Freitag, 15. Juni 2007
Der frühere Konzernchef der Zürcher Kantonalbank (ZKB), Hans Vögeli, hat selber mit Sulzer-Optionen gehandelt. […] Laut «Bilanz» hat Vögeli privat auf steigende Sulzer-Aktien gesetzt, während er seiner Bank vorgeschrieben hat, die Finger von Sulzer zu lassen.
Quelle: Ex-ZKB-Chef Vögeli hat selber mit Sulzer-Optionen gehandelt
Super-GAU für die ZKB: Seit der Aufruhr um den Sulzer-Deal läuft die Medienberichterstattung heiss. Wäre ich in dieser Bank in leitender Position tätig, würde es mir langsam etwas zu heiss auf dem Bürostuhl.
Ich assoziiere mittlerweile folgende Dinge mit der ZKB (für einmal, völlig unwissenschaftliche, ohne Quellenbelege):
- Sexuelle Belästigung
- Porno-Konsum am Arbeitsplatz
- Parallelgeschäfte von Investment-Bankern (noch dreister: „Front-Running“, wieder so ein Schlagwort gelernt!)
- Absolut keine Kontrollen
- Zweck einer Kantonalbank?
Ich hätte einige Gewissensbisse, wenn mein Geld für diese Bank „arbeiten“ würde – mangels Vermögen und meiner seit Jahren (mehr oder weniger) geschätzten Hausbank Crédit Suisse muss ich glücklicherweise keine Konsequenzen ziehen. Doch wahrscheinlich lege ich als normaler Bürger andere Kriterien an eine Bank, als dies millionenschwere Investoren tun. Und eigentlich haben sie recht: Was schert mich der moralisch-ethische Mist, wenn ich am Ende des Monats ein dickes Plus auf dem Bankkonto habe?
Law & Order
Ich hoffe, dass die Justiz wenigstens dieses eine Mal so richtig durchgreift. Wenn es nach der SonntagsZeitung geht, ist es sowieso bald mit dem „lustigen Händlerleben“ bei der ZKB vorbei. Alarmierend:
Den Bankern waren auch beim Erwerb der Aktien kaum Grenzen gesezt [sic]. Wenn sie für ihre Kunden oder für die Bank Aktien kauften, konnten sie die gleichen Titel ungestraft in ihr Depot legen. Bei anderen Banken darf man nicht einmal daran denken, dies zu tun. […]
Quelle: SonntagsZeitung, 10. Juni 2007, „Bankenkommission zieht die Schraube an“, S. 70.
Kontrovers: Insider sollten belohnt werden
Zwecks Anregung einer Diskussion frage ich ketzerisch:
Wieso liberalisiert man eigentlich Insider-Handel nicht? Ist es nicht gerade ein Grundkonzept des freien Marktes, dass zwar nicht jeder über dieselben Startbedingungen verfügt, aber genau das stimulierend auf den Wettbewerb wirkt und schlussendlich alle davon profitieren? Der Beste kann doch auch der sein, der sich ein weitreichendes Informanten-Netzwerk aufgebaut hat, an der richtigen Position sitzt und über genügend Liquidität verfügt – wieso sollte es einer solchen Person verboten werden, nicht umgehend davon zu profitieren? Da rieche ich sozialistische Gleichmacherei, die abgeschafft gehört.
Nachtrag: Auch eine Liberalisierung wäre natürlich eine gute Idee – relevante Informationen werden dem Meistbietenden verkauft.