Archiv 20. September 2006

Mittwoch, 20. September 2006

Gesetzes-Piraterie im Osmanenreich

Manchmal muss man auf längst veröffentlichte Artikel zurückkommen:

Kleine Anekdote am Rande: Das schweizerische StGB musste in den 1920ern als Vorlage für die türkische Version herhalten. Damals pflegte man also noch freundnachbarschaftliche Verhältnisse …

Quelle: Türkei im Elend – Blog-Schau

Richter [räuspernd, zum Angeklagten]: Herr Aeby, gut gemeint, aber leider einer typischen Verwechslung aufgesessen: Es handelt sich nicht um das StGB, das wir in die Türkei der 20er-Jahre exportiert haben, sondern das ZGB!

Angeklagter [ehrfürchtig, augenzwinkernd]: Mir sei vergeben, schliesslich studiere ich ja Geschichte …

Wieso nun aber die späte Korrektur? Als ich den damaligen Text geschrieben habe (Randnotiz: Ich sollte vermehrt ins digitale Archiv herabsteigen – manno, wo ich nicht überall meinen Senf dazugegeben habe!), fand sich im Netz kein Sterbenswörtchen über dieses Thema. Ich war mir aber sicher, dass ich davon bereits gelesen hatte (wo, ist mir entfallen). Vielleicht habe ich auch einfach nur falsch gesucht.

Als Abonnent des uniaktuell-Newsletters erhielt ich heute den Anstoss zur Korrektur:

Schweizer Recht gilt sogar in der Türkei

Das Schweizer Zivilgesetz regelt nicht nur hierzulande das Zusammenleben: Vor 80 Jahren hat die Türkei diese Gesetzesordnung übernommen. Die Rechtswissenschaftler der Uni Bern feiern dies an einer Tagung.

www.uniaktuell.unibe.ch

Stolz erfüllt mich, dass …

„[…] unsere Zivilrechtsordnung wichtige Bereiche von rund 350 Millionen Menschen regelt“

Quelle: Schweizer Recht gilt sogar in der Türkei

Hätte es damals die Musik- und Filmindustrie gegeben, wäre dies ein Akt der Piraterie gewesen und die pöhsen, pöhsen Raubkopierer wären für Jahrzehnte hinter Gitter gekommen. Zum Glück scheint die Juristerei nicht sonderlich am eigenen Urheberrecht (so paradox es klingen mag: Ein Gesetzestext hat ja auch Werk-Charakter!) interessiert zu sein …

Nun hoffe ich also, dass Heerscharen von Blog-Schreibern meinen peinlichen Fehler nicht wiederholen und dank dem Artikel der PR-Zeitschrift meines Arbeitgebers auf die richtige Fährte gelockt werden.

Übrigens: Ob Blocher bei seinem kommenden Besuch in Ankara zu einem fussballerischen Freundschaftsspiel ansetzt, ist nicht bekannt …

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