Sonntag, 23. Juli 2006
Gestern Mittag wurde ich von Kollege Belina aufgeboten, mit ihm das Muri-Bad in … der Leser errät es … in Muri zu besuchen. Die Aufforderung kam mir gerade Recht und ich begab mich zuerst mit dem Fahrrad nach Flamatt, um danach mit der S1 Richtung Ostermundigen chauffiert zu werden, wo ich – nach einem kurzen Besuch beim Bancomat der Valiant und des örtlichen Coops zwecks Verpflegung – auf den 10er Bus umstieg, der mich zum Galgenfeld führte. ÖV pur – die Überschreitung der gestrigen Grenzwerte wird definitiv nicht auf mich zurückzuführen sein.
Nach einer kleinen Vernissage (Kollege Belina ist ein verhinderter Künstler) in dem vom Abbruch bedrohten Idyllhaus ging es dann mit den Fahrrädern am Paul Klee Museum vorbei über Wittigkofen und Gümligen nach Muri an die Aare hinunter.
Auf dem von PKWs überfüllten Parkplatz stellten wir die Fahrräder ab, sicherten sie mit Schlössern (dazu später mehr) und begaben uns dem Aare-Ufer entlang Richtung Badi. Nach einem Obulus von sagenhaften vier Franken wurde uns Einlass gewährt.
Erstes Aare-Bad 2003
Wir machten uns am betonierten Ufer gemütlich und begaben uns alsbald in die Aare – mein erstes Aare-Bad dieses Jahr, notabene! Von der Holzbrücke aus (er sprang, ich watete ins kühle Nass hinein) gings etwa zehn Minuten den reissenden Fluss hinunter.
Nachdem wir beim Ausstieg noch Kollege Börnar getroffen hatte, der im Gummiboot beim Bad einen Zwischenhalt einlegte, um den leergesoffenen Biervorrat zu erneuern (Thun bis Muri scheint eine süffige Strecke zu sein …) trockneten wir uns auf unseren Tüchern.
Leider überraschte uns ein plötzlich einsetzender Regenfall, während dem wir uns genötigt sahen, im nahen Restaurant Schutz zu suchen. Nach etwa 10-20 Minuten war der Spuk vorbei – und das Bad leer. Noch weitere 20 Minuten später schien uns die Sonne wieder ins Gesicht, was unseren Aufenthalt bis etwa 19.00 Uhr verlängerte.
Verhinderter Turmspringer
Kollege Belina sah sich gegen Ende unsers Aufenthalts zum Sprungturm hingezogen, wo sehr wahrscheinlich türkischstämmige Jugendliche allerlei Wasserbomben und Saltos produzierten.
In der Folge durfte ich einigen gewagte Absprünge meines Kollegen beiwohnen, womit er die anderen Springer deutlich in den Schatten sttellte. Hätte ich in der Jury gesessen, hätte es 9er oder 10er geschneit. Seine Jugend als Kunstturner machte sich deutlich bemerkbar: Vorwärts- und Rückwärtssaltos und Eintauchen fast ohne Geräusch und Wasserspritzer – so machen’s die Profis! Und schlussendlich machten sich auch noch die genetischen Überreste unserer affigen Vorfahren bemerkbar, als er einem Äffchen gleich vom Ein-Meter-Brett Richtung Drei-Meter-Brett hechtete und sich daran mit Händen festhielt …
Belina ist eben nicht nur ein verhinderter Künstler, sondern auch ein verhinderter Turmspringer und Kunstturner.
Von Schlüsseln und Schlössern
Als die Sonne hinter Wolken dem Untergang entgegen verschwunden war und sich in uns ein grösseres Hungergefühl breit machte, entschieden wir uns für die Heimkehr.
Der Schreck sass tief, als ich bei „meinem“ Velo (von Kollege Belina mitsamt Schloss aus dem eigenen Velokeller bereitgestellt) feststellen musste, dass der Schlüssel nicht ins Schloss passte. Himmelarsch! Konnte das wahr sein?!
Wir begaben uns beide auf den Fussweg Richtung Bitzius-Schulhaus, um den richtigen Schlüssel holen zu gehen. In der ersten Kurve realisierte ich aber glücklicherweise, dass ich mein Schloss nicht an den Metallpfosten, sondern nur den Rahmen des anderen Fahrrads geschlungen hatte. Wir kehrten also zurück, Belina entfernte das seinige Schloss vom Metallpfosten – und los ging unsere Reise.
Wer also diesen Samstag nach 19 Uhr zwei Deppen ihre zusammengeketteten Fahrrädern durch Muri und Wittigkofen stossen sah – das wären dann wohl wir gewesen …
Abendessen
Nach einer etwas längeren Stosserei zurück in der Laubegg hatten wir uns ein stärkendes Mahl reichlich verdient. Auf dem Menu-Plan standen Spaghetti mit einer Arrabiata-Sosse, die von Hobby-Koch Belina noch verfeinert wurde in dem er zuerst Zwiebelstücke in Olivenöl anbrut und danach noch Thon und Basilikum in der „blodernden“ Sosse versenkte. Natürlich durfte auch die Gaumenfreude nicht vernachlässigt werden, weshalb wir aus den Tiefen des Belinschen Weinkellers einen edlen Cabernet Sauvignon aus Australien hervorzauberten (den wir im Verhältnis 1:2 bis etwa in die Hälfte leerten).
Abschied
Um etwa halb Zwölf ging es dann wieder mit dem ÖV Richtung Neuenegg – inmitten der ausgehfreudigen Berner fiel ich mit meinen Badschlarpen und Badeshorts doch etwas auf.
Solche ausgedehnten Ausflüge sollte man öfters machen – auf Grund unseres zunehmenden Alters scheint es aber nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich solche Events stark häufen werden.