Mittwoch, 14. November 2007, 13:13 Uhr

Katholische Kirche in fragwürdigen Gewässern

Bischof Kurt Koch braucht in seiner Stellungnahme harte Worte: Eine Anerkennung des Urteils im Streit um den Röschenzer Priester Franz Sabo käme «einer Kapitulation der Kirche vor dem Staat gleich». Aus dem gleichen Grund könne er das Urteil auch nicht ans Bundesgericht weiterziehen. Der Gerichtsentscheid sei «eine «ungeheuerliche Infragestellung der ganzen Rechtsordnung der römisch-katholischen Kirche».

[…] Ein solcher Kniefall dürfe «einem Bischof nicht zugemutet werden». Kein souveräner Staat würde eine solche Kritik an seiner Rechtsordnung akzeptieren, schreibt Koch. Angesichts dieses «totalen Affronts» habe er unverzüglich den Vatikan informiert.

Quelle: Der Bund, 13. November 2007, „Kniefall vor dem Staat“, S. 5.

Mutet es nicht komisch an, wenn in den letzten Jahren eine Minderheit von hier lebenden Muslimen gegeisselt wurde, weil das Grüppchen die Scharia (oder welche religiös hergeleiteten Gesetze auch immer) über hier geltende Gesetze stellten – und die katholische Kirche diese fragwürdige Bewegung völlig überraschend links überholt?

Nun also bläst auch ein Katholischer Bischof in dasselbe Horn – doch wo bleibt der Aufschrei derjenigen, die noch vor kurzem einer Islamisierung unseres Landes mitsamt der Einführung der Scharia befürchteten? Ob nun Mohammed, Bischof Koch oder der Heilige Christoph B. die Autorität des Staates und seiner Gerichte in Frage stellt, spielt aus meiner Sicht keine Rolle. Alle sind sie Ewiggestrige, die an alten (bis uralten) Zöpfen nachhängen, von einem romantisierten Bild der vergangenen Tagen träumen und damit die heutige Welt schlicht und einfach verkennen.

Lieber Bischof Koch, lieber Papa Razzinger, liebe Katholische Kirche – wachen Sie bitte endlich im 21. Jahrhundert auf!

Säkularer Staat – jetzt!

Wenn Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten Schule machen sollte, liess der offensichtlich zornige Bischof erklären, müsste die Kirche für eine völlige Trennung von Kirche und Staat eintreten. Eine Entlassung eines Priesters, sagen dazu die Staatsrechtler , wäre dann als rein privatrechtliche Angelegenheit tatsächlich einfacher. Sie erinnern aber daran, dass dann auch die Privilegien einer Landeskirche verloren gingen, zum Beispiel die Möglichkeit , Kirchensteuern durch den Staat eintreiben zu lassen. Eine Trennung von Kirche und Staat sei nur über eine Volksabstimmung zu machen .

Lieber Würdenträger Koch – mit dieser Aussage haben sie mit mir nun doch noch einen Anhänger gefunden. Sie haben Recht! Es wird endlich Zeit, die marginalisierte Rolle der Landeskirchen anzuerkennen und die letzte Nabelschnur vom Staat zu trennen.

„Unsere“ Kirche ist das Wankdorf Center, unsere Kirche ist Westside in Brünnen – dort erlangen wir unsere Erlösung, dort legen wir unsere Schulden ab zu. Und schliesslich sind diese „Kirchen“ deutlich grösser, als alle Gebilde, die die Protestanten und Katholiken in ihrer Geschichte je erbaut haben. Nämlich.

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Labels: Schweiz

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