story als die Regie sind vorbildlich und man kann sich sehr schnell in die Situation der Akteure versetzen.

Das aus meiner Sicht unübertroffene Highlight ist die Operation an Russel Keys, die eine völlig unerwartete Wendung nimmt. Unweigerlich kam mir dabei das ominöse Roswell-Video in den Sinn – der 50er-Trash wird in beiden Videos perfekt herübergebracht. Dieses Schmankerl sollte man garantiert nicht verpassen! Scary, um es auf Englisch zu sagen.

Chaos

Ein konstantes Problem stellen die vielen verschiedenen Familienmitglieder dar, da wir ja gegen Schluss schon die Geschichte der dritten Generation präsentiert bekommen – bei drei Familien. 3×3 = 9 Ebenen, die man immer präsent haben sollte. Für mich war dies doch gar etwas zu viel, weshalb CBC mir mit Beyond Taken-Feature sehr effizient weitergeholfen hat.

Das schreckliche Ende

Während der Beginn der Serie recht rabiat zu und her geht (hat man in den 1940er wirklich derart gefühllos und kalt misbeliebige Leute um die Ecke gebracht?), sind die letzten drei Folgen sowas von herzzerreissend und Zu-Tode-Redend, dass ich mehrere Male vorwärts spulen musste. Aus meiner Sicht ist den Drehbuchautoren gegen Ende des Scripts der Schnauf ausgegangen und man schwenkte um auf eine Erzählweise, die wohl eher das weibliche Publikum (GZSZ-Liebhaber) anspricht. Auch finde ich einige Ereignisse schlicht weit hergeholt und unlogisch, ohne diese hier jetzt (in der Breite) ausführen zu wollen.

Die ewige Flüchterei kommt einem bei der zehnten Wiederholung (und bei den immerselben Fehlern) gar etwas bekannt vor, und auch die Diskussionen zwischen den Akteuren nehmen gefährliches Star Trek: Enterprise-Niveau an. Da kommt es vor, dass einer der Hauptakteure einen Bauchschuss abkriegt und am Ende der Folge dem Attentäter freundlich auf die Schulter klopft und dazu meint „He, alles halb so wild – mir geht’s ja wieder gut.“ John (das Forscher-Alien, das sich gerne in irdischen Betten mit irdischen Weibern vergnügt) dagegen kriegt Charlie Keys volle Wut zu spüren – aus meiner Sicht wäre eine etwas mehr einfühlsame, diplomatische Vorgehensweise logischer erschienen – schliesslich sind die Jungs aus Sicht der noch halb animalischen Spezies Mensch gar etwas zu allmächtig, um sie wutentbrannt durchzuschütteln. Er könnte ja wirklich noch von grossem Nutzen sein.

Special Effects

Kollega Dickreuter (zur Zeit „an der Front“ in den USA, genauer L.A., noch genauer Hollywood) könnte hier wohl viel kompetenter Auskunft geben – doch ich versuche es jetzt einmal, als sozusagen unwissender, dummer Zuschauer: Da hätte man mehr drausmachen können.

Obwohl die Serie 2002 produziert wurde und sich in den mittlerweile vergangenen drei Jahren wiederum etliche Fortschritte ergeben haben (Star Wars III, bspw.), sind die Animationen teilweise gar etwas zu dumb ausgefallen. Die Animation der – zugegebenermassen schwierig zu animierenden – Aliens ist grauenhaft, was wieder einmal beweist, dass realistische Körperbewegungen immer noch die Messlatte für alle seriösen SFX-Produzenten darstellt. Klar hatte Spielberg kein anständiges Filmbudget zur Hand (wobei 40 Millionen dann doch wieder verdammt viel Geld sind), doch der Vergleich zu anderen aktuellen Serien zeigt doch einige Mankos auf. Der Absturz des UFOs in North Dakota andererseits ist sehr gelungen, und auch das Recording-Device (Artefakt) ist realistisch – um nicht zu sagen – atemberaubend animiert. Die Lichtkugeln am Himmel gehorchen wohl absichtlich nicht den physikalischen Gesetzmässigkeiten, sehen aber doch allzu künstlich aus.

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Montag, 27. Juni 2005

Wieso die NZZonline keinen RSS-Feed will …

… wurde mir von einem Mitarbeiter von NZZ Online in einem Mail erklärt. Ich konnte es aber nicht sein lassen und habe mich noch einmal voll ins Zeug gelegt, die Leute bei der ältesten Tageszeitung der Schweiz aufzurütteln. Nur weil man 225 Jahre auf dem Buckel hat, muss man sich nicht vor neuen Technologien verschliessen. Im Gegenteil, ein Unternehmen wie die NZZ hat wohl sicherlich nicht derart lange überlebt, weil man seit Anbeginn der Publikation immer auf dasselbe Pferd gesetzt hat.

Hier also die Antwort meinerseits:

From: private@eMeidi.com
Subject: Re: AW: RSS-Feed
Date: 27. Juni 2005 14:16:56 GMT+02:00
To: mitarbeiter@nzz.ch

Guten Tag

Vielen Dank für die rasche Antwort!

> Wir verzichten bewusst auf einen RSS-Newsfeed.

Ausgesprochen schade!

> Wir wollen unsere Marke nicht verwässern

CNN, CBSNews, Spiegel Online und schliesslich auch der Tagi (nebst unzähligen anderen) tun genau das. Die Schlussfolgerungen aufgrund dieser Fakten überlasse ich Ihnen.

> und haben ein vitales Interesse daran, dass möglichst viele Leute
> auf NZZ Online kommen.

Ich komme etwa einmal alle vier Monate auf ihre Homepage. Den Tagi Online habe ich nie besucht – seit ich aber deren RSS-Feed abonniert habe, bin ich regelmässig mehrere Male pro Woche auf deren News-Siten. Sie sehen: RSS-User sind (zumindest teilweise) komplementär zum bestehenden Nutzerkreis Ihres Online-Angebotes zu sehen.

> Durch das Deep-Linking direkt zu den Artikeln via
> RSS-Feed, verlieren wir User, die sonst unsere Einstiesseite besuchen und
> dann weiter zu den Artikeln gelangen.

Die o.g. RSS-Anbieter stellen nur die Titel und den Lead per RSS zur Verfügung. Wer den ganzen Artikel lesen will, kommt nicht darum herum, auf den Link zu klicken und die eigentliche Web-Seite anzuschauen. So generieren Sie vielleicht zwar weniger Page-Views auf der Eingangsseite (durch Leute, die alle fünf Minuten auf Ihr Angebot zugreifen um nachzuschauen, ob es neue Meldungen gibt), können sich aber sicher sein, dass Leute, die via RSS-Feed auf einen Artikel gelangen, auch wirklich am Inhalt interessiert sind (Quantität vs. Qualität).

> Zudem würden auch urheberrechtliche
> Rahmenbedingungen gegen einen solchen Feed sprechen.

Leider kenne ich mich in diesem Themenkreis nicht sonderlich aus, doch nur Mut: Der Tagi hat es ja auch irgendwie hingekriegt :-)

PS: Der „Fortschritt“ lässt sich nicht aufhalten. Wollen wir wetten, dass die NZZ in naher Zukunft von sich aus einen RSS-Feed anbieten wird?

Viel Erfolg auch in Zukunft
Mit bestem Dank
Mario Aeby

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